Nach dem anschauen des Films kommt bei mir leider nicht das Gefühl auf: Geil, da muss ich jetzt unbedingt mal mitfahren. Das liegt vorallem an der unmotivierten Bildauswahl, Bildquadrierung, am Schnitt, an der technischen Umsetzung sowie an der redaktionellen Heransgehensweise an das Produkt.
Ich kenne Münster, da ich aufgrund von Freundschaften in den letzten zwei Jahren mehrmals dort war. Die Altstadt ist in der Tat wunderschön und mir war überhaupt nicht bewusst, dass dort eine Busrundfahrt angeboten wird. UND darauf hättet ihr aufbauen müssen. Ihr hättet den Zuschauer besser abholen müssen. Wie Buldogs schon schrieb vermittelt ihr mit eurer ersten Texteinblendung eher Drohnenbilder und erweckt eine falsche Erwartungshaltung für den Film.
Bilder die meiner Meinung nach nichts im Film zu suchen haben:
00:13 - 00:17 - total unvermittelter Gang durch eine Straßengasse. Warum? Wir sehen vorher den Bus, dann plötzlich die Gasse, dann wieder den Bus. Optisch find ich das ganz nett (bis auf das typische Glidecam gewackel). Das Licht ist schön, das Bild hat Tiefe. Inhaltlich macht dieses Bild nur keinen Sinn. Wir sind am Bus, direkt nach 00:12 muss das einsteigen kommen. Kill your Darlings heißt das in unserer Branche. Die Gasse braucht der Film nicht. Es geht um den Bus und um die Tour, nicht um eine Gasse irgendwo in Münster.
00:41 - 00:45 - Schuss von oben auf einen Gehweg. Langweiligstes Bild im ganzen Film. Außerdem vermittel es dem Zuschauer: Du siehst Menschen von oben auf Gehwegen wenn du mit unserem Bus fährst. Das Bild muss raus.
01:17 - 01:23 - Dein Kollege der den "Kunden" spielt. Raus. Der bekommt, weil man sonst kaum Mitfahrer in dem Film zu sehen bekommt eine zu große Bedeutung für den Moment. Warum fotografiert er den Bus? In dem Moment erwarte ich mehr wenn du ihn zeigst. Vllt. ein Interview?
02:00 - 02:01 - Das ist jetzt meine persönliche Meinung, aber in einem Imagefilm hat ein Hinweis auf die Produktionsfirma nix verloren. Sowas kann gerne im Beschreibungstext unter dem Video auf Youtube steht, macht aber im Video selbst das Zuschauererlebnis kaputt.
Was mir generell noch aufgefallen ist:
Nachdem dann das erste Mal gesprochener Ton im Film vorkommt, haut ihr auch gleich unten eine Texteinblendung rein. Plötzlich muss der Zuschauer die Bilder erfassen, er muss sich aufgrund des schlechten Tons auf die Bandansage konzentrieren, da vllt. endlich mal was interessantes im Film vorkommt und dann muss er plötzlich noch die Einblendung lesen, was dann wiederum vom Ton ablenkt.
Was mich auch jedesmal rausgehauen hat ist, dass ihr total unvermittelt im Film von 25fps auf 50fps wechselt. Ist das gewollt oder einfach ein technischer Fehler?
Was mir vor allem fehlt sind Interviews von echten Mitfahrern (Kunden), die irgendwas in der Art sagen: "Wow, wirklich schöne Stadt", "Wir haben tolle Ecken der Stadt gesehen die wir zu Fuß nie erreicht hätten". "Tolle Infos zu den Sehenswürdikgeiten während der Rundfahrt" Irgendwie was was den Zuschauer dazu veranlässt zu denken, cool die haben etwas gesehen bzw. bekommen was ich vllt nicht erleben würde, wenn ich die Stadt zu Fuß zu erkunden würde. Alles klar, ich werde auf jeden Fall den Münsterbus benutzen. Denn ich will das was die anderen hatten.
Dann solltet ihr aufhören euer Equipment wahllos zu benutzen, nur weil ihr es zur Verfügung habt. Meiner Meinung kann der Film auch ohne Probleme ohne Glidecam-Aufnahmen leben. Und wenn ihr die Glidecam benutzt, dann doch bitte so, dass sie motiviert eingesetzt wird und die Fahrten sauber durchgeführt werden.
Jedesmal dachte ich, ja nette Spielerei aber es lenkt mehr ab, optisch wie auch inhaltlich, als dass es mir was als Zuschauer nützt.
Verbesserungsvorschläge, wenn ihr die Möglichkeit hättet, den Film erneut zu drehen:
- Warum sollte man den Münsterbus benutzen? (Was ist sein Alleinstellungsmerkbark gegenüber Konkurrenzprodukte) Das solltet ihr in dem Film herausarbeiten.
- Versucht die Geschichte anhand einer Hauptperson zu erzählen. Das kann zum einen ein Kunde sein, der zum ersten Mal so eine Rundfahrt macht, das kann aber auch jemand sein, der schon viele Rundfahrten gemacht hat und am Ende natürlich von der Münstertour begeistert ist, es kann aber auch total kreativ sein und der Bus selbst die Hauptperson sein.
- zeigt toll gedrehte Einstellungen (gerne vom Stativ) von den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Natürlich nicht alle, sonst muss man die Fahrt nicht machen, aber ein paar Highlights zum anteasen wären gut
- Besserer Schnitt. Weniger Schnittblenden. Beim drehen schon auf Achsensprünge achten, damit man später eben nicht blenden muss. Fahrtrichtungen des Buses beachten. Nicht einfach wahrlos einfach irgendwelche Bilder reinschneiden.
- Versucht einfach jedes Bild zu hinterfragen: Beim Dreh, beim Schnitt. Was bringt dieses Bild dem Kunden. Was sagt es aus. Spiegelt es meine oder die Message des Produktes wider.
- Tonabmischung verbessern.
Fazit:
Euer Produkt zeigt einfach, das eben nicht jeder einen Film machen kann. Ja, jeder kann zwar mit seiner DSLR Bilder drehen und zusammen schneiden, aber nicht jeder kann einen Film mit guten, verständlichen, informativen und spannenden Inhalten füllen. Deswegen kosten professionelle Imagefilme auch so viel Geld, nicht weil man tolle Bilder kauft, nein sondern die Kunst, den Spagat zu schaffen das Produkt inhaltlich wie optisch richtig an den Kunden zu bringen.
Sorry dass ich jetzt den Film so zerissen habe, aber vllt. helfen euch auch meine Vorschläge eure Arbeitsweise zu überdenken: Versucht eure Ideen nicht mit haufenweise Equipment zu kompensieren und fangt an, inhaltlich zu denken.
LG Rockstar