Technisch ziemlich geil, weißt du aber auch selber. Schauspieler waren gut, auch wenn ich die Mimik des Typen manchmal zu gespielt und übertrieben fand. Die Story war mal was neues und für 4 Minuten ausreichend.
Hier noch ein paar Tipps hinsichtlich des Spannungsaufbaus: Du hast diese Gestalt viel zu früh enthüllt. Da hätte man eine Unmenge mehr an Spannung rausholen können. Ich hätte, als die Frau nach hinten gerissen wird, nur die Hand des Wesens ganz kurz gezeigt, wie sie ruckartig ins Bild kommt, dann sofort auf die Perspektive des Jungen umgeschnitten, wie er sieht, dass sie nach hinten gerissen wird.
Du hast aber gleich für mehrere Sekunden den ganzen Arm gezeigt, wie er langsam ins Bild kommt. Das macht diesen Schreckensmoment kaputt, weil der Arm ganz gemütlich betrachtet werden kann und das den Schwung raus nimmt. Wenn man aber nur ganz ganz kurz gezeigt hätte, wie die Finger von hinten ruckartig ins Bild greifen, und dann sofort zu einer anderen Perspektive wechselt, dann würde der Zuschauer sich fragen: WAS WAREN DAS FÜR KOMISCHE FINGER? ZEIG MIR MEHR, ICH WILL WISSEN, WAS DAS WAR!
Dann hätte ich eventuell noch eine Point-Of-View Aufnahme gemacht, wie der Junge langsam zu der Stelle hingeht, um zu sehen, was mit seiner Freundin passiert ist und das ganze mit Nahaufnahmen seinen angsterfüllten Gesichts unterschnitten. Das hätte dann Spannung aufgebaut, die dann von diesem "Energie Ball" aufgelöst wird. Der Junge geht langsam auf die Stelle zu, langsam, langsam, langsam und
plötzlich kommt dieser Ball auf ihn zu! Das hätte dem Ball viel mehr Gewicht gegeben.
Übrigens fand ich auch hier, dass ihr das zu sehr von außen gefilmt hab. Wenn ihr wollt, dass man mit dem Protagonisten leidet, dann filmt näher an ihm dran, über seine Schulter etc. um uns in seine Lage zu versetzen. Das sorgt dafür, dass der Zuschauer mehr involviert ist.
Und auch bei 0:40, wo das Ding das erste Mal auftaucht, da hätte man sehr viel mehr draus machen können. Sehr beliebt ist es mit der Kamera langsam von den Füßen hoch bis zum Kopf zu fahren. Auch hättet ihr den Gesichtsausdruck des Jungen länger für den Spannungsaufbau nutzen können. Er starrt dahin, sieht anscheinend das, was seine Freundin weggerissen hat. Er starrt und starrt, hat Angst. Und als Zuschauer denkt man sich, man, ich will es auch endlich sehen, zeigs mir, zeigs mir, ich will sehen, was er sieht. Mit diesem Verlangen hätte man wunderbar spielen können, indem du den Moment des Enthüllens extra lange heraus zögerst. Und wenn du dann enthüllst, dann muss es wie ein Schlag kommen. Aber du enthüllst mit einer Totalen von den beiden, die neutral und beiläufig daher kommt.
Das reißt einen raus! Wenn du willst, dann man die Gefühle des Jungen nachfühlt, dann filme das Wesen aus einer ähnlichen Sicht, wie er es sieht. Und vor allem frontal, damit es diesen POW!-Effekt hat. Eine Totale ist da vollkommen fehl am Platz, da sie uns in die Rolle eines unbeteiligten Zuschauers versetzt. Du hast dem Zuschauer so lange vorenthalten, was das für ein Wesen ist und dann zeigst du es so ganz beiläufig und unemotional. Das hätte man aber ganz leicht im Schnitt beheben können, indem du erst die Naheinstellung gezeigt hättest, und dann sie Totale.
Selbiges gilt für das Ende, wo er seine Freundin am Baum hängen sieht. Da hast du auch viel zu früh alles gezeigt. Du fängst mit dem Blick des Jungen an, der uns sagt, irgendetwas ist dort, was ihn erschreckt - und das ist ein guter Anfang. Das baut wieder Spannung auf mit der Frage: Was sieht er? Aber was tust du? Du gibst sofort die Antwort, wieder mit einer komplett unbeteiligten Totalen von schräg oben.
Die Emotion die ich dabei empfinde ist:
Dabei hättest du das alles viel interessanter und emotionaler gestalten können, wenn du mit der Kamera zunächst in Großaufnahmen nur kleine Details gezeigt hättest, dann immer wieder die Augen des Jungen, wie er die Dinge sieht. Dann wandert sein Blick nach oben und sein Blick wird richtig erschrocken. Dann bleibst du auf seinem Gesicht, wie er auf das zugeht, was ihn so schockiert, aber zeigst es noch nicht. Und dann, wenn alle Zuschauer gefesselt auf den Bildschirm starren, dann kannst du mit einer
nahen und
frontalen Kameraeinstellung die Leiche des Mädchen am Baum zeigen. Die Totale passt dann wieder als Ende der Szene, weil sie den Protagonisten als machtlosen, leeren und einsamen Menschen zeigt und damit seine Gefühlslage widerspiegelt. Aber diese Gefühle kommen erst später, nicht sofort, als er die Leiche entdeckt.
Da du diese nahen Einstellungen aber auch gedreht hast, ist es auch hier schlicht ein Problem des Schnitts. Erst die POW!-mäßigen Naheinstellungen, DANN die Totale. Wenn du es umgekehrt machst, nimmst du sehr viel Kraft aus deinen Bildern.