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1

Freitag, 15. Juli 2011, 15:29

Welche Blenden wählen die Profi´s ?

Hallo,

ich hoffe, meine Frage paßt hier rein. Mir geht es auch nicht so sehr um die bekannte Wirkung der verschiedenen Blenden, also große Blende bei einer Übersicht---von vorne bis Hinten alles scharf, kleine Blende bei Details, bzw. Dialogen---schmale DoF. Mir geht es mehr darum, zu erfahren, ob in einer professionellen Kinoproduktion das ganz pragmatisch und stur abläuft nach Drehbuch, also "das bitte zeigen in diesem und jenem Ablauf".
Ich meine damit: Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Filmleute sagen "Jungs und vergeßt mir nicht die 1.2 -Linse auf die RED draufzumachen und nicht wieder auf Blende 4 raufgehen, sonst sehen unsere Bilder ja gleich so aus, wie die von diesen Amteurdeppen", oder "bloß immer schön shallow DoF, weil, das will der Zuschauer sehen". :D
Würde da gerne mal "Mäuschen spielen" und zuschauen. Kann man eigentlich gewissermaßen "Metadaten" zu bestimmten Szenen in Erfahrung bringen? Da könnte man als Amateur doch daraus lernen.

LG,

Kalle

*Topic verschoben*

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Marcus Gräfe« (16. Juli 2011, 17:19)


Blubberfisch

Harmoniespender

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2

Freitag, 15. Juli 2011, 16:34

So ganz hab ich zwar nicht gerafft, was genau deine Frage war, Tatsache ist jedoch, dass im professionellen Bereich (damit meine ich jetzt Spielfilm) weit weniger Wert auf diesen DOF-Porn gelegt wird, wie es im Amateurbereich seit einiger Zeit Trend ist. Es gibt gewisse Fraustregeln, sowie das Wissen, dass Objektive in der Regel im Bereich Blende 5,6 bis Blende 8 am schärfsten abbilden. Wenn es nicht gerade die Lichtsituation verlangt, wird daher häufig in diesem Bereich aufgenommen. Bei 35mm Aufnahmeformat reicht auch f5,6 noch aus, um mit 50mm Brennweite den Hintergrund ein wenig unscharf zu bekommen. Anders als bei den DSLR-Jüngern, wird im professionellen Bereich nämlich lieber das Licht genutzt, um eine Person vor dem Hintergrund freizustellen. Zudem wird eine Szene üblicherweies auf einer Blende durchgedreht um eine Homogenität der Bilder zu gewährleisten. D.h. nicht etwa die Totale bei Blende 11 und dafür das Portrait mit 1.8, sondern nach Möglichkeit jede Einstellung bei gleicher Blende und lieber mit unterschiedlicher Brennweite.

Ich weiß nicht, ob das deine Frage beantwortet hat...

DiGiTAL MAGiC

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3

Freitag, 15. Juli 2011, 17:31

Ich glaube er meint den Arbeitsablauf, ob die da wirklich über die blenden Diskutieren oder so...
Im Filmgeschäft achtet man aber nicht mehr so doll auf DOF, weil die Arbeiten schon seit Jahren mit dieser Technik und wissen was sie tun. Wenn der Regisseur sagt, wir brauchen jetzt eine Nahansicht von dem und dem Gesicht, dann sagt der Kameramann, du stell das Stativ auf, du pack das 50er 1.4 drauf, du stell die lichter um ... etc.

4

Freitag, 15. Juli 2011, 17:56

Danke für Eure Antworten!

Ihr habt Beide den Kern meiner Frage erfaßt! Genau um diesen DoF-Hype ging es mir. Ich habe das Gefühl, daß das langsam grotesk wird und dann ne Linse mit Anfangsblende 1.4 nicht mehr gut genug ist, nein, es muß 1.2 sein, usw..
Ich dachte mir, daß bei einer Kinoproduktion andere Kriterien im Vordergrund stehen. Danke für die Bestätigung. Ich wußte z.B. nicht, daß man für eine Szene die gleiche Blende beibehält. wieder was dazugelernt.
Überhaupt ging es mir darum, daß man den Profis über die Schulter schaut, wie die es umsetzen, statt mit Offenblende 1.2 durch die Gegend zu rennen, immer auf der Suche nach dem richtigen Focuspunkt. 8-) Fasse mich da durchaus an der eigenen Nase. Bin auf den DoF-Zug genauso aufgesprungen, habe nur halt mittlerweile das Gefühl, daß wir übertreiben. Kein Spielfilm besteht aus einer ständigen Aneinanderreihung schmalster Schärfebereichsverlagerungen.

Die Ergänzungsfrage zu den "Szenendaten" war wahrscheinlich etwas naiv von mir, da es vermutlich im Ermessen des Kameramannes liegt, die Wünsche des Regisseurs hier umzusetzen. Daher weiß ich nicht , ob es da quasi "Metadaten" gibt, so a´la "Szene 23,Nahaufnahme Bösewicht, Blende 3.5, 1/50". Wenn man diese Daten kennen würde, würde man ja auch nochmal einiges daraus lernen können. "Learn from a Pro" halt.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Kalle« (15. Juli 2011, 18:28)


SR-Pictures

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5

Freitag, 15. Juli 2011, 22:31

"1/60 Blende 8, die Sonne lacht" (trifft aber eher auf Fotographie zu)

Der Ablauf ist eigentlich der: Man nimmt einen Belichtungsmesser, stellt dort den ASA-Wert des Filmmaterials ein, und zielt bestmöglich auf ein mittleres Grau. Diese Blende wird verwendet. Fertig.

Wenn man einen besonderen Look will, verwendet man ND-Filter oder nimmt ein anderes Filmmaterial, dann kann man die Blende verändern.

Beim Kinofilm wird durchaus mit offener Blende gedreht. Im Fernsehen auf 16mm kommt schon mal vor, dass man sicher eher mit Blendenzahlen 5,6 aufwärts abgibt, da es einfach leichter ist zu arbeiten. Man trifft die Schärfe eher, vor allem bei schweren Shots mit viel Bewegung und Fahrten.





6

Freitag, 15. Juli 2011, 23:06

"Jungs und vergeßt mir nicht die 1.2 -Linse auf die RED draufzumachen und nicht wieder auf Blende 4 raufgehen, sonst sehen unsere Bilder ja gleich so aus, wie die von diesen Amteurdeppen"

Vermutlich heisst es inzwischen:
"Jungs und vergeßt mir nicht die 1.2 -Linse auf die RED draufzumachen
und nicht wieder auf Blende 4 runterzugehen, sonst sehen unsere Bilder ja
gleich so aus, wie die von diesen Amteurdeppen"



Ich kann "das fliegende Auge" von Ballhaus empfehlen. Ein Buch, in dem man sehr viel über Filmemachen lernt.

lg

rick1000

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7

Freitag, 22. Juli 2011, 10:37

Als Faustformel in der Fotografie sagt man, die maximale Schärfe eines Objektivs liegt 2 Blenden über der Anfangsblende - meine Erfahrung geht eher dahin, daß Blende 8.0 bei der überwiegenden Mehrheit der Objektive am schärfsten ist. f 5.6 ist allerdings häufig der bessere Kompromiss im Hinblick auf die höhere Lichtstärke. Oberhalb f 9.0 fangen dann irgendwann wieder die Beugungsunschärfen an, somit ist der Blendenbereich relativ eingeschränkt.

Zum Thema was wählen die Profis als Blende:

Ganz simpel:
wie SR-Pictures schon sagte, daß was der Belichtungsmesser vorgibt.

Etwas komplexer:
Wenn nicht explizit im Drehplan eine Focus Verlagerung bzw. ein "Out of Focus" vermerkt ist, dann spielt shallow DOF eine untergeordnete Rolle bei der Auswahl der Blende - es ist eher so, daß man (wie bereits erwähnt) die Ausdehnung der Schärfentiefe erhöhen möchte (um einen gewissen Sicherheitsbereich zu schaffen) bzw. den Blenden Bereich wählen möchte in dem das Objektiv am schärfsten abbildet. Zusätzlich muß die Blende im Hniblick auf die gesamte Szene hinsichtlich vorhandenem Licht, etwaigen Bewegungen oder Details die vor bzw. hinter dem Hauptmotiv erkennbar sein sollen, abgestimmt werden. Nicht zuletzt muß lange vorher geklärt werden auf welchem Format gefilmt wird. Jede Abweichung vom 35mm Film bedeutet mehr/weniger Schärfentiefe bei gleicher Blende. Daraus abgeleitet macht es für den Amateurfilmer mit DSLR (im Hinblick auf shallow DOF) mehr Sinn vom Crop auf KB zu wechseln anstatt ein oder zwei sau-teure F 1.2 (oder lichtstärker) Objektive anzuschaffen.

Würden Kameraman oder (bei großen Produktionen) der Director of Photographie spontan für eine Szene ein Blende 1.2 wählen, käme ein Darsteller, der seine Szene oft monatelang einstudiert hat (mit Mimik und Gestik) ganz schön in's trudeln, wenn er sich auf einmal nur noch um wenige Millimeter aus der Fokusebene beim Schauspiel bewegen dürfte.

Geringe Schärfentiefe ist eigentlich eine Unzlänglichkeit aus den Anfängen der Fotografie, die irgendwann zum "standart Look" von Film/Foto Material geworden ist, welchen wir heutzutage als ganz "natürlich" und unbewußt wahrnehmen (obwohl es dem normalen Seheindruck des Menschen völlig widerspricht). Hätte man vor 100 Jahren einen 1/3 Sensoren gehabt, dann würde shallow DOF heutzutage als genauso "unfilmisch" empfunden werden, wie heutiges Videomaterial. Wir sind durch Zeitungen, Fotos und Spielfilime nach wie vor auf unscharfe Hintergründe geprägt.

Wenn ich mal die (für mich höchst subjektive Auswahl) 10 wichtigsten Bild/Filmdokumente der letzten 100 Jahre zu Grunde lege, fallen mir spontan nur die Mondlandung (vor 1970 !) und WTC 9.11. ein, bei der das Bildmaterial sowas wie eine unendliche Schärfentiefe hat - in meiner Altersgruppe ist man noch auf den klassischen (Presse)Foto-look geprägt. Jüngere und zukünftige Generationen werden mittlerweile immer mehr vom shallow DOF durch kleine Sensoren/Internetvideos diverse Fernsehsendungen sowie Kompakt-Digitalkameras und zukünftig immer mehr durch 3D Produktionen, entwöhnt. Die neue digitale Welt ist schnell, bunt und scharf und ich kann mir gut vorstellen, daß in 10-15 Jahren kaum noch jemand die Ästhetik von shallow DOF nachvollziehen kann.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »rick1000« (22. Juli 2011, 10:55) aus folgendem Grund: Nachtrag


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