Das ist in der Tat keine leichte Antwort und ich denke, dass da eine Einzelperson keine vernünfige und allumfassende Antwort liefern kann.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass du vor allem an deiner Schulbildung gemessen wirst und sekundär an dem, was du bisher gemacht hast(Referenzfilm und Festivalteilnahmen). Ein Literaturstudium scheint die Tür in jeden Bereich zu öffnen. Wieso auch immer..
Es gibt verschiedene Wege.
1. Weg
-Praktikum (Hier werden die ersten Kontakte geknüpft und der Blick für qualitatives Schaffen gestärkt)
-Filmhochschule (Hier werden die ersten relevanten Kontakte geknüpft, mit denen du wahrscheinlich in Zukunft arbeiten wirst)
-Noch mal Praktium oder Trainee (Aller einstieg ist schwer, auch nach oder sagen wir vor allem nach dem Studium. Da wirst du selbst nicht die Arbeit unter deinem Können und Niveau machen wollen, aber für die passenden Aufgaben wird man dir noch nicht genug vertrauen. Gut wäre es, wenn du im Studium gute Referenzfilme gedreht hast. Ansonsten musst du in den Sauren Apfel beißen und zunächst das kleine akzeptieren und immer bei Gelegenheit dein Können unter Beweis stellen.)
Ein Kollege sagte mir mal : einen Regisseur unter 30 nimmt niemand ernst. Das stimmt in der Regel also solltest du im besten Fall dir die nötige Zeit nehmen, um die Welt reisen, viele kleine und große Projekte angehen, dich als freundliches Gesicht in der Branche bekannt machen und wenn du eines schönen Tages 30 bist, auf eine menge Projekte zurück blicken kannst, auf die du unheimlich stolz bist, wird man dir vertrauen. Wer weiß, vielleicht bist du, wenn du es ordentlich machst schon viel früher bereit aber ich habe gelernt, dass umso mehr Gas man gibt, umso eher dreht man sich auf der Stelle. Also langsam und ohne sich selbst zu stressen. Mache die Projekte um Aufsehen zu erregen. Es gibt 2 wichtige Dinge für deinen späteren Erfolg. 1. Können und 2. Bekanntheit. Ohne Können aber mit Bekanntheit wirst du zwar immer wieder etwas machen dürfen, wirst aber nie ein sonderlich guter Filmer. Am besten du arbeitest dir beides ausgewogen an.
2. Weg
Ich würde vor allem dir, einem so jungen Filmemacher davon abraten, aber ja es gibt noch diesen verlockenden Weg. Der Weg des Autodidakten.
- Lesen (Du solltest viel lesen und herausfinden, was in deinem eigenen Bauch vorgeht, wenn du einen Film gut findest. Es gibt eine menge guter Bücher und ja die solltest du auch während der Filmhochschule lesen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass solche Bücher einen übers Ziel hinausschießen lassen. Ist mir passiert. Du siehst die Welt plötzlich anders und bist enorm verwirrt. Es wird sich entwirren. Das lesen von Büchern ist wichtig und auch richtig aber nicht immer zu jeder Zeit. Während dem Studium solltest du lieber auf das hören, was dir deine Dozenten und deine Kollegen raten. Dann lebst du nicht in einer Paralleldimension und wirst ausgewogener sein.)
- Praktikum (Es ist eigentlich beim Film nicht so wichtig ob du beim Filmverleih, Filmförderung, VFX, Schnitt, Set, Produktionsassistent oder sonstiges arbeitest. In der Filmwelt findest du in jeder Firma gleichgesinnte, die vielleicht gerade genau das gleiche machen wie du und so jung sind wie du. Es muss nicht zwingend als Regieassistent sein. Den Zweck habe ich oben schon beschrieben)
- Kontakte knüpfen und warm halten (Du wirst vielen Leuten begegnen. Ich habe bei meinen Projekten immer darauf geachtet bei jedem Projekt ein paar neue Leute anzuheuern, mit denen ich vorher nichts gemacht hatte oder sie nicht einmal wirklich kannte. Dadurch ergeben sich in Zukunft manchmal wahre Wunder. Du solltest also wenn du nicht arg ausgelastet bist, manchmal hier und da helfen. Auch wenn es etwas völlig anderes ist als das, was du normalerweise machst. Es wird dich bekannter machen, Kontakte einbringen, die dich später weiter empfehlen werden und du an Projekte gelangst, die du nie erträumt hättest usw. Es ist auch wichtig sich die Kontakte zu notieren, aufzuschreiben wer genau das ist, woher du ihn kennst, was er/sie so macht und natürlich die Kontaktdaten. Dann solltest du immer wieder mit diesen Leuten in Kontakt treten. Sie sollten wissen was du so machst, du solltest wissen was sie gerade so machen. Wichtig ist immer zu zeigen : HEY ICH LEBE NOCH UND ICH KANN DAS DA, ICH BIN DERZEIT HIER UND DA UND BALD DORT UND DA!
- Noch ein Praktikum, noch ein Job den du eigentlich nicht machen willst und noch ein unbezahltes Projekt. (Filme machen ist hart und jeder kämpft darum nicht zu ertrinken. Es gibt manche, die spezialisieren sich auf etwas, das jeder braucht, das aber wenig Verantwortung trägt. Du bist jung, hast noch keine Familie aber es gibt andere in der Branche, die wollen ihre 3 Kinder ernähren. Wie gesagt, musst du vor allem viel rum kommen und Erfahrung, sowie Bekanntheit erlangen. Wenn du zu früh eine eigene Produktionsfirma gründest, kann es sein, dass du mit immer den selben Leuten arbeitest und nie wirklich bekannt/anerkannt wirst. Das kann natürlich auch anders laufen aber ich würde vor allem für die ersten 5-10 Jahre raten 1/5 eigene Projekte und 4/5 fremde Projekte angehen. So verdienst du Geld, sammelst unheimlich viel Erfahrung, wirst reifer, stumpfst nicht ab und vor allem wichtig : du drehst dich nicht auf der Stelle)
Es kann noch andere Wege geben. Ich bin nicht allwissend und selbst kämpfe ich wie eine Made, würde die gleiche Frage wie du stellen können. Jeden Tag versuche ich noch etwas zu machen, das mich voran bringt, jeden Tag ein neuer Plan und ein mir am Herzen liegendes Projekt auf Eis gelegt, keine Meldung mehr bekommen oder eine Absage, die Anfangs gut ausgesehen hat. Habe schon an Filmen mitgewirkt, die du vielleicht kennst oder definitiv davon gehört hast. Prahlen will ich damit nicht, denn es gibt nichts zu prahlen. Die meisten Jobs sind undankbar und bei näherer Betrachtung könnte sie beinahe jeder erledigen.
Gut zu wissen
Wenn du als Regisseur erfolgreich sein willst, musst du an Wert gewinnen. Ich habe es nie einsehen wollen aber es ist wichtig mit den Filmen auf Festivals erfolgreich zu sein. Aber die Festivals mögen nicht jeden Film. Vor allem in Deutschland bin ich der Meinung, dass man sich zu sehr an Oberflächentheorien klammert weil niemand, auch die meisten Macher nicht wissen was ein guter Film eigentlich ist. Das siehst du hoffentlich anders, denn wenn du es so siehst wie ich, wird es dir immer im Weg stehen. Meine Festivaleinreichungen bisher kann man momentan noch auf einer Hand zählen. Ein Fehler den du nicht begehen solltest. Mache jeden Film so, dass er für dich ein Klassiker wird. Achte auf die Details, denn umso mehr du davon drin hast, umso wertvoller wird der Film in deinen eigenen Augen sein und entsprechend wirst du dahinter stehen können, wenn du ihn jemanden zeigst. Alles was du im Film zeigst, wird dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, dass du als Regisseur das genau so wolltest. Er wird nicht wissen, dass das helle rote Licht eigentlich blau und schwach sein sollte nach deiner Vorstellung. Jede schwache Darstellung der Schauspieler wird man auf deine Visuelle Missverständnis schieben und glauben : du hast es so gewollt weil du ein Dummkopf bist. Also nimm dir die Zeit, entweder aus dem was dir zur Verfügung steht etwas solides zu schmieden oder das zu bekommen, was du für deine Vision benötigst. Beim Film verzeihen die Leute nicht weil niemand weiß, was eigentlich daraus hätte werden sollen. Vermeide Kompromisse indem du bessere Ideen improvisierst. Verstehe dein Werk und es wird ein Kinderspiel.
REFERENZFILM ist das A und O. Ich habe bisher vielleicht einen halbwegs guten Kurzfilm gemacht. Seit dem ich den habe, redet man anders mit mir und es reden mehr Leute mit mir. Ich werde von Firmen angerufen, die mich vor 2 Jahren nicht als unbezahlten Praktikant wollten, mich nun als einen Mitarbeiter mit künstlerischer Leitung und einem satten Honorar locken. Das alles weil sie meinen Kurzfilm gesehen haben.
Wenn du einen Produzenten suchst oder Filmförderung beantragst, wird man deine Referenzfilme ansehen. Wenn du mit anderen guten Jungfilmern arbeiten willst, wird man deinen Referenzfilm ansehen. Umso solider der in jeder Hinsicht ist, umso mehr werden sie mit genau DIR zusammen arbeiten wollen. Also solltest du egal wie klein das Projekt auch sein mag, so viel Mühe reinstecken, dass du am Ende die Aufnahmen stolz präsentieren kannst.
So das wärs von meiner Seite. Haben sicher andere noch was hinzuzufügen.
Ich wünsche dir viel Erfolg!