hallo!
da ich selbst ausgebildeter schauspieler bin, denke ich, dass ich einiges zu diesem thema sagen kann.
zuerst einmal: gutes aussehen, durchtrainierter körper und kampftechnisches vermögen bringen dich erst mal nur sehr bedingt weiter. (ausser du willst in gute zeiten, schlechte zeiten auftreten - das schaffst du dann aber auch ohne schauspielschule, wenn du glück hast)
wie bereits richtig angeführt wurde, wirst du, sobald du eine professionelle laufbahn in der schauspielerei beginnst, sofort schubladisiert. das beginnt in der schauspielschule, führt über allfällige vorsprechen bis hin zur arbeit bei theater und film. ich beispielsweise werde aufgrund meiner physiognomie und meiner charakterlichen ausstrahlung vorwiegend als psychotischer gegenspieler oder schrulliger verlierer besetzt. ich hab in meiner gesamten laufbahn - auch in jungen jahren nicht - noch kein einziges mal den jugendlichen liebhaber gegeben.
wichtig ist für die arbeit als schauspieler, dass du dir selber treu bleibst. versuch nicht, dich zu ändern oder anzpassen, nur weil du eine bestimmten rollentypus entsprechen willst. ich halte es für eine fehleinschätzung, davon auszugehen, dass immer nur bestimmte typen von theatern oder filmproduzenten gesucht werden. das alles ist viel eher abhängig von der jeweiligen produktion, von der finanziellen ausgangslage, vom tagesbefinden der selektierungsverantwortlichen und von hunderten anderen details, die ich hier nicht aufzählen will.
ich glaube kaum, dass du deine chancen steigerst, indem du dich aufbrezelst wie ein model aus dem frisurenkatalog. ausser natürlich, du willst bei gzsz mitspielen - das schaffst du dann aber auch ohne...eh schon wissen...
was die wahl der schauspielschule angeht, kann ich dir dazu raten, dich einmal im max reinhardt seminar in wien zu bewerben. die chancen, tatsächlich aufgenommen zu werden, sind zwar denkbar gering, aber die chance dafür hat jeder, der sich um eine aufnahme bemüht. grössen wie peter alexander, senta berger oder aber auch christoph waltz haben diese schule absolviert.
ich habe die erfahrung gemacht, dass die qualität der ausbildung nicht zwangsweise mit dem renommé einer schule in verbindung steht. wodurch sich berühmte und angesehene schauspielschulen aber deutlich von kleineren no-name instituten unterscheiden, ist der umstand der weitervermittlung nach abschluss des studiums.
gehst du in hans & kleinwunz theaterladen, um dich zum schauspieler ausbilden zu lassen, ist die wahrscheinlichkeit sehr gross, dass du sehr früh als arbeitsloser künstler dastehst, um auftritte auf kleinen dorfbühnen ringst und nebenbei ein zweites standbein benötigst, nur um irgendwie etwas zum beissen zu haben. hingegen als absolvent eines reinhardt-seminars oder des mozarteums in salzburg, hast du gute chancen auf den bedeutendsten bühnen der welt oder gar in namhaften film- und fernsehproduktionen fuss zu fassen.
der schritt, nach amerika zu gehen, ist ein sehr gewagter und - soweit ich die erfahrung getan habe - fast aussichtsloser. von den hunderten von kollegen und kolleginnen, die ich in meiner laufbahn persönlich kennen gelernt habe, haben viele versucht, in den staaten als schauspieler fuss zu fassen. und keinem einzigen (in worten: keinem einzigen) ist es geglückt, ihr vorhaben in die tat umzusetzen.
es gibt natürlich schulen und seminare in den usa, die man auch als europäer besuchen kann - meiner erfahrung tut man das allerdings nur, um die jeweiligen schulen finanziell zu unterstützen. weil kosten tun diese kurse nicht gerade wenig.
falls du doch mal in so ein institut reinschnuppern möchtest, google mal nach lee strasberg.
ich wünsche dir auf jeden fall alles gute für deine bemühungen, in der darstellenden kunst fuss zu fassen. lass dir aber gesagt sein, dass dieser beruf nichts romantisches an sich hat. er ist beinhart, er ist schlecht bezahlt und den traum, von der kleinen bühne weg für den grossen film entdeckt zu werden, gibt es meiner meinung nach nicht. das ist allles vielmehr beinharte arbeit, eine portion glück und jede menge peinlicher und unangenehmer politik. ach ja - das arschkriechen ist nicht zu vergessen...