14 € ärmer und um die Erfahrung reicher, dass ich mich doch auf meinen ersten Eindruck verlassen sollte. Das war nix für mich aber nach den begeisterten Erfahrungsberichten wollte ich mir das auch mal anschauen.
War im IMAX 3D im Sony Center. Ich hab vorher außer diesem "Animationsfilmchen" Haunted Castle oder so ähnlich und nem kurzen Trailer noch nix dort in 3D angeschaut.
Eines vorweg: Der Trailer ist absoluter Bullshit im Vergleich zu dem, was man im (3D) Kino sieht. Richtig lächerlich.
Zu Beginn ziehts einem echt die Socken aus. Dieser 3D Effekt ist wirklich unheimlich geil und fesselnd. Bei den ersten Shots in diesen Kryo-Kammern mit den schwerelos im Raum fliegenden Leuten dachte ich: Waaaaahnsinn.
Auch Pandora macht am Anfang unheimlich Spaß. Es gibt wirklich viele Szenen, in denen man nicht mehr erkennen kann, ob ein Busch oder Felsen oder was auch immer echt ist oder CGI. Wow. Brilliant.
Ich hab mich auch relativ schnell an diese blauen Figuren gewöhnt, die ich anfänglich eher strange fand. Aber: Man merkt - gerade durch die Schnitte zwischen der - ich nenne es mal "realen Welt" und Pandora überdeutlich, was echt ist und was nicht. Pandora ist von Anfang an so eine bonbonbunte, heile Welt, die Szenen mit den realen Schauspielern hingegen war eher grau und trist. Mag sein, dass das ein bewusst eingesetztes Stilmittel war um zu verdeutlichen, dass Pandora das Gute und die Welt der Menschen das Böse verkörpert. Aber das war mir zu viel des Guten. Ich weiß schon, wen ich blöd finden und wen ich lieben soll / muss / will im Kino. Gerade wenn fast alle gezeigten Charaktere eher wie Abziehbilder wirken.
Ganz schlimm fand ich diese kitschige "Steckverbindung", die die Pandoraner mit anderen Lebewesen herstellen können. Ist ok, sie stehen in Verbindung und Leben im Einklang mit der Natur, das hab ich auch ohne diesen Holzhammerhinweis verstanden.
Durch das Hin- und Herspringen zwischen den realen Aufnahmen und der Bonbon-"Pandora"-Welt wurde auch krass ein weiteres Manko deutlich. Die CGI-Charaktere wirken einfach nicht echt. Die Animationen waren cool, aber bei Nahaufnahmen war der Unterschied zu realen Personen einfach zu deutlich, als dass ich eine Beziehung zu denen hätte herstellen können. Was nicht daran liegt, dass die Mimik eher hölzern wirkte (irgendwo hatte mal jemand geschrieben, die GEsichter wirken wie durch zu viel Botox gelähmt, das triffts ziemlich gut), Final Fantasy hat mir zum beispiel trotz deutlich schlechterer Animationen viel besser gefallen. Weil der wie aus einem Guß wirkt. Avatar will einem vermitteln, dass die CGI Charaktere sich in der selben Realität befinden wie die menschlichen Darsteller. Und das klappt bei mir nicht. Vielleicht wäre eine Mischung (richtige Darsteller bei Nahaufnahmen, CGI nur als Stuntdoubles) besser gewesen. Zumal die Pandorawesen ja schon eh sehr humanoid wirkten. Maske und echte Darsteller wäre mir da lieber gewesen. Dann hätte ich denen vielleicht auch die Liebesgeschichte abgekauft und nicht jedes Lächeln hätte wie Zähne blecken gewirkt.
Das bringt ein weiteres Manko aus meiner Sicht mit sich: Cameron hat immer ein gutes Händchen dafür, mindestens einen coolen, sympathischen Hauptdarsteller zu wählen, z.B. Michael Biehn in Aliens oder Terminator. Den hat er auch in Avatar gefunden und mit Sam Worthington hervorragend besetzt. Leider sieht man den viel zu selten, sondern viel häufiger diesen hölzernen CGI-Mimen. Apropos Alien: Immer wenn ich Sigourney Weaver gesehen hab, dachte ich, "Shit, wieso gabs diese 3D Technik nicht schon früher - ich will Aliens in dem Stil sehen, das müsste der Oberhammer sein."
Zur Story muss man nicht viel sagen, die gabs ja in zig Varianten schon mal. Die war mir eindeutig zu flach, so wie fast alle Charaktere (der kriegsgeile Seargent, der geldgeile Firmenchef, usw. usf.).
Fazit: Ich bin zur Pause gegangen (also diese riesigen Schaufelbagger den Wald plattmachen wollten), weil ich nicht das Gefühl hatte, da noch was zu verpassen, was ich nicht schon vorher gesehen hab.
Der Unterschied zwischen 3D Kino und 2D Kino ist für mich so wie mein Umstieg von der normalen Glotze auf den Videobeamer. War auch anfänglich der Oberhammer, aber man gewöhnt sich schnell dran und will dann im TV keine Spielfilme mehr sehen. Von daher wünsche ich mir dringend, dass sich diese 3D Technik bald flächendeckend eingesetzt wird (und auch die Preise mal humaner werden). Ein Klassiker wird Avatar dadurch für mich nicht. Und jetzt steinigt mich ruhig, in 2D ist Avatar nichts weiter als das x-te CGI-Spektakel. Von daher kann ich Thomas zustimmen, wenn Avatar gucken, dann in 3D.
Ums mal in Punkten auszudrücken:
Für den 3D Effekt: 10/10
Für den Film an sich 5/10
PS: Ghosi: Ich hab Revelations ich weiß nicht wie oft gesehen. Glaub mir, das ist (leider) weit davon entfernt, ein CGI Spektakel zu sein, wenn ich mir Avatar so anschaue