(--->Fortsetzung<---)
Die Compositing-Vorbereitungen: After Effects
Nach den (bestimmt Hollywood-reifen
) Drehs importiert eure Aufnahmen in After Effects oder ein Compositing Programm eurer Wahl, welches Chroma-Keying unterstützt.
Hier kann ich leider wenig Ratschläge geben, Keying ist oft eine Gefühlssache, da jede Blue/Greenscreenaufnahme anders ist und eigene Methoden erfordert, um einen brauchbaren Key zu ziehen. In meinen Beispielen habe ich den brandneuen Keyer "Keylight" benutzt welcher mit der aktuellen Version 6 von After Effects geliefert wird.
Der Color Difference Keyer von AE 5.x dürfte auch gute Ergebnisse liefern. Ebenfalls gutes habe ich über die Third-Party Keyer von Ultimatte, Primatte und DV-Matte Pro gehört. Wie dem auch sei, entfernt das grün oder blau etc. aus Eurer Aufnahme.
Jetzt kommt ein wichtiger Punkt. Zumindest bei C4D musste ich bisher feststellen, dass ich für angestrebten Effekt zwei Versionen meines gekeyten (oh Gott, mein Deutsch!) Videos brauche. Die normale Version, sowie eine "Alpha Channel" Version. Wem der Begriff Alpha Channel nichts sagt, hier eine kurze Erläuterung:
Der Alpha Kanal beinhaltet in einem Bild die Information für die Transparenz eines Bildpunktes (Pixels). Es gibt dabei meines Wissens 256 Abstufungen, die durch 256 verschiedene Graustufen dargestellt werden, das Spektrum reicht dabei von purem schwarz (0) bis purem weiß (255) und eben sämtlichen Grautönen dazwischen. Dabei gilt weiß = vollständig sichtbar und schwarz = komplett unsichtbar. Die Graustufen dazwischen legen eben den Grad der Tranzparenz bzw. Sichtbarkeit jedes einzelnen Bildpunktes fest. Im Bild oben zu Beispiel 1 könnt ihr in der oberen mittleren Aufnahme sehen, wie der Alphakanal zu meiner Aufnahme aussieht. Man kann eine weiße Form vor schwarzem Hintergrund erkennen. Die Keyingprogramme wie AE & Co. machen nichts weiter als durch das Filtern der Screenfarbe zusätzliche Informationen zur Transparenz Eures Videos zu speichern, um eben an entsprechenden Stellen "Löcher" ins Video zu schneiden und den Hintergrund durchscheinen zu lassen.
Mit diesem Wissen müssen wir jetzt eben zwei Videos aus AE exportieren, um sie in Cinema 4D verwenden zu können. Exportiert zuerst eurer Video mit dem fertigen Key, welches nachher in der fertigen Sequenz zu sehen sein soll. Nun schaut unterhalb des Monitor-Fensters von AE auf die sich dort befindlichen Schaltflächen. Unter anderem sollten sich dort vier kleine Farbtasten befinden mit rot, grün, blau und weiß. Aktiviert ihr hier die weiße Taste, bekommt ihr den Alphakanal eurer derzeitigen Komposition angezeigt, das dürfte genau die Information sein, die wir später in C4D benötigen werden. Exportiert also euer Video erneut unter neuem Namen mit den gleichen Einstellungen wie zuvor. Jetzt haben wir zwei Videos und sind eigentlich mit der Arbeit in After Effects fertig. Arbeitet ihr nicht mit AE, schaut mal nach, ob die Chromakeying Funktion, welche ihr benutzt auch die Anzeige des Alphakanals bzw. die Anzeige der sog. "Matte" unterstützt. Rendert in diesem Fall diese Ansicht als Video.
Das 3D Compositing in Cinema 4D:
Öffnet eure vorher erstelle 3D Szene. Was wir nun benötigen, ist eine 2D Fläche, die den Standort und die Ausrichtung unseres Videos in der 3D Umgebung repräsentieren soll. Erstellt also eine solche "2D Plane", passt ihre Größe entsprechend dem Größenverhältnis der 3D Szene an und achtet darauf, dass Seitenverhältnis Eurer Greenscreenaufnahme zu wahren, wir wollen ja schließlich keine verzerrten Schauspieler auf das geneigte Publikum loslassen, oder?
In C4D gibt es die Möglichkeit die Standardausrichtung der Fläche auf "-Z" (oder war´s -Y??) zu stellen und sie somit aufzurichten anstatt sie flach auf dem Boden liegen zuhaben. Ihr findet diese Einstellung in den Eigenschaften der Fläche.
Habt ihr eure Fläche nun in der Szene positioniert und für´s erste ausgerichtet, könnt ihr nun die beiden Videos von vorhin importieren.
Tut dies, in dem ihr ein neues Material erstellt. Im Kanal "Farbe" ladet ihr das erste Video, welches man nachher sehen können soll. Klickt nach dem Laden noch auf "Bearbeiten" und lasst C4D die FPS und die Länge berechnen, ansonsten wird das Video nachher nicht abgespielt, wenn ihr das fertige Projekt rendert. Im Kanal "Alpha" ladet ihr nun das zweite aus AE exportierte Video und klickt auch hier wieder auf "Bearbeiten", um die Länge zu berechnen. Dies sind die beiden einzigen Kanäle in diesem Material, die wir benötigen, deaktiviert sämtliche andere Kanäle, sollten diese noch angehakt sein.
Legt nun das neu erstellte Material auf die Ebene und macht ein Testrendering des ersten Frames, um zu kontrollieren, ob das Material richtig dargestellt wird. Dank des Alphakanal-Videos zeigt C4D nun wie in AE lediglich die Schauspieler, die wir vorher mittels chromakeying "freigestellt" haben an, der Rest der Ebene ist durchsichtig und wird somit auch in C4D nicht angezeigt. Dies ist vor allem später hilfreich, um einen Schattenwurf zu simulieren. Bewegt ihr nun die Kamera in C4D sieht man schnell, dass die Fläche eben nur 2-dimensional ist und die Darstellung der Schauspieler verzerrt und perspektivisch unkorrekt wirkt, je mehr man die Kamera um die Fläche herum bewegt.
In C4D gibt es eine sog. Expression, mit welcher man ein Objekt durchgehend auf eine Kamera ausrichten kann. Dies ist hilfreich, wenn man vor hat, einen Kameraschwenk einzubauen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ab welcher Version diese Expression in C4D vorhanden ist. Alternativ müsst ihr die Ebene von Hand via Keyframes ständig auf die Kamera ausrichten. Habt ihr diese Expression in eurer C4D Version, dann wendet diese auf die 2D Fläche an und konfiguriert sie so, dass sie auf Eure virtuelle Kamera zielt. Dieser Schritt ist allerdings nur vonnöten, wenn ihr vorhabt, einen Kameraschwenk bzw. eine Kamerabewegung um die 2D Fläche herum einzubauen. Arbeitet ihr lediglich mit einer Kamerafahrt auf die Fläche zu oder weg, braucht ihr die Ebene eh nur einmal richtig ausrichten, damit die Perspektive stimmt.
Um die beiden Beispiele von oben aufzugreifen, hier die beiden Methoden, die ich benutzt habe. In Beispiel 1 folgt die 3D Kamera zu Beginn dem oscarprämierten Schauspieler (also mir *g*), während sie ihn von der Seite zeigt. Im Verlauf des Videos wechselt die Kamera in einer fließenden Bewegung von der Seite hinter den Schauspieler um dann gegen Ende des Videos ein 180° Drehung um selbigen herum zu vollziehen und zum Abschluss sein unwiderstehliches Anlitz noch mal in der Frontale zu präsentieren.
Wie hab ich das gemacht? Bei der Aufnahme habe ich mich seitlich zur echten Kamera aufgebaut und geradezu oscarreif vorgetäuscht zu gehen. In dieser "Gehbewegung" (ich stand während der gesamten Aufnahme auf ein und demselben Fleck in meinem Zimmer) habe ich mich dann mit dem Rücken zur Kamera gedreht. Anschließend folgt dieser unglaublich überzeugende Blick durch den Raum und zu guter letzt die Drehung um 180° in Richtung Kamera.
Da man leider im Editorfenster von Cinema 4D nicht sehen kann wie das aktuelle Bild des Videos auf der 2D-Fläche aussieht (C4D zeigt immer nur den ersten Frame von animierten Texturen an) habe ich parallel Adobe Premiere laufen gehabt, um Frame für Frame durch´s Video gehen zu können. So konnte ich immer prüfen, wann ich welche Kamerabewegung über wieviele Frames angetäuscht habe.
Jetzt bleibt nicht viel mehr als die virtuelle 3D Kamera in C4D via Keyframes so zu animieren, dass sie die Bewegung, die im echten Video vorgetäuscht wurde, tatsächlich ausführt. Da wir die Fläche ständig auf die Kamera ausrichten und die Kamera ständig auf die Fläche (Stichwort: Target Camera in C4D), bemerkt der Betrachter nicht, dass sich die Ebene bewegt. Diese "optische Täuschung" vermittelt dem Betrachter den Eindruck, dass die Kamera sich um den Schauspieler herum bewegt.
Im zweiten Beispiel von oben habe ich eine Kamerafahrt auf die beiden Schauspieler zu animiert. Die Kamera bewegt sich dabei größtenteils nur auf die 2D Fläche zu, ohne große Drehungen etc. Viel mehr Möglichkeiten gab es hierbei auch nicht, da bereits beim original gefilmten Material keine Kamerabewegung vorgetäuscht wurde. Hätte ich jetzt beispielsweise die Kamera von sehr steil oben auf die Schauspieler zufahren lassen, wäre der Effekt im Eimer, da dann die Schauspieler stark gestaucht wirken würden, aufgrund der Perspektive. Also als Faustregel beachten: Die virtuelle Kamera immer nur in dem Umfang bewegen, der auch der echten Kamera bzw. den vorgetäuschten Bewegungen der Schauspieler entspricht. Da wir hier nur räumliche Tiefe vortäuschen, ist alles was dem Betrachter zeigt, das es sich nur um eine 2D Fläche handelt, für diesen Effekt tötlich.
Soweit also die Übersicht über die Art und Weise wie ich die 3D Kamera verwendet habe, um den Effekt einer Kamerafahrt bei einer Komposition aus einer 2D Greenscreen-Aufnahme und einer 3D Szene zu erzeugen.
(--->Fortsetzung im nächsten Posting<---)