Ahja, ich habe die Langfassung inklusive Making-Of gesehen
Erst einmal zum
Filmplakat: das gefällt mir nun wirklich nicht. Der erste Eindruck wäre, wenn man den Film nicht kennt: Das ist eine Satire. 5 ausgeschnittene Köpfe die dann noch groß in weißen Linien umrandet sind und alle einen jämmerlichen Gesichtsausdruck machen wirkt für mich als Cartoon. Besonders dein Gesichtsausdruck mit den verwuschelten Haaren machen den Eindruck, du hättest einen Hangover und erinnert mich irgendwie an "Besoffen" von Daniel Birkholz
Oder eine Beziehungskomödie, wenn du verstehst, was ich meine. Beispiele:
Ich kann die Bilder auch wieder wegnehmen
Also schlichtweg nicht allzu ernst oder gruselig. Aber egal, es ist ja nur das Plakat, nicht der Film
Zum
Film:
Ich war begeistert gewesen, als ich von deinem Projekt las und auch die ersten Bilder wirkten vielversprechend. Ich habe mir einen sehr düsteren Film vorgestellt, der wie ein Dokumentarfilm in einer dunklen Käfighühnerhaltung die Sache darstellt. Nur mit Menschen. Nun, der Film entsprach nicht meinen Erwartungen.
So
düster wie in die dunklen mit wenig Rotlicht beleuchteten Hühnerkäfige war der Film nicht. Im Gegenteil: Die Haupthandlung begann mit einem Sonnenaufgang. Es wäre aber noch krasser gewesen, die Gefangenen jenseits des Tageslichtes zu bewahren. Ansonsten hätte man in der
Nachbearbeitung noch ein wenig mehr mit den Farben und der Belichtung spielen können. Es war mir für ein Horrordrama zu bunt, die Wangen der Darsteller zu rosig.
Auch bin ich ein Fan von
Kinobreitbild - hätte mir hier besser gefallen, ist aber reine Geschmackssache und vollkommen in Ordnung, wenn ihr es so gelöst habt
Auch das aufgestellte Licht trübte für mich die Stimmung. Es oft einfach unübersehbar, dass hinter der Kamera ein großer Scheinwerfer stand, der auch noch sehr warmes
Licht abgibt, was absolut gar nicht geht. Früher konnte ich nicht verstehen, warum man im Film so viel Licht braucht. Geändert hat sich meine Einstellung, als bei meinem letzten Filmprojekt der größere Teil der Zeit für die Einstellung der Baustrahler draufging und wir den Zeitplan nicht einhalten konnten ( das hat mich oft zur Weißglut getrieben
) Jetzt verstehe ich es einigermaßen und vertraue auch den Filmschaffenden auf dessen Wichtigkeit, denke aber auch, das man manchmal darauf auch verzichten darf, wenn es nicht anders geht. Bei eurem Film auch, oder nicht? Möglicherweise hättet ihr das Licht noch ein wenig mit Filter dimmen können, dass es nicht so extrem und so warm strahlt.
Ein paar Kamerafahrten hätten auch ganz gut getan, zum Beispiel durch die Verwendung eines selbstgebauten
Kamerawagens. Der improvisierte Kamerakran war eine feine Idee, dessen Resultat nicht allzu fein, aber es erfüllt seinen Zweck.
Der
Ton hat mich nicht überzeugt. Der Hall der Halle ist zwar direkt vor Drehort aufgenommen die unverfremdete Realität, cineastisch "gehört" aber weniger gut. Wäre eine Nachsynchronisation zu aufwändig gewesen? Apropos
Nachsynchronisation Diese ist doch beim Gespräch zwischen Laoze und Puschkin durchgeführt worden, nicht? Da ist der Ton auch wesentlich besser. Nur eine Sache hat mic dabei verwundert: Teilweise entsprechen Laozes Lippenbewegungen ganz und gar nicht dem Gehörten überein! Hast du dir das mal angeschaut? Ich meine, es stört mich nicht, aber als ich das gesehen habe, kam mir wirklich der Gedanke, die Originalsprache des Films sei Englisch oder Chinesisch
Desweiteren gab es Stellen, die zwar nicht unverständlich gewesen waren, aber dennoch zu leise, da war der Ton schlecht gepegelt. Ein Beispiel wäre da, wo die Wärterin zum ersten mal vorbeischaut und Ruhe verlangt.
Die
Maske betreffend: Manchmal war das Puder echt zu dick augetragen, sodass es aussah, als ob der Darsteller in den Farbtopf gefallen wäre.
Schauspielerisch: Die Darsteller der Insassen waren gut bis sehr gut - überzeugend, großes Lob da auch den Puschkin
Die Wärter waren passend besetzt, aber beim Direktor weiß ich nicht so recht. Er wirkt unfreiwilig ein wenig komisch. Das liegt unter anderem auch da dran, dass er dem Dennis Jesko alias Johannes Schlüter sehr ähnlich ist
Hier der Beweis:
http://www.myvideo.de/watch/6479387/Joha…er_Strommanager
Was die
Handlung angeht: Ich hätte mir wie bei einem Hühnerkäfig einfach noch mehr Hässlichkeiten gewünscht, die die Psyche verstören und somit einen langhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen.
Merkwürdig fand ich, wie der Direktor erst sagt: "Stop! Sofort aufhören! Der ist für die Auslieferungen bestimmt" und dann darauffolgend: "Nun gut, bringen sie es zu Ende." - Hä? Ne, nicht wirklich
Auch das plötzliche Umdenken des einen Wärters kommt nicht allzu glaubhaft herüber.
Aber ansonsten:
Genug der Kritik Es ist trotzdem immer noch ein guter Film, den man sich anschauen sollte! Die Darsteller waren größtenteils überzeugend, die Kameraarbeit solide, das Drehbuch in Ordnung - ich fand es doch eine recht gelungene Idee, dass Philosophen inhaftiert worden sind. Auch die letzte Szene zum Gang in die Freiheit ist sehr gelungen, sowie die Einblendungen von Naturbildern in den Duschzellen. Das viele Blut im Abspann hat ebenfalls große Wirkung. Und was natürlich auch zählt ist das Engagement für den Tierschutz! Von daher: macht mal ruhig weiter gesellschaftskritische Filme, wenn ihr mögt. Die Botschaft in diesem Film ist ja angekommen.
Seid ihr nun alle Vegetarier geworden?
Und über eines rate ich immer noch Rätsel: Die Petrus GmbH scheint es ja wirklich zu geben:
http://petrus-gmbh.de/ Hält die wirklich Menschen fest und das ganze war nur ein Werbefilm?