Zu den theoretischen Hintergründen um Filme gibt es hier im Forum viel, wenn es um technische Punkte geht: sei es Kamera, Licht, Ton, Schnitt und Farbkorrektur, oder auch Drehbuch, Organisation usw. In diesem Thread geht es noch einen Schritt weiter in die Theorie.
Ich als Psychologie- und Philosophiestudent beschäftige mich viel mit wissenschaftlichen Aspekten rund um Wahrnehmung, Kognition und Emotion, auch in Bezug auf Kunst. Zurzeit besuche ich ein Seminar mit dem Titel „Philosophie des Films“ und wollte euch ausgewählte Sachen daraus näherbringen, um etwas zurückzugeben und den einen oder anderen zum Nachdenken anzuregen
Ihr seid alle herzlich eingeladen, um was Allgemeines (z.B. Überblicksartikel) oder Spezielles (z.B. Essay zu einem philosophischen Motiv in einem spezifischen Film) zur Filmphilosophie beizutragen.
Filmphilosophie – Der Versuch einer Definition
Neben der Filmgeschichte, die die historischen Aspekte behandelt, und der Filmanalyse, die sich mit den technischen Facetten beschäftigt, gibt es noch eine dritte Unterart der Filmwissenschaften: die Filmtheorie. Im modernen Sinne ist sie immer als Filmphilosophie zu betrachten, da sie an jeden Film Fragen a) der
Ästhetik, b) der
Epistemologie und c) der
Metaphysik stellen kann. Diese drei Grunddisziplinen der Philosophie behandeln a) die Vermittlung von der Wahrnehmung und dem Empfinden, b) inwiefern Erkenntnis, Wissen und Überzeugungen möglich sind und c) was wir über das Erfahrbare hinaus denken können.
Dabei können drei wesentliche Gebiete der Filmphilosophie identifiziert werden:
1) Begriff des Films – Film als Kunst im Verhältnis zu anderen Künsten
Beispiel: Welche Aspekte der Filmproduktion gelten als Kunst und warum? Wie hat Film den Kunstbegriff verändert?
2) Emanzipationspotentiale des Films – Film als kulturindustrielles Produkt
Beispiel: Inwiefern wird dadurch, dass der Zuschauer zum Konsumenten eines Massenprodukts wird, Manipulation bei kontroversen Themen (z.B. die der Politik) möglich?
3) Kritikfähigkeit des Films – Film als Medium
Beispiel: Wie kann Film uns den Gegensatz zwischen Wirklichkeit und Illusion, zwischen Realität und Fiktion, aufweichen? Wie kann Film ethische Überlegungen ausprobieren?
Filmphilosophie besteht also daraus, was man über Filme denken kann und wie Filme aufs Denken wirken.
Die Anreihung von Bilder lässt den Film als Agent auftreten, da er gewisser Weise handelt bzw. agiert. Darüber hinaus verfügt Film ein Wissen über diese Bilder, welches er so artikulieren kann, dass auf Affekte abgezielt wird. Film besitzt aber auch ein Außen, das aus dem besteht, was neben dem audiovisuell Vermittelten besteht. Die Tatsache, dass Film in den jetzigen Moment etwas bereits Geschehenes projizieren kann, ist faszinierend. Film ist insofern eine Aufhebung, schließlich lässt er diese zeitliche Distanz zwischen Vergangenheit und Gegenwart verwische.
Damit ist eine kleine Skizze der Filmphilosophie entworfen, die zeigt, wie Film immer Objekt, aber auch als Subjekt herantreten kann. Hoffentlich finde ich Zeit und Muße einige Essays zu kürzen und umzuschreiben, sodass diese dann hier
Quelle, an der ich mich orientiert habe:
Engell, L., Fahle, O., Hediger, V, & Voss, C. (2015). Essays zur Film-Philosophie. (Film Denken). Paderborn: Wilhelm Fink.