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Birkholz

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1

Montag, 22. August 2011, 16:43

Aussprache von Schauspielern

In deutschen Filme stört mich gelegentlich, dass die Schauspieler zu korrekt und ordentlich reden! Hört sich blöd an, aber in vielen Fällen wirken die Dialoge so oft aufgesetzt und künstlich. Niemand muss überlegen was er sagt und findet immer die richtigen Worte. Es gibt keine "äh's" und "ehm's".
Was haltet ihr davon? Ich würde bei meinen Filmen da gerne einen Mittelweg gehen. Besonders was Jugendsprache und Abkürzungen wie "nix" statt "nichts" angeht. Man kann es auch schnell übertreiben. Was ist der gute Mittelweg? Wo wird es beim professionellen Film falsch und wo richtig gemacht? Oder ist alles nur Geschmackssache?

2

Montag, 22. August 2011, 17:13

In deutschen Filme stört mich gelegentlich, dass die Schauspieler zu korrekt und ordentlich reden!
hmm kann ich so eigentlich unterschreiben. Es ist mir schon öfter aufgefallen, auch das manche so eine gute Mimik präsentieren, aber die Aussprache so aufgesetzt wirkt. Interessanterweise haben die deutschen überhaupt kein Problem mit professionellem Nachvertonen. Liegt das daran dass Synchronsprecher in der Regel talentierter sind, oder können sie sich einfach besser auf die Stimmlage konzentrieren? Oder ist es einfach zu schwer gute Schauspieler zu finden die auch mit ihrem Klang ein Könner sind?

Natürlich, gibt auch Ausnahmen. In den meisten Fällen, selbst in Demoreels entdecke ich allerdings immer wieder akkustische Darstellungen von denen ich denke dass ich sowas niemals engagieren würde, höchstens für einen Stummfilm.

Birkholz

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3

Montag, 22. August 2011, 17:21

Bei der Synchro ist es dann auch noch mal anders. Wenn jemand im echten Leben so sprechen würde, würde man ihn schief angucken.

Mr Dude

unregistriert

4

Montag, 22. August 2011, 18:40

Ich stimme dir völlig zu. Das ist es, was für viele das deutsche Kino so schlecht macht... Das künstliche, scheinbar fehlerfreie. Kein Genuschel, kein Dialekt (meistens), keine Sprechfehler... Alles ist so rund und sauber.

Dadurch dass meine Filme standartmäßig ziemlich viel Dialekt enthalten, wirkt das ganze meiner Meinung nach schonmal etwas natürlicher (auch wenn die Schauspieler sonst natürlich nicht immer zu überzeugen wissen - sind ja uch auch nur Amateure). Man sollte wortfindungsschwierigkeiten, leichte Sprechfehler, Ähms, Husten und ähnliches durchaus im Film lassen, solange man es nicht übertreibt. Mir ist zum Beispiel mal aufgefallen, dass Jack Nicholson ständig mitten in Sätzen kurz Hustet um seine Stimme zu korrigieren... Das ist einfach natürlich und so sollte man an sich auch hierzulande verfahren.

Auch wirkt der Text oft zu geschrieben (Ein Fehler den viele hier im Forum auch oft machen, mich eingeschlossen).

Wenn mir am Set Sätze plötzlich nicht mehr gefallen, lasse ich sie mir oft einfach mal von den Darstellern kurz erklären, was sie sagen wollen und schon haben sie eine passendere natürlichere Formulierung. Und wenn man mir zu viele Dialekt-Wörter benutzt baue ich die Sätze nochmal um. Einer meiner Kumpels kann, durch seinen starken Dialekt viele Wörter einfach nicht mal Ansatzweise Hochdeutsch sprechen (Arsch, Satzanhänge wie "nor" und "nu", das Sächsische halt :D )

SR-Pictures

Schmidbauer-Film

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5

Montag, 22. August 2011, 18:56

ziemlich viel Dialekt enthalten, wirkt das ganze meiner Meinung nach schonmal etwas natürlicher (auch wenn die Schauspieler sonst natürlich nicht immer zu überzeugen wissen - sind ja uch auch nur Amateure).

Das hat die FSK bei der Freigabe von "Herrschaft Zeit'n" auch gemeint. Dass die Laiendarsteller mti ihrem Dialekt so natürlich klingen, dass kleine Kinder nicht unterscheiden können ob das jetzt gespielt oder Ernst ist (bezüglich der Rivalität mit Gewalt lösen und so).





Bentinho

unregistriert

6

Montag, 22. August 2011, 23:39

Mich überrascht diese Haltung zur Aussprache etwas. Mir persönlich ist schon seit einiger Zeit aufgefallen, dass sich die Sprache im Film ziemlich an die (fehlerbelastete) Alltagssprache anpasst. Ich würde zwar nicht sagen, dass es mich stört, aber es fällt z.B. auf, dass auch in deutschen Filmen immer öfter "wie" statt "als" benutzt wird. Der Genitiv wird ja prinzipiell schon gar nicht mehr verwendet... ;)
Für mich ist das wie gesagt kein wirklicher Kritikpunkt, aber etwas merkwürdig finde ich es schon... Dass die Sprache zu unnatürlich wirkt, ist mir ehrlich gesagt aber noch nie in den Sinn gekommen.

Selon Fischer

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7

Dienstag, 23. August 2011, 00:59

Germanistische Betrachtung^^

Ich bin mir nicht so recht sicher, wie ich eigentlich darüber denke. Eine Sprache wandelt sich und heute weint keiner mehr unseren ursprünglich 8 Fällen hinterher (Genitivschwund ist also sprachwissenschaftlich gesehn ein natürlicher Vorgang) und auch um unseren 3. Nummerus (neben Singular und Plural), dem Dual, kümmert sich kein Mensch mehr. Daran, dass die Dinge von nun an Sinn "machen" habe ich mich mittlerweile gewöhnt und auch daran, dass Birke mehr Bier trinkt "wie" ich, werde ich mich gewöhnen (und die gesamte Sprachgemeinschaft mit mir).

Nicht gewöhnen könnte ich mich aber an dialektal gefärbtes Sprechen, wenn es nicht sein muss - dass die Bayern in 'Herschafts Zeitn' bairisch reden, ist völlig in Ordnung und sinnvoll! Oder an Versprecher, wenn sie nicht sein müssen. Mir fällt auch auf Anhieb kein Beispiel ein, wo ein Schauspieler eines amerikanischen Films sich verspricht oder "ähmt", wenn es für die Figur nicht notwendig ist. Ein Film ist schließlich kein Abbild der Wirklichkeit, sondern ein konstruiertes Medium der Kunst.

Wo ich aber Birke recht geben muss, ist, dass sich deutsche (Fernseh-) Produktionen irgendwie "so weit weg" anfühlen. Tontechnisch sind wir zum Beispiel beim Tatort verdammt nah an den Sprechern dran, wir hören sie atmen, keuchen, luftholen. Eigentlich toll. Was läuft schief? Geschriebene Sprache (Drehbuch) ist nicht gleich gesprochene Sprache (Film). Dass geschriebene Sprache als gesprochene Sprache funktioniert, können wir nur im Theater erleben. Im Film erwarten wir einfach ein sehr standardnahes Deutsch. Und genau in der Definition vom Standarddeutschen liegt das Problem beim Deutschen Film:

nicht als [nicht] auszusprechen ist eben kein Standarddeutsch im lautlichen Sinne, sondern nur Schreibstandard! Richtig Standard ist [nich]
Ebenso bei ist als [is]. Das t dürfte höchstens angetippt werden.
Bei den Ändungen ist es noch schlimmer: Niemand spricht bei filmen die Endung -en voll aus. Standardsprachlich korrekt ist eine Aussprache als [film'n] mit höchstens angetipptem e

Auch beim Satzbau könnten sich unsere deutschen Filmproduktionen ein bisschen alltäglicher gestalten: Die gesprochene Sprache besteht aus Ellipsen, Anakoluthen und ganz wunderlichen Verbstellungen.

Es liegt nicht an den Schauspielern (jedenfalls nicht immer), sondern an den textlichen Vorgaben und an Regisseuren, die viel zu oft kein Ohr für unsere deutsche Sprache haben. Und solange sich da nicht verbessert wird, kann ich keinen Tatort genießen.

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Benutzer, die diesen Beitrag hilfreich fanden:

Birkholz, SR-Pictures

8

Dienstag, 23. August 2011, 11:51

Tja die Vorgaben entstehen eben im Drehbuch und da liegt der Hund begraben.
Ihr müsst Euren Schauspielern sagen, dass sie authentisch sprechen sollen oder das Drehbuch selbst so interpretieren sollen, wie sie es wollen.
Lasst Euch von denen was anbieten. Lasst sie es selbst so interpretieren, dass der Sinn erhalten bleibt, es sich aber nicht auswendig gelernt anhört.

9

Dienstag, 23. August 2011, 12:55

Ich schätze auch einfach mal, dass in nachvertonte Filme tendentiell mehr Geld investiert wird, auch aus dem einfachen Grund dass diese im Großen und Ganzen mehr Geld einbringen. Das ist ja noch so ein wesentlicher Punkt der A von B-Movies unterscheidet. Verhauene, noch nicht perfektionierte Szenen bis zum Geht-Nicht-Mehr wiederholen. 3-Minuten-Drehzeit täglich uswus...

Gibt ja auch durchaus miserabel nachvertonte Filme, jemals Dead Men Walking (Nicht zu verwechseln mit "50 dead men walking" oder "Dead Man Walking" mit Sean Penn) gesehen?

Chicken Joe

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10

Dienstag, 23. August 2011, 16:07

Gestern erst bei "Hobo with a shotgun" festgestellt. Rutger Hauer nuschelt munter vor sich her, habe mich manchmal gefragt wie viel ein Ami/Kanadier/Brite davon versteht. Aber es passt eben zur Figur und klingt dadurch natürlich.
Beim "Tatort" hat man immer das Gefühl, die Schauspieler halten ein Referat. Die Sprache muss immer kräftig, klar und verständlich sein, damit auch jeder jedes Wort mitbekommt. Ich glaube die versuchen ums Verrecken professionell zu wirken, orientieren sich zu sehr am Theater, anstatt sich aufs Bauchgefühl zu verlassen.

Deswegen ist wohl "Inglorious Basterds" bisher der einzige Film mit mehreren deutschen Schauspielern, den ich wirklich gut finde. Das korrekte, steife Deutsch ist ein heftiger Kontrast zum nuschelnden Amerikanisch von Brad Pitt & Co.
"Sie können nicht einfach ein riesiges Monster einbauen, nur weil Ihnen kein gutes Ende einfällt, das ist schwach!"

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