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  • »Epicon« ist männlich

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21

Mittwoch, 6. Oktober 2010, 12:58

Als Ergänzung möchte ich was beifügen :

Zitat

die Bankszene war mir irgendwie zu grob
Ich denke da ist auch etwas anderes daran Schuld, dass diese Szene nicht so funktioniert hat wie sie hätte funktionieren können. Die Gründe dafür stecken schon ganz am Anfang des Films. Die Einführung ist, um es mal grob auszudrücken : sehr uninteressant. Ich beschäftige mich gerade mit Anfängen von Filmen/Drehbüchern und ich finde, diese Einstellung mit der Künstlerin im ersten Shot sehr langweilig und so gut wie nichts aussagend. Es ist ein breiter fade in in die Geschichte und mir hat da die Eröffnungssequenz gefehlt. Das Intro ist hübsch aber hat mit der Story ja nichts zu tun. Jetzt aber wieder zurück zu der Bankszene. Es liegt für mich offensichtlich an der Expo, denn es liegt ja selbst noch im ersten Akt und damit der Einführung. Jetzt die Frage : warum wartet sie da auf den Bus? Erste Antwort für mich : sie möchte irgendwo hin und ich bin gespannt wo hin sie möchte und wie wichtig es ihr ist und wie sie es zeigt. Sie Reagiert aggressiv auf den Beni als er helfen will und ich habe den Eindruck, sie hat bereits einen Freund oder hat jemanden von dem sie etwas will. Dann kommt am Ende der Szene der Bruch : sie gehen zusammen Kaffee oder so trinken. Wozu dann die Bankszene? Die Bankszene ist für mich ein Einwurf um die Bekanntschaft der beiden zu exponieren aber eine weitere Aussage fällt flach, da wir nicht erfahren wo sie hin will, warum sie die Galerie verlässt, wie spät es ist, was der Beni da macht und warum sie aggressiv reagiert.


Dass die Schauspieler diese Szene nicht richtig spielen konnten, ist für mich bei den oben genannten Punkten zu finden. Die beiden wissen nicht was sie tun wollen und was sie sonst tun wollen ab dem KZP (hier : ich lasse mich auf den anderen ein) Ihnen fehlt : ich möchte (zb) schnell zu der Geburtstagsfeier meines kleinen Bruders obwohl ich mich auf den anderen einlassen möchte und mit ihm Kaffee trinken gehen möchte. Also kein Ziel, daher auch keine Handlung. Der Erste Akt ist nicht so toll von seiner Struktur und von seinen Begründungen her. Ich hatte ja schon geschrieben, dass er mir höchst seltsam vorkam. Der Beni braucht hier ja keinen KZP, da für ihn alles nach Plan verläuft. Um den Zuschauer zu täuschen, kann man ihm aber Gedanklich was geben (würde ich aber ehrlich weglassen und ihn direkt bei der Bankszene erst einführen, ohne ein Ziel einzuführen.) EDIT : Für die Künstlerin musste jedoch so eine GGU da gewesen sein und der Zuschauer müsste entweder in der Szene erfahren wo sie hin will und warum oder vorher.

Ich habe mir den Film jetzt glaub schon 3-4 Mal angesehen um für mich herauszufinden warum ich den Film gut finde aber nicht grandios. Würde ich mir den Film auf DVD kaufen? ich denke leider nicht. Dafür ist es mir zu Random. Ich habe das ding auf seine Grundstruktur runter gebrochen und finde die Story doch recht depressiv. Ich selber mag keine depressiven Filme. Im Syd Field habe ich gelesen, wie er mal in Deutschland ein Seminar gegeben hat und wie viele Drehbücher, die er bekam von Tod, Selbstmord und Chaos handelten. Das hat mich zum nachdenken gebracht und ich habe mal alle Kurzfilme, die mir in den Kopf schossen, darauf untersucht. Tatsächlich! Wir >Deutschen< lieben es depressiv zu erzählen und den Film auch so enden zu lassen indem der Held stirbt oder alles verliert, oder verrückt wird usw. Zwar gewinnen hier unsere Heldinnen aber mir hat das böse Lächeln irgendwo gefehlt, das zeigt : so jetzt geht es mir besser, ich bin unbesiegbar, das neue Leben kann beginnen BÄM ENDE. Sie schienen so : ok jetzt haben wir es getan und wir müssen damit leben. Also ein eher negatives Ende, auch wenn die Heldinnen gewinnen. Der Film punktet im zweiten Akt und im Anfang des dritten Akts. Warum? Es ist, auch wenn es rasant wird, nicht depressiv und eher auf Handlung gelagert. Der erste Akt ist eher so : das ist unser Leben... Ohne besondere GGU, (bis auf das Bild, was wir ja vorerst nicht verstehen, warum es jetzt wichtig ist) die man doch so gut in das Ende einflechten könnte.

Der Film ist super aber noch nicht perfekt. Auf jeden Fall die richtige Richtung. Ich freue mich auf alles neue von dir :)

Epi

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Epicon« (6. Oktober 2010, 13:17)


NO!R

Theater!

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22

Mittwoch, 6. Oktober 2010, 13:31

Ich fand den Film sehr gut. Mir gefällt eig alles an dem Film. Nicht alles zu 100 prozent,
aber er ist nah dran ;) Mir gefällt deine Art zu inszenieren und bewundere deine Arbeit mit den Schauspielern.
Nach "Wild" wieder eine so hervorragende Leistung der schauspieler ist schließlich kein Zufall,
sondern mit der Verdienst des Regisseurs.

Es wurde eigentlich schon alles gesagt und mit wirklich konstruktiver Kritik kann ich leider auch nicht
dienen ... aber ein weiteres Lob kann sicher auch nicht schaden. Obwohl eins muss ich noch erwähnen:
Mir gefallt der Schnitt bei 1:06 - 1:08 nicht. Dieser Einspieler mit dem postboten wirkt selltsam.
Der Aufkleber mit "Goldman" hätte ich schon an der Tür gezeigt. Sie sieht ihn ja auch gleich bei der Übergabe
des Pakets... Aber: Ist wohl eine wirklich vernachlässigbare Kritik ;)

sollthar

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23

Mittwoch, 6. Oktober 2010, 15:10

Der erste Akt ist hier wirklich nicht gerade das gelbe vom Ei, das wissen wir - kommt also erneut Beipflichtung von meiner Seite. Kommt noch dazu, dass die Galerie keine Galerie ist und genau diese eine Einstellung zuliess - überall am Bildrand hört alles galerie-artige nämlich auf. Das ist mein Wohnzimmer.

Das ganze Konzet ist das Resultat einer Verarschung und daher bis zu einem hohen Grad ein Insider am Anfang. Wir haben an vielen Festivals, an denen "Wild" war, solche "Kunstfilme" gesehen, die alle völlig belanglos anfangen und dann auch völlig belanglos bleiben. Das Bedürfnis, selber so anzufangen und den Film auch nicht zufällig "Art" zu nennen und weitestgehend um Kunst drehen zu lassen, entstand daraus. Wir wollten auch so anfangen und es danach völlig umkrempeln. :)
Ausserhalb dieser doch sehr spezifischen Wahrnehmung stimme ich völlig zu, ist der erste Akt eine Schwäche.

Zitat

Ich selber mag keine depressiven Filme.


Dann wirst du mit so ziemlich allem was ich mache Probleme haben und der Herr Field auch. Mich reizen Happyends nicht so, weil ich sie nicht sonderlich ernst nehme. Ich mag Filme, die mich irritieren - Enden, die Doppeldeutig sind und / oder einen bitteren Nachgeschmack haben. Denn nur was mich irritiert, regt mich an. "Feel Good Kino mit Happy End" ist weniger mein Ding. Deswegen, wie ich schon sagte, werden praktisch alle meine Arbeiten als "kühl" beschrieben. Ich mag das. Sehr sogar. :)

Zitat

Der Film ist super aber noch nicht perfekt.


Danke sehr! Ich finde ihn auch weit von Perfektion entfernt. Wär ja auch krass, wenn da ein kleiner (okay, 190cm) Schweizer käme und ohne Geld in 3 Drehtagen und mit Laiendarstellern sowie allein hinter der Kamera den perfekten Film zaubern würde.

Ich probiere gerne Dinge aus und würde am liebsten den ganzen Tag über solche Sachen produzieren und einfach mal schauen, was sich beim drehen wie anfühlt - damit ich um die Erfahrung reicher bin. Ich selbst lerne stark so und brauch das. Gerade weil meine Ausbildung nichts mit Film zu tun hat, sondern mit dem Entwickeln von Theaterstücken mit Schulklassen.
Auch bei Art hab ich wieder einiges auf meine "Jep, das ist geil so" und auch einiges auf meine "Das ist Mist, das mach ich nie wieder so" Liste nehmen können.

Zitat

Der Aufkleber mit "Goldman" hätte ich schon an der Tür gezeigt. Sie sieht ihn ja auch gleich bei der Übergabe
des Pakets... Aber: Ist wohl eine wirklich vernachlässigbare Kritik


Aber berechtigt. Die Grossaufname mit dem Aufkleber entstand letzte Woche, also 7 Wochen nach Drehschluss, weil mir da was fehlte im Schnitt. Das Paket beim Dreh hat nämlich gar keinen Aufkleber drauf. :)

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24

Mittwoch, 6. Oktober 2010, 15:23

Zitat

Dann wirst du mit so ziemlich allem was ich mache Probleme haben und der Herr Field auch.
Naja ich weiß nicht was der Field davon hält. Ich bin ja, wie du mich bereits kennengelernt hast, eher der Happy End Macher :P Ich glaube durchaus, dass der Syd Field auch negative Enden mag, die gekonnt einen Abschluss liefern. Wenn wir jetzt Filme wie Spider-man 1 betrachten, geht ja am Ende alles total schief und sein Idol stirbt, er bekommt Mary Jane nicht und alles was sonst noch dazu kommt. Aber in der Schlusszene sehen wir ihn wie er wieder um die Häuser schwingt und sein Leben in einem neuen Licht weiter geht. Das finde ich ist ein schöner Abschluss.


Mir hat halt nur eine kleine Briese am Ende gefehlt um das ganze noch schöner zu machen.


Zitat

Der erste Akt ist hier wirklich nicht gerade das gelbe vom Ei,
Darauf solltest du beim nächsten Film achten und es besser machen :)


Epi

EDIT : Ich habe keine Probleme mit deinen Filmen. Ich finde so ziemlich jeden Film den ich sehe irgendwo gut und finde immer Aussagen und inspirierende Momente :)

sollthar

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25

Mittwoch, 6. Oktober 2010, 15:38

Zitat

Darauf solltest du beim nächsten Film achten und es besser machen


Definitiv! Das ist nicht das einzige, was ich besser machen will. :)

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26

Mittwoch, 6. Oktober 2010, 15:46

Da bin ich gespannt :) ich erwarte eine geniale Einführung !

Epi

joey23

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27

Samstag, 9. Oktober 2010, 12:31

Zitat

Im Syd Field habe ich gelesen, wie er mal in Deutschland ein Seminar gegeben hat und wie viele Drehbücher, die er bekam von Tod, Selbstmord und Chaos handelten. Das hat mich zum nachdenken gebracht und ich habe mal alle Kurzfilme, die mir in den Kopf schossen, darauf untersucht. Tatsächlich! Wir >Deutschen< lieben es depressiv zu erzählen und den Film auch so enden zu lassen indem der Held stirbt oder alles verliert, oder verrückt wird usw.


Über diese Aussage bin ich bei ihm auch gestolpert, möchte das aber gerne ergänzen: "Hollywood" kann mit Autorenfilmen generell nicht unbedingt viel anfangen. Das ist nicht nur eine Frage der Story, bzw des Happy Ends, sondern der gesamten Arbeitsweise. Die ist "den Amis" nämlich höchst suspekt. Projekte wie Blair Wich Project wackeln "inzwischen" an der Selbstwahrnehmung der "Academy". Große Auswirkungen hat das aber (noch) nicht. Da kommen ein paar Europäer, drehen für 2-4Mio€ und einem Team von 20-30 Mann einen Kassenschlager. Das passt nicht in das Weltbild der Maschine Hollywood. Ob Happy End oder nicht, ist nur ein Teil dieser Kulturunterschiede die den europäischen Film aus amerikanischer Sicht leicht in die Arthouse-Schiene schiebt.
Nordisch bei Nature!

Ezio

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28

Samstag, 9. Oktober 2010, 13:50

Hier mal ein paar wichtige Punkte:

1. Schauspiel war sehr gut.
2. Beleuchtung war sehr gelungen.
3. Der Ton war genial.
4. Die Musik war immer passend.

:thumbsup:

................(Filmkanal).................................(Zeichnungen)................

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29

Samstag, 9. Oktober 2010, 14:07

Zitat

ist nur ein Teil dieser Kulturunterschiede die den europäischen Film aus amerikanischer Sicht leicht in die Arthouse-Schiene schiebt.
Würde ich nicht nur aus amerikanischer Sicht so sehen. Hier in Deutschland sieht man sich auch lieber Hollywood Filme an statt deutsche Filme. (nehme ich zumindest an)


Dass Blair Witch ein Kassenschlager war, ist auf ein anderes Prinzip zurück zu führen. Ich weiß noch als ich den Film das erste mal Sah. Da fragte ich mich die ganze Zeit ob das nun echt sei oder nur ein Film. Fakt ist für mich, dass der Film an diesem Element sich stützt. Wenn ich jetzt den Film gesehen habe und irgend einen Hollywood Film, sagen wir Indy 4 und ich habe die Wahl, mir einen Film auszusuchen den ich nochmal sehen darf, würde ich lieber Indy gucken statt Blair Witch.


Zitat

Das passt nicht in das Weltbild der Maschine Hollywood.
Ich glaube, das hat die da nicht weiter gestört und es wird sich auch nicht in diese Richtung entwickeln.


Happy End = Familienfilm = mehr Besucher = mehr Geld
Außergewöhnliches Ende (auch verlauf) = Intellektuellen-Film = mehr Anerkennung = Wenig Geld


Ein negatives Ende ist nicht gleich schlecht. Jedoch gehört zu einem negativen Ende etwas mehr als es mit einem verrückten Schrei/Chaos/Selbstmord zu beenden.


Ich glaube das liegt irgendwo auch daran, dass in den deutschen Filmen, die emotionale Ebene zu stark ausgelastet wird. Dadurch fällt die physische Handlung weitgehend flach und es passiert wenig/nix. In amerikanischen Produktionen ist es oft auf die Handlung ausgelagert. Da ist es nicht so dass die Helden sich den ganzen Film über gut fühlen. Sie haben auch ihre Probleme mit sich und der Welt in ihrem emotionalen Innenleben. Doch das ganze wird sehr bescheiden erzählt, während es im deutschen Film zu stark hervorgehoben wird, bis es einen nervt.


Epi

Lorenzo

unregistriert

30

Sonntag, 10. Oktober 2010, 12:50

Toller Kurzfilm. Er ist sehr unterhaltsam. Habe ihn mir bereits 5 mal angeschaut. Er ist kurzweilig, witzig und ein klein wenig dramatisch. Obwohl ich ihn tatsächlich mehr witzig, als dramatisch empfinde. Ein Thriller ist er jedenfalls für mich nicht. Auch kein Drama. Dafür fehlen ganz einfach gewisse Schockelemente, die einen Thriller ausmachen, und dazwischen gibt es zu viele lustige Szenen/Sequenzen, die dem Ganzen eher einen komödiantischen Touch geben.

Technisch gibt es nix zu meckern. Kamera, Schnitt, Licht und Sound sind Top. Sowie die Musik, die den ganzen Film emotionell und komödiantisch untermalt. Dramaturgisch clever gemacht. Sowie das Ende. Mir gefällt die Titelsequenz mit der Blume. Sehr passend zum Thema.

Die Schauspieler finde ich toll. Vorallem Christian Schäfer (Beni). Seine Erscheinung und Mimik finde ich klasse. Martin Nehrwein (Geiselnehmer) finde ich sehr witzig. Seine Rolle in "Wild" war jedoch sicherlich ernster, als in diesem Film. Obwohl ein Geiselnehmer in der Realität ernster erscheinen sollte, denke ich. Patricia Keller war überzeugend, witzig und lebendig in der Rolle, obwohl ich ein Touch Theatralität darin gespürt habe. Milena Bor war mir ein klein wenig zu hölzern und ihre Interpretation ist mir etwas zu gekünstelt vorgekommen.

Und nun zu Marco von Moos Rolle; Als Boss/Bösewicht der Bande lächelst du etwas zu viel. Ich hätte die Rolle ernster und kühler interpretiert. Bei solchen Rollen muss man ebenfalls aufpassen, dass man dadurch nicht allzu komisch erscheint. Das führt dazu, dass man als Zuschauer den Charakter nicht ernst nimmt. Als Regisseur weisst du auf jeden Fall was du tust. Du kennst dich in dem Bereich sehr gut aus. Das steht ausser Frage.

Fazit: Der Film übertrifft seinen Vorgänger "Wild" technisch gesehen um längen. Schauspielerisch allerdings nicht ganz auf dem selben Niveau. Aber sonst ist er absolut sehenswert. Ein Kurzfilm, der Lust macht ihn wieder und immer wieder anzuschauen.

sollthar

unregistriert

31

Sonntag, 10. Oktober 2010, 13:55

Zitat

Obwohl ein Geiselnehmer in der Realität ernster erscheinen sollte, denke ich. (...) Ich hätte die Rolle ernster und kühler interpretiert. (...) Bei solchen Rollen muss man ebenfalls aufpassen, dass man dadurch nicht allzu komisch erscheint.


Und genau das wäre für mich halt eben eine plumpe und uninteressante Regie gewesen - Und das war nicht die Idee, die ich verfolgen wollte.

Die "Bösen" sind alle ernst, kucken ganz grimmig und machen keine Witze. Die "Guten" sind alle ganz lieb, lächeln immer und sind lustig. So wie man das halt kennt und so wie man das auch inszeniert - vorallem in schlecht geschriebenen Serien oder Comics. Man kann bei der ersten Einstellung sagen, wer der Gute und wer Böse ist.

Das hätte man hier durchaus so inszenieren können und ich glaube auch, dass es die meisten auch so inszeniert hätten, aber daran hatte ich kein Interesse - weils erstens nicht meiner Wahrnehmung entspricht und zweitens weils halt dadurch einfach zu 0815 wird. Und mit "Realität" hat es eben gerade gar nichts zu tun, sondern mit unserer kindlichen, naiven Vorstellung, die überhaupt für ein so simplifiziertes Denken wie es eine Unterteilung in "gut" und "böse" Voraussetzung ist. Ich glaube nicht an gut und böse. Die Welt ist grau, nicht schwarz-weiss. ;)

Mir gefällt es genau, als Autor, Regisseur und Schauspieler mit solchen Konventionen zu brechen und alles in einen Graubereich zu ziehen. Auch Mörder können nette Kerle sein, auch Geiselnehmer können lustig sein und auch der Kopf einer organisierten, kalt berechnenden Räuberbande muss nicht böse kucken, sondern kann sein Leben durchaus geniessen und humorvoll sein. :)
Mir gefällt es, in einer Geschichte, in der tragische, ja gar teils brutale Dinge passieren, die Komödie zu sehen. Das ist viel schwieriger, als das Drama darin zu sehen. Es ist viel schwieriger, als es einfach ernst und offensichtlich zu inszenieren. Alles das ist für mich einfach nicht so reizvoll.

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Wohnort: Ludwigsburg

Hilfreich-Bewertungen: 53

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32

Sonntag, 10. Oktober 2010, 18:57

Für eine realistische Figur braucht man vor allen Dingen Recherche. Da stimme ich Sollthar zu mit dem was er sagt. Man kann nicht einfach sagen, guck böse und grimmig. Das genügt nicht. Ich denke aber der Lorenzo meint damit, dass ihm die Gefahr bei den Figuren gefehlt hat. Das war übrigens auch bei mir der Fall. Ich hatte keine Sekunde den Eindruck, die Entführer seien Gefährlich. Nur am Anfang als Beni ihr das Bild zeigt, aber das verschwimmt dann auch. Es hat die Szene gefehlt wo sie mal zeigen wie gefährlich sie sind. Dass sie darüber reden, was sie in Paris angestellt haben, reicht nicht aus. Wir wissen werdet was, noch wie sie es gemacht haben. Es wird immer so salopp daher gesagt und wirkt so gekünstelt eingeworfen. (so AH da fehlt noch was, lösen wir es per Dialog)

Ansonsten fand ich die Figuren sehr gelungen. Zwar waren sie nicht gefährlich genug aber sie waren alle voneinander abgesetzt und boten was.

Epi

sollthar

unregistriert

33

Sonntag, 10. Oktober 2010, 19:09

Zitat

Dass sie darüber reden, was sie in Paris angestellt haben


Hehe, mein persönlicher Lieblings-Gag des ganzen Films und ganz gezielt und bewusst als reines, mehrfach wiederkehrendes Dialogelement gewählt. Darin liegt genau die beabsichtigte Comedy. :)

Wie gesagt, die Jungs "bedrohlich" oder "gefährlich" zu inszenieren war niemals die Idee und hatte keinen Reiz. Hat es immer noch nicht.

Lorenzo

unregistriert

34

Sonntag, 10. Oktober 2010, 19:53

Ich denke aber der Lorenzo meint damit, dass ihm die Gefahr bei den Figuren gefehlt hat.


Jep, das meinte ich eigentlich damit. Damit meinte ich aber nicht, das die Bösen stets grimmig gucken und nicht witzig sein sollen. Der "Gute", wie z.B. Clint Eastwoods Monco in "Für eine Handvoll Dollar", schaut immer so finster aus. Oder Wolverine in "X-Men". Hingegen Ian McDiarmids Darth Sidious in "Star Wars: Episode 3: Die Rache der Sith" und "Star Wars: Episode 6: Die Rückkehr der Jedi Ritter", lächelt oft link und zeigt dann im richtigen Moment seine dämonische Seite. Man kann also nicht pauschal sagen, der "Böse" soll immer grimmig sein und der "Gute" soll immer schön lächeln. Darum geht es mir hier nicht. Ich denke, weil du deinem Kurzfilm das Genre: Drama / Thriller / Komödie zugeteilt hast, verwirrt das ein wenig. Mich zumindest. ;) Erwartet habe ich demnach mehr ein Drama oder Thriller, mit ernstzunehmenden Figuren und Situationen. :) Was du, glaube ich, aber zeigen wolltest, waren keine "Gute" oder "Böse" Figuren, sondern Menschen mit unterschiedlichen Ziele, egal ob negativ oder positiv. Und das ist vollkommen in Ordnung.

sollthar

unregistriert

35

Sonntag, 10. Oktober 2010, 20:42

Genau. Eine Genrezuteilung hat immer gewisse "Limiten". Drum stehen da ja auch drei Genres: Thriller, Drama und Komödie. Der Film bedient eigentlich alle drei.

Ob man nun eins davon mehr sieht als das andere ist wohl publikumsabhängig. Gibt zahlreiche Leute, die den Film lustig. Manche sehr spannend, aber nicht lustig. Solche, die ihn sehr tragisch finden. Und die, die ihn weder lustig, noch tragisch, noch spannend finden. :)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »sollthar« (22. Dezember 2010, 13:32)


sollthar

unregistriert

36

Mittwoch, 22. Dezember 2010, 13:31

Für die, die es interessiert:

Ich habe aufgrund von verschiedenem Feedback hier und anderswo ein paar Korrekturen am Schnitt vorgenommen und dabei entstand eine leicht veränderte Version vom Film für den ganzen Festival und TV Krimskrams.

Zu finden als Quicktime hier:

http://www.nightcast.net/Art.mov



Und natürlich, falls es weiteres Feedback gibt, freu ich mich wie immer. :)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »sollthar« (26. Dezember 2010, 11:46)


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Epicon

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37

Mittwoch, 22. Dezember 2010, 16:14

! YAY ! geb ich mir nachher mal :)

Epi

sollthar

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38

Sonntag, 26. Dezember 2010, 11:47

Ich wäre dankbar um jeden weiteren Verbesserungsvorschlag zur neuen Fassung, der sich idealweise in der Post machen lässt. Der Produzent will "Art" als Arbeitsprobe von mir fürs BAK verwenden und da sollte der natürlich so optimal wie möglich sein.

Mr Dude

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39

Sonntag, 26. Dezember 2010, 19:15

Ich kann dir hier kaum konstruktive Kritik geben, wollte aber meine Begeisterung ausdrücken :D Von einem der das Medium Film hier im Forum mit am ernstesten nimmt und viele Filme bis ins kleinste Detail zerlegen kann, erwartet man vor dir doch einiges und diese Erwartungen wurden vollkommen erfüllt.

Die Story ist stimmig, die Schauspieler sind super, die Musik sowieso Klasse (Sebastian Schell ist mittlerer Weile echt mein Lieblings-Amateurfilm-Musiker), die Kamera war gut... Bin begeistert.

Mit was für einer Kamera habt ihr denn gedreht? Das Material sieht sehr schön aus.

PS: Dass die Hauptakteurin meinen Namen trägt fand ich etwas verwirrend :D Robin ist für mich ein Männername XD

sollthar

unregistriert

40

Sonntag, 26. Dezember 2010, 19:36

Danke dir! Hehe, der Name "Robin Hoffmann" für die Figur war eine kleine Hommage an einen sehr guten Freund von mir, mit dem ich schon so oft zusammengearbeitet habe. :)

Gedreht wurde mit meiner Sony FX-1 und einem Letus Adapter mit Nikon Objektiven. Macht wirklich gute Aufnahmen. Meinen nächsten Dreh ich dann vielleicht tatsächlich mal mit meiner zur Zeit nur rumstehenden Canon 550D.

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