Hossa,
Tierfolter in Filmen, ja leider gab es so etwas. In den alten Cannibalen Filmen der 60er 70er wurden Tiere für den Film getötet.
Jede Art von "tatsächlicher" Gewalt gegen Menschen oder Tiere in einem Film is ja wohl mal in allererster Linie nur Perversion
- und jeder, der sich sowas als Zuschauer bewusst antut, macht sich meiner Meinung nach tatsächlich als Mittäter schuldig.
Problematisch wird es für mich als Zuschauer, wenn ich mir einen alten John-Ford-Western oder ein gewaltstrotzendes Opus von John Milius rein ziehe. Wie wurden Tiere in den Fünfzigern behandelt bei Dreharbeiten, wie sehr stand John Milius schon in der Kritik ob des Umganges etwa mit Pferden in seinen Filmen?
So großartig auch "Der Wind und der Löwe" als Film ist, so sehr schauderts mich jedesmal, wenn ich sehe, wie dort Pferde offensichtlich über Stolperdrähte geschickt werden.
Eigentlich müsste man sowas ebenso boykottieren wie Coke, McDoof, BLÖD-Zeitung und Tom-Cruise-Filme. Aber ich gebs ja zu, der Mensch ansich ist einfach nur schwach.
Horror? Die Lust auf Horror ist meiner persönlichen Meinung nach eine abgemilderte Form von Masochismus. Man setzt sich freiwillig einer Situation aus, die einem eigentlich Unbehagen verspüren lässt. Warum?
Weil man im Kinositz oder Fernsehsessel trotz allem "sicher" sitzt und sich nicht einer tatsächlichen Gefahr aussetzt?
Ich kenne sowas auch aus einer anderen Sicht heraus. War und bin schon eine ganze Zeit lang aktiv in einem Themenbereich, der allgemein gerne lapidar und reißerisch als "Geisterjagd" bezeichnet wird. Wobei das, was man sich als Außenstehender darunter vorstellt, beileibe nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat - wenn man es ernst meint!
"Geisterjagd" - das ist was für Teenies, die nachts gerne unbefugt in einsame Häuser einsteigen, in denen es angeblich spuken soll und hoffen, dort eine Art Grusel-Kick zu verspüren. Nicht wenige machen sich dabei dann tatsächlich fast in ihre Hosen, denn wenn die Nerven sich erstmal auf ein bestimmtes Level hoch geschaukelt haben, dann wird jedes Knacken der Heizungsrohre gleich zur "real wahrgenommenen Gefahr".
Wer sich aber über einen längeren Zeitraum mit sowas befasst, der kommt irgendwann zwangsläufig an den Punkt, an dem er beginnt, die Dinge rein rational zu betrachten. Heute macht mir kein Knacken eines Heizungsrohres, kein Waschbär im Keller, keine Eule auf dem Dachboden irgendwelche Angst, denn ich suche nicht mehr nach "Geistern", sondern nach realistischen Auslösern für scheinbar paranormale Phänomene.
Mich könnt Ihr in jeden Klosterkeller, in jedes angebliche Spukhaus setzen, das Licht aus machen und mich alleine lassen. Mich gruselts nicht mehr.
Und dennoch liebe ich Horror- und Gruselfilme. Warum? Weil ich immer noch diesen masochistischen Kick suche?
Oder weil mich die menschliche Phantasie fasziniert?!
Horror ist für mich kein Blutgespritze nur um des Blutgespritzes willen. Folterpornos im Stile von "SAW" sind für mich eine voyeuristische Perversion, der ich nichts abgewinnen kann. Wer sich sowas mit Begeisterung anschaut, der würde vielleicht auch ins Colloseum gehen, wenn dort wieder Löwen auf Christen (oder jede andere unbeliebte Zielgruppe) losgelassen würden.
Das schließt Ihr für Euch aus?
Dann überlegt doch nur mal, wie verroht die Menschheit mittlerweile geworden ist, dass es sogar reale "Fight-Clubs" gibt. Wie oft schon wurde ich angesprochen, ob ich denn nicht mal mit da hin gehen wollte zum Zuschauen. Sowas ist mittlerweile beim "Normalo" angekommen und gilt für viele nicht mehr als verwerflich. Ist doch "nur Sport".
Is das so?
Horror ist für mich am ehesten das, was man "Gothic-Horror" nennt. Wenn die Erzählstruktur eines Filmes (oder Buches) das Adrenalin des Zuschauers mehr und mehr hat ansteigen lassen - wenn die Hauptdarstellerin am oberen Ende der großen Treppe steht und nach unten ins Dunkel blickt. Man sieht nicht, was dort unten am Fußende der Treppe lauert. Aber man hört es atmen. Und dann knarrt die alte Treppe, weil das unsichtbare Etwas einen Fuß auf die erste Stufe gesetzt hat. Man sieht dort den Ansatz einer Klaue, lange tierische Krallen, einen Ansatz von Fell...
Sowas bereitet mir nen Grusel-Kick. Ein computeranimiertes Monster, das plötzlich aus dem Nichts springt und einen Protagonisten packt, das sorgt vielleicht für einen Schreck. Wenn es dann noch irgendwelche Arme oder Beine abreißt, dann sorgt dies für einen kurzen Ekelschub. Aber Grusel ist für mich was anderes.
In einem solchen Sinne ist die einzige Regiearbeit von Sir Charles Laughton ein Paradebeispiel für das, was ich meine. "Die Nacht des Jägers" ist Horror, Thriller und Fantasy in einem.
Da fliegen keine Extremitäten oder Gedärme durch die Gegend. Da springt kein Ekelmonster ins Bild und erschreckt die Zuschauer für einen kurzen Moment. Da ist nur Robert Mitchum als geisteskranker falscher Pfaffe, der zwei Kinder jagt. Und wenn der Gesang des Pfaffen über den Missisippi hallt, dann ist das mehr Horror als ein Zwerg in dämlicher Maske auf einem Dreirad jemals erreichen wird, der Leute dazu zwingt, sich gegenseitig die Beine abzusäbeln (vereinfacht und überspitzt ausgedrückt).
Bin ich eigentlich noch beim Thema?
Hm?
Lass ichs einfach. Der größte Horror ist daneben höchstens das Sommerfest der volktümelnden Musik. Oder das ultrabreite Grinsen von Dieter B.
Und in der Hoffnung, dass Ihr zumindest darin zustimmt, möchte ichs nun auch dabei besein lassen.
Liebe Grüße, Andreas
Edit: Rechtschreibfehler korrigiert