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Danielleinad

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Samstag, 8. Februar 2014, 01:31

Drehbuchschreiben - knifflige Sonderfälle

Seid gegrüßt, Filmgemeinde! Nach langer Pause haue ich wieder in die Tasten und widme mich wieder sowohl dem Filmgeschäft, als auch dem Forum hier :D Ich befinde mich gerade in der Phase des Drehbuchschreibens für einen Langfilm. Derzeit arbeite ich noch an einem erweitertem Exposé mit teilweise sehr ausführlichem Handlungsstrang. Mit den grundlegenden Regeln bin ich bereits vetraut, es gibt aber dennoch knifflige Situationen, bei denen ich nicht wirklich weiß, wie ich das schreiben soll. Die da wären wie folgt:

1. Drehbuch mit mehreren EBENEN: Vor jeder Szene hat man immer INNEN/AUSSEN - ORT - TAG/NACHT anzugeben. Die Zweckmäßigkeit von INNEN/AUSSEN kann ich zwar bis heute nicht nachvollziehen (ergibt sich eigentlich alles mit ORT). Aber ich würde das gerne noch um eine vierte Komponente erweitern - der Ebene. Weil mein neues Drehbuch sich mit Träumen befasst, denke ich, dass es für die Übersicht zwingend erforderlich ist, auzudrücken, ob es sich um einen (Schein-)TRAUM oder die (Schein-)Realität handelt. Als weitere bekannte Beispiele seien da die Matrix-Triloige oder Inception zu nennen. Ist es zweckmäßig und nach Drehbuch-Regeln in Ordnung, wenn man noch eine vierte Komponente - die Ebene - vor jeder Szene angibt?

2. Handlungen im ZEITRAFFER: Besonders häufig findet man in Animationsfilmen und Komödien Zeitraffer, welche entweder die Entwicklung der Handlung und Figuren oder ein sich wiederholendes Handlungsmuster in verschiedenen Variationen in kurzer Zeit zusammenfassen sollen. Eine Reihe von Szenen, die je wenige Augenblicke lang sind - ich hoffe ihr versteht, was ich meine? Wie fasst man so etwas in ein Drehbuch? Fasst man so etwas überhaupt in ein Drehbuch? Banales Beispiel: "Max Mustermann wünscht sich eines Tages ein großer Maler zu werden. Max malt sein Zimmer. Max malt seine Geschwister. Max malt seine Freunde. Max malt seine Straße, in der er wohnt. Max malt eine Kirche, Max malt eine Stadt. Max malt ein Stillleben, Max malt ein Tal-Panorama... Er macht Fortschritte und seine Malereien werden immer besser" - Kann man das so in etwa schreiben, oder sollte man das besser komprimieren?

3. Drehbuch mit mehreren parallel laufenden HANDLUNGSSTRÄNGEN: Es gibt viele Filme, in denen mehr als einer - nämlich zwei oder mehrere Handlungsstränge parallel laufen. Das extremste Beispiel, das mir einfällt, ist der Film "Cloud Atlas" - sechs Handlungen, die parallel laufen. Die Frage ist: Wie bitteschön schreibt man so ein Drehbuch? Jeder Handlungsstrag im Block hintereinander weg, Szene für Szene grob an die passende Stelle gesetzt oder mitsamt allen Schnitten, Zeitsprüngen und Unterbrechungen, wie sie im Film vorkommen? Beispiel 1: "The Social Network" - zwei Handlungsstränge, bei denen die Haupthandlung immer wieder kurz durch die Gerichtsverhandlung unterbrochen wird. Beispiel 2: noch mal "Inception". Szenenweise gehört die Handlung auf bis zu fünf Ebenen zusammen - die Ereignisse sind unzentrennlich, bedingen sich einander, laufen parallel, spielen aller aber in einer ganz anderen Geschichte. Wie schreibt man solch komplexe Handlungsmuster vorteilhaft zusammen, ohne dass man da die Übersicht verliert? Gerade bei Filmen wie Matrix, Inception, Cloud Atlas & Co gibt es viele Schlüsselbilder, welche dem Zuschauer verdeutlichen sollen, dass die unterschiedlichen Ebenen zusammenhängen. Würde man die Handlungsstränge jedoch im Block hintereinander weg schreiben, wären die Zusammenhänge jedoch nicht mehr erkennbar. Es kann dann schnell zur Verwirrung kommen.

4. NUMMERIERUNG der Szenen: Sollte man die Szenen eines Drehbuchs nummerieren? Bis jetzt habe ich zwar nicht ein einziges Drehbuch gelesen, das dies tut, aber auch das halte ich für sehr hilfreich.

Nebenbei würde es mich interessieren, ob jemand von euch weiß, ob und wo es im Internet Drehbücher (auch Auszüge), von bekannten Filmen zu finden gibt. Solch Vergleiche zwischen Drehbuch und Realfilm können für einen Drehbuch-Anfänger wie mich sehr lehrreich und interessant sein.

So, jetzt bin ich echt neugierig, verzeiht mir mögliche Tippfehler. Ich freue mich auf Antworten :D

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Telliminator

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Samstag, 8. Februar 2014, 06:52

Hallo Daniel,

zunächst habe ich eine Frage. Mit welchem Programm schreibst Du Dein Drehbuch? Nimmst Du zufällig Celtx? (http://www.chip.de/downloads/Celtx_24383242.html) Dieses Tool hilft Dir eigentlich sehr gut beim Schreiben von Drehbüchern.

Ich bin kein Experte in Sachen Drehbuchschreiben, aber wir verwenden auch ein Drehbuch um unser kleines Projekt zum Leben zu erwecken. Das was im Drehbuch steht ist mehr eine Orientierung, das Grundgerüst und lässt viele Interpretationsmöglichkeiten für die einzelnen Parts offen, gibt aber grundlegende Informationen wie die Szene gestaltet werden müssen und enthält alle wichtigen Regieanweisungen und natürlich ist der Dialog eingebettet. Es ist im Grund genommen ein Ablaufplan was wann wie an welcher Stelle für das fertige Werk vorkommt. Die Kunst ist es die Anweisungen nicht zu überladen, so dass man vor lauter Anweisungen nicht seitenweise blättern muss, bis man an die Textstellen kommt, die von den Schauspielern umgesetzt werden sollen. Daher möglichst kurz und präzise Anweisungen geben, damit das ganze Drehbuch nicht zu überladen wird.


Zu Deiner ersten Frage:
Wenn es für Dich hilfreich ist zusätzlich diese Schein und Traum-Ebenen mit anzugeben, um später im Effektschnitt entsprechende Effekte drüber zu legen kannst Du diese Ebene natürlich mit angeben. Dein Drehbuch ist quasi Deine Leitlinie für Dein gesamtes Filmwerk. Bedenke aber in der kürze liegt die Würze.

Zu Deiner zweiten Frage:
Zeitraffer, so wie Du es hier gefragt hast, bestehen aus vielen Einzel-Szenen, Du kannst das so weit zusammen raffen wie es für Dich sinnvoll erscheint so das Du beim Dreh auch genau nachvollziehen kannst was Du brauchst. Wenn Du diese Mal-Szenen für dich klar im Kopf hast und Deine Schauspieler genau wissen was zu tun ist, reicht es aus das so Stichpunktartig zu schreiben. Mein Tipp ist aber die einzelnen Sequenzen genauer zu beschreiben. Beispiel:
2.3 Zeitraffer Max mal:
2.3.1 Sequenz: Max malt sein Zimmer
Max sitzt an seinem Schreibtisch, hat eine Reihe von Buntstiften und ein leeres Blatt Papier vor sich. Er greift nach dem Bleistift und beginnt zu zeichnen. [Kameraschwenk um Max herum auf das Blatt, nun Sicht von oben auf Blatt, man sieht Hand die zeichnet]....
2.3.2. Sequenz: Max malt seine Familie
Oma, Opa, Mutter, Bruder, Vater, Schwester stehen Modell auf der Treppe. Max sitzt im Gartenstuhl mit seinem Zeichenblock hält Stift in der Hand. [Kameraschwenk, von der Familie über den Rasen um Max herum auf den Block, man sieht die Hand und teil der Zeichnung an der gerade gezeichnet wird]
...



Ich hoffe Du verstehst was ich gemeint habe.

Zu Deiner Frage 3:
Dein Drehbuch ist wie ein Buch, auch hier werden parallel Handlungsszenen nacheinander geschrieben und meistens durch Kapitel getrennt. Dein Drehbuch sollte daher so aufgebaut sein, dass alle Szenen in der Reihenfolge ablaufen wie es später auch im Film vorkommen soll. Wenn Du Dir noch nicht ganz sicher bist ob man Szene 3 vor der Szene 4 zeigen soll oder es sich später herausstellt, dass es für den Fluss der Geschichte sinnvoll ist, die Szenen vielleicht zu Tauschen kannst Du das relativ einfach ändern. Du kannst z.B. Lange Szenen wie eine Gerichtsverhandlung im Vorskript zusammen schreiben, die Du später für das Drehbuch in Subszenen aufteilst und ins Gesamtgefüge Deines Drehbuches an die jeweiligen Stellen einflechtest. Später im Dreh wirst Du natürlich alle Teilszenen des Ortes zusammen nacheinander am Set aufnehmen. Das ist aber wieder eine andere Sache, die Du erst planen kannst, wenn Dein Drehbuch soweit fertig ist.


Du findest im Netz eine Reihe von Transkriptionen, also im Prinzip nur die Dialoge. An echte Drehbücher heran zu kommen ist nicht so einfach:
Ich hab hier zwei Links, die halbwegs den Eindruck erwecken etwas über Drehbücher zu wissen:
http://www.matrix-architekt.de/matrix-1/
http://www.ta7.de/txt/drehbuch/index2.htm

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Danielleinad

stimp

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Samstag, 8. Februar 2014, 11:44

Kommt die Erklärung für den Traum nicht mit in die Szenenbeschreibung? Also nicht mit in die Überschrift.
Der Traum als Szene an sich hat ja auch nur die Parameter für Ort, innen/außen und Tag/Nacht...

7River

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Samstag, 8. Februar 2014, 13:03

Na ja, so amateurhaft in Sachen Drehbuch bist Du ja auch schon wieder nicht. Dein Debüt-Drehbuch „Maria...“ war doch schon vorbildlich. (…)

Ich schätze einmal, dass vor jeder Szene Innen und Aussen geschrieben wird, weil das übersichtlicher ist. Aber wenn jetzt z. B. vier Seiten Drehbuch in einem Wald spielen, braucht man nicht bei jeder neuen Szenen AUSSEN – WALD schreiben. Auch nicht Morgen oder Tag, wenn sich die Szenen in derselben Zeit abspielen.

GROSSER BAUM

Max Mustermann tritt heran, blickt hinauf.

WALDWEG

Schritte. Max Mustermann kommt angelaufen, bleibt stehen. Ringt nach Atem.

Wenn ein Regisseur oder Produzent (oder von mir aus auch Filminteressierter) ein Drehbuch liest, macht er sich doch schon seine Gedanken, wie er eine Szene gestalten würde. Die Szene ist doch vom Autor quasi vorgegeben. Und jeder würde es womöglich etwas anders darstellen.

Zeitraffer werden oft eingesetzt, um eine bestimmte (vergehende) Zeit zu überbrücken. Was Du da beschreibst, könnte man auch unter einer SERIE VON AUFNAHMEN verstehen. Oder vielleicht auch Alltags-Szenen von Max Mustermann. Zwei Wochen vergehen. Eine andere Darstellung wäre: Ein JAHR verstreicht. Wir sehen ein BAUM im Zeitraffer in den vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Ich schätze mal, dass die bei „Cloud Atlas“ die einzelnen Geschichten/Zeitebenen genau benannt haben. Und natürlich auch in den jeweiligen Szenenüberschriften vermerkt sind: (The Pacific Islands, the year 1849 ), (San Francisco, the year 1973) usw.

Meine Vermutung hat sich bestätigt: http://alexcassun.files.wordpress.com/20…cloud-atlas.pdf

Sicher gibt es originale Drehbücher im Internet: http://www.imsdb.com/

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Danielleinad

Danielleinad

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Samstag, 8. Februar 2014, 13:26

Ja, ich benutze Celtx.

Zu 1.) Gut, wenn sie bei Cloud Atlas immer vor jeder Szene die Zeit angegeben haben, werde ich immer meine Traumeben angeben :) . Ich würde aber eigentlich das INNEN/AUSSEN eigentlich dafür sogar ganz wegnehmen, weil ich es für überflüssig halte. Ist das ratsam, oder steht die Crew dann nachher regungslos am Filmset, weil sie dann nicht wissen, was zu tun ist? Ich meine, sobald man WALD oder KÜCHE liest, ist doch schon alles geklärt, oder nicht? :)

Ich habe im Eröffnungsbeitrag noch eine vierte Frage gestellt. Hier würde mich auch interessieren, ob das formell korrekt sein kann.

zu 2.) Danke, das hilft schon einmal weiter.

zu 3.) Okay, okay. Da finde ich auch folgende Stelle bei Matrix interessant: Neo operiert in der Matrix und kommuniziert mit den Leuten im Hovercraft. Bei jedem Wortwechsel wechselt im Drehbuch die Szene - die Szenen sind somit sehr kurz. Wenn das in Matrix so praktiziert wird, kann es wohl nicht verkehrt sein. Ich werde das dann wohl auch tun :)

Auszug Matrix-Drehbuch:

Spoiler Spoiler

NT. HOVERCRAFT

Tank answers.

TANK
Operator.

NEO (V.O.)
Mr. Wizard, get me the fuck out of
here!


EXT. CITY STREET - DAY

A pickup truck swerves onto the sidewalk behind him,
driven by Agent Jones.

NEO
Hurry, Tank! I got some serious
pursuit!

Neo dodges down an alley.


INT. HOVERCRAFT

The KEYBOARD CLICKING, Tank searches for an exit. Trinity
screams into the headset.

TRINITY
Neo, you better get your ass back
here!


EXT. ALLEY

Neo burns down the alley, the pickup fishtailing behind
him, gaining fast.

NEO
I'm trying, Trinity. I'm trying.

He runs, feet digging, legs pumping and just before the
truck buries him --

He dives into a gangway at the last second.


INT. MAIN DECK

Tank speed-reads the reams of Matrix code.

TANK
I got a patch on an old exit.
Wabash and Lake. A hotel. Room
303.


EXT. CITY STREET

Neo springs from the gangway, head swiveling in all
directions.

NEO
Which way? Which way?

TANK (V.O.)
Duck!

He ducks as a SWARM of BULLETS CHEW into the BRICK WALL
behind him and spring full bore down the street, Agent
Smith right behind him.

TANK (V.O.)
Go straight!

Neo hauls ass, juking, ducking and diving, feet hardly
touching the ground.

TANK (V.O.)
Watch for those Girl Scouts!

Agent Jones emerges from a bus full of Girl Scouts that
are unloading on his right.

Neo veers left as Agent Brown rises from behind a
newspaper up ahead.


Dann vielen Dank für Eure hilfreichen Beiträge. Besonders über die Drehbücher habe ich mich gefreut. Da kann ich viel von lernen :)

7River

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Samstag, 8. Februar 2014, 13:37

Die Szenennummerierung kann man z. B. bei Final Draft aktivieren. Ist bei einem Shooting Script ja auch sehr hilfreich. Bei Star Wars sind die kurzen "Cockpit-Szenen" auch so wie bei Matrix. Ist auch verständlich.

maximus63

maximus 63

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7

Samstag, 8. Februar 2014, 17:03

Die Bezeichnung INNEN / AUSSEN dienen der Drehbuchkalkulierung ( unter anderem ).

ElliotDexter

unregistriert

8

Samstag, 8. Februar 2014, 20:20

Schreib doch einfach alles, was für DICH wichtig ist, mit rein. Wenn du den Film selbst umsetzt, wer will dir dann Vorwürfe machen.

http://flash.sonypictures.com/video/movi…_screenplay.pdf
(hier ist übrigens alles hintereinander geschrieben)

Danielleinad

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9

Samstag, 8. Februar 2014, 22:15

Ich möchte dieses mal aber den Film nicht selbst umsetzen. Darum sollte möglichst alles richtig sein.

Costa

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Sonntag, 9. Februar 2014, 11:21

Ich habe mir jetzt nicht alles durchgelesen, aber kurz zu INNEN - AUSSEN:
Gerade für die Produktion ist es essentiell schnell zu wissen, ob etwas innen oder außen spielt. Daran hängt, Kalkulation, Organisation, Disposition, etc. Außerdem ist nicht immer klar, ob innen oder außen mit einer Bezeichnung gemeint ist. Zum Beispiel KAUFHAUS als Ort könnte in dem Kaufhaus oder vor ihm sein. Und gerade wenn in einer größeren Produktion gearbeitet wird und man als Regisseur nicht ständig mit den Abteilungen kommuniziert (was fast unmöglich und auch unnötig ist), brauchen die Abteilungen diese Information - ob ein Kostüm für eine Innen- oder Außenszene benötigt wird, ist schon ein entscheidendes Kriterium. Des weiteren ist es sinnvoll, die Orte weiter zu spezifizieren. KÜCHE fänd ich etwas ungenau. In der Regel würde man es so schreiben: INNEN - JONAS' WOHNUNG/KÜCHE oder INNEN - JONAS' WOHNUNG/FLUR oder AUSSEN - JONAS' WOHNUNG/EINFAHRT.
Und ganz praktisch, was in der Drehplanung an dieser simplen Angabe hängt: von der Disposition kann man eine Tagesszene, die außen spielt, nur am Tag drehen, eine Nachtszene nur in der Nacht. Außerdem ist man von diversen anderen Faktoren wie dem Sonnenstand, der Regenwahrscheinlichkeit, etc. beeinflusst. Bei Innenszenen hat man diese Probleme alle nicht - man kann eine Nachtszene am Tag drehen (wenn man die Fenster z.B. abhängt), oder eine Tagesszene in der Nacht (indem man z.B. einen Scheinwerfer vor dem Fenster aufstellt) und man ist auch von sonstigen Wettbedingungen recht unabhängig. So empfiehlt es sich in der Drehplanung Außenszenen auf die ersten Tage des Drehs zu legen, damit man sie im Notfall auch wieder weiter nach hinten schieben kann und stattdessen eine Innenszene dreht. Oder man weiß durch eine Innenszene, dass man sie, obwohl sie am Tag spielt, auch an das Ende des Drehtags legen kann, wenn es schon dunkel ist. Ein Drehplan ist etwas, was ständig in Bewegung ist, bei dem sich oft etwas verschiebt und gerade wenn man mit vielen Szenen zu tun hat, ist es wichtig, dass es schnell ersichtlich ist, ob eine Szene innen oder außen spielt. Klar, man könnte auch immer für jede Szene individuell schauen und interpretieren, ob innen oder außen gemeint ist, aber das raubt auch unnötige Zeit. (gerade wenn man als Produzent/Produktionsleiter/Aufnahmeleiter nicht
der Drehbuchautor ist und das Buch nicht in- und auswendig kennt)

Und zum Nummerieren:
Ein Drehbuch ist vom Format her kein fertiges Dokument, sondern ein Arbeitsdokument, das für die Produktion des Films eine Planungsgrundlage ist. Daher ist es genauso wichtig wie eine Innen-Außen-Angabe, dass die Szenen nummeriert sind und die Leute in der Produktion wissen, über welche Szene sie sich unterhalten. Und klar, daran hängt noch viel mehr - die Disposition wird auf Grundlage der Nummerierung erstellt, Kostüm-und Szenenbild stellen Kostüme und Requisiten für den jeweiligen Tag aufgrund der Szenennummern bereit, die Schauspieler lernen ihre Texte auf Grundlage der Nummern der Szene für den Tag, die Klappe wird mit der Nummer der Szene beschriftet, der Cutter orientiert sich an den Nummern des Buchs, um den Rohschnitt zu machen, etc. Die Nummern sind ein Kommunikationsinstrument. Wenn man alleine einen Film macht und für alles selber zuständig ist, dann ist das ja recht egal, wenn man selber den Überblick hat, aber sobald die Arbeit in verschiedenen Abteilungen eigenständig gegliedert ist, braucht man eine Kommunikationsgrundlage.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Costa« (9. Februar 2014, 11:33)


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Danielleinad

11

Sonntag, 9. Februar 2014, 12:42

Du hast ja schon viele Antworten bekommen, aber ich dachte diese Seiten könnten dir und anderen vielleicht helfen.

http://www.storysense.com/format.htm

http://filmmakeriq.com/lessons/a-guide-a…play-formating/

ElliotDexter

unregistriert

12

Sonntag, 9. Februar 2014, 14:43

Ich möchte dieses mal aber den Film nicht selbst umsetzen. Darum sollte möglichst alles richtig sein.
Ich würde einfach so genau wie möglich aufschreiben, was ich will. Diese Formatfixiertheit tötet nur die Kreativität.

soapbubble

unregistriert

13

Samstag, 15. Februar 2014, 14:23

Mit Zeitraffer hast du aber eine Montage gemeint, oder? Ein Zeitraffer ist ein durch erhöhte Bildzahl/Zeit beschleunigte Aufnahme und ist in der Regel Sache von Regie und Kamera. Wenn du aber deine Filme allein umsetzt, kannst du ja in dein Drehbuch reinschreiben was du magst.
Hauptsache du verstehst im Nachhinein was mit deinem persönlichen Fahrplan gemeint war. :)
Manchmal kann eine Reduktion von Regieanweisungen zu einer tollen, kreativen Arbeit vor Ort führen.

Solltest du jedoch ein Drehbuch schreiben, das du einem professionellen Produzenten oder Regisseur vorlegen möchtest, sollte die Schreibe möglichst präzise sein. Sobald Geld im Spiel ist, müssen Organisation und Dreh möglichst reibungslos über die Bühne gehen. Schließlich kostet das Equipment, die Location, die Schauspieler etc. Je weniger Fragezeichen, desto besser.

Die "Ebenenwechsel", wie du sie genannt hast, können auch im Titel angedeutet werden, z.B. INN. Kaninchenloch. Wunderland - Tag
Aber doppelt hält ja bekanntlich besser. Durch eine Szenenbeschreibung kann sofort klar werden in welcher "Welt" sich der Zuschauer gerade befindet und es ist essentiell wichtig, dass man sein Publikum im Glauben lässt es würde ansatzweise verstehen was da auf dem Bildschirm vor sich geht. Kleine Orientierungshilfen können da wahre Lebensretter sein, z.B. der Kreisel in Inception, eine präzise Ortsbeschreibung, die darauf hindeutet, dass diese Ebene anders ist als die vorangegangene. Wenn in der einen Welt lediglich Anzugträger durch ein Glasbüro laufen und in der anderen Aliens in einem Krater herumwuseln wird der Leser sich seinen Teil denken können.

Viel Vergnügen beim Schreiben! ;)