Das mit der LUT habe ich vielleicht ein bischen hart formuliert, weil ich LUT hasser bin, das ist für mich wie Tütensuppe. Ich wollte dir nicht zu nahe treten
Sah für mich nach einer der üblichen Standard LUTs aus, weil da sowas wie ein Grading erkennbar ist, es aber von Shot zu Shot nicht konsistent bleibt. Das passiert oft, wenn eine LUT oder ein Standard Look angewendet wird, ohne individuelles Feintuning. Das Thema Grading können wir gerne bei Bedarf vertiefen aber du sagst ja, daß hier aktuell nicht der Fokus drauf liegt.
Stellt sich die Frage, was ist abgesehen von Schnitt, Grading etc. "filmisch"? Mir fallen spontan ein paar Elemente ein, die gerne ergänzt werden dürfen:
Emotionen: Die Bilder müssen Emotionen transportieren und der Geschichte zuträglich sein. Gerade bei dem Betontod Video erzählen die Bilder ganz ohne Ton eine sehr emotionale Geschichte
Motive: Die Motivwahl entscheidet natürlich darüber, ob das mit den Emotionen klappt. Wenn das Motiv schon kacke aussieht, macht niemand mehr cinematisches Gold draus
Kameraposition/Blocking: Der Blickwinkel und die Position der Akteure unterstützt die Emotionen und die Dramatik, das darf gerne auch von schräg oben oder unten sein oder mal extreme Close-Ups usw.
Kamerabewegung: Es gibt heute keinen Film mehr, in dem nicht mit bewegten Kameras gearbeitet wird. Egal ob Handkamera, Stedicam, Motion Control oder was es sonst noch gibt, auch hier wird viel Dramatik erzeugt
Schärfentiefe: Oft wird im Film Tiefe erzeugt oder der Blick geführt durch einen unscharfen Hintergrund bzw. durch den Fokus auf das Wesentliche. Aber auch komplett scharfe Shots können "filmisch" sein, z.B. bei großen Panoramaaufnahmen (Herr der Ringe z.B.)
Licht: Mit dem passenden Licht lässt sich nicht nur der Kontrast auf das nötige Maß angleichen sondern auch die Dramatik und die Story vorantreiben, ein Hammer was Lichtsetzung angeht ist für mich Blade Runner 2049
Lichteffekte: Schon "on Set" kann das Licht Farben haben, reflektiert oder abgeblockt werden, durch Nebel gestaltet werden usw.
Dynamikumfang: Mit einer Arri bekommt man filmischere Aufnahmen bzw. zumindest eine bessere Basis für die Postproduktion als mit einer 8 Bit EOS
Objektive: Manche Objektive bringen von sich aus schon mehr Kino-Look mit als andere
Wichtig ist dabei, nur eine gute Kamera und ein gutes Objektiv machen noch keine filmische Aufnahme, umgekehrt zaubern manche Leute tolle Sachen mit dem Smartphone. Die Basis muss stimmen, dann kommt die Technik.
Und trotzdem darf man die Postproduktion nicht vernachlässigen, ich behaupte mal, die spielt eine ziemlich große Rolle. Dabei meine ich nicht nur Schnitt und Farbe sondern auch Effekte, Re-Lighting, Zeitlupen/Zeitraffer, Musik, Sounddesign und was noch alles dazu gehört. Ein Film wirkt nur richtig "groß" wenn alle Elemente passen.