Ich schreibe meine Kritik mal auf die jeweiligen YouTube-Parts bezogen, damit ich nicht durcheinander komme und es strukturierter wird.
Part 1:
Allgemein hast du große Fortschritte gemacht. Die Bildeinstellungen sind durchdacht gewählt und meistens passend. Man hat das Gefühl, dass du das erlernte Wissen (aus dem Studium!?!) anwenden wolltest. Gibt in dem Sinne also keine großen Fehler. Leider wirkt mir das alles zu steril. Die Beleuchtung und die Farbkorrektur wirkt so gräulich. Das Wetter ist ja auch nicht gerade stützend gewesen. Die Farblosigkeit wirkt einfach deprimierend!
Denke man hätte da noch viel mit ner Farbkorrektur und erhöhten Kontrasten raus hauen können. Bei der Beleuchtung hätte man einfach noch viel mehr spielen können. Lichtspitzen. Einfach verschiedene Ausleuchtungen um die Atmosphäre zu stützen. Das hier wirkte einfach „typisch deutsch“.
Der Ton ist an manchen Stellen echt gut, an anderen wiederum von den Räumen total hallend. Das gefällt nicht. Da hätte ich mir eine konstante Richtlinie gewünscht.
Die Kamerafahrten wirken toll und lassen das ganze filmischer wirken.
Die Schauspieler machen ihre Sache gut. Über den Dialekt werde ich nie hinwegsehen können... Das reißt mich ehrlich gesagt die ganze Zeit aus dem Film. Aber das wurde bei euch ja schon tausendfach erwähnt und ihr könnt das auch nicht groß ändern. Am besten war auf jeden Fall Franz. Der macht seine Sache einfach gut!
Die Locations waren passend gewählt. Die Büros wirkten mir allerdings zu kahl und sahen eher nach einem häuslichen Arbeitszimmer aus.
Noch mal zum sterilen: Die Kameraführung war wie gesagt ja sehr konventionell. Normalerweise wird hier im Forum ja auch beim kleinsten Wackler immer gleich aufgeheult. Ich finde, dass gerade bei euch (und ich beziehe mich immer noch auf Part 1) die Wackelcam viel besser gekommen wäre. Das hätte für mehr Schwung gesorgt. Natürlich meine ich keinen zittrigen Aufnahmen, sondern schön gleichmäßige, organische Bewegungen der Kamera. Das kann man z.B. gut machen, wenn man die Kamera mit irgendwas beschwert, oder eine Art Schulterrig benutzt.
Noch zu Minute 3:21: Die Ohren sind vielleicht nicht der beste Teils des Kopfes, den man bei nem Gespräch out of focus so zeigen sollte, dass sie fast das halbe Bild einnehmen!
Part 2:
Schauspieler für Mann mit Stock war ja wohl klar zu jung und das klischeehafte Trinken war vielleicht doch etwas zu viel.
Der Wachmann hatte ein etwas schräges Outfit... Vor allem die bunte 80er Jahre Sonnenbrille!
Die Schatten bei den Innenszenen sind manchmal etwas stark.
Die Szene wo die Freundin „aus dem Fenster guckt“ war etwas merkwürdig... Dafür kommt die, wo er das Dach runter klettert und weg rennt umso besser. So hätte die Kameraführung öfters sein können. Die Verfolgungsjagd war einfach super!
Mein bisheriger Höhepunkt. Die Musik ist sehr passend, wirkt aber irgendwie etwas „billig“. So als würde sie direkt ausm Keyboard kommen.
Die zwei Blenden in Part 3 waren unpassend. Da wären harte Schnitte viel besser gekommen.
Gerade bei der Verhörszene habt ihr viel Potential verschenkt. Hier hättet ihr ruhig alle Klischees bedienen können. Also düstere Beleuchtung, Kippe rauchen, Qualm, eine Lampe, der Rest dunkel. Alleine die weiße Tischdecke wirkt schon doof!
Hier gibt’s auch wieder die großen Ohren, starken Schatten und die kahlen, weißen Wände.
Die Aufnahme bei 2:23 in Part 4 mit der einsetzenden Musik war einfach klasse! Alles was danach kommt... wow! Einfach genial. Die Musik, die Slowmo, die Rache an sich, die Einschüsse, super!!! Nur der Day to Night Effekt wirkt nicht. Bei so was wär ne DSLR super gewesen. Irgendwo nachts in der Stadt mit schönem Bokeh im Hintergrund. Das Kunstblut sah etwas hell aus und ich hätte mir wirklich noch ein paar Schöne Nahaufnahmen der Gesichter gesehen plus feuernde Waffen im Bild in Großaufnahme. Das wäre noch das i-Tüpfelchen gewesen. Ansonsten wie gesagt wow!
Für den Abspann hätt ich mir dann noch ne packende, aggressive Action-Rock-Metal Musik gewünscht, mit schnellen Titel und Flammen oder so...
Zu guter letzt noch was zur Story: Ich fand die Story war sehr solide und unterhaltend. Auch wenn der Hauptdarsteller nicht hundert prozentig überzeugen konnte, war sein Schauspiel und seine Gemütslage sehr nachvollziehbar. Konnte also echt gefallen. Dialekt konnte ich nach ner Weile doch noch vergessen und hattest auch schöne Twists drin. Die Dialoge waren gut geschrieben. Die Verzweiflung vom Protagonisten war nicht übertrieben, sonder recht gut inszeniert.
Alles in allem habt ihr euch extrem gebessert. Man sieht, dass ihr wisst was ihr macht und alles gut durchdacht habt. Für euer nächstes Werk kann ich also noch Mal ein paar Punkte nennen, an denen ihr arbeiten solltet: Ton (bitte durchgehend angeln), Beleuchtung (bitte mehr Spielerei, damit nicht alles im Einheitsbrei umgeht), Locations (Versucht da zumindest für die Innenaufnahmen bessere Orte zu finden, die außergewöhnlich und interessant aussehen), Farbkorrektur (Zusätzlich zur Beleuchtung bitte mehr Farben oder einen Grundton, aber nicht so gräulich/kahl!), Kameraführung (Vielleicht doch öfters Wackelcam, noch mehr verschiedene, interessante Einstellung (mehr Nahen und Close Ups).
Schade dass ich bei der Premiere nicht dabei sein konnte. Aber noch mal Gratulation für ein neues, erfolgreich abgeschlossenes Projekt, bei dem ihr euch klar gesteigert habt!
PS: Ja, da war ein Kran in der Scheibe und ein Stativ im Hintergrund... Doch so was gehört einfach dazu!