So, da ich ja die Sony Alpha 65 selbst besitze, wie rick ja erwähnt hat, melde ich mich auch mal.
1. Die Sony lässt im Videomodus maximal ISO 1600 zu. Der Spaß- und Gelegenheitsfilmer wird dies als Nachteil empfinden, für den Ambitionierten kommen Werte über ISO 1600 nicht in Frage.
2. Wenn du manuell belichtest, musst du, wie bereits erwähnt, unbedingt darauf achten, dass die Belichtungszeit 1/50 Sekunde und kürzer bleibt (im 50p Modus vielleicht sogar bei 1/100, aber da bin ich überfragt), weil das Bild bei viel Bewegung ansonsten sehr schmierig wird. Da ich habe ich sehr böse Erfahrungen gemacht. 1/25 Sekunde also nur im Ausnahmefall mit wenig Bewegung. Auch blöd: Im Automatikmodus geht die Belichtungszeit bis auf 1/25 herunter, da bleibt einem manchmal nur die manuelle Belichtung. Und manuelle Belichtung ist wieder nicht vereinbar mit dem Autofokus. Bei guter Beleuchtung darf man aber schon zum Automatikmodus und Autofokus zugreifen. Denn da ist die Belichtungszeit stets kürzer und es gibt genug Licht, das von Rauschen abhält.
3. Wie bereits angesprochen: Die Kamera an sich ist nicht schlecht, nur deine Objektivauswahl etwas ungünstig getroffen. Objektive mit Blende 2,8/1,8/1,4 lassen mehr Licht auf den Sensor. Ergebnis: Durch die bessere Belichtung kann man ISO herunterschrauben. was zu weniger Rauschen führt. Weiterer Vorteil: der Hintergrund wird unscharf, ein für den Film zumeist gewünschter Effekt.
Das Problem von Sony: Blenden unter 3,5 im Videomodus können nur angewandt werden, wenn der Autofokus ausgeschaltet ist. Das heißt: Wenn du ein lichtstärkeres Objektiv hättest und du möchtest viel Licht + wenig Rauschen und/oder einen unscharfen Hintergrund, musst du auf den Autofokus verzichten und selbst mit der Hand heran, oder Blende 3,5+ in Kauf nehmen.
4. Was heißt das nun für dich?
Ich bin von der Canon EOS 550D zur Sony Alpha 65 gewechselt, weil mich vor allem der brauchbare Autofokus, aber auch das bessere AVCHD-Format, der 50p Modus, das leicht bessere Mikrofon, das klappbare Display aber auch besonders der brilliante lektronische Sucher angetan hat. Dadurch, dass man seine Nase unter den Sucher halten kann, wird das Bild deutlich stabiler. Zudem kann man über diesen das Bild im hellen Freien auch viel besser abschätzen, als vom kleinen Bildschirm.
Leider bringt die Sony neben den vielen Vorteilen auch viele Nachteile mit sich. Das Bild ist leicht aufgezoomt, Video ISO maximal 1600, Videoautofokus nur ab Blende 3,5, manuelle Belichtung nicht mit Autofokus, es gibt kein Firmware-Hack wie Magic Lantern bei Canon für Funktionserweiterung, halbdurchlässiger Spiegel lässt weniger Licht auf den Sensor usw.
Mein Fazit zwischen Canon und Sony: Für den Einsteiger, für diejenigen die Komfort mögen, und ohne komplizierte Hilfsmittel und anstrengendem Gefummel schnell drauf losfilmen oder auch mal einen Videoschnappschuss machen wollen, ist die Sony dank Autofokus, besserer Bildstabilisierung, Stereomikrofon, elektronischen Sucher, sehr genauer Akkuanzeige und einigen vorgefertigten kreativen Spezialeffekte die bessere Wahl. Mit Canon und Nikon würden wiederrum fortgeschrittene und professionelle Anwender arbeiten wollen. Statt Autofokus, wird alles manuell scharf gestellt, für die Bildstabilisierung wird stets Stativ, Steadycam, Kamerawagen oder ein sehr ruhiges Händchen verwendet, statt elektronischen Sucher nehmen sie Monitor oder Bildschirmlupe, das interne Mikrofon wird durch ein externes ersetzt, Ersatzakkus lassen die Akkuanzeige ignoieren, Spezialeffekte werden in die Nachbearbeitung verlegt.
Da dir ja der Autofokus lieb ist, bist du bei der Sony gut aufgehoben. Mögliche Alternativen wären da tatsächlich noch die Panasonic GH2 - die im Videomodus mit besserer Bildqualität und vielen Einstellmöglichkeiten punktet, dafür aber nicht ganz so gute Fotos schießt und mit dem kleineren Bildsensor nicht ganz an die gewünschte Tiefenunschärfe der Sony herankommt. Zudem sind die Objektive recht teuer. Die Sony NEX-5 oder Sony NEX-7 liefert auch sehr schöne Bilder, ist allerdings ziemlich klein und fummelig in der Handhabung.
Bleibst du bei Sony, kann ich dirdas 18-55mm zu verkaufen und die zum Beispiel das Tamron 17-50 2.8 für 300 Euro neu oder 200 gebraucht empfehlen, ich besitze es selbst und bin recht zufrieden damit. Gut an diesem Objektiv ist, das bei jeder Brennweite von 18-50mm die Blende bei 2.8 liegt und somit jeder Situation gewappnet ist. Die lichtstarken Objektive mit Blende 1.8 und 1.4 wie hier aufgeführt wurden, sind zwar noch lichstärker, können aber ihre Brennweite nicht ändern (zoomen) und sind diesem Fall etwas unflexibel. Da musst du jetzt selbst entscheiden, was dir lieb ist.
Für das Filmen von (Musik-)Videos wird das 55-200mm wohl seltener gebraucht. Es kommt darauf an, was du filmst, aber so viel Zoom benötigt man meist nur für Spezialaufnahmen, vielleicht kannst du das ja verkaufen.