Auch von meiner Seite erstmal vielen herzlichen Dank für eure ausführlich Kritik. Ganz besonders freut mich natürlich, dass meine Kamera- und Schnittarbeit so gut ankommt! Bin aber auf jeden Fall gespannt auf weitere Kommentare.
Öhm...ihr wisst schon, Spoiler und so...
Die Farbkorrektur war in der Tat ein großes Problemkind und öfters Streitthema zwischen mir und Chris. Schön, dass sie cj-networx trotzdem gefallen hat! Im Verlauf der Postproduktion durchlief der Film duzende Änderungen was die Farben angeht und sah zwischenzeitlich echt komplett anders aus wie jetzt.
Das Rohmaterial war, trotz ganzer 11W Licht im kompletten Raum, dank der lichtstarken FX-1000 doch sehr ansehnlich. Habe meist mit 6dB Gain gefilmt, was zu leichtem Noise führte. Passte aber allgemein zur Stimmung und sah mehr nach "Filmgrain" als nach "Videogain" aus. Das HD war natürlich auch sehr nett anzusehen.
Nach knapp einem Monat Schnitt fing ich dann mal an die ersten Tests für die Farbkorrektur zu starten. Diese waren noch sehr warm, viele Rot- und Gelbtöne mit hoher Sättigung. Auf diesen Tests baute dann die erste Fassung der Farbkorrektur.
Nach einigen Diskussionen und auch nach dem Release des Teaser oder Trailers hier im Forum, wo einige das rot/gelbliche eher als happy und freundlich interpretierten, flog dann viel der Sättigung wieder raus und der Look wurde wieder etwas kälter. Soweit ich weiß entschieden wir uns zu dem Zeitpunkt auch, den Kontrast in einigen Szenen nochmal anzuheben. Vor allem auch um den Raum nach hinten noch dunkler zu bekommen und so ein noch klaustrophobischeres Gefühl zu vermitteln.
Das wirkte dann aber auch schnell langweilig und hatte stellenweise kaum noch was von dem bedrohlichen, dämonisch-roten Ton, den sich Chris ursprünglich für den Film gewünscht hatte. Also kam in diesem mitlerweile dritten Komplett-Regrading wieder mehr Sättigung in den Rottönen sowie abermals mehr Kontrast.
Zu der jetzigen Web-Version hat Chris ja schon was geschrieben. Damit sollte einfach dieses dämonisch-rote noch mehr betont werden, wobei die Farben am Anfang noch weitgehend neutral sind und dann später, als Unterstützung der Geschichte, immer agressiver werden.
Dieser ganze Prozess zog sich über ein halbes Jahr lang hin. Ständig gab es Änderungen und neue Ideen wurden eingebaut. Es war für mich eine große Herausforderung bei 45 Minuten dann trotzdem eine gewisse Kontinuität beizubehalten und gleichermaßen auch die Idee der adaptiven Farbkorrektur, die sich im Verlauf des Filmes verändert und der Stimmung anpasst, einzubauen - vor allem da ich dieses Monsterprojekt noch auf meinem alten 3800+ 2,5 Ghz Rechner geschnitten habe. Da hat ein kompletter Rendervorgang mit den duzenden Einstellungsebenen in After Effects schonmal 2 Tage und mehr gedauert!
Das war auch mein bisher aufwändigstes Projekt und schon der Schnitt gestaltete sich sehr abspruchsvoll, gerade bei der überwältigenden Menge an Rohmaterial! Über 5 Stunden hatten wir während den 6 Drehtagen an Material gesammelt und dies galt es dann natürlich erstmal zu sichten und zu sortieren. Fast die komplette erste Woche des Schnitts verbrachte ich damit, das Material immer und immer wieder durchzuschauen und mir Notizen zu brauchbaren Inhalten zu machen.
Der Austausch mit Chris geschah dann meistens über ICQ. Ich schickte ihm die Previewrender vom Schnitt und den Color Corrections und er gab dann seine konstruktive Kritik ab und ließ eigene Ideen mit einfließen. Bei großen Änderungen kam er auch mal vorbei und wir sprachen hier direkt über die Änderungen. Auch dies führte Besprechung nach Besprechung zu neuen Zetteln mit Notizen zu Änderungen und Verbesserungen, die dann an den darauffolgenden Tagen Punkt für Punkt abgehagt oder wieder verworfen wurden.
Für die Fabkorrektur stieg ich dann auf einen Einzelbilder-Workflow um. Der Film wurde zunächst in 6 Szenen/Sequenzen unterteilt und dann Szene für Szene in einem seperaten AE-Projekt gegradet. Dies tat sich vor allem aus Performance-Gründen. Mein alter Rechner hatte so schon genug Probleme mit den jeweils zwischen 5 und 10 Minuten langen Sequenzen, dass das komplette 45 Minuten Projekt auf einmal wohl der absolute Tod gewesen wäre.
Das Rendern der einzelnen Szenen geschah dann wie gesagt als Einzelbilder-Sequenz in JPEG-100. Dies ermöglichte es mir, die Netzwerkrender-Funktion zu nutzen und so teilweise bis zu 4 Rechner (Ich, Bruder, Vater, Laptop) gleichzeitig rechnen zu lassen. Außerdem mussten bei Änderungen an bestimmten Einstellungen - und die gab es tagtäglich! - nur jeweils diese Frames neu gerendert werden und konnten dann direkt im Output-Folder ersetzt werden. Dazu gab es natürlich wieder viele, viele Zettel mit Timecode-Angaben und den nötigen Änderungen.
Neben den aufwändigen Farbkorrekturen gibt es auch einige visuelle Effekte in Dämonie. Allerdings war hier unser Ziel diese möglichst unauffällig und dezent einzubauen und wieder nur so, dass sie die Story unterstützen bzw. voranbringen.
Der erste Effektshot war das langsame Heilen der Schusswunden, nachdem Lailah zur Dämonin geworden ist. In AE wurde hierzu das Makeup getrackt und dann drübergepainted und mit Masken an die richtige Stelle gesetzt. Mit der Farbkorrektur wurde dann noch mehr Aufmerksamkeit auf den Bauch gelegt, indem wir diesen im Vergleich zum Rest des Bilders etwas heller ließen.
Die zweite Effektsequenz ist der Rauch, der aus der Kugel kommt nachdem diese zerspringt. Hier gibt es eine Totale und ein Closeup, bei denen jeweils der Rauch komplett in der Postproduktion eingefügt wurde. Natürlich hieß es hier wieder tracken, matchmoven, Farbkorrektur, Timing und alles muss irgentwie zusammenpassen...
Dann sind da natürlich noch die Credits. Der Vorspann ist in der Tat ein "practical effect", den ich mit hilfe von Spiegelungen auf einer unebenen DVD-Hülle hinbekommen habe. Also total old school und von Hand, damit das am Ende sehr organisch und echt wirkt. Natürlich wurde dann in After Effects per Maskierung und Farbkorrektur noch einiges rausgeholt, wie ihr ja im Film sehen könnt.
Der Abspann war dann aber wirklich komplett CG. Verwendet wurde u.a. Particular und jede Menge andere Effekte in AE.
Dann gibt es da noch einige ganz kleine Effekt-Sachen wie das Fake-Motion-Blur/Ghost-Effekt als Thomas und Marius zusammenbrechen oder die Titeleffekte im Trailer. Außerdem wurde natürlich das Handerson-Material mittels AE auf alt getrimmt!
Alles in allem war es doch ein sehr, sehr aufwändiges Projekt. Ich möchte mich natürlich bei allen bedanken, die geholfen haben diesen wunderbaren Film umzusetzen. Es war für mich eine unbezahlbare Erfahrung und nun bin ich unheimlich stolz, dass das Ding endlich fertig ist!