Sexszenen sind immer eine heikle Sache.
1) Die Inszenierung.
Zuallererst sollte man sich fragen, ob eine Sexszene überhaupt in die Handlung passt und wenn ja, ob man sie zeigen muß, oder ob eine Andeutung auch genügt. Dazu kommt auch, ob die Darsteller bei sowas überhaupt mitmachen bzw. welches Zielpublikum man hat. Zuschauer wie Ghostpictures kann man ja mit ein paar nackten Tatsachen schon recht zufriedenstellen ;-)
Es gibt viele Möglichkeiten eine Sexszene zu inszenieren und dementsprechend viele Möglichkeiten die Inszenierung zu verhauen.
Für "JENSEITS" war ursprünglich keine Bettszene geplant, aber die beiden Hauptdarsteller fanden, dass die Beziehung der Figuren so eine Szene doch benötigen würden. Weil sich niemand so recht wohl mit dem Gedanken fühlte und auch die Qualität der Inszenierung fraglich war, machten wir einen Kompromiss: man sieht nur in der Früh wie beide nebeneinander im Bett aufwachen - der Zuschauer weiß automatisch was passiert ist.
Oft kann man mit den richtigen Kameraeinstellungen genügend wenig zeigen, weniger ist oft mehr.
2) Die Darsteller
Wie schon zuvor betont - es hängt viel von den Darstellern ab. Profis haben weniger ein Problem damit. Bei männlichen Darstellern hängt es ganz vom Ego ab, dem Aussehen und Körperbau. Bei "Abheben" gibt es eine Szene, wo der Protagonist morgens nackt in die Küche spaziert, sich aus dem Kühlschrank eine Milchpackung holt, aus dieser trinkt und dann einen Monolog mit einem anderen Protagonisten - der am Tisch Zeitung liest - führt. Das unglaublich große Ego und ein leichter Hang zum Exibitionismus hat da schon sehr geholfen an der gesamten Crew (Männer & Frauen) im Scheinwerferlicht vorbei an der Kamera zu spazieren. Naja, vielleicht wars auch nur sein ziemlich langer Dödl der ihm geholfen hat
Frauen sind da schon etwas heikler: oft reicht es, wenn sie sich die Brustwarzen abkleben und die Scham verdecken können, sodaß sie sich nicht mehr völlig nackt fühlen. Wichtig ist immer, daß sie ein Gefühl der Sicherheit haben. Da muß der Regisseur sehr einfühlsam sein, eine Minimalcrew am Set, ein wenig Alkohol (Wein, Sekt) kann auch helfen die Anspannung zu lösen. Bei einem Musikvideo mit einer Sexszene im Whirlpool konnte die Darstellerin zB ein hautfarbenes Höschen anbehalten, die Brustwarzen hatten wir mit Hansaplast abgeklebt. Dazu ein Glas Sekt und sie war bereit für den Dreh.
Bei "Abheben" wiederum gabs gar keine Probleme, die Mädels waren alle sehr selbstsicher.
3) Der Dreh
Den Darstellern sollte man es so angenehm als möglich machen, blöde Bemerkungen und Witze sind fehl am Platz. Wen ein Crewmitglied das nicht professionell handhaben kann, dann sollte man es besser vom Set entfernen. Anstarren der Darstellerin geht mal gar nicht. Zwischen den Takes sollten Decken bereitgehalten werden, in die sich die Darsteller hüllen können, bzw. sollten sie einen eigenen Raum zum Zurückziehen haben. Die Maske ist oft ein wichtiger Teil zum Entspannen und um Sicherheit zu finden, der oder die Zuständige fürs Makeup hat da eine wichtige Aufgabe.
Der Dreh sollte gut vorgeplant sein, die Szene aufgelöst, sodaß die Arbeiten zügig vorangehen. Sexszenen mit erschöpften Darstellern wirken meist auch unglaubwürdig.
Abschließend kann ich nur jedem raten, seine Motivation für eine Sexszene im Drehbuch genauestens zu hinterfragen - nix ist peinlicher als eine mißlungene Sexszene im Kino mit lachenden Zuschauern (außer das ist gewollt).