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1

Donnerstag, 15. August 2013, 11:16

Effekt: lichtdurchflutete Räume

Hallo,

es gibt einen Effekt, der des Öfteren bei Serien zum Einsatz kommt. Ein bestimmter Raum, oder aber ein Gebäude, sieht aus, als wenn durch die Fenster die Sonne hereinscheint und alles wirkt sehr "lichtdurchflutet". Dieser Effekt wird öfters sehr übertrieben dargestellt, allerdings finde ich ihn dennoch cool, da er meiner Meinung nach gute Laune schafft. Ich zeige euch anhand zwei Beispielen einmal, was ich meine:

http://www.youtube.com/watch?v=HEqwjPj4itI

http://www.youtube.com/watch?v=36r5crAQbSc

Ich hoffe, dass ich mit meinem Thema nicht am falschen Ort bin, denn ich würde euch gerne um Rat fragen: Wie würdet ihr einen solchen Effekt erstellen? Ich muss gestehen, dass ich mich mit After Effects und co. noch nicht befasst habe, dass soll in ein paar Tagen geändert werden.
Findet die Arbeit denn nur am Computer statt oder muss man das Set für diesen Effekt auch entsprechend herrichten (zum Beispiel Scheinwerfer vor die Fenster)?

Wie ihr seht, habe ich nicht wirklich eine Ahnung, wo ich anfangen soll und würde mich freuen, wenn ihr mir Hilfestellung geben könntet. Vielen Dank im Voraus!

Beste Grüße

Michael - Visual Pursuit

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2

Donnerstag, 15. August 2013, 13:27

Licht ist das erste, dann gut verteilter und vor allem gut dosierter Aerosolnebel (Hazer),
und zum Schluss das Grading.

Das Licht ist das wichtigste, funktioniert ohne den Aerosolnebel aber gar nicht.

Vergleiche mal eine Folge "Emergency Room" mit einer Folge "Stadtklinik".

Dazwischen liegen Welten in der Kompetenz der Beleuchter.

In amerikanischen Produktionen ist der Hazer so ziemlich das erste was man an
den Set trägt, die deutschen Crews wissen dagegen meist nicht einmal was das ist.
It's all about the light.

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Zeitraffer

3

Donnerstag, 15. August 2013, 19:50

Ich danke dir für deinen Beitrag. Habe mich gerade mal ein bisschen über den Hazer informiert - muss ja ein cooles Gerät sein!

Ist der Hazer unter anderem der Grund, warum amerikanische Produktion meist einfach "interessanter" aussehen? Könnte man das so sagen?

Bzw. Würdest du das Licht dann auch vor den Fenstern positionieren oder diese anstrahlen? Denn die Fenster glühen ja fast in solchen Szenen.

Wie an deinem Bild und deiner Signatur leicht zu erkennen ist, beschäftigst du dich wohl viel mit Licht und was sonst noch dazu gehört. Nur mal so nebenbei: hättest du irgendwelche Seiten/Videos in Bezug auf Licht am Set, die deiner Meinung nach sinnvoll und vor allem qualitativ hochwertig sind? Denn wie du mitbekommen hast, bin ich noch ziemlich neu auf dem Gebiet.

Danke für deine Hilfe!

joey23

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4

Donnerstag, 15. August 2013, 20:44

Ebene dublizieren, aufhellen, gausche unschärfe drauf und die Deckkraft auf 10% stellen. Geht dann in die Richtung..
Nordisch bei Nature!

JanH

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5

Donnerstag, 15. August 2013, 20:45

die deutschen Crews wissen dagegen meist nicht einmal was das ist.
:thumbsup:

hättest du irgendwelche Seiten/Videos in Bezug auf Licht am Set, die deiner Meinung nach sinnvoll und vor allem qualitativ hochwertig sind? Denn wie du mitbekommen hast, bin ich noch ziemlich neu auf dem Gebiet.
Obwohl ich in diesem Bereich auch noch Anfänger bin und lange keinen Scheinwerfer mehr angefasst habe, würde ich behaupten, dass das Schauen von Making-Of-Videos etc. wirklich etwas gebracht hat. Da kriegt man einige Standards mit (z.B. dass draußen gerne HMIs mit Diffusor eingesetzt werden und dass dieser meist leicht seitlich strahlt).

Was aber glaube ich auch sehr wichtig ist, dass Du anfängst, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Nicht umsonst heißt es "sein Auge schulen" und manche Kameraleute (waschechte, die auch das Lichtsetzen drauf haben) nehmen ihren Studenten zunächst die Kamera aus der Hand, damit diese die Umgebung bewusst betrachten. Ich mache das schon seit einer langen Zeit und mittlerweile und habe ich das Gefühl, es bringe tatsächlich etwas. Vielleicht ist es vergleichbar mit den Grundrechenarten in Mathe.... also: Versuche immer wo Du bist die Lichtquellen zu lokalisieren, ihre Form zu beurteilen (weich, hart, ..) und anschließend die erzeugte Wirkung.

Die Fotografie kann übrigens ebenfalls sehr hilfreich sein; in meinen Anfängen ging ich dabei nämlich immer ziemlich naiv heran. Ich dachte z.B., dass ein abendliches Gegenlicht ebenfalls auf der Kamera schön aussieht... tja, zu früh gefreut ....

Michael - Visual Pursuit

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6

Freitag, 16. August 2013, 09:36


Habe mich gerade mal ein bisschen über den Hazer informiert - muss ja ein cooles Gerät sein!


Eigentlich ist es nicht viel mehr als eine Nebelmaschine, die aber nicht in Wolken, sondern in Dunstform nebelt.

Zitat


Ist der Hazer unter anderem der Grund, warum amerikanische Produktion meist einfach "interessanter" aussehen?


Nicht allein, aber er macht einen wichtigen Teil aus.

Guck Dir mal dieses Foto an (Externer Link, nicht meins):
http://cdn.c.photoshelter.com/img-get/I0…/081014-350.jpg
Du siehst wie der Ferndunst jede weiter entfernte Hügelkette heller macht.

Jetzt stell Dir vor der Baum ist der Protagonist, die Berge dahinter sind weitere
Akteure und ggf Einrichtungsgegenstände, bis zur Wand.

Der Dunst lässt den Eindruck von Tiefe entstehen, gibt ein Raumgefühl.

Der Nebel in der Disko dient allein dazu die Lichtstrahlen der diversen Effekte
sichtbar zu machen, und das ist im Film nicht anders.

Zitat


Bzw. Würdest du das Licht dann auch vor den Fenstern positionieren oder diese
anstrahlen? Denn die Fenster glühen ja fast in solchen Szenen.


Kommt auf das Budget an. Wenn man Glück hat, dann kommt die Sonne von
hinten. Für Amateure okay, Profis können/dürfen sich nicht darauf verlassen.
Licht ist immer eine Einzelfallentscheidung. Es gibt eine Reihe von "best practice"
Verfahren, aber die muss man immer an den jeweiligen Drehort anpassen.

Man fängt mit gerichteten Licht (dem anscheinenden Hauptlicht) an, und füllt
dann auf bis man am gewünschten Dynamikumfang ist. Auffüllen ist der
eigentlich trickreiche Part. Man kann das in Grenzen mit Practicals machen,
also Lampen die Teil des Sets sind und immer mal wieder im Bild zu sehen
sein werden, oder man muss anders die Kontraste eindämmen.

Das viel grössere Problem ist dass man kaum dimmen kann, weil man dann
die Farben versaut. Der Profi hat daher eine Vielzahl unterschiedlich starker
Leuchtmittel und Lampen. Einige Lampen kann man wahlweise mit Leuchtmitteln
von 300/500/650/800/1000/1250 W Nominalleistung bestücken, bei anderen
sind teilweise zwei oder mehr Leuchtmittel drin, die einzeln schaltbar sind.

HMI und Kino-Flo kann man um gut eine Blende dimmen.

Zitat


Wie an deinem Bild und deiner Signatur leicht zu erkennen ist, beschäftigst du
dich wohl viel mit Licht und was sonst noch dazu gehört.


Licht ist mein Lebensthema, allerdings habe ich (noch) mehr mit Foto als mit Film
zu tun. Das was Du in meinem Avatar siehst ist ein Teil dessen was ich im Studio
einsetze und auch vermiete, der kleine rosa Grössenvergleich ist meine Tochter.
http://www.visualpursuit.de/pics/facility/original/104.jpg

Ich hab dazu mal einen Lichtformervergleich gemacht, von dem es jetzt auch
einen zweiten Teil gibt:

Lichtformervergleich Deutsch, erster Teil (ca 89 MB):
http://www.visualpursuit.de/_no/lichtformer.pdf
Lichtformervergleich Englisch, erster Teil (ca 110 MB):
http://www.visualpursuit.de/_no/LightFormersShootout.pdf
Lichtformervergleich Deutsch, zweiter Teil (Softboxen 2013, ca 70MB):
http://www.visualpursuit.de/_no/Lichtformer_2_Deutsch.pdf
Lichtformervergleich Englisch, zweiter Teil (Softboxen 2013, ca 70MB):
http://www.visualpursuit.de/_no/Lightfor…out2English.pdf

Zitat


Nur mal so nebenbei: hättest du irgendwelche Seiten/Videos in Bezug auf Licht am Set,
die deiner Meinung nach sinnvoll und vor allem qualitativ hochwertig sind? Denn wie du
mitbekommen hast, bin ich noch ziemlich neu auf dem Gebiet.


Wir bleiben alle neu auf dem Gebiet. Ich mach's seit 30 Jahren, und
ich lerne immer noch jeden Tag hinzu.

Wie gesagt: Licht ist eine Einzelfallentscheidung, man macht das idealerweise
nicht nach Schema F sondern beleuchtet motivgerecht.

Wenn Dein Englisch etwas taugt, kannst Du sicher enorm viel aus der
Reihe "Revenge of the great Zacuto camera shootout" ziehen.
http://vimeo.com/42806211

Es geht zwar primär um Kameras, aber hier wird in mehreren halbstündigen
Folgen gezeigt wie verschiedene Kameras mit 14 Blenden Dynamikumfang
klarkommen, und wie geschickte DPs das Licht so anpassen, dass es auch
für ein iPhone mit nur 4 Blenden Dynamikumfang reicht, dennoch dank Grading
fast gleich aussieht.

BTS (behind the scenes) Videos allgemein sind gut. man sieht - manchmal nur
Bruchteile von Sekunden lang - die Lösungen die sie eingesetzt haben.
Wenn man gut ist kann man daraus auf das Problem schliessen, oder man hat
das Ergebnis im Vergleich gesehen.

Der Rest ist Übung.
It's all about the light.

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7

Sonntag, 18. August 2013, 18:42

Vielen Dank euch beiden für eure Mühe!

Ich werde mir die PDFs mal vornehmen, danke dafür.

Wie ist eure realistische Einschätzung? Könnte man solch einen Effekt auch in der Amateurszene kreieren? Oder steht der Aufwand in keinem Verhältnis zu dem Ergebnis?

JanH

Jan

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8

Sonntag, 18. August 2013, 22:30

Ich glaube, es hängt von der Größe des Raums ab. Eine Kirche wirst Du sicherlich nur schwer so beleuchtet bekommen (mal ganz zu schweigen von der Genehmigung), aber bei kleineren Räumen bin ich zuversichtlich. Für meinen Film plane ich einen ähnlichen Effekt, dabei wird nur ein Wohnzimmer beleuchtet. Mit 2 kW HQI werde ich mein Glück versuchen.

Für eine Kirche brauchst Du sicherlich Kaliber der Größenordnung einer Arrisun (und nicht nur einen!). Die bekommst Du höchstens beim Verleih, welche aber von Dir erwarten, dass Du für die teuren Geräte nachweisbare Erfahrung mitbringst... bei mir der Grund, es mit einem Stadionfluter zu versuchen. Für mich spielt glücklicherweise der CRI keine Rolle, da es ein SW-Film wird. :-)

Mit Halogen wirst Du, befürchte ich, nicht weit kommen. Denn für angemessene Leistung kommst Du um einen leistungsstarken Generator nicht herum, der wiederum transportiert werden muss. Für meinen Fluter (+ Nebelmaschine) habe ich schon einen 5,6 kW-Generator gefunden, der wahrlich keine hohen Mietsummen verschlingt. Aber dafür wiegt er auch schon schlappe 90 kg (4 Tragegriffe). Nach obenhin brauchst Du Kräne, es sei denn, Dir hilft Spinat...

Mehr kann ich momentan zu diesem Thema auch nicht beisteuern.

Michael - Visual Pursuit

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9

Montag, 19. August 2013, 11:45


Könnte man solch einen Effekt auch in der Amateurszene kreieren?
Oder steht der Aufwand in keinem Verhältnis zu dem Ergebnis?


Das kommt - mal wieder - auf den Einzelfall an.

Wie gross ist der Raum, wie soll das Licht nachher aussehen, passt das
Tageslicht zufällig oder musst Du das totschlagen, wenn letzteres, kannst
Du auf die Nacht warten?

Ein Hazer ist ein guter Start. Ein Fenster im Gegenlicht ist das nächste.
Und dann musst Du lernen den Aerosolnebel zu dosieren und die Belichtung
so einzupegeln dass Du einen möglichst weiten Motivumfang abbilden kannst.
It's all about the light.

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