Vergiss Farbkorrektur. Lerne andere Dinge. Es ist hier leider weit verbreitet, dass Color Correction ein wichtiges Merkmal eines guten Film ist. Aber Color Correction ist im Grunde nur etwas, das man eventuell an ein paar Stellen mal einsetzen kann, um ein wenig die Stimmung des Films zu unterstreichen, aber ansonsten ist digitale Farbkorrektur das letzte, worin du Zeit investieren solltest. Denn ein professioneller Look entsteht vor allem durch einen gekonnten Einsatz der Kamera, einen Schnitt mit Timing und Rhythmus und gutes Licht. Leider machen immer wieder Amateurfilmer den Fehler, sich intensiv mit digitaler Nachbearbeitung zu beschäftigen, sich dabei aber nicht mal einfachste Dinge der Bildbeherrschung anzueignen. Sie glauben dass eine tolle Farbkorrektur die Fehler beim Dreh vertuschen kann und solange alles gut aussieht, sie auch einen guten Film haben. Naja, ich finde sowieso, dass sich viele zu sehr mit der Technik beschäftigen, aber künstlerische Aspekte vernachlässigen, bzw. sich nicht so stark dafür interessieren.
Aber zurück zu deinem Clip.
Mir ist aufgefallen dass die Kamera viel zu statisch ist. Bei der Totalen am Anfang hätte ich z.B. mit dem Mann mitgeschwenkt, damit ein Bezug zwischen Mann und Kamera zustande kommt. Sonst sieht es so aus wie eine Bild, durch das zufällig ein Mann läuft.
Auch finde ich, dass es zu viele Einstellungen sind. Du musst nicht jedes Detail zeigen, das wird irgendwann langweilig. Du solltest dich bei jeder Szene fragen, wo der Fokus liegen soll. Soll er auf dem Mann liegen, auf seinen Gefühlen und seiner Sicht? Dann bleib mit der Kamera auf dem Mann. Während er das Lenkrad dreht und den Gang einlegt filme nicht seine Hände, wie sie das tun, sondern seinen Oberkörper und sein Gesicht. Der Zuschauer weiß schon, was er da macht, das musst du nicht in aller Ausführlichkeit nochmal mit tausenden Einstellungen visuell auseinander deklinieren.
Wenn der Fokus auf dem Auto liegen soll, dann kannst du die Detailaufnahmen ruhig lassen, dann würde ich aber die Szene auch mit einer Aufnahme des Autos eröffnen. Dann kommt der Mann ins Bild, wir sehen ihn nur von hinten, das Auto steht im Mittelpunkt. Das Gesicht des Typen wird nur beiläufig gezeigt, die meisten Aufnahmen haben das Auto im Fokus.
Ist bei so einem Clip natürlich schwer zu beantworten, wo der Fokus liegen soll, weil es keinen Kontext gibt, aber dennoch solltest du dir einen Schwerpunkt setzen. Der Schwerpunkt bekommt dann am meisten Screentime und somit am meisten Gewicht.
Hättest du eine Story ist die Frage des Schwerpunktes vielleicht einfacher zu beantworten. Hat der Mann sich gerade von seiner Frau getrennt und fährt traurig weg, dann ist es klar, dass nicht das Auto das Interessante ist, sondern die Emotionen des Mannes. Ergo bleibst du mit der Kamera nah an seinem Gesicht.
Würde es allerdings um eine Drogenschmuggler-Bande gehen, die in diesem Wagen von irgendeinem x-beliebigen Handlanger Stoff über die Grenze schmuggeln lässt, dann würde der Fokus auf dem Wagen liegen und nicht auf dem Mann. Der wäre in der Szene nur ein unbedeutender Fahrer.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »shortcutcliffe« (26. Mai 2013, 16:19)