Hab den Film in der Preview gesehen und wollte erstmal die allgemeinen Reaktionen abwarten, bis ich etwas dazu schreibe.
Das Ansehen des Filmes war ein sehr zweischneidiges Erlebnis: Im einen Moment empfand ich das Geschehen auf der Leinwand als gelungen, im anderen kamen mir nur die Worte: "Big fucking mess" in den Sinn. Und dies war leider auch der Eindruck mit dem ich aus dem Kino gegangen bin.
Schon das 7. Buch war ein hochkonstruiertes Geflecht aus all den beiläufigen Details der ersten Bücher und im Film konnte da nichts gerettet werden.
1. Der Plot
Dass man die Filme nicht richtig versteht, wenn man die Bücher nicht gelesen hat, das ist klar und allgemein akzeptiert, aber das rechtfertigt nicht, dass der Film eine Anhäufung von lose verknüpften Sequenzen ist. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass zwischen einigen der Sequenzen die Warnung: "Missing Reel" gefehlt hat, denn so hart habe ich die Sprünge in der Geschichte empfunden.
2. Nicht mein Tochter, du Schlampe!
Eine der besten Stellen im Buch ist für mich das Duell zwischen Bellatrix Lestrange und Mrs. Weasly, das in der literarischen Vorlage eine recht große Rolle hat und ein sehr emotionaler Moment ist. Im Film sieht das anders aus, da kommt Mrs. Weasly und sagt (die im Buch extra groß geschriebenen Worte) "Nicht meine Tochter du Schlampe" einfach so dahin, versteinert ihre Gegnerin dann, nur dass sie sie danach in tausend Stücke zerfallen lassen kann.
WHAT THE FUCK!? Ich meine ehrlich, Bellatrix Lestrange ist wirklich die größte, bösartigste Schlampe in der gesamten Geschichte und ich soll mich als Zuschauer damit zufrieden geben, dass sie in eine blödsinnige Partikelsimulation aufgeht? Ich will sehen, dass sie stirbt, weil sie es verdient hat. Aber nein, das wäre ein bisschen zu harsch und mit einer PG-13 Freigabe sähs dann auch kritisch aus. Deshalb dürfen wir wohl auch die Schlange nicht köpfen, sondern sie nur in Scherben aufgehen lassen.
Hier die Stelle aus dem Buch:
With a single stroke, Neville sliced off the great sneak's head, which spun high into the air,[...], and the snake's body thudded to the ground at his feet -
Für mich waren die Tode, (auch der Voldermorts) so unbefriedigend inszeniert, dass ich kein Gefühl der Erleichterung hatte, ein Gefühl das sagt: Endlich habt ihr diese Drecksäcke besiegt.
3. Die Vorlage
Da lesen wir 7 Bücher, voller Erwachsenwerden, voller Emotionen, Gewalt, Hass und Liebe und der Höhepunkt besteht aus kalten Erklärungen, wer, welchen Zauberstab, wann entwaffnet und bekommen hat. Und weder im Buch, noch im Film wurde mir klar gemacht warum Harry den Todesfluch nun doch überlebt hat. Ist es weil er immernoch Liebe in sich hat? Oder weil ein Teil seiner Selle in Voldemort ist? Aber wenn ein Teil seiner Seele in Voldemort ist, dann müsste doch auch er sterben, als Voldemort am Ende stirbt?
4. Der Epilog
Alle meinen Bekannten sind mit mir einig: Der Epilog ist im Buch schon überflüssig! Warum machen sie den Film zu einer Lachnummer, indem sie ihre Schauspieler in die Maske schicken und einige Jahre älter aussehen sollen? Die verwendete Spielzeit in diese "Friede,Freude,Eierkuchen"-Szene hätte an anderen Stellen des Filmes viel besser eingesetzt werden können.
5. Visual Effects
An den alten Filmen fand ich den Charme sehr schön, den das alte Schloss und die hübschen Sets ausgestrahlt haben. Auch in HP7.2 waren jede Menge schön gebauter Sets vorhanden, deren Wirkung durch die knallbunten Visual Effects aber weitläufig minimiert wurden.
Desweiteren hat mich sehr, sehr, sehr die Szene gestört in der sie in einer Lore durch Gringotts fahren. Wenn ich als Filmemacher weiß, dass ich sehr viel Story in sehr wenig Zeit packen muss, warum verschwende ich sie dann eine "wir machen einen S3D-Film"-Achterbahn-Szene? Sie bringt die Story nicht vorran und macht auch keinen Spaß, wenn man den Film nicht in 3D anschaut.
6. Was gut war:
Gut war, dass die Nebencharaktere endlich ihre Zeit hatten. Besonders die Snape-Szenen hatten eine tolle Wirkung, auch weil er der interessanteste und vielschichtigste Charakter der Bücher ist. Auch die Entwicklung Nevilles war schön anzusehen, auch wenn sie zu kurz kam. Dagegen war Hermines und Rons Beziehung ständig etwas undefiniert, wobei man zugeben muss, dass dafür wenig Zeit blieb.
mfg Mike