Sah ihn gestern in der Preview. Der Film ist bei der Inszenierung völlig gescheitert. Es kam weder Spannung auf, noch Gefühle. Wenn von Depp auf ein ernstes "Ich liebe dich" Gelächter folgt, dann muss da echt was falsch laufen. Aus der Grundidee könnte man viel machen, da wurde zu viel Potential verschenkt, durch abstruse Wendungen, die schockieren sollten aber nur lächerlich und völlig unpassend waren. Die Gefühle der Hauptdarsteller zueinander waren überhaupt nicht klar und die Motivation in ihrer Handlung (v.a. wenn man das Ende kennt) völlig daneben und unklar. Nach 20 Minuten dachte ich mir, wenn der Film so endet, dann ist er Scheiße...und er endete so. Also hab ich von Anfang an geahnt wie er ausgeht und wurde nicht überrascht, sondern anttäuscht. Auch viele andere Wendungen waren zu sehr erzwungen. Ich werde in Spoilertags das ganze an Beispielen mal erklären:
"The Tourist" ist am Ende nicht irgendein Tourist, sondern derjenige selbst, für den er gehalten werden soll. Eine beschissenere Wendung gibt es kaum. Erstens war es mir die ganze Zeit klar, ich hatte also eine Vorahnung, zumn anderen fehlt mir jeder Sinn dazu. Er führt also Agenten, wie seine Geliebte an der Nase herum. Doch dabei muss viel dem Zufall überlassen worden sein, sonst wäre die Story unerklärlich, dass sie auch so verläuft. Das Handeln der Hauptdarsteller Jolie/Depp ist sowieso sehr fraglich. Ich kann mich in keinen hineinversetzen, beide sind für mich sehr auf Distanz. Ich finde einfach alles nicht schlüssig oder krampfhaft erzwungen. Zum Beispiel das Jolie plötzlich Agentin ist/war. Ich dachte ein neuer Film beginnt. Wahrscheinlich sollte diese Wendung überraschen/schockieren, aber sie war lächerlich und gar nicht plausiebel. Wieso? Weil Jolie immer Geheimagentinnen spielt? Die Figuren wurden nicht wirklich eingeführt. Meiner Meinung darf das nicht passieren, das man plötzlich der Figur nicht mehr abnimmt was sie ist (bis zu dieser Szene war das nicht der Fall). Auch die ganzen Gefühle zwischen den verschiedenen Figuren waren für mich unerklärlich, weil sie eben nicht dem Zuschauer gezeigt wurden, eher nur erwähnt. Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll, aber sie waren unverständlich erklärt, schlecht inszeniert.
Die Inszenierung, ja hierbei ist das größte Problem. Spannende Szenen sind nicht spannend, emotionale nicht emotional. Da hat Herr Donnersmark gewaltig versagt. Es wurde so gut wie alles falsch gemacht was nur geht. Schon am Drehbuch hat er zuviel Potential verschenkt, eine gute Idee mau weitererzählt. Zuviel gewollt und konstruiert, alles zu unnatürlich. Die Figuren sind teilweise (oder ab einer bestimmten Stelle) völlig anders (als zuvor eingeführt), im negtiven Sinne, da man sie nicht mehr ernst nimmt. Aufgrund der fehlgeschlagenen Dramaturgie würde ich keinem Tod eines Protagonisten nachheulen. Es ist keine Verbindung der Figur zum Zuschauer mehr vorhanden. Und das schlimmste ist, ich konnte den Hauptfiguren nichts mehr abkaufen, egal was sie machten.
Unterhalten wurde ich trotzdem gut. Einerseites auch daher, da dies ein gutes Beispiel ist, wie ein ausgezeichneter Regisseur fallen kann. Denn es ist wohl seine Schuld, wenn ich als Zuschauer im Kino die Schwächen des Filmes aufzähle anstatt der Handlung zu folgen. Für Filmbegeisterte und Kritiker ist es dennoch ein schönes Projekt um sich auszulassen, um sich selbst zu testen, wie man es anders machen würde.
In der FAZ habe ich danach gelesen "nun ist von Donnersmark wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt und muss wohl sein nächstes Projekt wieder von Null aus starten". Dem stimme ich zu.