Muss man denn ständig an dem Ding rumkonfigurieren, oder konfiguriert man es einmal und nie wieder? (Natürlich nur, wenn man mit denselben Programmen arbeitet).
Tja, das ist der Unterschied zwichen Theorie und Praxis. Theoretisch ist es natürlich so, dass man das Gerät und seine Software einmal konfiguriert und dann bleibt das so. Der BCF2000 vergisst auch nichts beim Ausschalten.
Aber in der Praxis denkt man dann sowas wie: "Ach eigentlich wäre es doch praktisch, wenn ich auch die Aux Sends mit Motorfadern steuern könnte." Kein Problem, das kann man dem Gerät beibringen. Der Software kann man vielleicht auch beibringen, dass sie bei einem Wechsel auf ein anderes Controller Preset den aktuellen Status der Aux Sends sendet.
Dann denkt man: "Ach wäre es nicht besser wenn ich den EQ von diesem Gitarrenverstärkersimulatorplugin per Controller blind bedienen könnte?" Funzt auch. Beim nächsten Projekt stellt man dann fest, dass diesmal das Plugin in einem anderen Slot, auf einem anderen Kanal ist und dass die mühsam erstellte Konfiguration hier angepasst werden müsste. Dann kommt mal ein Update für eine Software. Wie rettet man den DAW Teil seiner Controllerkonfiguration? Klar geht das, bei guter Software sogar automatisch. Aber woher weiß man das? Das rauszubekommen / auszuprobieren bedeutet auch Zeitaufwand.
Oder man hat in diesem einen Projekt mal drei Spuren für gedoppelte Gitarren, die man dann auf einem Subbus submixt. Die Software bietet auch die praktische Möglichkeit die Einzelspuren auszublenden, so dass man auf dem Bildschirm nur noch den Subbus sieht. Auf dem Controller sind die Spuren dann aber noch lange nicht unsichtbar. Aber möchte man deswegen auf Übersichtlichkeit verzichten? Also fängt man an sein Projektaufbau nicht mehr nach Logik, sondern nach dem Controller zu richten und schubst dafür Spuren durch die Gegend, passt Midi Kanäle an, ...
Ratzfatz hat man den Controller auch zig-fach belegt und verliert den Überblick in welcher Konfiguration welcher Regler nun was genau steuert. Wo war noch gleich der Frequenz- / Gain- / Q-Regler für den EQ? Da kann man sich nur noch mit ausgedruckten Papierschablonen behelfen. Den Versuch die ausgeschnitten über den Controller zu legen verwirft man schnell, weil die eselsohrigen Dinger einfach nur rumrutschen und nerven. Weiterhin sind sie natürlich chronisch out-of-date, weil man im Workflow festgestellt hat, dass es ein kleines bißchen anders konfiguriert viel besser wäre. Das denkt man eigentlich bei jedem Projekt.
Um die Controllerkonfigurationen zu verwalten braucht man schnell eine Software. Die vom Hersteller berteitgestellte ist einfach nur Schrott, aber es gibt brauchbare Freeware. Die hat zwar vielleicht nicht gerade die Komplexität eines Kernfusionsreaktors, aber einer gewissen Einarbeitung bedarf auch die. Schwuppdich hat man eine weitere Baustelle. Das was man hier bastelt ist auch noch abhängig von jeder einzelnen Software, die man steuern möchte, möglicherweise von spezifischen Konfigurationen dieser Softwares und natürlich auch dem Controller selbst.
Das Midiprotokoll für sich ist komplex genug - insbesondere auch wegen historisch gewucherten Eigenheiten und Standards. Aber ohne das en detail zu begreifen kann man so einen Controller nicht vernünftig konfigurieren. Man kann es auch positiv formulieren: Wer so einen Controller konfiguriert und ihn nicht nach 2 Tagen frustriert in die Ecke kickt, der kennt den Nebenkriegsschauplatz "Midi" dann auch wie seine Westentasche.
Man könnte jetzt überlegen, den Controller nur für Minimalzwecke zu verwenden. Also z.B. nur die ersten 8 Spuren mit Volume, Panorama, Solo und Mute. Aber was will man damit? Um mit diesen paar Parametern einen statischen Rohmix zu erstellen ist ein Controller nun wirklich keine Unentbehrlichkeit. Interessant wird es ja erst wenn es um Automation geht. Automationskurven per Controller aufzuzeichnen ist wie ein Instrument zu spielen. Das braucht Übung und es ist eine Performance, die man für jeden Einsatz ein paar mal exerzieren muss bis sie sitzt. Es entstehen zahllose Stützpunkte, die im Nachhinein kaum zu editieren sind. (Gute Software bietet da immerhin die Möglichkeit Stützpunkte auszudünnen.) Viel einfacher und tausendfach präziser ist es aber Automationskurven direkt mittels Bezierlinien zu zeichnen. Dafür bietet der Controller aber gar keine Hilfe. Das ist auch einer der wesentlichen Gründe, weshalb mein Controller verstaubt. Richtig Spaß macht er eher an anderen Stellen, wo er ein bißchen zweckentfremdet wird. Das fängt beim Equalizer an, den man dann endlich mit geschlossen Augen bedienen kann, ohne dass ein Großteil der Aufmerksamkeit von der Darstellung einer Frequenzkurve abgesaugt wird. Aber schon sowas geht eben nicht mehr out-of-the-box. Da muss man frickeln. Plugins per Controller zu bedienen macht Spaß, wenn man z.B. einen Parameter findet der "OOoouuueeeeiiiIIÄÄÄääöööoooouuUUU" macht, den anfassen und eine Performance damit aufzeichnen kann. Aber für sowas ausfefeilten Konfigurationen zu basteln hatte ich dann auch blad dran gegeben. Das war einfach zu viel aufwändiger als mal eben on the fly ein - zwei Controls anzulernen. Das sind dann die Konfigurationsaufwände, die jedesmal anfallen.
Der fehlende Fader-Touch-Sensor ist zwar blöd, aber ich habe in meinem obigen Post dessen Bedeutung etwas übergewichtet. Man kann sich eine Knopfreihe zum Fader-Touch umkonfigurieren, was ein passabler Kompromiss ist.
Was meinst du damit, dass er nur zu 90% funktioniert? Kannst du da ein paar Beispiele nennen?
Genau sowas wie dass im Idealfall per plug & play sowas funktioniert wie: die esten 8 Kanäle mit Volume, Panorama, Solo und Mute. Wäre es nicht wichtiger dort Fader-Touch zu haben? Das ist aber einspezifischer Workaround für eine Unbequemlichkeit
dieses Geräts und hat somit in einem Standardpreset nichts zu suchen. Wie man den Controller belegt haben möchte hängt auch sehr von der Arbeitsweise und den Gewohnheiten des Anwenders ab. Was möchte man auf den beiden Knopfreihen lieber haben? Arm, Mute, Solo, Fx-Bypass, ...? Beim Musikmischen brauche ich z.B. eigentlich kein Control für das Panorama. Das lege ich einmal fest und brauche da nichts mehr dynamisch zu verändern. Ich bräuchte da eher einen Aux Send z.B. für Hall. Wenn aber bei der Videobearbeitung ein Soundeffekt akustisch der Bewegung im Bild folgen soll, mag Panorama einen ganz anderen Stellenwert haben.
In Standard Presets sind Knöpfe eher auf Play, Record, Stop und Pause konfiguriert. Das braucht aber kaum wer, dafür sitzen die Tasturtastenkürzel ja ohnehin. Sinvoller wären mir Automation-Read, -Touch, -Overwrite.
Das ich in der Preisklasse nicht viel erwarten kann ist mir klar.
Die grundsätzliche Problematik, dass man eine grenzenlos flexible Software mit einem (ziemlich) grenzenlos flexiblen Controller verheiraten muss, löst auch Geld nicht. Was ich als echtes Upgrade empfinden würde wäre eine dynamische Beschriftung für jedes einzelne Control. Aber damit würde die Konfiguration ja noch weiter explodieren. Mehr Geld könnte vielleicht auch leisere Motoren und Regler die am Anschlag nicht klacken kaufen. Aber andererseits bekommt man für WENIGER Geld auch einen BC
R 2000. Es macht zwar einen Heidenspaß Motorfader von Geisterhand durch die Gegend flitzen zu sehen. Aber Hand aufs Herz: der Spaß nutzt sich ab und dann sind Geräuschlosigkeit umd mehr Controls sehr viel wertvoller als Faderballet. Ob die Wertanzeige nun per LED Kranz oder Faderstellung erfolgt, macht wirklich den Braten nicht fett. Ein dediziertes Jog-Dial für Navigationszwecke hat der BCR 2000 aber leider auch nicht.