Handelt es sich um ein Studentenprojekt? Dann gelten ehrlich gesagt ein wenig andere Regeln als auf dem freien Markt.
Klar ist aber in jedem Fall: Das Ganze hätte im Vorhinein deutlich kommuniziert werden müssen.
Falls es sich um ein studentisches Projekt handelt: Die Mädels und Jungs haben in aller Regel wahnsinnige Schwierigkeiten ihre (notwendigen) Semester und Abschlussfilme überhaupt zu finanzieren. Das eine finanzielle Förderung existiert, heisst nicht automatisch dass das Geld tatsächlich für Löhne ausgegeben werden kann. Da im Regelfall alle beteiligten unendgeldlich arbeiten, ist es oft auch so, dass diese Projekte nach Schauspielern suchen, die bereit sind junge Menschen in ihrem Werdegang zu unterstützen und dafür oft auch bereit auf eine Gage zu verzichten. Es kommt aber drauf an: Handelt es sich um Förderung oder anderweitige Finanzen die das Produktionsbudget "gut genug" abdeckt, so entlohnen die meisten Projekte auch ihre Schauspieler. Generell sogar die dann als erstes, im Gegensatz zu Crew, die oft aus Mit-Studenten oder am Projekt Begeisterten Menschen besteht. Prinzipiell solltest du Fahrtkosten und ähnliches immer erstattet bekommen, das gehört zum guten Ton genauso wie gutes Essen am Set, genauso wie Übernachtungsmöglichkeit. Welchen Standards das dann entspricht hängt davon ab was du machen willst für das Projekt, bereit bist in Kauf zu nehmen, oder ob du die Leute kennst. Jeder macht für Bekannte und Freunde halt mehr als für Fremde
Wenn wie gesagt das Budget so aussieht, dass Leute bezahlt werden können, so ist es zumeist so dass Darsteller natürlich auch was kriegen – aber dann eher einen Betrag auf den man sich einigt, als branchenübliche Gagen. Die sind selbst für einen Studentenfilm mit extrem hoher Förderung zumeist absolut nicht machbar. Hängt aber auch davon ab, wieviele Drehtage, wie finanziell Aufwendig der Rest etc. Das zu diesem Sonderfall.
Entscheiden ob eine Darstellerin das machen will, muss sie selbst, und man kann es niemandem verübeln unter den Bedingungen abzusagen. Studierende sind da halt auf "guten Willen" angewiesen, aber den muss man sich halt auch leisten können. Ich kenne viele viele Darsteller die da sehr entgegenkommend sind, aber halt auch nur, wenn es ihnen zeitlich/finanziell möglich ist. Das ist halt nunmal so, und man kann niemandem böse wenn der/diejenige es einfach gerade nicht kann unentgeldlich zu arbeiten.
Wenn es sich um ein Projekt in der freien Markwirtschaft handelt: Besteh auf Bezahlung! Wenn es kommerziell angelegt ist, hast du auch ein Recht auf deine Gage, insb. wenn andere an dem Projekt verdienen.
Dann kommen dazu noch geförderte Independent-Filme, die halt trotz Förderung auch kein hohes Budget haben: Da solltest du einfach anhand deines Gefühls entscheiden. Manchmal macht man ja was für Projekte, weil sie einem gefallen. Ganz klar muss aber sein dass da zu fairen Bedingungen gearbeitet wird. Du kriegst nichts, aber der Nebendarsteller der besser verhandelt hat kriegt ne Menge, ist ein no-go. Der Kameramann kriegte Tarifgage aber die Schauspieler alle umsonst? Eigentlich auch ein absolutes Nogo. Der Regiesseur oder Produzent steckt sich alles in die Tasche, aber Gaffer, Setrunner, Catering und auch noch die Darsteller sollen umsonst klotzen? Auch ein no-go.
Schlussendlich läuft es einfach auf eine Fairness/Ethik Frage Hinaus, und da muss man einfach selbst entscheiden, was man möchte und nicht möchte.
Ich sehe jetzt aber bei der eigentlich Kommunikation weniger das Problem: Überleg dir für wieviel du das machen möchtest (in Anbetracht auch der Tatsache für wen/was das Ganze ist), stelle klar dass dir im Vorhinein garnicht gesagt wurde und klar war dass es keine Bezahlung gibt, und frag nach, wie die finanzielle Situation aussieht. Stell klar, dass du gerne an fairen Bedingungen für alle interessiert bist (falls du das bist), oder aber was für dich finanziell machbar wäre. Wie gesagt, vielleicht möchtest du den Leuten entgegenkommen, vielleicht aber auch nicht, weil du das Gefühl hast, andere wollen sich an deiner Arbeitsleistung bereichern. Ob das so ist, kannst du nur rausfinden in dem du nachhorchst mit wem du es zu tun hast und wie diese Leute auf deine nachvollziehbaren Bedingungen/Wünsche reagieren. Dass du keine wertvollen Tage opfern kannst um "einfach so" umsonst irgendwo mitzumachen sollte jedem klar sein. Wenn du das trotzdem machst, ist das halt lieb von dir, und das sollte man wie oben gesagt halt auch nur machen, wenn die Produktion wirklich auf dieses Entgegenkommen angewiesen ist, und du Lust auf den Dreh hast. Für alles andere gilt halt: Besteh auf deinen Bedingungen
. So wie du den Beitrag schreibst, denke ich nicht, dass die nicht nachvollziehbar sind.