Hallo @Mefisto!
Ich habe einen sehr Ähnlichen Workflow in der Farbkorrektur, darum gehe ich mal auf deine einzelnen Punkte ein:
1. Cinestyle: Das benutze ich auch seit Jahren. Allerdings gibt es dabei ein paar Kniffe zu beachten. Deine Belichtung solltest du immer in dem Standart Bildstil oder in einem neutralen (aber kontrastreicheren) Bildstil einstellen und erst bevor du den Aufnahme Knopf drückst, in den Cinestyle gehen. Dadurch kannst du besser einschätzen, wie das Bild am Ende aussehen kann/soll. Dann lieber etwas heller belichten (ohne dass dir Stellen im Hostogramm ganz ausbrennen) und in der Farbkorrektur runterregeln, denn in den dunklen Stellen der Aufnahme entsteht das meiste Rauschen.
2.1 In Premiere solltest du dir neben deinem Programmmonitor, in dem du das Resultat siehst, auch den Referenzmonitor dazu schalten. Ich stelle mir den immer auf Waveform oder RGB-Parade, um genau zu sehen, wo meine Farbwerte liegen. Dein Auge und der Bildschirm können dich täuschen, das Histogramm nicht. Ich ziehe mir dann mithilfe der Tonwertkorrektur die Schwarzwerte so hin, dass sie gerade so die Nulllinie berühren. Die Weißwerte entsprechend nach oben. Natürlich nur, wenn sich auch Weiß und Schwarz im Bild befindet. Wenn nicht, bringt es nichts, zuviel Kontraste ins Bild zu ballern.
2.2 Die Helligkeit stelle ich mit dem mittleren Regler nach Bedarf nach. Helfen würde da eine 50% Graukarte, mit der du genau herausfinden kannst, wo die "Mitte" liegt. Wie gesagt - vor allem wenn du lange auf das gleiche Bild starrst, kann dich dein Auge täuschen.
2.3 Vor allem beim Weißabgleich solltest du dich nicht ausschließlich auf dein Auge verlassen. Ich stelle ihn aus stilistischen Gründen zwar manchmal auch absichtlich etwas kälter/wärmer ein, aber du solltest versuchen, dass zumindest die Clips untereinander angeglichen sind. Dabei schaue ich immer auf die RGB-Parade und versuche die Rot-, Grün- und Blauwerte so gut es geht auf ein Level zu bringen. Ich fange mit einem Clip an und gleiche dann meistens alle anderen in der Szene an. Das mache ich eher selten mit der Dreiwege-Farbkorrektur sondern mit der Farbbalance und/oder Tonwertkorrektur in Farbkanälen, aber das kommt aufs gleiche raus. Ist wohl eher Geschmackssache.
3.1 Ich nehme auch die Kurven, aber auch das ist Geschmackssache. Ich hab's auch mit Magic Bullet Looks probiert, aber konnte mich damit nicht anfreunden. Im Endeffekt sind das alles auch nur Werkzeuge, mit denen jeder anders klarkommt. Viele Tipps kann man dabei kaum geben. Das ist ja eher eine stilistische Frage. Ich zum Beispiel mag eher moderne kontrastarme Bilder, anstatt zuviele Kontraste oder leuchtende Farben.
3.2 Ja, so ähnlich sollte man das (vor allem am Anfang) auch machen, denn wie soll man sonst herausfinden, was welches Werkzeug macht. Irgendwann findet man da seine Methoden und weiß genau, auf welches Werkzeug man zugreifen muss, um eine gewünschte farbliche Anpassung zu erzielen.
Das "doppelte" Verändern des Bildes ist durchaus üblich. Du versuchst mit deiner primären Farbkorrektur (Color Correction) alle "Fehler" zu beseitigen und die Clips aneinander anzugleichen. Das mache ich für jede Szene seperat. Die sekundäre Farbkorrektur (Color Grading) gibt dann meiner Szene den entsprechenden Look. Ich weiß nicht, welche Version von Premiere du hast. Ich nutze CS6 und da kannst du mit einer Einstellungsebene eine ganze Szene angleichen, ohne die Effekte Clip für Clip zu kopieren. Ich mache die primäre Korrektur auf jedem Clip einzeln und lege mir dann eine Einstellungsebene jeweils über eine Szene und stelle mir dort, wie oben beschrieben, meinen gewünschten Look ein.
Ich hoffe, das hilft!