ich weiß nicht wie oft ich in den letzten 15 Jahren irgendwelchen Gesprächen eine Lanze für Til Schweiger gebrochen habe. Ich fand dieses Schweiger-Bashing teilweise sehr unfair. Sicherlich hat er ein manchmal nerviges Geltungsbedürfnis und über sein Nuscheln wurde oft genug gelästert und von seinen stark eingeschränkten schauspielerischen Fähigkeiten ganz zu schweigen. Was er aber damals mit „Barfuss“ versucht und letztlich auch geschafft hat muss man ihm schon, wie ich finde, hoch anrechnen. Ich erinnere mich an ein Interview zu dem genannten Film, wo er davon gesprochen hat, dass er einen hohen fünfstelligen Betrag nur für
zusätzliches Lichtequipment bereitgestellt hat, um
Szenen in Hollywoodästhetik auszuleuchten. In einigen Fällen ist sein Streben danach Hollywood zu kopieren dann aber doch ziemlich peinlich, etwa wenn in „Schutzengel“ deutsche Polizeiautos im Einsatz mit US-Amerikanischen Sirenengeheul unterlegt werden. „Honig im Kopf“ hatte mich thematisch nicht wirklich angesprochen, aber aufgrund des riesigen Erfolges war ich dann
schon ein wenig neugierig und hab ihn mir dann
doch angeschaut. Der Effekt den der Film auf mich hatte war der, dass ich nun auch zu den Menschen gehöre, die Til Schweiger nicht mehr wirklich ernst nehmen können. Dass er so krampfhaft versucht seine Töchter als Schauspielerinnen zu etablieren, indem er ihnen Rollen in seinen Filmen zukommen lässt oder ihnen Rollen auf den Leib scheidert und nicht wie es sich für einen guten Produzenten
gehört, die beste mögliche Besetzung zu finden, hat mich auch bei seinen vorherigen Filmen genervt und auch hier wieder massiv gestört. Der Hauptgrund aber weswegen ich den Film so schlimm fand, waren die superschnellen Schnitte und ultrakurzen Einstellungen die einfach nur nervig und sinnfrei waren. Ich meine damals irgendwo gelesen zu haben, dass er damit das Thema Alzheimer
visualisieren wollte. Nur finden sich ähnliche Montagen bereits in früheren Filmen ohne dieses
ernste Thema. Meiner Meinung nach leidet er an Selbstüberschätzung, was seine Reaktionen auf die schlechten Besucherzahlen seines US-Remakes nochmal deutlich machen. Und wieso um alles in der Welt musste er unbedingt selbst Regie führen? Er hätte sein okay für das Remake geben und sich
darüber freuen sollen, dass Hollywood seinen Film nochmal neu auflegen möchte, anstatt zu glauben, dass nur er die einzig geeignete Person ist, die den
Film machen kann. Vielleicht ist er jetzt therapiert, aber dran glauben tu ich nicht.