Nanu, wem man im Internet so alles wiederbegegnet
Ich hab im Sommer einen Imagefilm mit Lorena als Protagonistin gedreht. Kannst sie ja mal grüßen
Ich nehme mir mal etwas Zeit und gehe den Film durch.
Erstmal finde ich die Dach-Location cool. Klasse, dass ihr euch die organisiert und nicht irgendwo gedreht habt. Der Elbtunnel ist zwar etwas "ausgelutscht" aber hat interessantes Licht. Und warscheinlich erkennen nicht-Hamburger den nichtmal.
Zum Bild:
Das komplette Material auf dem Dach ist locker nen Stop überbelichtet. Kommst du von ner GH2/3/4? Da gewöhnt man sich das schnell an. Allerdings sehe ich fast überall noch Details in den Wolken (auf YT schwer zu beurteilen). Das bringt mich zum zweiten Punkt. Mir gefällt das Color-Grading nicht, das ist deutlich zu schwach. Die Pocket hat den großen Vorteil, dass man an dem Material hart ziehen kann wenn man an einem so bedeckten Tag filmen muss. Gerade in Bezug auf Kontrast. Das solltet ihr hier tun. Also die Schatten nahe an die Schwarzgrenze bringen, Wolken isolieren und da auch ein wenig mehr lokalen Kontrast rein. Habt ihr in RAW gedreht? Dann kannst du gerne mal einen Frame vom Dach rüberschicken, wenn du möchtest. Ansonsten gefällt es mir, dass der Elbtunnel nicht in diesem typischen "Kunstlicht-Gelb" absäuft, aber auch da hätte etwas mehr Kontrast und Sättigung gut getan.
Mit einem neuen Ansatz beim Color Grading könnte mir das Video deutlich besser gefallen.
Außerdem würde ich dringend anraten, das Material der Pocket zu schärfen. Es ist mir ein Rätsel, warum das niemand macht! Das Footage ist clean und detailliert, aber technisch bedingt eben soft. Wenn man es einfach haben will: Einfach "Sharpen" drauf, auf 10-15 setzen. Tadaa. Scharfes Material ohne Artefakte.
Generell wackelt es oft leicht. Ich gehe von Handheld oder einem sehr kleinen Shoulder Rig aus? Hier würde ein vorsichtig eingesetzter Warp Stabilizer viel bringen! Einfach anwenden und auf so 15-20% Stärke stellen. Der Eröffnungsshot wäre ein perfekter Kandidat dafür, aber auch andere weite Einstellungen.
Zum Schnitt:
Mein Vorredner hatte schon angesprochen, generell ähneln sich die viele Einstellungen zu sehr, es sind aber auch einige sehr schöne dabei. Bei 1:34 gefällt mir diese Fahrt um sie sehr gut! Passt perfekt zur Musik, könnte ein großartiger Reveal der Stadt werden. Super schade, dass du da direkt wegschneidest! Mit stärkerem Kontrast und etwas Warp-Stabilizer würde mir die komplette Eröffnungssequenz ziemlich gut gefallen. Ich finde es nur irritierend, dass sie sich bei 0:33 während des Shots in die Kamera dreht. Zwar guckt man bei solchen Gesangsvideos oft in die Kamera, aber meistens wird da direkt reingeschnitten. So durchbricht sie sehr ungewöhnlich die vierte Wand.
Fazit:
Zwei Locations und nur Performance-Shots sind einfach zu wenig für ein 5-Minuten Video. Trotzdem sind viele sehr gute Ansätze drin. Vor allem die Close-Ups von ihr auf dem Dach gefallen mir sehr. Ich würde über einen neuen Color-Grading Durchgang nachdenken und allgemein für die Zukunft mehr Variation. Sei es durch mehr Locations, einer Handlungsachse, stärkerer Shotvariation oder natürlich am besten alles zusammen.