Lieber Nico, nach dem vielen Lob gibt's von mir einen kleinen Verriss
Die erste Hälfte war schön: sie war dreckig, ehrlich, authentisch (auch sprachlich! Dein behutsamer Einsatz von Jugendsprache und dass du den Darstellern zumindest die Möglichkeit gegeben hast, es sich mundgerecht zu machen, war gut!). Die Figurenkonstellation war klar, das Spiel als Motiv schön platziert und der Konflikt etwas plump aber zeitschonend eingefügt. Dann aber (ab etwa 4:30) bricht deine Inszenierung auseinander. In zu kurzer Zeit haben wir einen Mutter-Tochter-Konflikt, eine (ungewollte?) Schwangerschaft, das Abtreibungsthema und eine Vergewaltigung? Noch dazu das ewig alte Klischee von der Dankbarkeit. An der Stelle wird die Geschichte durch die Themenhäufung so dünn, dass selbst die beiden Darsteller kräftig ins Schwimmen geraten. Die Haltungen werden unsauber und es driftet alles unkontrolliert ins Melodramatische. Der Streit eskaliert dann auch eher auf Motiv- denn auf der Inhaltsebene. Daher kann ich Barbaras Frage nach dem Grund des Krankenhausbesuches völlig nachvollziehen. Den braucht es nur, weil du die Geschichte so erzählen wolltest - die Figuren hätten auch in jeder anderen Umgebung aufeinander treffen können und es hätte sich nur im Schluss ein wenig unterschieden - die Themen des Konflikts (bzw. die Konflikte) sind ja sowieso universell. Der Schluss selber ist von der Idee toll - einzig die Inszenierung (und völlig deplatzierte Haltung von Anke Moosmayer!) machen das leider kaputt.
Schade, denn von der ersten Hälfte des Films war ich mega begeistert!