Hallo Stefan,
schon mal Glückwunsch, dass du selbst erkannt hast, dass 60-minütige Urlaubsfilme kein Mensch braucht.
Meine Kritikpunkte am Video
- ich finde die Musik absolut nichtssagend und habe die Melodie bereits zehn Sekunden nach Ende des Videos vergessen
- viele Einstellungen sehen sich sehr ähnlich: da sieht man deine bessere Hälfte, wie sie durch das Bild läuft, mal von links nach rechts, mal von rechts nach links. Sowas kann man vielleicht drei, vier mal im ganzen Video einbauen, aber nicht in jedem zweiten Shot
- die Totale bei 0:47 ist der erste Shot, der mir wirklich gut gefallen hat und es hat mich beinahe geärgert, dass er sofort wieder überblendet wird (gut, er wird am Ende nochmal gezeigt, aber in diesem Moment war das irgendwie frustrierend für mich als Zuschauer). Die Aussicht bei 1:39 ist mit die schönste im ganzen Film, nur leider läuft da eine Person halb angeschnitten mitten durch das Bild
- ich habe ja persönlich was gegen hohe Framerates, aber das ist ja Ansichtssache. Von einen Wechsel zwischen diversen Frameraten in einem Video (hier: 60fps original, Slow-Motion-Aufnahmen und dann diese verruckelte Aufnahme bei 2:23) wird dir jedoch wahrscheinlich jeder abraten
- bei 2:08 höre ich auf einmal Wellenrauschen im Hintergrund. Sounddesign ist immer eine tolle Sache bei Reisevideos, aber ich bin mir sicher, auf Madeira gibt es noch viel viel mehr schöne Geräusche. Soundeffekte klingen übrigens auch besser, wenn sie langsam eingeblendet werden und langsam ausfaden
- die Einblendung bei 0:20 verstehe ich nicht. Soll das jetzt ironisch sein, weil die erste Hälfte des Videos verregnet ist?
- das Zitat am Ende hat mich jetzt überhaupt nicht angesprochen, einerseits, weil es mit dem Video an sich nichts zu tun hat und nicht zentriert liegt, andererseits weil es gleich,zwei Kommafehler ,hat.
Dieser Film ist mein letzter "Urlaubsfilm" und ich würde mittlerweile vieles anders machen, mein Film ist also definitiv kein Musterbeispiel eines Urlaubsfilms.
Vor eineinhalb Jahren habe ich die Erkenntnis erlangt, dass meine Filme ein wenig mehr "Inhalt" haben sollen. Kurz darauf stand ein Urlaub nach England an, und ich habe meinen kleinen Bruder gefragt, ob ich ihn ein wenig dabei filmen kann, wie er durch schöne Landschaften läuft. Bei der Aufnahme habe ich versucht, von jedem Drehort Close-ups, Totalen und ein paar Verfolgungsszenen mit der Glidecam einzubauen, damit ich später beim Schnitt mehr Auswahl und mehr Abwechslung habe.
Noch vor Ort habe ich dazu ein kleines Gedicht verfasst und auch wenn es wenig mit dem Gezeigten zu tun hat, habe ich doch versucht, bestimmte Shots bestimmten Versen zuzuteilen (ich verweise hier mal auf 01:10 und 01:23 in meinem Video), sodass das Ganze hoffentlich zu mehr wurde als einer bloßen Aneinanderreihung von Bildern (siehe Kuleshov-Effekt).
Und ja, auch ich habe am Ende ein relativ belangloses Zitat eingebaut...
Was ich dir empfehlen würde
- mehr Abwechslung in Komposition und Montage der Shots
- schöne Kamerafahrten lassen sich mit 60fps auch ohne Slider, Kran und Steadycam erstellen. Hier mal zur Inspiration
- ein wenig mehr "Story" durch kleine Regieanweisungen hineinbringen: deine Darstellerin schaut durch ein Fernglas, auf eine Karte, pflückt eine Blume, wäscht sich das Gesicht in einem Bach, macht Fotos und was man halt sonst so während einer Wanderung außer Laufen macht
Viel Erfolg!
Liebe Grüße
Felix
(Wer Kommafehler in diesem Text oder in einem meiner Filme findet, darf sie behalten
)