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TylerD92

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Montag, 20. April 2020, 16:23

Greenscreen: Schlieren bei schnelleren Körperbewegungen

Hallo liebes Amateurfilm-Forum,

ich habe folgendes Problem: Für meine Videos nutze ich einen Greenscreen. Wenn ich später in der Videobearbeitungssoftware einen grauen Hintergrund einsetze und das Video exportiere, habe ich dann bei Bewegungen (z.B. mit dem Kopf) graue Schlieren an den Stellen, an denen ich mich bewegt habe (siehe Bild). Die verschwinden kurze Zeit später wieder, treten dann aber wieder auf, sobald ich mich erneut etwas zur Seite bewege. Ich habe bereits an anderer Stelle gelesen, dass dies etwas mit der Belichtungszeit zu tun haben soll und man diese runterstellen soll. Ich habe dann bei meiner Kamera die Belichtungszeit von "automatisch" auf "manuell" gestellt und 1/50 s eingestellt, da ich mit 24 fps filme und es da ja eine Regel gibt, dass die Belichtungszeit 1/doppelte der fps-Rate sein soll. Leider hat das nicht geholfen.

Folgende weitere Dinge habe ich ausprobiert (ohne, dass das Problem besser geworden wäre):

- mich weiter vom Greenscreen weggestellt
- die Kameraposition verändert (näher und weiter weg)
- mehr Licht im Raum erzeugt (jeweils alle 4 Glühbirnen an den beiden Softboxen angemacht statt wie normalerweise 2 pro Softbox)
- beim Videobearbeitungsprogramm Magix Video deluxe mit unterschiedlichen Formaten exportiert
- hinter dem Greenscreen eine weitere Lichtquelle angemacht, damit auch von hinten mehr Licht auf das Tuch fällt

Die einzigen Punkte, die mir noch einfallen würden und die ich verändern könnte, wäre 1) die Belichtungszeit nochmal auf eine andere Rate einzustellen und 2) hinter dem Greenscreen es nochmal mit einer anderen Lichtquelle zu versuchen, da ich bei meinem Test eine Lichtquelle verwendet habe, die gelbliches Licht erzeugt und kein weißes Licht.

Da ich mich aber mit der Technik nicht so gut auskenne und eine Änderung der Belichtungszeit ja wiederum mit anderen Problemen verbunden sein kann, wollte ich hier erstmal nachfragen, bevor ich es verschlimmbessere oder mir ein weiteres Licht kaufe und dies dann auch nicht zum Erfolg führt.

Folgendermaßen ist mein Setting aufgebaut: Ich habe 2 Softboxen, die von schräg links und schräg rechts im auf den Greenscreen gerichtet sind. Der Greenscreen befindet sich 2,5 Meter vor den Softboxen. Etwa einen Meter hinter den Softboxen steht die Kamera. Ich stehe meist etwa 1 Meter vor dem Greenscreen. (Die Beleuchtung hinter dem Greenscreen hatte ich wie gesagt nur zu Testzwecken an, da es sich hierbei um gelbliches Licht handelt und nicht um das weiße Licht). Der Raum ist insgesamt klein.

Meine Einstellungen an der Kamera sind folgendermaßen:

Modell: Canon EOS M50
Fokus: automatisch
ISO: automatisch
Belichtungszeit: 1/50 s
Framerate: 23.976 fps
Blende: f/5.6

Viele Grüße

Yannick
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wabu

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Montag, 20. April 2020, 17:14

Für mich stellt sich das so da:Während der Belichtung 1/50 bewegt sich der Kopf, da ensteht eine Bewegungsunschärfe die jaoft so gewollt ist. In diesem Fall aber ensteht ein undefinierter Bereich mit mehr oder weniger Grün. Ich würde hier mal ein Test mit der 1/100 sec machen.
a: ist diese Schliere weg
b: ruckelt die Bewegung

Tiger

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3

Montag, 20. April 2020, 17:56

Das Problem hat wabu vollkommen korrekt beschrieben. Durch die Bewegung entsteht Bewegungsunschärfe = motion blur. Der Bereich ist dann nicht 100% grün sondern eine Mischung aus Grün und Vordergrund. Das ist allerdings nicht "undefiniert" sondern ein semitransparentes Objekt vor dem Greenscreen. Ähnliche Probleme ergeben sich bei Rauchschwaden, Haarsträhnen oder durchscheinenden Klamotten. Man kann sowas durchaus vernünftig keyen und quasi den Anteil ohne grün d.h. den semitransparenten Vordergrund wieder "rausrechnen". Mit dem Delta Keyer in Fusion geht das sogar relativ einfach, früher war dazu ein etwas komplizierteres Setup nötig. Ob der Keyer von Magix dafür ausreicht wage ich zu bezweifeln. Für spezielle Aufgaben gibt es spezielle Programme, in dem Fall ein Composting Programm wie Fusion (oder z.B. auch Nuke) wo man mehrere Keyer verketten und die Farbkanäle miteinander "verrechnen" kann.

Alternativ vermeidet man solche Situationen, d.h. in dem Fall wählt man eine extrem kurze Verschlusszeit. Jetzt sieht die Aufnahme ruckelig aus, da motion blur fehlt. Auch hier hilft wieder ein Compositor mit dem man per optical flow (d.h. für jedes Pixel werden Bewegungsvektoren generiert) wieder nachträglich motion blur einbauen kann.

Beide Methoden werden in der Praxis genutzt, in der Regel bevorzugt man den Weg, der in der jeweiligen Situation einfacher ist bzw. das bessere Ergebnis liefert.

TylerD92

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4

Montag, 20. April 2020, 23:25

Für mich stellt sich das so da:Während der Belichtung 1/50 bewegt sich der Kopf, da ensteht eine Bewegungsunschärfe die jaoft so gewollt ist. In diesem Fall aber ensteht ein undefinierter Bereich mit mehr oder weniger Grün. Ich würde hier mal ein Test mit der 1/100 sec machen.
a: ist diese Schliere weg
b: ruckelt die Bewegung
Vielen Dank für die Antwort! Ich habe es jetzt mal mit 1/100 s ausprobiert (und zum Vergleich noch mit 1/80 s und 1/200 s). Bei allen Einstellungen sind die Schlieren dennoch da. Erkenne auch keine Besserung, also, dass es irgendwie schwacher werden würde, je geringer die Belichtungszeit wird. Es scheint also eventuell nicht an der Belichtungszeit zu liegen. Ich erkenne aber gleichzeitig auch nicht, dass bei einer kürzeren Belichtungszeit meine Bewegungen stärker ruckeln würden. Kann das sein oder ist der Unterschied zwischen den Belichtungszeiten einfach immer noch zu gering, um das zu merken?

Habe die Tests auch mal mit 25 fps statt meinen üblichen 24 fps gemacht, auch hier aber kein Unterschied erkennbar.

Ich bin auch nochmal 2 Meter weiter vom Greenscreen weg gegangen für die Aufnahme, auch dies hat keinen Unterschied erzeugt.

Wäre es möglich, dass meine beiden Lichtquellen (Softboxen) einfach nicht ausreichen, um den Greenscreen optimal auszuleuchten und dass da noch eine Lichtquelle den Greenscreen z.B. von hinten oder oben mit weißem Licht beleuchten müsste?

Tiger

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Montag, 20. April 2020, 23:53

Poste doch mal einen Schnipsel aus dem unbearbeiteten Video, einmal mit 1/50 und einmal mit 1/200 Verschlusszeit.

TylerD92

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Dienstag, 21. April 2020, 00:34

Poste doch mal einen Schnipsel aus dem unbearbeiteten Video, einmal mit 1/50 und einmal mit 1/200 Verschlusszeit.
Hier mal zwei Ausschnitte aus den Video-Tests ohne nachträgliche Licht- und Farbbearbeitung mit 1/50 und 1/100 (1/200 kann ich auch gerne noch posten, sieht aber auch nicht anders aus):

1/50 s Belichtungszeit:

1/100 s Belichtungszeit:

wabu

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Dienstag, 21. April 2020, 08:56

Deine Beleuchtung ist mE so in Ordnung.
Man muss sehr genau hinschauen um dein Problem zu sehen. Wäre mir das so untergekommen, hätte ich nichts bemerkt.
Sol der Hintergrund so bleiben? Weil das ist natürlich für dieses Problem ein sehr problematischer Hintergrund.
Selbst hier kommt ja auch nix wirkliches an Lösung raus

joey23

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8

Dienstag, 21. April 2020, 09:31

Wenn der Hintergrund so bleiben soll, macht es absolut keinen Sinn dafür einen Greenscreen zu benutzen ;)

Mehr Licht, kürzere Belichtungszeit, mehr Abstand, Kamera mit 4:2:2 und ggf Beleuchtung mit Komplimentärkontrastfarbe dürften zu Besserung führen. Greenscreen wirklich GUT hinzubekommen ist meiner Meinung nach mit Amateurmitteln kaum möglich. Das Ergebnis sieht dann meist so aus wie in diesen Beispielen. Das grau auf der Unterseite der Ärmel an den Ellenbogen zB würde mich stören. Das dürfte von Reflexionen des grüns im Stoff kommen.
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Peter_Nob

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Dienstag, 21. April 2020, 11:03

Da gebe ich joey 23 recht, versuche es doch mal mit einem nicht zu stark ablenkenden Hintergrund für die Greenscreen Aufnahmen. Eine gemauerte Wand z.B., die Effekte werden bleiben aber sie werden weniger auffallen. Gruß aus Bremen
Peter

Tiger

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10

Dienstag, 21. April 2020, 12:00

Hier mal zwei Ausschnitte aus den Video-Tests ohne nachträgliche Licht- und Farbbearbeitung

Sorry, mit "unbearbeitet" meinte ich vor dem Keying. Da sieht man dann eher, ob das wirklich ein Montion Blur Problem ist oder was anderes. Man sieht in den beiden Clips schon mal Spilling Artefakte. Je nach Kamera und Codec kommen gerne noch Probleme durch Kompression und Chroma Subsampling dazu, die das Thema nicht einfacher machen.

TylerD92

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11

Dienstag, 21. April 2020, 14:39

Wenn der Hintergrund so bleiben soll, macht es absolut keinen Sinn dafür einen Greenscreen zu benutzen ;)

Mehr Licht, kürzere Belichtungszeit, mehr Abstand, Kamera mit 4:2:2 und ggf Beleuchtung mit Komplimentärkontrastfarbe dürften zu Besserung führen. Greenscreen wirklich GUT hinzubekommen ist meiner Meinung nach mit Amateurmitteln kaum möglich. Das Ergebnis sieht dann meist so aus wie in diesen Beispielen. Das grau auf der Unterseite der Ärmel an den Ellenbogen zB würde mich stören. Das dürfte von Reflexionen des grüns im Stoff kommen.
Wieso, du weißt ja nicht, wie der Hintergrund ohne Greenscreen wäre? :D

Danke für die Tipps! Mehr Licht, kürzere Belichtungszeit und mehr Abstand habe ich schon ausprobiert. Kamera mit 4:2:2 und Beleuchtung mit Komplimentärkontrastfarbe müsste ich nachschauen, was das genau bedeutet. Es sei denn, du magst es mir erklären.

Ja, genau, das an den Ärmeln kommt durch die Reflexionen, habe ich aber bei meinen Videos sonst nicht so stark drauf, war jetzt nur testweise mal eben gemacht.

TylerD92

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12

Dienstag, 21. April 2020, 19:59

Hier mal zwei Ausschnitte aus den Video-Tests ohne nachträgliche Licht- und Farbbearbeitung

Sorry, mit "unbearbeitet" meinte ich vor dem Keying. Da sieht man dann eher, ob das wirklich ein Montion Blur Problem ist oder was anderes. Man sieht in den beiden Clips schon mal Spilling Artefakte. Je nach Kamera und Codec kommen gerne noch Probleme durch Kompression und Chroma Subsampling dazu, die das Thema nicht einfacher machen.
Hier mal zwei Ausschnitte aus den Video-Tests ohne nachträgliche Licht- und Farbbearbeitung

Sorry, mit "unbearbeitet" meinte ich vor dem Keying. Da sieht man dann eher, ob das wirklich ein Montion Blur Problem ist oder was anderes. Man sieht in den beiden Clips schon mal Spilling Artefakte. Je nach Kamera und Codec kommen gerne noch Probleme durch Kompression und Chroma Subsampling dazu, die das Thema nicht einfacher machen.
Hier mal dieselben Test-Videos von oben ohne Keying:

24 fps, 1/50 s Belichtungszeit:


24 fps, 1/100 Belichtungszeit:

Tiger

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13

Dienstag, 21. April 2020, 23:44

Das sieht besser als als erwartet. Arg viel motion blur ist nicht zu sehen. Das ist entgegen der ersten Vermutung hier nicht das Problem, daher hilft die Verschlusszeit auch nichts. Ist jetzt schwierig zu beurteilen, wievel Youtube hier noch kaputt macht, aber man sieht, daß die Kante von der Person zum Greenscreen nicht sauber ist. Die Pixel sind leicht verwaschen und es gibt zwischendurch wie einen leichten "Halo" um die Person. Damit wären wir dann doch wieder bei den Themen Kompression und/oder Chroma Subsampling. Letzteres ist das gleiche wie das bereits von joey23 angesprochene Thema 4:2:2. Oft werden weniger Farb- als Helligkeitsinformationen gespeichert, da das Auge dafür weniger empfindlich ist und man so Platz sparen kann. Es werden einfach mehrere Pixel zu einer Farbe zusammengefasst. Der Idealfall ist ein Subsampling von 4:4:4 d.h. die Farbinformation wird pro Pixel vollständig gespeichert. Bei 4:2:2 werden horizontal 2 Pixel zusammengefasst, bei 4:2:0 (standard bei interner Aufzeichnung von DSLR oder Mirrorless Kameras) wird nur 1 Farbwert pro 4 Helligkeitspixeln gespeichert. Wenn dann noch eine hohe Kompression dazu kommt (H.264 z.B.) wird weitere Information verworfen, es werden "Blöcke" gebildet und es entstehen solche Artefakte.

Mit einem guten Keyer bzw. nachgelagerten Filtern kann man das etwas ausgleichen, in dem man die Kante der erzeugte Alpha Maske ewas "härter" macht und minimal verkleinert. Dann wird u.u. das Objekt vor dem Greenscreen minimal "angeknabbert", das sieht aber besser als als diese schwammigen Ränder. Dazu hilft es, im Bereich der Kante Grün stärker zu unterdrücken, dann wäre auch das Spilling am Rand weg. Damit wären wir dann wieder bei z.B. Fusion oder Nuke, wo entsprechende Tools zur Verfügung stehen. Noch besser ist es natürlich, ein möglichst perfektes Ausgangsmaterial zu haben, daß man später nicht zaubern muss.

Was für eine Kamera und was für ein Codec ist denn im Einsatz?

Lustig ist übrigens das Grau auf der Unterseite der Ärnel. Das sieht klassisch nach einem Keying Fehler aus, die Ärmel erscheinen aber wirklich leicht grau durch den Lichteinfall, auch ganz ohne Keyer :D

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Mittwoch, 22. April 2020, 01:55

Das sieht besser als als erwartet. Arg viel motion blur ist nicht zu sehen. Das ist entgegen der ersten Vermutung hier nicht das Problem, daher hilft die Verschlusszeit auch nichts. Ist jetzt schwierig zu beurteilen, wievel Youtube hier noch kaputt macht, aber man sieht, daß die Kante von der Person zum Greenscreen nicht sauber ist. Die Pixel sind leicht verwaschen und es gibt zwischendurch wie einen leichten "Halo" um die Person. Damit wären wir dann doch wieder bei den Themen Kompression und/oder Chroma Subsampling. Letzteres ist das gleiche wie das bereits von joey23 angesprochene Thema 4:2:2. Oft werden weniger Farb- als Helligkeitsinformationen gespeichert, da das Auge dafür weniger empfindlich ist und man so Platz sparen kann. Es werden einfach mehrere Pixel zu einer Farbe zusammengefasst. Der Idealfall ist ein Subsampling von 4:4:4 d.h. die Farbinformation wird pro Pixel vollständig gespeichert. Bei 4:2:2 werden horizontal 2 Pixel zusammengefasst, bei 4:2:0 (standard bei interner Aufzeichnung von DSLR oder Mirrorless Kameras) wird nur 1 Farbwert pro 4 Helligkeitspixeln gespeichert. Wenn dann noch eine hohe Kompression dazu kommt (H.264 z.B.) wird weitere Information verworfen, es werden "Blöcke" gebildet und es entstehen solche Artefakte.

Mit einem guten Keyer bzw. nachgelagerten Filtern kann man das etwas ausgleichen, in dem man die Kante der erzeugte Alpha Maske ewas "härter" macht und minimal verkleinert. Dann wird u.u. das Objekt vor dem Greenscreen minimal "angeknabbert", das sieht aber besser als als diese schwammigen Ränder. Dazu hilft es, im Bereich der Kante Grün stärker zu unterdrücken, dann wäre auch das Spilling am Rand weg. Damit wären wir dann wieder bei z.B. Fusion oder Nuke, wo entsprechende Tools zur Verfügung stehen. Noch besser ist es natürlich, ein möglichst perfektes Ausgangsmaterial zu haben, daß man später nicht zaubern muss.

Was für eine Kamera und was für ein Codec ist denn im Einsatz?

Lustig ist übrigens das Grau auf der Unterseite der Ärnel. Das sieht klassisch nach einem Keying Fehler aus, die Ärmel erscheinen aber wirklich leicht grau durch den Lichteinfall, auch ganz ohne Keyer :D
Die Kamera ist eine Canon EOS M50 und der Video-Codec ist tatsächlich MPEG-4 H.264. Die Schlieren werden auch erst beim exportierten Video sichtbar, nicht im Player des Videobearbeitungsprogramms.


Was ich jetzt noch nicht ganz verstanden habe, ist, warum diese Schlieren bzw. Artefakte ausgerechnet bei Bewegungen auftreten (das ist aber nur für meine eigene Neugierde und weil mich das einfach interessiert). :D

joey23

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Mittwoch, 22. April 2020, 07:59

Wieso, du weißt ja nicht, wie der Hintergrund ohne Greenscreen wäre? :D
Stimmt. Aber ich weiß, dass es genauso viel Arbeit wäre statt des grünen Hintergrundes einen grauen Hintergrund aufzuhängen. Und dann könntest du dir den ganzen Keying-Krams sparen. Also wenn das grau tatsächlich dein Ziel ist, ist das mit dem Greenscreen Blödsinn ;)
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Tiger

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Mittwoch, 22. April 2020, 09:40

Die Kamera ist eine Canon EOS M50 und der Video-Codec ist tatsächlich MPEG-4 H.264. Die Schlieren werden auch erst beim exportierten Video sichtbar, nicht im Player des Videobearbeitungsprogramms.

Die M50 nimmt mit 8 Bit 4:2:0 auf, das ist auf jeden Fall ein limitierender Faktor bei Greenscreen. Leider kann die Kamera auch kein gescheites HDMI Signal ausgeben d.h. ein externer HDMI Recorder hilft auch nicht weiter. Mit entsprechendem Nachbearbeitungsaufwand sollte trotzdem ein zumindest brauchbares Ergebnis möglich sein. Ein Trick ist noch in 4K aufnehmen und im Schnittprogramm auf 1080p runterskalieren. 4:2:0 in 4K ergibt nach dem Skalieren auf 1080 theoretisch ein 4:4:4 subsampling, da jetzt für jedes Pixel eine Chroma Information vorhanden ist. Leider ist das Ergebnis von Schnittprogramm zu Schnittprogramm unterschiedlich, je nach dem wie intern gerechnet wird.

Was mich stutzig macht ist, daß das im Player vom Schnittprogramm besser aussieht. Das würde bedeuten, nicht die Kompression der Kamera ist das Problem sondern die Kompression beim Rendern. Kann die Software auch weniger komprimierte Codecs wie Prores oder DNxHD? Wenn das Schnittprogramm das Problem ist, sollte es damit deutlich besser aussehen.

Was ich jetzt noch nicht ganz verstanden habe, ist, warum diese Schlieren bzw. Artefakte ausgerechnet bei Bewegungen auftreten (das ist aber nur für meine eigene Neugierde und weil mich das einfach interessiert).

H.264 speichert nicht jeden Frame vollständig. Es gibt Keyframes, die komplett gespeichert werden, die folgenden Frames enthalten nur Informationen über Abweichungen zum letzten Keyframe. Je größer die Abweichungen sind (d.h. mehr Bewegung im Bild) desto mehr Informationen müssen gespeichert werden. Da die mögliche Datenmenge begrenzt ist, muss bei mehr Bewegung mehr komprimiert d.h. Pixel zusammengefasst werden, dadurch leidet die Qualität. Abhilfe schaffen "all-intra" Codecs wie das erwähnte Prores, wo jeder Frame vollständig gespeichert und als Einzelbild komprimiert wird. Die Datenmenge ist dann allerdings deutlich höher. Von nichts kommt nichts ;)

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TylerD92

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Mittwoch, 22. April 2020, 16:43

Die Kamera ist eine Canon EOS M50 und der Video-Codec ist tatsächlich MPEG-4 H.264. Die Schlieren werden auch erst beim exportierten Video sichtbar, nicht im Player des Videobearbeitungsprogramms.

Die M50 nimmt mit 8 Bit 4:2:0 auf, das ist auf jeden Fall ein limitierender Faktor bei Greenscreen. Leider kann die Kamera auch kein gescheites HDMI Signal ausgeben d.h. ein externer HDMI Recorder hilft auch nicht weiter. Mit entsprechendem Nachbearbeitungsaufwand sollte trotzdem ein zumindest brauchbares Ergebnis möglich sein. Ein Trick ist noch in 4K aufnehmen und im Schnittprogramm auf 1080p runterskalieren. 4:2:0 in 4K ergibt nach dem Skalieren auf 1080 theoretisch ein 4:4:4 subsampling, da jetzt für jedes Pixel eine Chroma Information vorhanden ist. Leider ist das Ergebnis von Schnittprogramm zu Schnittprogramm unterschiedlich, je nach dem wie intern gerechnet wird.

Was mich stutzig macht ist, daß das im Player vom Schnittprogramm besser aussieht. Das würde bedeuten, nicht die Kompression der Kamera ist das Problem sondern die Kompression beim Rendern. Kann die Software auch weniger komprimierte Codecs wie Prores oder DNxHD? Wenn das Schnittprogramm das Problem ist, sollte es damit deutlich besser aussehen.

Was ich jetzt noch nicht ganz verstanden habe, ist, warum diese Schlieren bzw. Artefakte ausgerechnet bei Bewegungen auftreten (das ist aber nur für meine eigene Neugierde und weil mich das einfach interessiert).

H.264 speichert nicht jeden Frame vollständig. Es gibt Keyframes, die komplett gespeichert werden, die folgenden Frames enthalten nur Informationen über Abweichungen zum letzten Keyframe. Je größer die Abweichungen sind (d.h. mehr Bewegung im Bild) desto mehr Informationen müssen gespeichert werden. Da die mögliche Datenmenge begrenzt ist, muss bei mehr Bewegung mehr komprimiert d.h. Pixel zusammengefasst werden, dadurch leidet die Qualität. Abhilfe schaffen "all-intra" Codecs wie das erwähnte Prores, wo jeder Frame vollständig gespeichert und als Einzelbild komprimiert wird. Die Datenmenge ist dann allerdings deutlich höher. Von nichts kommt nichts ;)
Vielen Dank für die sehr gute Erklärung! Ja, ich gehe auch stark davon aus, dass es an der Kompression beim Rendern liegt. Im Player des Videobearbeitungsprogramms sind keine Schlieren zu sehen. Ich habe testweise auch nochmal das Video unkomprimiert exportiert - keine Schlieren. Das Problem ist also identifiziert. :thumbup: Vielen Dank dafür!

Leider verfügt Magix Video deluxe 2014, soweit ich sehen kann, nicht über ProRes oder DNxHD. Ich stelle mal die Codecs von MPEG4 und AVI als Bild in den Anhang. Bei MPEG4 gibt es bei den erweiterten Videoeinstellungen noch verschiedene AVC-Encoder zur Auswahl (Auto, IntelQSV, Cuda, Software). Ich weiß nicht, ob man damit noch irgendwas machen kann? Kenne mich da leider nicht gut aus.
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Tiger

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Mittwoch, 22. April 2020, 17:43

Hier sind die Magix experten gefragt, sind doch einige im Forum unterwegs.

Im H.264 Standard sind verschiedene Profile und Level definiert, theoretisch sind auch 10 Bit 4:4:4 vorgesehen. Die Frage ist, was davon implementiert wurde. Ich verwende die Software nicht und kann daher hier nicht weiter helfen.

wabu

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Mittwoch, 22. April 2020, 20:42

Ich weiß nicht ob die Version 2014 tauglich für W 10 ist.

Allerdings würde ich zur Zeit, wegen des Greenscreens eine Version 2016 suchen.

Damit habe ich bessere Erfahrung als mit den neuesten Versionen.

https://www.pearl.de/a-SA5303-2215.shtml?query=magix

da gibt es eine Version 2018 für 15 Taler...

Am Ende des Tages ist es mir aber unbegreiflich einen grünen Hintergrund zu nehmen wenn man einen grauen will.....

P.S.: ProRes oder DNxHD ist nicht verfügbar

Tiger

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Mittwoch, 22. April 2020, 21:07

Welche Export Einstellungen würdest du denn empfehlen für maximale Qualität und möglichst wenig Kompressionsartefakte?

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Bewegung, greenscreen, Schlieren

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