Heute Abend gab es bei mir am Schreibtisch Sandwich zum Abendbrot. Zum Essen noch schnell einen Film suchen, der in etwa der Essensdauer entspricht, möglichst nichts politisches, um ein bisschen entspannen zu können. Erster Gedanke YouTube, aber dann - ach ne, wird mal wieder Zeit für einen AFF-Film. Da ich von dir nie einen gesehen hatte, machte ich mich mal an dein Debüt
Nun, das Sandwich hat geschmeckt, aber die ersten zwei Minuten haben mich so sehr irritiert, dass ich gleich wieder zurückspulen musste. Lag vielleicht auch an meinem Sandwich und meiner leichten gedanklichen Abwesenheit. Aber ich denke auch, dass die Musik dazu beigetragen hat, die munter vor sich hindüdelte, während ja eigentlich etwas aufregendes passierte: Der Protagonist findet eine leblose Person und ich habe es erst gar nicht gemerkt, weil die nötige Geräuschkulisse, spannend gesetzten Bilder oder schaurige Musik fehlte.
Vielmehr wirkt es so, als ob Daniel jeden Tag tote Leichen im Gebüsch finden würde

Aber ich weiß auch nicht recht, vielleicht inszeniert man so ein Kammerspiel.
Doch es geht weiter: Das Mädchen könnte zwischen Leben und Tod schweben und anstatt, dass Daniel vor Ort Erste Hilfe leistet, nimmt er es erst mal mit, legt es sich auf seine Couch und schüttelt sie ein wenig. Es kommt keine Reaktion, gut, dafür kann er ja nichts. Aber dann hat er sich wohl VERWÄHLT!

Wenn es um Leben und Tod geht, ruft man doch NICHT zuerst die Polzei an! Rettungsdienst! Mach den Fehler nachher bloß nicht im wahren Leben!
Dann die nächste Sache: Er zieht ihr die Hose aus! Warum tut er das!? Ist das nicht ein wenig zu sehr aufdringlich? Klar ist es bequemer ohne zu schlafen, jedoch sieht es mit dem Behagen wieder ganz anders aus, wenn man weiß, dass jemand an seine Wäsche gegangen ist. Man kann auch mit Hose schlafen, davon stirbt man nicht, egal ob auf Drogen oder nicht!

Oder wollte er nachgucken, ob sie Opfer einer Vergewaltigung war? Darum die blauen Flecken? Bekommt man vom wilden Sex blaue Flecken? Spaß beiseite
So, ich kenn mich ja mit Drogen nicht so besonders gut aus, aber ist dieses Heroin nicht so extrem, dass es dich in so ein Wachkoma haut? Jedenfalls schien Jenny nach dem Herumgefummel noch ganz bei Sinnen zu sein.
Am Ende: Warum gibt Jenny ihm noch einen Kuss?
Zum akustischen Teil:
War es wirklich so schlimm, dass vier Tage lang Kindergeschrei ununterbrochen störte. Kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Man hätte sicherlich noch ein wenig zusammenmischen und hereinschneiden können, weil eben teilweise die Geräuschkulisse gänzlich fehlte und es wie ein Stummfilm gewesen war. Die Nachsynchronisation war wirklich kein großer Wurf. Zwar war es gut, dass alles lippensychron passte und die Dialoge akustisch vollkommen verständlich waren, allerdings wirkte vor allem der bei der Darstellerin der Jenny ziemlich eintönig. Immer diesselbe Stimmlage, was der Dramatik nicht gut tat. Ich denke schon, dass die Darsteller ordentliche Arbeit geleistet haben beurteilt am Bild, der Ton verzerrt die Leistung jedoch ein wenig.
Desweiteren hört sich der Ton auch nicht den Räumlichkeiten entsprechend an, wie sie im Film zu sehen sind, was bei vielen Nachsynchronisationen bei Amateurfilmen der Fall ist. Daher mein Tipp: Synchronisiert den Ton auch an den Orten (oder ähnlichen), wo auch die Dreharbeiten stattgefunden haben, dann der Ton wirkt natürlicher. Sprecht dabei dann aber nicht aus geringer Distanz ins Mikro, lasst ruhig einen halben bis einen Meter Abstand ausgerichtet zum sprechenden Mund. Vergesst dabei auch nicht auch menschliche Geräusche wie das Atmen, Stöhnen etc. Desweiteren könnte man dann auch die Gelegenheit nutzen gleich einige Nebengeräusche nachzusynchronisieren.
Zum optischen:
Ich möchte jetzt nicht die Videoqualität der Kamera beurteilen, denn dieses Urteil träfe nicht auf deine Leistung zu. Aber vielleicht das Bild einfach besser gewesen, wenn du den Drehort mit den Baustrahlen flächig heller ausgeleuchtet hättest, dann wäre das Bild nicht so flau geworden. Das ist aber vielleicht nicht so allzu schlimm, weil es zur Stimmung des Films ein wenig passt.
Bei 10.26 ist das Bild extrem blaustichig. Damit wolltest du sicher Nachtlicht simulieren. Du kannst diesen Effekt schon nutzen, allerdings solltest du ihn spärlicher anwenden, sodass es nicht toal ausreist, da es im Bezug zum restlichen Film vorkommt, als sei es plötzlich eine andere Welt

Die Farbkorrektur muss im gesamten Film auf ein gewisses Level abgestimmt sein. Lieber das Bild ein wenig dunkler machen, wenn du die dunkle Nacht möchtest. Es sei denn, es gibt Ausnahmefälle wie diese: Als sie auf ihren Trip war, war das Bild extrem gelbstichig - an dieser Stelle ist es noch akzeptabel, da man ja mit Drogen sich wie in eine fremde Welt hineinversetzt fühlt, nur die natürliche Nacht ist keine andere Welt. Braucht alles ein wenig Übung, irgendwann hast du es raus.
Stimme auch den Weißabgleich und die Farbkorrektur besser innerhalb einer Szene ab. Beispiel: 11.55: Du erkennst, dass das Bild ein wenig blaustichig ist. Bei 11.59 ist das wieder nicht der Fall.
Bei der gleichen Stelle auch was zur Perspektive: Der Abstand zwischen Kopf und oberen Bildrand ist zu groß und die Augen befinden über der Bildmitte, sodass es aussieht, als ob die Darsteller am unteren Bildrand kleben würden, was nicht besonders elegant aussieht. Verstärkt wird der Effekt dadurch, dass die Kamera zu hochangebracht ist, sodass man sieht, dass von oben nach unten gefilmt wird. Auf Augenhöhe filmen ist in der Regel besser.
Teilweise sind gute Kameraeinstellungen gelungen, nächstes Mal dürfen es ruhig mehr werden
Schlussendlich hat mich der Film nicht gelangweilt, er ist sogar überraschend schnell vorbei gewesen. Zwar wäre, wie rick auch meinte, mehr drin gewesen in der Handlung, aber ich fand sie dennoch interessant. Klingt jetzt zwar alles ganz hart, sollte aber nur Kritik sein, die zur Verbesserung beitragen soll. Für ein Debüt ist der Film wirklich gut geworden!
Ganz im Gegensatz zum Musikvideo

Die Susanne macht sich als Schauspielerin wirklich viel besser

Und noch was: Das Musikvideo macht den Film überhaupt nicht verständlicher, eher andersrum: Der Film lässt mich jetzt das Musikvideo verstehen

Als ich das Musikvideo gesehen habe, dachte ich, es geht um ein Beziehungsdrama. Aber nein, ich habe mich getäuscht, es geht um Drogenentzug
Eine Sache stößt bei mir wieder auf Unverständnis: Du filmst mit einer Kamera, die gerade mal 300 Euro wert ist, arbeitest aber mit Schnittprogrammen im Wert von vierstelligen Beträgen? o.O Weiß ja nicht, aber ich denke dein Film hätte viel mehr davon profitiert, wenn du mit Einstiegssoftware gearbeitet und vom übrigen Geld eine hochwertigere Kamera und Zubehör geleistet hättest.