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pikk

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Mittwoch, 2. Juli 2014, 03:35

Was haltet ihr von der "Friedensbewegung"?

Ich persönlich nehme hier mal keinen Standpunkt ein. Für mich haben Vertreter jeder Richtung nachvollziehbare Argumente. Nicht jeder versteht alle Zusammenhänge und nicht jeder hat das Bedürfnis, diese zu verstehen. Ich respektiere das und ich hoffe, ihr tut das auch. Persönlich vertraue ich letztendlich auf mein Bauchgefühl, das ich hier jetzt nicht näher erklären brauche. Nur so viel: Ich bin für den Frieden, das Umdenken und ein produktives Miteinander. Wir hier im Forum haben im Grunde schon lange vor der öffentlichen Debatte bewiesen, dass dieser Weg funktionieren kann und dabei beziehe ich mich ausdrücklich auf die von mir genannten Begriffe und nicht auf etwaige politische Ideologien.

Hier im Forum kam das Thema kaum zur Sprache, also würde mich sehr interessieren, was ihr über diesen ganzen Themenkomplex denkt. Ich hoffe auf eine angeregte Diskussion, die freundlich, fair und möglichst objektiv abläuft. :)

CaaOss.TV

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Mittwoch, 2. Juli 2014, 07:43

@pikk

Um darüber angemessen zu diskutieren (ein hehres Vorhaben in diesem Forum, insb. bei einem solch emotional besetztem Thema), sollte zunächst mal vorweg geklärt werden, was unter dem Begriff zu verstehen ist, bzw. mit welchem (Teil)Aspekt diese Diskussionen der allg. unter diesem Begriff subsummierten bunten Vielfalt denn überhaupt eröffnet werden soll.

Schwebt Dir ein aktueller Bezug vor?

pikk

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Mittwoch, 2. Juli 2014, 13:45

Die Fragestellung war bewusst so allgemein gewählt. Auch auf den Mahnwachen verfolgt ja jeder mehr oder weniger seine eigenen Interessen, die dann immer irgendwie in die Gesamtdebatte integriert werden. Wollte das Thema einfach nur mal anstoßen und sehen, ob andere hier irgendwas dazu sagen möchten. Vor allem interessiert es mich, ob sich die Leute darüber informieren und ob sie überhaupt Interesse hab an den merkwürdigen dingen, die in Deutschland passieren.

Von allen Foren, die mir bisher begegnet sind, finde ich übrigens, dass man hier noch die größte Chance hat, einen vernünftigen Dialog zu etablieren. ;)

Selon Fischer

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Mittwoch, 2. Juli 2014, 15:44

Ich muss zugeben, dass ich von der Friedensbewegung bis auf ein Video, das hier vorgestellt wurde, nichts mitbekommen habe. :rolleyes:

wabu

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Mittwoch, 2. Juli 2014, 16:09

Der Begriff "Friedensbewegung" trifft heute nicht da er zu pauschal ist.

Darunter sind ggf sehr unterschiedliche Bewegungen zu verstehen: Es gibt z.B. amnesty international / Ärzte ohne Grenzen mit einem humanitären Ansatz Mensche zu helfen - ihnen Frieden zu bringen.

Und es gibt auch die "Ostermaschierer" die sich seit Jahrzehneten für die Reduzierung von Waffen einsetzen.

Bis hier ist das alles (in Grenzen) neutral.

Problematischer ist das Verlangen nach Frieden in Krisen- oder Kriegsgebieten da dort oft die Schuld auf einer Seite gesehen wird.

Selten ist der Apell an alle Seiten.

Persönlich bin ich gegen Gewalt in jeglicher Form und halte das töten von Menschen zu den erbärmlichsten Dingen die sich Menschen antun

Selon Fischer

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Mittwoch, 2. Juli 2014, 16:32

Oh, ich dachte dabei eher an dieses Nazi-Verschwörungs-Montagsdemo-Zeugs ;)

Dynamic

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Mittwoch, 2. Juli 2014, 17:11

Wie kommst du auf Nazi, Selon ?

JoJu

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Mittwoch, 2. Juli 2014, 18:02

Guckst du HIER

Das ist jetzt nicht als Statement meinerseits gemeint. Dafür weiß ich noch zu wenig über die Thematik.

LG, JoJu

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Selon Fischer

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Mittwoch, 2. Juli 2014, 21:07

Was wäre aus der Filmindustrie geworden, wenn es keine Kriege gegeben hätte?

Wären wir da nicht irgendwie noch im Kulturstatus einer Prä-Steinzeit?

Hierzu empfehle ich das Buch "Krieg - Wozu er gut ist" von Ian Morris.

Niemand möchte wohl in einem Krieg umgebracht werden, das ist menschlich verständlich.

Pazifismus muss man sich aber leisten können.

Dynamic

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11

Mittwoch, 2. Juli 2014, 22:22

@JoJu:
Ja von diesen Anschuldigen hab ich doch schon etwas mitbekommen. Das es immer Leute gibt die das große Bild trüben (wollen) ist ganz normal denke ich. An sich ist dieses (endlich!) statt findende Umdenken eine tolle Sache meiner Meinung nach. Die Mahnwachen sollen diesem ein Gesicht geben.

Der Rap von Blumio den Birkholz gepostet hat trifft alles sehr gut finde ich.


@achim01:
Wahrscheinlich würden viele Staaten heute nicht so wohlhabend sein, hätte es in der Vergangenheit weniger oder keine Kriege gegeben. Wahrscheinlich würden viele Staaten heute wohlhabender sein, würden sie nicht durch andere ausgebeutet oder durch Kriege zerrissen.

Krieg ist natürlich immer eine tolle Sache um die Wirtschaft voran zu bringen oder anderweitig wachsen zu können. Aber meiner Meinung nach ist dieser (leider) natürliche Kreislauf des Menschen irgendwann vorbei, beispielsweise wenn ein nuklearer Krieg vor der Tür steht. Die Kapazitäten der Erde sind irgendwann ausgeschöpft, auch was sie so alles von uns Menschen einstecken kann.
Selbst im "Frieden" gibt es auf diese Erde unzählige Probleme die gelöst werden müssen. Sogar ohne Kriege.
Eine friedliche Welt zu schaffen und miteinander klar zu kommen sollte immer das oberste Ziel sein! Am Ende des Tages haben die Menschen doch ähnliche Grundbedürfnisse - egal ob es Glück mit der Familie oder der Wunsch ist sich bester Gesundheit zu erfreuen.


Übrigens finde ich es klasse dass solche Diskussionen / Themen auch den Weg hier her gefunden haben.

pikk

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12

Mittwoch, 2. Juli 2014, 23:44

Interessant finde ich besonders, dass die Mahnwachen inzwischen regelmäßig in über 100 Städten statt finden und es der breiten Masse trotzdem nicht so richtig bewusst zu sein scheint, dass es sowas überhaupt gibt. Ich informiere hauptsächlich über unabhängige Mitschnitte bei Youtube, würde aber auch gerne die Berichterstattung von RTL und Partner verfolgen. Dummerweise gibt es diese (fast) nicht.

Ich finde auch nicht, dass man sich unbedingt einer Seite anschließen muss, um gegen etwas zu sein, was man nicht oder weniger unterstützenswert findet.

Auf jeden Fall ist bei mir eine Aussage hängen geblieben, über die ich früher nicht nachgedacht hätte: "Warum muss man Krieg führen, um den Frieden zu erlangen?!"
Selbst wenn es wirklich immer darum ginge, eine menschenverachtende Diktatur zu stürzen, ist es dann das beste bzw. einzige Mittel, hunderttausende Menschen zu töten? Was man auch nicht vergessen sollte sind Ereignisse wie die in Ruanda in den 1990er Jahren. Dort wurde eine ganze Volksgruppe faktisch ausgerottet und Komischerweise gab es da keine Mittel für einen gerechten Militäreinsatz.

Selbst die Ärmsten in Deutschland jammern nicht selten auf hohem Niveau, weil sie kein Geld fürs Kino haben oder für einen besseren Fernseher. Und das sage ich jetzt nicht als weltfremder Bessergestellter, sondern als jemand, der sich selbst nahe dem Existenzminimum bewegt.
Ressourcen und Reichtum sind also auch ohne größere Kriege vorhanden, selbst wenn ein Teil dieses Wohlstandes trotz des Mangels an großen Kriegen aus der Rüstungsindustrie stammt.
Was würde rein theoretisch dagegen sprechen, wenn man an Stelle von Waffen einfach Windkraftwerke produzieren und exportieren würde? Hätte man da irgendwelche wirtschaftlichen, politischen oder moralischen Nachteile?

13

Mittwoch, 2. Juli 2014, 23:54

Was wäre aus der Filmindustrie geworden, wenn es keine Kriege gegeben hätte?
Wären wir da nicht irgendwie noch im Kulturstatus einer Prä-Steinzeit?

Wenn gewisse Kriege heiß geworden wären, würden wir auf jeden Fall jetzt in der Steinzeit leben.
Es gäbe keinen Bruch in der deutschen Filmszene zu den 1920ern, wenn keine Kriegstreiber an die Macht gekommen wären, denn viele hervorragende deutsche Filmemacher waren Juden oder Linke und sind nach 1933 ins Ausland geflohen. Davon hat Hollywood profitiert, die deutsche Filmwirtschaft hat es weitestgehend kaputt gemacht, sie hat sich nie davon erholt.
Wenn du dir die Geschichte von Hollywood anschaust, ist augenfällig, dass die Filmwirtschaft gerade zu Kriegszeiten in Krisen steckte. Ein Teil des Publikums - und der Filmemacher - wurde eingezogen und an der Front verheizt, die filmischen Freiheiten wurden beschränkt- Zu Beginn des Kalten Krieges gab es Hexenjagden nach Kulturschaffenden, denen man aufgrund ihrer Werke und Beziehungen absprach, ein patriotischer Amerikaner zu sein. Zu Zeiten des Vietnamkrieges konnten sich traditionelle Filme, die z.B. den American way of life beschrieben, das traditionelle Familienbild, Heroengeschichten aus dem letzten Krieg, klassische Western etc. immer schlechter verkaufen, weil sie an der Realität der Bevölkerung vorbeigingen. Nach 9/11 war es tabu, das World Trade Center im Film zu zeigen, und die Kooperation von Militär und Filmwirtschaft hat zwar einige großartige Actionfilme geschaffen, aber auch andere Filmschaffende ihrer Möglichkeit beraubt, Filme über den Krieg umzusetzen, weil sie nicht ins politische Bild passten.


All das Geld, das in die Rüstung gesteckt wird, fehlt da, wo es direkt Menschen zugute käme. Ob beim Bau von Schulen, der Bekämpfung von Armut oder bisher unheilbaren Krankheiten. Die Menschen haben wirklich besseres zu tun, als sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Die zivile Entwicklung und Nutzung von Technik wird durch einen Krieg zwar stark vorangetrieben, andere Techniken dadurch aber auch zerstört. Wer weiß, in welcher hochtechnologisierten Gesellschaft wir heute leben könnten, wenn es die Kriege der letzten 100 Jahre nicht gegeben hätte?

Es gibt ja das Argument, dass Kriege manchmal gut wären, zum Beispiel wurde Nazideutschland militärisch besiegt. Richtig - aber zu kurzsichtig. Nazideutschland hat ja schließlich mit aggressiver Expansionspolitik und dann mit offenem Krieg den Weltkrieg erst entfacht (in Europa, analog dazu Japan in Asien). Schon beim Aufbau der Wehrmacht und dem Bruch des Versailler Vertrages hätte eine deutsche Friedensbewegung massiv protestieren müssen. Schon lange davor, denn die Nazis sind ja nicht aus dem Nichts gekommen, sondern haben schon lange zuvor mit paramilitärischen Banden das Land unsicher gemacht, und die Militarisierung der deutschen Gesellschaft hatte 1918 keinen entscheidenden Bruch durchlaufen. Du hast recht, Pazifismus muss man sich leisten können. Bedroht zu werden rechtfertigt einen Krieg. Nur, welche Bedrohung ist real und welche malt man sich aus, um die eigenen politischen Ziele voranzutreiben? Ich kann es Winston Churchill nicht übel nehmen, dass er England gegen die Nazis verteidigt hat. Ich kann es aber der derzeitigen Regierung übel nehmen, wenn sie glaubt, irgendein Land Tausende Kilometer entfernt bedrohe uns und wir müssten uns deshalb dort militärisch verteidigen. Das Prinzip "wir oder die" gilt hier nicht und der Afghanistankrieg wäre nicht die einzige Lösung des Konflikts gewesen. Sollen die Menschen dort doch selbst gegen Taliban und Co aufbegehren, sie hätten meine vollste Unterstützung.
Ich finde nicht, dass man Krieg von politischen Ideologien trennen kann, denn Krieg ist die Weiterführung von Politik mit anderen Mitteln. Wenn ich gegen Krieg bin, muss ich auch konsequenterweise sagen, dass ich bestimmte politische Ideologien, z.B. Faschismus, für falsch halte. Sie beruhen auf dem Recht des Stärkeren statt einer Kooperation aller. Nur von letzterer kann die Menschheit aber wirklich profitieren.

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »jk86« (3. Juli 2014, 00:07)


soapbubble

unregistriert

14

Mittwoch, 2. Juli 2014, 23:59

Was wäre aus der Filmindustrie geworden, wenn es keine Kriege gegeben hätte?
Also zumindest der deutsche Film wäre ohne den zweiten Weltkrieg technisch und erzählerisch auf Hollywoodlevel - wenn nicht größer - und wir müssten uns nicht dieses hirnverbrannte TV-Plemplem antun.

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Finn Glink

pikk

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Donnerstag, 3. Juli 2014, 00:41

Du hast recht, Pazifismus muss man sich leisten können. Bedroht zu werden rechtfertigt einen Krieg.


Da würde ich auch noch mit gehen. Ein wirklicher und reiner Verteidigungskrieg wäre wohl leider ein notwendiges Übel. Allerdings haben die großen Industriestaaten ein solches Vorgehen schon lange nicht mehr nötig, also kann man die Situation in den 1930ern nicht so wirklich mit unserer modernen globalen Gesellschaft vergleichen. Wir Europäer "kennen" uns im Allgemeinen inzwischen auch besser und haben verstanden, dass Kooperation mehr bringt, als dem Nachbarn etwas weg nehmen zu wollen. Auch in Ländern wie China oder Russland ist man sich bestimmt im Grunde einig, dass konventionelle Kriege keine gute Sache sind, auch wenn da das Erwachen noch immer relativ langsam kommt.

Wir in unseren Wohlstandsgebieten haben kaum zu befürchten, dass uns jemand angreifen würde und wir gezwungen wären, uns verteidigen zu müssen, also finde ich, dass zumindest wir in Europa uns den Pazifismus leisten können und sollten. Was hätten wir zu befüchten? Dass wir alle ein Bisschen weniger Geld in der Tasche haben und den einen Pulli mal nen Monat länger tragen müssen, bevor wir ihn weg werfen?

Unsere kleine (Amateur)Filmerszene ist ein gutes Beispiel, wie ich finde. In den meisten Fällen hat jeder eigene Interessen, die er vertreten möchte. Trotzdem hacken wir uns nicht gegenseitig die Augen aus, weil wir "Konkurrenten" unterdrücken oder ihnen ihre Ausrüstung weg nehmen wollen. Stattdessen kooperieren wir, tauschen uns aus oder arbeiten sogar ganz direkt als völlig Fremde an gemeinsamen Projekten zusammen, verbinden unsere Ressourcen und unsere Fähigkeiten und haben hinterher alle etwas gewonnen, bei fast keinem Risiko, etwas zu verlieren.
Wenn das bei den Filmen geht, nur weil Menschen sich für ein gemeinsames Ziel begeistern, frage ich mich, ob dieser Ansatz nicht auch generell und in größerem Maßstab möglich wäre.

16

Donnerstag, 3. Juli 2014, 04:11

Wir Europäer "kennen" uns im Allgemeinen inzwischen auch besser und haben verstanden, dass Kooperation mehr bringt, als dem Nachbarn etwas weg nehmen zu wollen.

Ich glaube, dass das nur solange funktioniert, wie die EU existiert. Deren Ziel war ja ursprünglich die Friedenssicherung in Europa durch die Kontrolle der Rüstungsindustrie mittels Montanunion. Allerdings ist die EU zu einem rein wirtschaftlichen Bündnis verkommen, und an den Außengrenzen schenkt man den Menschen nichts - in den letzten 20 Jahren sind 20.000 Flüchtlinge im Mittelmeer gestorben, weil Europa sich dort militärisch abschottet (Stichwort Frontex). Dabei fliehen die Menschen ja gerade vor politischen, militärischen und wirtschaftlichen Umständen, an denen EU-Staaten eine Mitschuld tragen. Es gibt auch Massaker durch EU-Armeen, wie hier 2004 in der Elfenbeinküste (Achtung, sehr grafisch):



Es handelt sich hierbei um Einheiten der Französischen Armee, die das Feuer auf eine friedliche Demonstration eröffnet haben, vor den Augen anwesender Blauhelm-Einheiten. Je nach Angaben wurden dabei 20 bis 60 Zivilisten getötet.

achim01

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Donnerstag, 3. Juli 2014, 09:22

Was hier geschrieben wurde über die abscheuliche Tatsache Krieg, ist alles verständlich aber ist es auch verständig?

Ich war sehr stark pazifistisch orientiert. Jetzt beginne ich darüber aber neu nachzudenken, seit ich die Bücher von Ian Morris lese.

Hier etwas zu dem von mir empfohlenen Buch: "
"War! What is it good for? Absolutely nothing" - heißt es in einem legendären Antikriegssong. Stimmt nicht, sagt Stanford-Historiker Ian Morris. Seine umfassende Globalgeschichte enthüllt eine ungeheuerliche Wahrheit: Zu allen Zeiten hat Krieg Leben vernichtet - aber auch Innovationen gebracht, Gesellschaften erneuert, Frieden und Fortschritt vorangetrieben. Der Krieg hat etwas Gutes, lautet die kontroverse These vom Meister des "Big Picture". Ist Krieg als Triebfeder des Fortschritts sogar notwendig - auch heute noch? Morris riskiert nicht nur eine provokante Frage, er ist auch in der Lage, sie zu beantworten."

"Der Krieg ist eines der größten Menschheitsübel. Er hat unbeschreibliche Verwüstungen und unzählige Tote zurückgelassen. doch Kriege, so Ian Morris, lässt sich auf lange Sicht dennoch als Gutes begreifen. In seiner charaktersitischen Verknüpfung bahnbrechender Forschung mit faszinierenden Geschichten zeigt der Historiker, dass erst der Krieg es der Menschheit ermöglich hat, friedliche Gesellschaftsordnungen zu errichten. Morris gelingt eine brilliante Gesamtschau der kriegerischen Menschheitsgeschichte, aus der er so erstaunliche wie erschreckende Schlüsse über die unsere zukunft zieht." (NZZ)

Summarisch könnte ich nach dem Lesen dieses Buches sagen: Erst die großen Kriege haben mehr Frieden und den Fortschritt der Menschheit gebracht.

Ian Morris beweist das u.a. an folgender Tatsache: Nach den großen Kriegen war die Wahrscheinlichkeit für ein Individuum eines gewaltsamen Todes zu sterben immer geringer. Und das ist es wohl, was letzten Endes zählt.
Ich will hier noch nicht einmal auf den in der Evolution notwendigen Kampf der Gegensätze eingehen.

Aber eine wichtige Anmerkung scheint mir noch angebracht zu sein: Nach dem Morris-Theorem konnte die Evolution des Menschen aus dem Tierreich heraus nur erfolgen weil der Mensch die Grundeigenschaften "Angst - Gier - Faulheit" besitzt. Will man das ändern, müsste man den Menschen genetisch neu erfinden. Dieses Theorem leitet er in seinem monumentalen historischen Wälzer "Wer regiert die Welt" ab.

Das erstaunliche an Jan Morris ist seine Ideologiefreiheit. Er kann z.B. mit rein emotionsloser, wissenschftlicher Formulierung sagen: Hitler ist gescheitert bei der Schaffung eines europäischen "Reiches der Mitte".

18

Donnerstag, 3. Juli 2014, 14:04

Stimmt nicht, sagt Stanford-Historiker Ian Morris. Seine umfassende Globalgeschichte enthüllt eine ungeheuerliche Wahrheit

Diese "Wahrheit" wird einfach so behauptet, ohne sie in Frage zu stellen oder Belege anzubringen. Ich bezweifle, dass Ian Morris sich mit allen Kriegen und Gesellschaftsverträgen der Geschichte auseinandergesetzt hat. Es klingt viel eher so, als würde er sich die Kriege rauspicken, die zu seiner These passen. Sie ist auch eine eurozentrische Sichtweise, denn Krieg hat in anderen Kulturen einen anderen Stellenwert. Zu dem Thema würde ich John Keegan: Die Kultur des Krieges empfehlen. Aus dem Inhaltsverzeichnis schließe ich, dass für Ian Morris auch Thomas Hobbes eine große Rolle spielt, denn er bezieht sich auf den Leviathan. Hobbes war alles andere als ein Demokrat, aber das kann man alles in der Wikipedia durchlesen.

Zitat

Summarisch könnte ich nach dem Lesen dieses Buches sagen: Erst die großen Kriege haben mehr Frieden und den Fortschritt der Menschheit gebracht.

Eine sehr steile These! Fakt ist: Die Weltkriege haben zu einer neuen Weltordnung geführt, die dafür sorgen, dass UNS der Krieg nicht mehr betrifft, z.B. durch die Gründung der EU (wie bereits erwähnt) und die Bildung großer Machtblöcke, die natürlich ein Interesse daran haben, den inneren Frieden zu sichern (was zu einer Militarisierung der Gesellschaft führt und einem Kampf gegen Andersdenkende, auch mit Waffen) und eine direkte Bedrohung an den Landesgrenzen auszuschalten. Dafür gab es äußert blutige Stellvertreterkriege, Befreiungskriege und politische Krisen z.B. in Afrika, die dafür sorgen, dass einstmals stabile und wirtschaftlich starke Demokratien - z.B. die Elfenbeinküste - im Chaos versinken. Der Wiener Kongress hat ebenfalls zu einer neuen Weltordnung geführt, die nicht von Dauer war und die Weltkriege erst heraufbeschworen hat. Wenn ich mir anschaue, wie die EU und Russland aktuell an ihren Grenzen aufrüsten, muss ich vermuten, dass es da irgendwann auch wieder ganz schön krachen wird. Die Ukraine ist ein trauriger Vorgeschmack, Georgien war ein trauriger Vorgeschmack, und beide Länder wollen in die EU. Das kann nicht lange gut gehen. Gerade für Deutschland nicht, das ja die größte Macht in der EU ist, während sich Großbritannien rausziehen möchte und andere EU-Staaten, wie Spanien und Italien, zu sehr mit innenpolitischen Krisen beschäftigt sind, um in einen Krieg groß einzusteigen.

Zitat

Ian Morris beweist das u.a. an folgender Tatsache: Nach den großen Kriegen war die Wahrscheinlichkeit für ein Individuum eines gewaltsamen Todes zu sterben immer geringer.

Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit geringer, im Frieden eines gewaltsamen Todes zu sterben, als im Krieg. Aber das ist doch eher ein Plädoyer für den Frieden, nicht für den Krieg!

Zitat

Nach dem Morris-Theorem konnte die Evolution des Menschen aus dem Tierreich heraus nur erfolgen weil der Mensch die Grundeigenschaften "Angst - Gier - Faulheit" besitzt.

Hat auch jedes andere Tier. Da wird vielleicht zur Brunftzeit um die Weibchen gekämpft, aber sie schlachten sich nicht gegenseitig ab. Vielleicht hat das Tier einfach einen größeren Selbsterhaltungstrieb als der Mensch, der vom Todestrieb geleitet ist? Doch selbst Freud gab zu, dass seine These vom Todestrieb weit hergeholt ist.

Zitat

Das erstaunliche an Jan Morris ist seine Ideologiefreiheit. Er kann z.B. mit rein emotionsloser, wissenschftlicher Formulierung sagen: Hitler ist gescheitert bei der Schaffung eines europäischen "Reiches der Mitte".

Man kann "Hitlers" Krieg natürlich so betrachten. Dann blendet man aber auch aus, dass er die Konsequenz der nationalsozialistischen Ideologie ist, so wie jeder andere Krieg auch politisch motiviert ist. Man muss Kriege individuell betrachten und kann sie nicht über einen Kamm scheren, denn ihre Beweggründe und Kontexte sind zu unterschiedlich.

achim01

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19

Donnerstag, 3. Juli 2014, 14:29

Stimmt nicht, sagt Stanford-Historiker Ian Morris. Seine umfassende Globalgeschichte enthüllt eine ungeheuerliche Wahrheit


1.
Diese "Wahrheit" wird einfach so behauptet, ohne sie in Frage zu stellen oder Belege anzubringen.

2.

Zitat

Ian Morris beweist das u.a. an folgender Tatsache: Nach den großen Kriegen war die Wahrscheinlichkeit für ein Individuum eines gewaltsamen Todes zu sterben immer geringer.

Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit geringer, im Frieden eines gewaltsamen Todes zu sterben, als im Krieg. Aber das ist doch eher ein Plädoyer für den Frieden, nicht für den Krieg!


Ich will nicht auf alles eingehen, dazu müsste man seine Bücher schon einmal gelesen haben.

Zu 1. Diese "Wahrheit" wird nicht nur behauptet, er bringt auch die historischen Beweise.

zu 2. Vor einem großen Krieg (im "Frieden") war die Wahrscheinlichkeit eines gewaltsamen Todes zu sterben größer als nach einem großen Krieg (im "Frieden"). Das belegt Jan Morris an eindeutigen Fakten.
Das mag man vielleicht nicht glauben (wollen) aber es war immer so. Das sind halt für manche unbequeme Fakten, auch ich musste meine Ansichten zur Geschichte ändern.

pikk

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Donnerstag, 3. Juli 2014, 14:49

Wie ich finde, ist ein ganz wesentlicher Umstand immer etwas zu selbstverstädnlich: Es geht immer nur um die Vergangenheit.

Vielleicht haben ja einige Kriege einige postive Folgen nach sich gezogen. Ich finde nur, die Frage sollte eher sein, ob man nicht auch alle Vorteile ohne die Nachteile haben könnte. Fakt ist, dass wir seit erst ein paar Jahren in einer Welt leben, die vollkommen anders als alles ist, was es in der Menschheitsgeschichte jemals gab. Sind somit die alten Regeln überhaupt noch anwendbar? Ich denke nicht. Frieden ist ja nicht nur das Fehlen von Krieg, also finde ich es die falsche Baustelle, darüber zu reden, ob Krieg nun völlig falsch ist oder doch seine guten Seiten hat. Alles hat seine guten Seiten, da macht man sich tot, wenn man zu viel drüber nachdenkt.

Viel mehr stehen wir als Wohlstandsbürger, aber wahrscheinlich auch als Weltbevölkerung an einem Punkt, an dem wir mit den veralteten Regeln einfach bald nicht mehr spielen können, weil das Spielbrett aus Omas Keller sich auflöst und sowieso viel zu langweilig ist.

Auch sehe ich die These mit der Faulheit, Gier und Angst etwas anders. Solche Eigenschaften besitzt jede Säugetiergattung. Entweder in guter Balance, dann kann sie überleben, oder in schlechter Balance, dass gehört zu ihrer Evolution das Aussterben. Beim Menschen ist es nun so, dass man viele Triebe und Bedürfnisse durch äußere Einwirkung besonders leicht verstärken, verringern oder verändern kann. Wäre der Mensch von Natur aus so destruktiv, wie das heute fast alle Menschen mehr oder weniger annehmen, hätten wir unsere 60000 Jahre als Spezies wohl kaum geschafft. Also entwickeln wir uns entweder völlig natürlich hin zum Aussterben oder besitzen zumindest das Potential, mehr in Harmonie mit uns selbst und unserer Umwelt zu existieren. Unterstüzung für diese These liefert z.B. das "Share Experiment", das belegt hat, dass kleine Kinder noch das Teilen mit Artgenossen für selbstverständlich halten und uns der Egoismus erst später anerzogen wird.

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