Hi Hankrogers und Willkommen im Forum.
Ich habe, nachdem ich das Video gesehen habe, lange überlegt ob ich eine Kritik schreibe. Da du aber direkt noch mal nachgefragt hast, werde ich mich jetzt hinsetzen und eine schreiben.
Technische Kritik:
ab 00:14 - 00:36 - überall schiefer Horizont. Das solltest du verhindern in dem du mit einer Libelle arbeitest. Gute Stative haben direkt eine am Stativ dran. Bei 00:27 ruckelt sogar das Bild.
00:36 - 00:40 - Zwei Aufzooms hintereinander ist meiner Meinung nach unglücklich geschnitten. Ab 00:38 ist das Bild unverzeihlich schief. Sowas hat nix im Film zu suchen.
00:40 - 00:46 - Bild wackelt, Schwenk ist unsauber. (Horizont ist exakt in der Mitte - typischer Anfängerfehler(Bild wirkt langweilig))
00:47 - 00:55 - Gefällt mir gut. Horizont im unteren Drittel des Bildes. Zeitraffer ist eh immer interessant.
ab 01:47 - Bild völlig überstrahlt, obwohl eine Farbkorrektur gemacht wurde. Leider nicht gut genug.
01:53 - Landkarte viel zu klein und zu kurz im Bild; die beschleunigten Bilder im Hintergrund machen den Film sehr hektisch. Ich weiß gar nicht worauf ich mich konzentrieren muss. Außerdem gibt es einen Helligkeitssprung beim Ein- und Ausblenden der Karte.
03:34 - Das beste Bild des Films. Da ist Tiefe und Struktur drin. Die Farben hätten knackiger sein können, aber ansonsten gefällts mir echt gut. Wahrscheinlich auch aus dem Grund das Vorschaubild bei Vimeo. ;-)
Inhaltliche Kritik:
00:15 (Subtitleeinblendung) - ist eine Text-Bildschere. Da steht, "Travel between modern and oriental", sehen tue ich aber nur ein Strand mit Wellen. Da hättest du klevererweise ein Bild von einem Basar nehmen können. Strand mit Welle kriege ich überall. Nicht nur in Marokko.
00:15 (Subtitleeinblendung) - Generell finde ich den Titel nicht optimal gewählt: Der Orient ist ein Ort und die Moderne eine Zeitform. Wenn du den Gegensatz zeigen willst, solltest du entweder bei der Region bleiben oder bei der Zeit. (Bsp.: Von der Tradition in die Moderne oder vom Orient in den Westen). So wie du es jetzt gewählt hast, könnte man auch schreiben: Von der Moderne nach Bayern.
00:36 - 00:40 - Die Bilder stehen viel zu kurz nach dem Aufzoom. Das Bild nach dem Aufzoom gerne atmen lassen. Du willst dem Zuschauer ja zeigen, wo du warst. Derzeit zeigst du dem Zuschauer nur: Hier ein Zoom und Schnitt.
00:40 - 00:46 - Der Schwenk ist a) nicht zu Ende geführt und b) total unmotiviert. Ich erkenne zum einen nicht was das Motiv am Anfang des Schwenks darstellen soll und während des Schwenks ist das Bild auch unklar.
00:47 - 00:55 - Musikwechsel kündigt und bestätigt den "Tagwechsel", ist gut gelöst.
00:56 - 01:32 - Zeitraffer im Auto ist VIEL zu lang.
01:53 - Ich kriege aufgrund der kurzen Einblendzeit nicht mit, dass sich was auf der Karte bewegt. Wirkt eher wie ein Fremdkörper, bzw. stümperhaft umgesetzt.
02:26 - Ah da dachte ich, jetzt kriegen wir mal was zu Ende erzählt, aber nein, direkt Schnitt auf Fahrt ins Auto. Warum dann davor dieses Gebäude? Warst du da nicht drin?
02:30 - Was soll denn plötzlich dieses "Fotoapparat-Overlay" auf dem Bild? Finde ich schade, da der Gang durch die Gasse irgendwie interessant war. Leider ein wenig zu lang.
04:04 - Diese Bildeffekte habe ich nicht verstanden. Was willst du damit sagen?
04:13 - Comiceffekt: Warum?
04:20 - Wieder ein schönes interessantes Bild.
Lass solche Bilder aber gerne etwas länger stehen. Gerade nach Schärfeverlagerungen ist ein sofortiges wegschneiden nach Schärfestellung eher unproduktiv.
04:25 - Eine weitere Schärfenverlagerung. Gleiches Problem wie oben. Eher unglücklich den Effekt so dicht beienander zu schneiden.
04:36 - Zeitraffer ist wieder ganz nett, obwohl die Szene davor eher unglücklich ist, da es das gleiche Motiv ist.
ab 05:00 - 05:35 - Überblendungen würde ich nicht einsetzen.
Das Ende ist für mich sehr motivationslos. Warum hörst du im Bus auf?
FAZIT:
Ich habe das Gefühl das die Bilder schon chronologisch zusammengeschnitten wurden, aber dennoch total wahlos. Keines der Schnitte erzählt mal was zusammenhängendes. Jedes Bild, jede Szene war woanders. Quasi ein Fotoslideshow mit Filmclips. Die Reise wurde wohl dazu genutzt, alles mal auszuprobieren was die Kamera hergibt und im Schnitt wurde alles benutzt was das Schnittprogramm an Blenden- und Bildeffekten hergibt.
Mein Rat an dich: Überlege bevor du irgendwo hinfährst, was du drehen willst. Wenn du dann vor Ort bist, versuche nicht wie ein Eichhörnchen auf Koffeein alles irgendwie zu drehen. Versuche auch ruhige gut geframte Bilder umzusetzen.
Die Königsdisziplin wäre es, kleine Geschichten mit der Kamera einzufangen und im Schnitt später zu erzählen. Wenn es zuviel wird, unterteile deinen Urlaubsfilm in Episoden. Erster Tag - Ankunft, Zweiter Tag - Reise nach Marrakesch u.s.w.
Mich würde außerdem interessieren wie der Film in deinem privaten Umfeld angekommen ist!?
Abschluss:
So, die Kritik ist jetzt sehr ausführlich ausgefallen. Das habe ich nicht getan, um dich fertig zu machen, sondern diese Dinge sind mir als Filmemacher und Cutter eben aufgefallen. Vieles sind Anfängerfehler und mit ein wenig Übung und der daraus resultierenden Erfahrung werden deine Filme mit der Zeit immer besser. Lass dich von meiner Kritik nicht unterkriegen. Ich habe versucht so viele Tipps wie möglich einzustreuen. Wenn du hier im Forum fleißig ließt und viel ausprobierst, wirst du automatisch besser.
LG Rockstar