Habe mich gerade mal ein bisschen über den Hazer informiert - muss ja ein cooles Gerät sein!
Eigentlich ist es nicht viel mehr als eine Nebelmaschine, die aber nicht in Wolken, sondern in Dunstform nebelt.
Ist der Hazer unter anderem der Grund, warum amerikanische Produktion meist einfach "interessanter" aussehen?
Nicht allein, aber er macht einen wichtigen Teil aus.
Guck Dir mal dieses Foto an (Externer Link, nicht meins):
http://cdn.c.photoshelter.com/img-get/I0…/081014-350.jpg
Du siehst wie der Ferndunst jede weiter entfernte Hügelkette heller macht.
Jetzt stell Dir vor der Baum ist der Protagonist, die Berge dahinter sind weitere
Akteure und ggf Einrichtungsgegenstände, bis zur Wand.
Der Dunst lässt den Eindruck von Tiefe entstehen, gibt ein Raumgefühl.
Der Nebel in der Disko dient allein dazu die Lichtstrahlen der diversen Effekte
sichtbar zu machen, und das ist im Film nicht anders.
Bzw. Würdest du das Licht dann auch vor den Fenstern positionieren oder diese
anstrahlen? Denn die Fenster glühen ja fast in solchen Szenen.
Kommt auf das Budget an. Wenn man Glück hat, dann kommt die Sonne von
hinten. Für Amateure okay, Profis können/dürfen sich nicht darauf verlassen.
Licht ist immer eine Einzelfallentscheidung. Es gibt eine Reihe von "best practice"
Verfahren, aber die muss man immer an den jeweiligen Drehort anpassen.
Man fängt mit gerichteten Licht (dem anscheinenden Hauptlicht) an, und füllt
dann auf bis man am gewünschten Dynamikumfang ist. Auffüllen ist der
eigentlich trickreiche Part. Man kann das in Grenzen mit Practicals machen,
also Lampen die Teil des Sets sind und immer mal wieder im Bild zu sehen
sein werden, oder man muss anders die Kontraste eindämmen.
Das viel grössere Problem ist dass man kaum dimmen kann, weil man dann
die Farben versaut. Der Profi hat daher eine Vielzahl unterschiedlich starker
Leuchtmittel und Lampen. Einige Lampen kann man wahlweise mit Leuchtmitteln
von 300/500/650/800/1000/1250 W Nominalleistung bestücken, bei anderen
sind teilweise zwei oder mehr Leuchtmittel drin, die einzeln schaltbar sind.
HMI und Kino-Flo kann man um gut eine Blende dimmen.
Wie an deinem Bild und deiner Signatur leicht zu erkennen ist, beschäftigst du
dich wohl viel mit Licht und was sonst noch dazu gehört.
Licht ist mein Lebensthema, allerdings habe ich (noch) mehr mit Foto als mit Film
zu tun. Das was Du in meinem Avatar siehst ist ein Teil dessen was ich im Studio
einsetze und auch vermiete, der kleine rosa Grössenvergleich ist meine Tochter.
http://www.visualpursuit.de/pics/facility/original/104.jpg
Ich hab dazu mal einen Lichtformervergleich gemacht, von dem es jetzt auch
einen zweiten Teil gibt:
Lichtformervergleich Deutsch, erster Teil (ca 89 MB):
http://www.visualpursuit.de/_no/lichtformer.pdf
Lichtformervergleich Englisch, erster Teil (ca 110 MB):
http://www.visualpursuit.de/_no/LightFormersShootout.pdf
Lichtformervergleich Deutsch, zweiter Teil (Softboxen 2013, ca 70MB):
http://www.visualpursuit.de/_no/Lichtformer_2_Deutsch.pdf
Lichtformervergleich Englisch, zweiter Teil (Softboxen 2013, ca 70MB):
http://www.visualpursuit.de/_no/Lightfor…out2English.pdf
Nur mal so nebenbei: hättest du irgendwelche Seiten/Videos in Bezug auf Licht am Set,
die deiner Meinung nach sinnvoll und vor allem qualitativ hochwertig sind? Denn wie du
mitbekommen hast, bin ich noch ziemlich neu auf dem Gebiet.
Wir bleiben alle neu auf dem Gebiet. Ich mach's seit 30 Jahren, und
ich lerne immer noch jeden Tag hinzu.
Wie gesagt: Licht ist eine Einzelfallentscheidung, man macht das idealerweise
nicht nach Schema F sondern beleuchtet
motivgerecht.
Wenn Dein Englisch etwas taugt, kannst Du sicher enorm viel aus der
Reihe "Revenge of the great Zacuto camera shootout" ziehen.
http://vimeo.com/42806211
Es geht zwar primär um Kameras, aber hier wird in mehreren halbstündigen
Folgen gezeigt wie verschiedene Kameras mit 14 Blenden Dynamikumfang
klarkommen, und wie geschickte DPs das Licht so anpassen, dass es auch
für ein iPhone mit nur 4 Blenden Dynamikumfang reicht, dennoch dank Grading
fast gleich aussieht.
BTS (behind the scenes) Videos allgemein sind gut. man sieht - manchmal nur
Bruchteile von Sekunden lang - die Lösungen die sie eingesetzt haben.
Wenn man gut ist kann man daraus auf das Problem schliessen, oder man hat
das Ergebnis im Vergleich gesehen.
Der Rest ist Übung.