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Hindenburg Films

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21

Samstag, 6. Februar 2010, 20:47

Ich denke es kommt einfach auf den Titel an... man solte halt nicht versuchen,einen deutschen Titel ins englische oder einen englischen Titel ins deutsche zu übersetzen.
Man muss halt schauen,inwiefern es zu dem Film passt und wie es sich anhört...

mp-cw

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22

Samstag, 6. Februar 2010, 20:58

Vorbemerkung: Sorry, wurde mal wieder länger.

Einiges wurde hier schon erwähnt, dem ich zustimmen würde. Hier meine Meinung: Das Stichwort "knackig" fiel ja schon öfter. Das Prägnanz oder Griffigkeit eines Titels ist für mich das einzige Kriterium. Egal in welcher Sprache, mir ist es völlig wurst, ob der Film 8 Blickwinkel, Panic Room, Lammbock, Tanguy, Moulin Rouge, Ronin, Running out of Time, Lautlos oder Free Rainer heißt. Hauptsache, der Filmtitel ist einprägsam, klingt gut, fällt ins Auge und steht mit dem Gefühl, das er vom Film vermittelt, nicht im Gegensatz zum Inhalt. Wobei man da auch immer – zugegebenermaßen – sehr abhängig von zeitgenössischen Strömungen ist.

Übersetzung ist eine Kunst:
1) Punkt eins wäre, dass sie oftmals gar nicht notwendig ist. Beispiele: Feststehende Namen ("Harry Potter", "Titanic"); Übertragung 1:1 möglich ("Four Brothers -> Vier Brüder"); die selben Worte im Deutschen gebräuchlich und/oder leicht verständlich ("Prestige"; "Fight Club", "Team America" oder auch "Gangs of New York", "Avatar" oder "kiss kiss bang bang" (Edit: Filmtitel korrigiert).

2) Den Versuch, Titel übersetzen respektive anpassen zu wollen, finde ich erst mal löblich. Aber erzwingen sollte man nichts. James Bond wurde als schlechtes Beispiel schon genannt. Leider ist es eine "deutsche" Eigenheit, sich immer am negativen hochzuziehen. Die fallen auch schneller ins Auge, geb ich zu. Wenn eine vernünftige Übertragung (aus dem Englischen) fast nicht machbar ist, bin ich dafür, beim Original zu bleiben. Beispiele: "Layer Cake"; "One Hour Photo"; "Hot Fuzz". Geändert werden müssen hätten meiner Meinung nach "Brothers Grimm" oder der schon erwähnte "The Village".

Es gibt aber auch sehr sehr viele sehr gute Übersetzungen: The Negotiator -> Verhandlungssache; Bridget Jones's Diary -> Schokolade zum Frühstück; A Few Good Men -> Eine Frage der Ehre. Und viele viele mehr, die einem meist gar nicht bewusst sind... Eine gelunge Übersetzung in die andere Richtung wäre übrigens: Lola rennt -> Run Lola Run.

3) Das ganze aber natürlich immer auch abhängig vom Genre und Zielpublikum. "As Good As it Gets" wurde zu Recht in "Besser gehts nicht" übersetzt, "Sixth Sense" oder "Mr. & Mrs. Smith" zu Recht nicht.


Wichtig ist neben der "Knackigkeit" auch, dass sich der Titel eben beim Zielpublikum verankert. Ich habe zum Beispiel bis heute bei manchen Filmen, die ich nur auf Englisch im Kino, auf VHS oder (US-/UK-)DVD gesehen habe, das Problem, dass ich die deutschen Titel nicht weiß. "Snake Eyes" musste ich zum Beispiel gerade erst wieder (bestimmt zum 25. Mal) nachschauen: Spiel auf Zeit. Beide Titel sind gut.



Zum Amateurfilm-Bezug:

Was den Zuschnitt auf ein Zielpublikum angeht, ist das im Amateurbereich ja eh anders als bei den "Großen". Oftmals stecken zusätzlich, wie auch schon angesprochen, durch Vorgaben/Vorbilder notwendige Bezüge dahinter. Außerdem spiegelt bei uns die Sprache des Titels bei vielen (nicht allen) ja auch das Setting wider. Von daher ist es immer schwierig, hier Titel ohne Rücksicht auf den Filminhalt zu kritisieren.

"Invasion auf Bremen" oder "Knappe Knappen" sind für mich als Titel genau gleich gut wie "Cool Age – Revelations" oder "MoC". Von daher ist auch im Amateurbereich sicher beides möglich. Grundsätzlich gilt hier sicher, wie auch im professionellen Kinobereich, dass Filme mit einem höheren "künstlerischen" Anspruch oft lieber deutsch betitelt werden und bei "Popcorn"-Filmen schneller zu englischen Titeln tendiert wird.

Überlegungen, die sich an einem internationalen Publikum ausrichten, kann ich nicht einschätzen, denke aber, dass man als Filmemacher schon einen sehr hohen eigenen Anspruch hat, wenn man sich mit dem Film an ein globales Publikum richten will und deshalb den Titel durch das Englische versucht, an globale Notwendigkeiten anzupassen.

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Die "Taglines":
Viele Titel haben eine erklärende Ergänzung oder einen Untertitel. Wenn man damit arbeitet, kann man auch vieles richtig oder falsch machen, auch sprachübergreifend: Obiges Beispiel: "Free Rainer – Dein Fernseher lügt", finde ich sehr gut, genauso – als Titel (ohne jegliche Diskussion zum Inhalt :D ) z.B. "Twilight – Bis(s) zum...", oder auch "Arac Attack – Angriff der achtbeinigen Monster" (wobei das mit dem Original-Titel ja eh eine Extra-Geschichte ist).

Oftmals wird auch nur der "Untertitel" übersetzt, wenn der Haupttitel überall gleich bleibt (z.B. "2001: A Space Odyssey"), oder überhaupt erst ergänzt ("Italian Job - Jagd auf Millionen"; was im übrigen immer noch wesentlich besser ist als "Charlie staubt Millionen ab". Ähnliches Beispiel "Ocean's Eleven" vs. Frankie und seine Spießgesellen. Aber da wären wir wieder beim Zeitgenössischen.) Eine einfache Übertragung des englischen Wortes ins Deutsche finde ich da soo schlimm nicht: Gelungenes Gegenbeispiel zu "The Village" wäre "Bad Boys – Harte Jungs"


==========


Zu Village People:
Als quasi derjenige, der die letzten beiden Titel (in der Hauptsache mit)verbrochen hat, hier meine Anmerkungen:

Village People:
Der erste Film und somit der erste Titel war "Village People – Jungs vom Dorf". Hier hatten wir zum einen die bekannte Band als Grundidee für die Ausstattung der Hauptfiguren im Hinterkopf, zum anderen, dass die wörtliche Übersetzung eben auf die Dorfbevölkerung verweist. Analog zum Bad Boys – Harte Jungs hab ich dann diesen Titel vorgeschlagen, der so auch fast überall (sogar beim WIP-Teaser-Plakat) lauten müsste. Ähnlich wie bei "Tatort Calw" klappen wir für jeden Teil eine Titelergänzung nach, offiziell sogar ohne Zählung (nur in der Kurzschreibweise T1-T4, VP1-VP3). Andere Titel von uns waren urdeutsch oder englisch: Manta Cop; Zerliebt; Tastenwahn; Killer; Bodycount; Fallen Angel; 5 VOR 12; SEK CALW...

Totgesagte leben länger:
Wir haben nur VP1 für einen Recut und zusätzliche Postpro freigegeben, was – ebenso wie Vertrieb und Vermarktung – durch unseren Partner erfolgte. Der Titel wurde von unserem Partner vorgeschlagen (inspiriert von "Wer früher stirbt ist länger tot", da dieses auch eine Dialekt-Komödie mit viel Lokalkolorit ist). Wir haben zugestimmt, da es sich unterm Strich doch um zwei stark unterschiedliche Versionen des Filmes handelt und wir so die Verschiedenheit besser verdeutlichen können. Dem Film einen englischen Titel (anders als VILLAGE PEOPLE) zu geben stand nie zur Debatte.

==

So, genug gelabert. Das, was Titel meist können, nämlich sich kurz fassen, muss ich erst noch lernen. Ich geh dann mal üben... :P ;)

TATORT CALW: HEXENSABBAT mit Vorfilm "Die Rotkäppchen und der Wolf"
SEIT 08.03. IM KINO UND AUF DVD | CU @ www.mania-pictures.de
| fb/mania-pictures

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »mp-cw« (7. Februar 2010, 18:45) aus folgendem Grund: Tippfehler korrigiert, da zwischen die Tasten gegriffen (Gott sei dank war es nicht anders herum ;) )


michibohne

unregistriert

23

Sonntag, 7. Februar 2010, 13:13

Naja so wie sich das hier herauskristallisiert kommt es immer auf den Film an. Wenn ich einen sozialkritischen Film mache, der in Berlin spielt, dann benutze ich sicherlich keinen Englischen Titel (außer der Film setzt diesen in einen Kontext) und wenn ich einen Special-Visual-Monster-Mega-Action-Film mache dann kommt sowas wie "Bad Motherfuckers 2" einfach besser als "Böse Mistkerle 2".

Wenn ihr davon redet, dass "wir" unseren Filmen oft englische Namen geben, dann meint ihr ja sicherlich "uns" als Amateurfilmer und deshalb finde ich auch nicht dass das viel mit Nationalstolz zu tun habt. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern dass ich meinen ersten Film "Cyborg Revolution" genannt habe um nicht als Nazi dazustehen, da war ich nämlich erst 11. Und falls ihr euch mit "wir" auf die große deutsche Filmindustrie bezieht dann verstehe ich euch nicht, denn ich kenne kaum deutsche Filme die einen plakativen englischen Namen haben.

Ich glaub vielmehr dass wir Amateurfilmer englische Namen benutzen weil sich der großteil von uns durch Hollywood fürs Filemmachen begeistern konnte. Mir ging das früher auch so und wende mich jetzt, da ich inzwischen genug nicht-Hollywood-Filme gesehen habe langsam davon ab. Genauso wie ich mich davon abwende meinen Charakteren in Filmen englische Namen zu geben, was (glaube ich) auch so gut wie jeder am Anfang macht.

Liebe Grüße,
Mike

EDIT:
Entschuldige mich mp-cw, ich fand deinen Beitrag sehr hilfreich und schlüssig (und lang), aber ich musste kurz lachen als ich das gelesen habe:
"kiss kiss bang gang".

FLO-Films

unregistriert

24

Dienstag, 9. Februar 2010, 17:34

Meiner Meinung nach kann man da keine globale "Regel" anwenden.
Manches klingt nun mal auf Englisch besser, manches auf Deutsch. Wenn ich die Wahl habe, nehme ich einfach das, das sich besser anhört.

biofilms

unregistriert

25

Dienstag, 9. Februar 2010, 21:55

Ohne auf meine Vorredner direkt Bezug zu nehmen, bin ich ganz klar für deutsche Titel.

Anfangs habe ich auch gerne Begriffe wie "Director", "Producer" oder "Foo presents a film by Bar" immer wieder in meinen Filmen, auf Plakaten oder DVD-Covers (upps, englisch...) auftauchen lassen. Heute schäme ich mich fast schon dafür und finde es einfach nur noch albern. Ich frage mich inzwischen auch wirklich was mir z.B. "a Moritz Müller film" sagen soll - das klingt auch weder cool, noch professionell.

Bei einer deutschen Produktion, die laut Story (oder optisch ersichtlich) z.B. auch noch in Deutschland spielt und alle Rollen deutsche Namen (wobei man das ja nicht fest definieren kann) tragen, sollten der Filmtitel und jegliche Texte in diesem Film auch inn deutsch verfasst. Das soll gar nicht patriotisch oder so klingen, es geht eher um die Sinnlosigkeit, einen Film der niemals international vertrieben wird, zwanghaft darauf zu trimmen. Man sollte lieber an der tatsächlichen Qualität des Films arbeiten und nicht nur von den Titeln her versuchen näher an "Hollywood" ranzukommen.

Am liebsten würde ich von jedem Filmer, der hier englische Titel und Texte benutzt, einen astreinen Untertitel in englischer Sprache oder besser gleiche eine entsprechende Tonspur verlangen.

Bei einer Parodie oder einem Fan-Film eines amerikanischen Originals ist es natürlich verständlich, wenn man von dieser Linie abweicht, um dem Original näher zu kommen. Gleiches gilt für Clip-artige Werke, die zur Distribution via YouTube etc. produziert werden und entweder auch direkt englisch vertont werden oder ohne Kenntnis der Sprache zu verstehen sind.

Meiner Meinung nach lässt man sich viel zu sehr von dem Trubel rund um diverse US-Produktionen (Film und Fernsehen) mitreißen. Guckt euch zur Abwechslung mal einen Tatort an und nicht bloß CSI:Irgendwo. Ich gucke selber gerne US-Serien, aber die deutschen sind teilweise auch ganz gut und kommen zumeist auch mit der (scheinbar langweilig gewordenen) Muttersprache in Titel und Text aus. Trotzdem erlangen zumindest in Deutschland Anerkennung, das sollte ja dann auch eurer Zielgruppe entsprechen.

Nennt mich kleinkariert, aber gleichzeitig will ich dann auch ein paar ernsthafte Gründe hören, warum ihr eure Werke englisch "betitelt".


Zusatz:
Falls ein wirklich pregnanter Titel auf deutsch einfach zulang ist, kann man doch mal über einen englischen Titel nachdenken, dann fiden ich aber eine deutsche Titelunterschrift (die nicht nur die Übersetzung enthält) sehr sinnvoll. Außerdem sollte man dann trotzdem nicht mit englischen Texttafeln anfangen.
Das Gleiche trifft auch auf die Filmteam-Namen zu. Schließlich möchte man ja auch unter dem gleichen Namen vielelicht mal was englisches veröffentlichen.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »biofilms« (9. Februar 2010, 22:03)


freezer

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Mittwoch, 10. Februar 2010, 12:42

Das gleiche Thema gibt es ja auch bei den Namen der Filmteams bzw. Filmfirmen. Ich würde mein Team ungern "Schritt Voraus Filme" nennen wollen.


Aber doch nur, weil Du Dir keine Gedanken über einen kreativen deutschsprachigen Namen gemacht hast ;)
"Die Vordenkerpartie" :D

Übrigens - zB meine Produktionsfirma nennt sich LAUFBILDkommission.
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27

Mittwoch, 10. Februar 2010, 16:26

Ich merke das Thema beschäftigt doch einige. Ich selber hätte mir darüber nie gedanken gemacht ob Deutsch od Englisch bis mir nicht damals diese Mann mir das gesagt hat. Ich will keine Namen nennen, aber kann euch sagen dass es jemand ist der vom Bund der Deutschen Filmvörderung diesen Tip bekommen hat. Für seinen ersten Film hat er diesen Tip bekommen und an mich weiter gegeben. Ich finde er hat recht.
Als ich einen Namen gesucht habe für sphi-fanproduktion ... hatte ich am anfang auch sphi-fanproductions stehen. Habe mich dann für die Deutsche version entschieden wie auch zu sehen ist eigentlich meistens für meine *kleineren und größeren* Projektchen :-)
Klar es ist jedem selbst überlassen was er macht, ich möchte jedoch persönlich für mich lieber auf die Deutsche Sprache zurückgreifen und freue mich auch wenn das andere tun.

Gerade die beispiele für echt gut gemachte Kurzfilmclips hier im Forum, wo auch welche dabei sind die länger gehen als 2 min oder auch 10 min, macht der Titel die Musik... Hoffe ihr versteht den blumigen gedanken.

Bestimmt kommen noch die ein odere andere Meinungen ein :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:


Ich bin Pragmatiker. Wenn es paßt, der Kunde es nicht sieht, es zeitlich vertretbar ist, dann mach ich es so.

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