Was man zu den vielen Kommentaren, mit denen ich in vielerlei Hinsicht übereinstimme, noch ergänzen könnte: Der von vielen hier angedeutete Anflug von Langeweile (der sich unter anderem in dem Hinweis ausdrückt, der Film sei "zu lang") hat vielleicht Einiges damit zu tun, dass der Film keine Auseinandersetzung mit den Ursachen für den Wahn Deines Protagonisten erkennen lässt und damit im Ergebnis wenig "Tiefe" hat.
Dadurch gibt es kaum Anhaltspunkte, sich in Deinen Helden hineinzuversetzen, mit ihm mitzufühlen, für ihn Mitleid oder sonst irgendwelche Gefühle zu empfinden, die den Film "spannender" oder interessanter machen könnten. Seine Situation ist - abgesehen davon, dass wir vielleicht alle mal vorübergehend depressive oder leicht verwirrte Lebensphasen durchlaufen - dem durchschnittlichen Zuschauer so fremd, dass man etwas nachhelfen muss, um sie irgendwie zugänglich und halbwegs begreifbar zu machen. Und erst da fängt - jedenfalls nach meiner Erfahrung - das Mitempfinden und -fiebern an. Ohne Hintergrund bleibt er dagegen einfach "irgend so´n durchgeknallter Typ", der sich reichlich schräg benimmt, aber den Zuschauer nicht in die Geschichte hineinzieht. Und allein durch "schöne Bilder" und stimmungsvolle Musik (beides hat Dein Film ja durchaus zu bieten, wie ich finde) erreicht man das in der Regel nicht.
Hättest Du irgendwelche Andeutungen zur Herkunft der Probleme Deines Psychopathen gemacht (Schicksalsschlag? verkorkste Erziehung? Zeuge einer schlimmen Gewalttat, deshalb Angst vor Menschen? etc.), dann hätte man Stoff zum Nachdenken und vielleicht die Möglichkeit eines Zugangs gehabt.
Letztlich hat mich deshalb auch der Schluss nicht gerade vom Hocker geworfen. Das war für mich nur eine weitere Verrücktheit eines verwirrten Typen, mit dem ich von Anfang an nichts anfangen konnte. Der Schlusseffekt ist ja ein wenig mit dem Ende von "Psycho" vergleichbar (ich meine nicht "abgekupfert", nur ähnlich). Bei "Psycho" war die Wirkung aber (abgesehen vom Schockeffekt) auch deshalb so eindringlich, weil dadurch Fragen beantwortet wurden, die man sich als Zuschauer schon die ganze Zeit gestellt hatte. Das ging mir hier - auch in Bezug auf die "Freundinfrage" - nicht so, weil ich Deinen "Norel" einfach schon als Psychopathen "abgehakt" hatte. Dass er sich dann auch noch ´ne Schaufensterpuppe als Freundin hinsetzt - na ja, so sind se halt, diese Irren, versteht man sowieso nicht.
Um es aus meiner Sicht auf den Punkt zu bringen: Eigentlich war der Film weniger "offen" oder "vielseitig interpretierbar", sondern vielmehr für sein Thema schlicht zu oberflächlich. Wenn´s um Psychologie (oder Psychopathie) geht, dann braucht man auch seelische Einblicke, an denen es hier fehlte (und die man keineswegs platt als inneren Monolog einbinden müsste, da gibt es ja zahlreiche Möglichkeiten). Manchmal ist zwar "weniger" mehr, aber hier war´s mir einfach zu wenig, auch wenn es in ansprechenden Bildern verpackt war.
Eine (einzige) eher destruktive Kritik (auch wenn das schon gesagt worden ist): Die Idee mit dem Namens-Anagramm fand ich "völlig daneben", um von härteren Worten Abstand zu nehmen
. Das hat auf mich reichlich abgehoben konzeptkünstlerisch affektiert (zusammenfassend: unsympathisch) gewirkt, und scheint mir auch in der Sache ein missglückter Versuch, ein Geheimnis einzubauen, wo keins ist. Erstens versteht man´s schon nicht, und zweitens weist es, wenn man´s doch versteht, enttäuschenderweise nicht über das hinaus, was man ohnehin schon längst mitbekommen hat. Trägt zum Film nichts bei.
Was das Technische angeht, halte ich mich zurück, weil meine eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten da begrenzt sind. Ich fand´s aber völlig in Ordnung (von der Blendenproblematik bei den Außenaufnahmen vielleicht mal abgesehen). Vom rein visuellen Eindruck her fand ich den Film interessant und insoweit auch stimmungsvoll anzusehen, wenn auch auf die Dauer etwas eintönig. Im Übrigen finde ich aber, dass es darauf - solange die Qualität nicht ernsthaft "mies" ist - nur begrenzt ankommt. Wenn das "Feeling" eines Films stimmt, treten Ruckler oder streitbare Farbkorrektur für die meisten Zuschauer in den Hintergrund.
Das war´s. Ich hoffe, es kommt eher als Anregung denn als Nörgelei an. Man hat ja so seine (Über)Empfindlichkeiten, wenn man sein über zig Monate gehätscheltes Werk hier präsentiert und dann irgendwelche Leute daherkommen und es mit Lupe und Seziermesser auseinandernehmen ...