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Donnerstag, 22. Januar 2009, 23:41

"Amateurfilm" – Versuch einer Definition

Dies ist kein Tutorial im klassischen Sinn, ich hoffe aber, dass der Artikel trotzdem hier erwünscht ist. Aber in letzter Zeit habe ich hier wieder einige Beiträge gelesen, die mich zu folgenden Fragen zurückbrachten, die immer wieder unter Amateurfilmern eine wichtige Rolle spielen (1): Was genau definiert eigentlich den Amateurfilm bzw. den Amateurfilmer als solchen? Wie ist diese Filmart bzw. diese Personengruppe am besten zu beschreiben? Und ab wann ist etwas professionell? Hier ein Versuch, dies zu klären:

"Amateurfilm" – der Versuch einer Definition

"Als Amateurfilme bezeichnet man alle nicht berufsmäßig und nicht kommerziell produzierten Filme." (2) So sagt zum Beispiel die populäre freie Enzyklopädie Wikipedia. Im Prinzip ist es also ganz simpel. Oder doch nicht? Während "nicht berufsmäßig" ein ziemlich eindeutiges Kriterium ist, scheint dies schon bei "kommerziell" nicht mehr der Fall zu sein. Arbeitet ein Amateur, der seine Ausgaben refinanzieren will, um nicht privat draufzulegen, noch nicht-kommerziell? Aber sehen wir uns doch als erstes das Wortfeld "Amateur" an:

"Der Amateur"
"Ein Amateur (franz. für 'Liebhaber') ist eine Person, die – im Gegensatz zum Profi – eine Tätigkeit aus Liebhaberei ausübt, ohne einen Beruf daraus zu machen bzw. Geld für seine Leistung zu erhalten. Ein Amateur ist ein Laie (griechisch. [...] 'zum Volk gehörig' [...]), für seine Tätigkeit nicht formal ausgebildet, im Unterschied zum Fachmann („dem im Fachgebiet ausgebildeten“). Der Begriff sagt wenig über die Sachkenntnis von Amateuren aus, die durchaus professionelles Niveau haben kann. Dagegen wird der Begriff amateurhaft abwertend im Sinne von 'nicht auf professionellem Niveau' gebraucht. Aus diesem Grund wird zur Beschreibung einer zwar als Amateur ausgeübten aber dennoch als professionell anzusehenden Leistung häufig der Begriff der 'Semi-Professionalität' verwendet." (3)

Das Wikionary unterscheidet "Amateur" sogar direkt in:
"1. (obsolete) A lover of something.
2. A person attached to a particular pursuit, study, or science as to music or painting; esp. one who cultivates any study or art, from taste or attachment, without pursuing it professionally. [Example :] She is an accomplished amateur woodworker.
3. Someone who is unqualified or insufficiently skilful. [Example :] The entire thing was built by some amateurs with screwdrivers and plywood." (4)

"Erster Teil des Problems"
Und schon stehen wir vor dem ersten Problem. Natürlich definiert sich jeder, wenn er sich selbst als Amateur bezeichnet, gerne unter dem zweiten Kriterium und nicht unter dem dritten. Die Definition ist also oft formal richtig, der Begriff bewertet die Person ja nicht qualitativ. Dennoch wird die Bedeutung meist von der Mehrheit abwertend oder negativ aufgefasst, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich der Amateur qualitativ nicht nach unten, wohl aber, durch den Fachmann, nach oben begrenzen lässt.



"Der Amateurfilm"
Der Ausgangspunkt ist wieder Wikipedia: "Amateurfilme bewegen sich in einem weiten Spektrum. So ist vom Hochzeitsfilmer bis zum Spielfilmmacher alles vertreten, was man sich vorstellen kann. Vor allem in den letzten Jahren fand die Gemeinde der Amateurfilmer mit Hilfe des Internets immer enger zusammen und so gibt es im Netz mittlerweile unzählige Seiten von Amateurfilm-Gruppen und Filmbegeisterten. Auch etliche Foren und Communitys rund um das Thema sind mehr als beliebt, um Tipps und Tricks auszutauschen, aber auch, um die eigenen Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Dabei überwiegt die Zahl der hobbymäßigen Amateurfilmer, was jedoch nichts schlechtes heißt. Die Qualität der Filme hat in den letzten Jahren enorm zugenommen, was auf die rasante Entwicklung von privaten Schnitt- und Bearbeitungswerkzeugen zurückzuführen ist. So können einige Effekte und Werke locker mit kommerziellen Hollywoodproduktionen mithalten. [...] Mit der wachsenden Verbreitung von Kamera-Handys steigt auch die Verbreitung von mit diesen aufgenommenen Videos, deren Wert meist in der Exklusivität der Aufnahme liegt, welche dann die relativ schlechte Qualität der Aufnahme rechtfertigt." (2)

Des weiteren kann das Wort "Amateurfilm" für viele schon durch Definitionen des BDFA (Bundesverband deutscher Filmautoren) belegt sein. Die Sichtweisen des Verbandes auf das Medium gelten aber unter nicht im Verband organisierten Filmern als veraltet – was auch kein Wunder ist, waren doch bereits 1996 mehr als 50% der Mitglieder älter als 50 Jahre. Außerdem nehmen technische Fragestellungen eine zentrale Rolle ein. Der Prozess des Filmemachens selbst wird nicht bedingt und selten innovativ vorangetrieben.

"Zweiter Teil des Problems"
Mit dem Begriff "Amateurfilm" lässt sich nicht die Art des Filmes bzw. des Filmens beschreiben, die vom Filmer betrieben wird. Aber zwischen Gelegenheits-Urlaubsfilmer und regelmäßigem Spielfilmregisseur sollte man doch unterscheiden können. Oder nicht?



Zusammenfassung:
Amateur ist das Gegenteil von Profi und besagt erst einmal nur, das jemand etwas nicht professionell, d.h. beruflich, macht. Dennoch schwingt eine abwertende Bedeutung mit. Die Art des Filmens wird unter dem Begriff Amateurfilm ebenfalls nicht berücksichtigt. Um besser zu wissen, über welche Art Film man redet, ist eine genauere Einteilung nötig, wie es zum Beispiel im AFF-Showroom versucht wird.



Vorschlag einer Einteilung:
Da Experimentalfilm sich schon per Definition den Konventionen des Mediums entzieht, wird er in dieser Einteilung nicht berücksichtigt.

Rein Dokumentarisch:
Ein zu dokumentierendes Ereignis steht im Mittelpunkt, das nicht extra des Filmes wegen stattfindet. Reicht von größeren Anlässen wie z.B. bei Hochzeits- und Urlaubsvideos bis zu kleinsten Begebenheiten, die mit einer "Handy-Cam" aufgezeichnet wurden. Von einem "Filmprojekt" kann hier nicht gesprochen werden, sondern eher von "Aufzeichnung" oder "Mitschnitt".

Fun-Charakter:
Sponane Ideen, dennoch stehen extra für die Kamera handelnde Personen im Vordergrund, z.B. Skaterfilme, XMA oder Mitschnitte von anderen Übungsgruppen. Obwohl die Personen extra für die Kamera agieren, sollen die aufgenommenen Einstellungen noch nicht als Szenen oder Sequenzen zusammengesetzt werden.

Tests und Material:
Footage, Effekte, Schauspielübungen. Eine Handlung ist nicht vorhanden. Es geht allein um den Wert einer einzelnen Einstellung(en) bzw. der Optimierung deren "Motivqualität". Mit Ausnahme der Effekttests, die oft auch rein zum Selbstzweck erstellt werden, dienen diese Filme der Vorbereitung für größere Projekte.

"geplantes" Projekt:
narrativer Film mit Planungsphase, z.B. Spielfilm, Werbespots, dokumentarische Projekte. Die Vorproduktion nimmt eine wichtige Rolle ein. Film wird als größeres Projekt verstanden, dass weit über das eigentliche "Filmen" hinaus geht und geplant werden muss.

Die meisten sich in Communities austauschenden Filmer dürften zu den zwei letztgenannten Kategorien gehören. Diese sind somit die hier so genannten "Amateurfilme". Innerhalb dieser Kategorien bietet sich eine weitere Einteilung in Filmart (Feature Film/Kurzfilm bzw. Dokumentation, Werbeclip, Spielfilm), Genre usw. an. Jede einzelne Kategorie kann der Erfahrung bzw. dem Kenntnisstand der Filmer entsprechend weiter eingeteilt werden in Einsteiger, Fortgeschrittener usw., da wie bereits erwähnt unter dem Begriff Amateurfilm keine qualitative Voreinschätzung enthalten sein sollte – mit Betonung auf "sollte".



Anspruch, Aufwand, Hilfestellung und Bewertung
Ein weiteres Phänomen ist typisch für den Amateurfilm: Vieles spielt sich in Communitiers ab. Eines der Probleme im Vergleich von Amateurfilmen ist, dass gerade weil der Begriff kein einheitliches Niveau widerspiegelt, die qualitative Bandbreite sehr breit ist. Dies führt dazu, dass viele Filmer Ansprüche an die Werke anderer anders stellen als Ansprüche an ihr eigenes Werk. Dies hat mehrere Gründe:

Der Aufwand:
Die meisten Filmer sehen das Filmemachen als Hobby. Wie viel Zeit man in sein Hobby investiert, bleibt jedem selber überlassen. Die einen sind ein paar Wochen(enden) im Jahr zum Drehen dabei, andere setzen sich täglich mehrere Stunden mit den Filmprojekten auseinander. Die Grundregel hier gilt: Je mehr Aufwand man betreibt, desto mehr kann und wird erwartet werden. Auch unabhängig von der Erfahrung.

Allerdings sollte man vorsichtig sein beim Vergleich z.B. eines Kurzfilm-Dramas mit einem Actionthriller in Feature Film-Länge. Obwohl es unterschiedliche Projektarten sind, werden sie gerne in einen Topf geworfen. Die Erwartungshaltung bei Feature Film orientiert sich dabei unbewusst meist stärker an professionellen Produktionen als bei Kurzfilmen, weil man hier mehr Filme gesehen hat, mit denen man den Amateurfilm vergleichen kann. Mit professionellen Kurzfilmen hat man dagegen normalerweise weniger Erfahrung, dafür aber mehr Konkurrenz im Amateurbereich.

Die Erfahrung als objektiver Kritiker bzw. Berater:
Es dürfte klar sein, dass ein Filmer auf Einsteiger-Niveau nicht den Aufwand eines Feature Films mit großem Cast, Ausstattung, Stunts sowie aufwändiger Nachbearbeitung mit Farbkorrektur und digitalen Effekten einschätzen kann. Dennoch tun es viele. Anders herum kann es auch sein, dass erfahrenere Filmer oft vergessen, dass jeder mal klein anfangen muss. Hilfestellungen und Kritik objektiv und passend zu geben fällt daher schwer. Oft möchte man helfen und/oder kritisiert einen Film ("Kritisieren" heißt übrigens erst mal nur "bewerten" und nicht "schlechtes herausstellen". Dieser Begrifff wird genau so schnell falsch verstanden wie "Amateur"). Allerdings sollte man sich bei jeder Kritik/Hilfestellung fragen, ob man meint, damit wirklich weiterhelfen zu können.

Die Bewertung:
Filmen ist immer noch ein ungewöhnliches Hobby. Die ersten Kritiker sind meist in irgendeiner Weise mit dem Projekt verbunden. Isoliert betrachtet ist ein Filmer daher leicht der Größte. Erst im Vergleich mit anderen Filmschaffenden stellt er sein Werk filmisch interessierten und erfahrenen Kritikern zur Diskussion. Meistens fehlen aber objektive Angaben zu Aufwand und Anspruch der Produzierenden, so dass ein Film schnell falsch eingeschätzt werden kann. Dies führt dazu, dass Filmemacher absolute Bewertungen oft viel ernster nehmen als sie es sollten. Wichtiger ist das Annehmen von konstruktiver Kritik und Verbesserungsvorschlägen. Was allerdings auch voraussetzt, dass diese von qualifizierter Seite erteilt werden. Denn wohl allen Amateurfilmern dürfte das Bestreben gemeinsam sein, durch "Learning by doing" ihre Qualität stetig zu verbessern.



Zusammenfassung:
Aufwand und Erfahrung auf der einen sowie Anspruch auf der anderen Seite sollten immer die Basis dessen sein, was man als Amateur tut. Egal ob im filmischen oder in einem anderen Bereich. Vor dem Hintergrund dieser Relation sollte man andere und auch sich selbst als Amateur sehen, denn sich darauf zu beschränken, dass ein Amateurfilmer irgendein Filmer ist, der seine Brötchen nicht mit dem Medium Film verdient, ist mir zu ungenau. Wie wichtig ist es, ein Werk zum Beispiel für sich selbst sprechen zu lassen oder vor dem Hintergrund seiner Entstehung zu sehen? Ersteres ist das Muss der Profis, letzteres der Luxus der Amateure. Ein Luxus, auf den jeder Amateur verzichten wird, sobald er so weit ist...



Alternativen zum Begriff und die Ermangelung derselben
Für viele Amateurfilmer, die Filme mit Projekt-Charakter drehen, stellt sich die Frage, auf andere Begriffe wie Independent Film, Studentenfilm, Nachwuchsfilm, No/Low Budget Film (zwei weitere Begriffe, die oft missverständlich verwendet werden) oder Hobbyfilm auszuweichen. Jeder der Begriffe kann einen anderen Aspekt des Amateurfilms beleuchten – oder aber schon über ihn hinaus gehen (z.B. in den prosessionellen Bereich). Welche Bezeichnung für einen Film das richtige ist, ist eine individuelle Entscheidung und auch immer stark abhängig vom aktuellen (Wissens-)Stand des Filmteams. "Amateurfilm" mag zwar oft richtig sein, aber ist er auch gut gewählt? Beschreibt er die Identität meines Filmteams gut? Eignet er sich zur "Vermarktung", falls ich das will? Bin ich dann noch Amateur? Darf ich mich schon als Filmer bezeichnen, obwohl ich noch bei keinem eigenen Projekt dabei war? Die Antwort ist: Das was ihr selbst dazu sagt. Aber jeder sagt eben etwas anderes.



Weiterführendes
"Was genau definiert eigentlich den Amateurfilm bzw. den Amateurfilmer als solchen? Wie ist diese Filmart bzw. diese Personengruppe am besten zu beschreiben?"
Das waren die Ausgangsfragen. Vieles wurde nur angerissen, schließlich wollte ich hier einen Artikel und keine Dissertation schreiben. Wer dies möchte: Eckhard Schenke geht in "Der Amateurfilm – Gebrauchsweisen privater Filme" (Göttingen, 1998) (5) wissenschaftlich auf die Problematik des Begriffes Amateurfilm ein und stellt auch verschiedene Organisationsformen wie Offene Kanäle und den BDFA gegenüber.



Mein Fazit
Manch einer mag sich zu Beginn gefragt haben, wie man sich so viele Gedanken um einen Begriff machen kann, der doch eigentlich klar sein müsste. Ich hoffe, mit diesem Artikel gezeigt zu haben, dass er das nicht ist, es sich aber lohnt, sich darüber Gedanken zu machen. Ich freue auf Eure Kommentare.

Quellen/Weiterführendes:
(1) Neuer Name fürs Amateurfilm Magazin: http://www.amateurfilm-magazin.de/index.php?thread=10162&p=1 (Recherchedatum: 16.06.08)
(2) Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Amateurfilm (Recherchedatum: 16.06.08)
(3) Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Amateur (Recherchedatum: 16.06.08)
(4) Wiktionary: http://en.wiktionary.org/wiki/Amateur (Recherchedatum: 16.06.08)
(5) http://webdoc.sub.gwdg.de/diss/2000/schenke/index.htm (Recherchedatum: 16.06.08)
Der Original-Artikel erschien am 30.06.08

Anmerkung: Vielen Dank an Jumperman, dem Wikipedia den Großteil der "Amateurfilm"-Definition verdankt.

TATORT CALW: HEXENSABBAT mit Vorfilm "Die Rotkäppchen und der Wolf"
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2

Freitag, 23. Januar 2009, 00:05

Für gut befunden und freigeschaltet.
Danke für die Mühe (auch an Jumperman), habt ja echt viel recherchiert.
Gruß Purzel

MichaMedia

unregistriert

3

Freitag, 23. Januar 2009, 01:56

Zusatz:

Wie wird der Begriff „Amateurfilm“ als Zuordnung in der Gesellschaft allgemein aufgenommen?
Adult-Content Fanatiker (XXX, Pornographie) verstehen darunter Anfänger der Pornoszene als Darsteller, zum ersten Mal vor der Kamera in diesem Bereich. Leider ist die Verbreitung solch einer Definition im Internet am größten, wobei man schnell als Amateurfilmer außenstehende diesen Begriff erklären muss. Auch die Registrierung von Toplevel Domains die den Begriff Amateurfilm beinhalten, in einigen Sparten, zeigt sich als schwierig, da bereits Vergeben mit diesen Content.
Amateurfilm.tv liegt in solchen Bereichen, wobei Amateurfilm-tv.de unsere Definition entspricht.

Denkt der Durchschnittsbürger bei dem Begriff „Amateurfilm“ an Urlaubsvideos, oder Pornos?
Nein, Umfragen hatten ergeben das dies nicht so ist und die Meisten wissen das es sich um Filme Handelt, welche eben nicht von kommerziellen Produktionsfirmen entstanden, zu dieser Aufklärung sorgten u.a. die Ausstrahlungen in dem Fernsehsender Arte und den Dritten der ARD.

Nun zur heutigen Problematik, wie bereits in der Definition oben beschrieben, grenzt sich der Amateur im klassischem Sinne vom Fachmann ab, in der Qualität, stimmt heutzutage noch immer durch die Masse an Videos, wo man dies ersehen kann, leider würde dieser Begriff, „Amateurfilm“, dann aber nicht bei den zahlreichen Amateurfilm-Produktionen passen, welche das Niveau von Hollywood ankratzen und dem in nichts nachstehen, vielleicht sogar besser als einige kommerziellen Produktionen ist. In den USA nannte man es gern B-Movie, was wieder einer Qualitätseinstufung entspricht, weiter hat sich der Begriff „Independent Film“ eingefunden, dieser sagt eben aus, das jener Film nicht unter Einfluss großer Studios entstand, sondern von unabhängigen Produzenten, das Problem bleibt dabei, das es sich wieder um kommerzielle Produktionen handelt.

Aussagende Begriffe wie „Freischafende Filmkunst“, „Selbstfinanzierter Film aus Liebe zum Film und Hobby“, finden keinen Weg in die Gemeinde, die Amateurfilmgemeinde sieht sich selbst als „Amateurfilmer“, somit sollten eher für die Verwandten mit diesem Namen neue Namen geschaffen werden, als für die Elite, welche Anspruch drauf hat.

Der Unterschied zwischen Amateur und Fachmann, ist heute in vielen Berufszweigen so dünn, das wir damit leben können, zumal es eher oft mit „Gelernt“ und „Ungelernt“ verglichen wird, das zeigt aber nur den Lernweg, nicht die Kenntnis.
Daher werden unwissende oder Einsteiger, eben als solche Bezeichnet oder auch mit niedrigem Wissenstand als „Laie“, Amateur hingegen besitzt bereits fundamentale Kenntnisse, dessen Größe und Umfang nur nicht kommerziell bestätigt ist, also ungeprüft wo ist. Ein Amateur ist dabei kein Einsteiger, der von Null beginnt, sondern ein Erfahrender dessen Wissenstand man nicht zuordnen kann, wie bei herkömmlichen Test- und Prüfungsverfahren.

Ein Amateur pendelt also zwischen „Laie mit Grundkenntnissen“ über den Null-Punkt des Fachmanns bis zum Experte, wo der Zeiger stehen bleibt, liegt an jedem Amateur selbst.
Amateur beschreibt also mehr die Tatsache: besser als, aber zwischen dem und dem, Amateur ist also nicht eine eigenständige Erklärung, Amateur ist eine Vergleichsorientierte Erklärung, die auch individuell ist.
Da Amateurfilm zwei Begriffe beinhaltet, Amateur und Film, kann man bei der Definition den Bezug des Amateurs zum Film mit einfließen lassen, zum Thema Film, Film im klassischem Sinne als Film, und nicht als Handyclip.

Zum Schluss möchte ich nur zufügen, das ein Re-Finanzierter Amateurfilm noch immer ein Amateurfilm ist, weil die Vermarktung ein anderer Zweig ist und mit der Produktion des Produkts nichts am Hut hat.

Gruß Micha.

Birkholz Productions

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Freitag, 23. Januar 2009, 02:09

EDITIERT-----------------

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Freitag, 23. Januar 2009, 10:04

Ergänzung: Low Budget / Tight Budget / Micro Budget / No Budget

"The typical Hollywood feature film budget runs in the range of $40 million to $80 million, and a low-budget Hollywood film costs about $5 million to $8 million." (1)Viele Amateurfilmer gehen schon von "Low Budget" aus, wenn nur ein paar Hundert Euro in ihrem Film stecken. Um auch mal die Unschärfe in den "-Budget"-Definitionen aufzuzeigen, hier mal ein paar – für manche wohl erschreckende – Beispiele:

Definition durch Produktionskosten:

Low Budget: Eliot Grove, Filmproduzent und Gründer des Raindance Film Festival und der British Independent Film Awards definiert Low-Budget wie folgt: "A low-budget film is made for less than $1 million (US)" (1) Eine europäischere Definition (3): Das Filmförderprogramm MEDIA bezeichnet Projekte mit Produktionskosten bis zu 1,5 Mio. Euro als Low Budget.

Tight Budget: Weiter wird unterteilt in "Tight Budget", das sich in der Größenordnung von 30.000 bis 3 Mio. Euro bewegt. (3) Diese scheint eine europäische Einteilung zu sein, da im anglo-amerikanischen tight einfach "eng" heißt.

Micro Budget: Wieder Eliot Grove: "A micro-budget film is made for less than $500,000." (1)
Allgemein anerkannte Beispiele hierfür sind die frühen Werke von Wayne Wang, Kevin Smith oder Robert Rodriguez. Während das vor allem in Amateurfilmer-Kreisen sehr beliebte Motivations-Beispiel "El Mariachi" nur 7,000 Dollar(EDIT: siehe dazu auch Freezers Anmerkung im nächsten Beitrag) kostete, kostete "Eraserhead" (schon 1977!) 100.000 Dollar. Trotzdem sieht Wikipedia beide als Mikro-Budget, während "Blair Witch Project" mit 22.000$ nur unter das allgemeine Low Budget fällt.

No Budget: "No-budget films are currently considered to be those made for $5,000.00 or less. Anything more than this would be considered a low budget film. Real no-budget films, however, are made every day with video tapes and consumer cameras. They cost less than $100."(5) Andererseits Grove, die dritte(1): "No budget means less than $100,000." Falls also hier mal jemand glaubt, er wäre Low-Budget-Filmer: Vergesst es. Hier vereinen wir uns alle darunter. Und sind alle gleich :P 8-) :D

Definition durch Zielpublikum im Vemarktungsprozess:

"Main Stream wird oft als Gegenpol zu Low Budget gesetzt" (3). Hier wird aber nur die Größe des Zielpublikums bestimmt. Es kann sehr teure Filme mit kleinem Zielpublikum genauso geben wie sehr billige Filme mit riesigem Publikum. Eine solche Gegenüberstellung ist also im Kern nicht richtig, wird aber oft vorgenommen. (Gleiches gilt übrigens für die vermeintlichen Gegeteile Independent und Mainstream).

Weitere Faktoren der Eingrenzung:

Wikipedia kommt zu dem Schluss: "It is not determined what qualifies a film as a low budget production. The term "low budget" is relative to a certain country and varies upon genre. For example, a comedy film made for $20 million would be considered a modest budget, whereas an action film made for the same amount of money would be considered low budget."(1)

FAZIT:

Auch wenn der Artikel versucht, Low-Budget nach oben, d.h. gegen "High Budget", abzugrenzen, gilt dies nach unten hin genauso. Während No-Budget schon aus dem Begriff heraus allerdings nicht-kommerziell sein MUSS, sieht es bei Low-Budget anders aus.

Die Tatsache, dass es viele solcher Filme gibt, die kommerziell, d.h. mit der Absicht auf Gewinnerzielung, produziert werden, schließt aber eben nicht aus, dass es auf "non-profit"-Low-Budget-Filme(r) gibt.

(1)www.canadianfilmmaker.com
(2)Wikipedia: Low Budget
(3)Sybille Kurz: "Low-Budget-Filme" (UVK, 2006)
(4)Wayne Wang und sein Mikro-Budget-Film
(5)Wikipedia: No Budget

TATORT CALW: HEXENSABBAT mit Vorfilm "Die Rotkäppchen und der Wolf"
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freezer

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Freitag, 23. Januar 2009, 17:52

Zum El Mariachi $7.000,- Märchen möchte ich noch was ergänzen, da ich das Buch von Rodriguez gelesen habe:
Mit den $7.000,- wurden ausschließlich die Herstellungskosten für den Film finanziert. Dazu hatte er den Vorteil in Mexiko gedreht zu haben, was schon mal enorm die Kosten senkt, Waffen bekam er tw. von der örtlichen Polizei kurzfristig geliehen, auch ein großer Transportwagen ist aufgrund der Menge in Mexiko leichter mal so zu bekommen, als in unseren Breiten. Geschnitten hat er das Ding 1992 auf analogem Video mit den Dailies. (1)

1. D.h. heute müßte man schon mal die Inflation seit damals draufschlagen - ich schätze mal das der Betrag heute eher $ 18.000,- wären.
2. Die Kosten für den tatsächlichen Filmschnitt auf 35mm übernahm das Studio, ebenso wie das Mastern des Tons, Säubern des Films und Farbanpassungen. Da kammen sicher ordentlich Kosten zusammen.
3. Ausbelichtung, Marketing, Vertrieb - hat alles das Studio bezahlt

Schlußendlich hat der Film mehrere $100.000,- gekostet, wurde aber als $7.000,- Film vermarktet. (2)

(1) Rodriguez, Robert.
"Rebel Without a Crew: Or How a 23-Year-Old Filmmaker With $7,000 Became a Hollywood Player." ISBN 0452271878

(2) Wikipedia Robert Rodriguez
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Freitag, 23. Januar 2009, 20:08

Danke, Freezer, für die Ergänzung. Wollte ich noch als Anmerkung dazu schreiben und bezeichnete die Produktion deshalb nur als "Motivationsbeispiel". Hab es dann aber wohl vergessen. Ähnliche märchenhafte Verhältnisse werden übrigens auch für "Blair Witch Project" aufgezeichnet, wenn man völlig unbedarft einfach nur Produktionsausgaben und Einspielergebnis vergleicht. Weitere Infos hierzu siehe z.B. unter www.filmreference.com

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Dienstag, 30. Juni 2009, 10:44

Ergänzung zur Budget-Diskussion

In letzter Zeit habe ich wieder mit verschiedenen Leuten verstärkt über No und Low Budget diskutiert. Dabei fiel auf, dass ich einen weiteren Ansatz im obigen Beitrag nicht erwähnt habe. Das internationale No- und Low- Budget Filmfestival INDEPENDENT DAYS in Karlsruhe hat das Kriterium "Kosten pro Minute Laufzeit". Wo hier genau die Grenze zwischen No- und Low Budget gezogen wird (falls es überhaupt eine gibt), weiß ich allerdings noch nicht.

Hier ein Auszug aus deren Selbstbeschreibung:

Zitat

Kurzbeschreibung der Festivals

Als reines Low- und No Budget-Filmfestival zeigen wir Filme, die weniger als 2.500 Euro pro Minute Laufzeit gekostet haben. Weitere Einschränkungen hinsichtlich Laufzeit, Genre oder Format gibt e nicht. Auf dem Festival sind sowohl Beiträge von ambitionierten Amateuren, von Studierenden an Filmhochschulen, aber auch von Medienprofis zu sehen, die den kreativen Freiraum des kleinen Budgets zu nutzen wissen.

Das heißt also, dass selbst bei einem Festival, dass sich durchaus direkt an "ambitionierte Amateure" wendet, folgende Dimensionen ergeben, wenn man in etwa wie im AFF in Clip, Kurzfilm und Feature Film unterteilt:

Laufzeit: 3 Minuten -> 7.500 Euro Budget möglich
Laufzeit: 20 Minuten -> 50.000 Euro Budget möglich
Laufzeit: 90 Minuten -> 225.000 Euro Budget möglich

Lasst uns also den "kreativen Freiraum des kleinen Budgets" nutzen... :thumbsup:

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Jumperman

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Dienstag, 30. Juni 2009, 10:50

Ich weiß jetzt nicht mehr genau, obs hier schon wo angemerkt wurde (wollte nicht nochmal alles durchlesen), aber in wie weit kann man das Budget bei einem Amateurfilm eigentlich berechnen?
Bei professionellen Produktionen ist ja auch immer die Arbeitszeit der einzelnen Mitwirkenden mit berechnet mit dem entsprechenden Stundenlohn. Bei Amateuren ist das eher selten der Fall.
Wenn also monate- oder jahrelang an einem Film gebastelt wird, ist ja da schonmal eine immense Summe an Arbeitskraft-Kosten vertreten.

Interessant wäre es dann zu wissen, ob sowas dann auch bei den Beschränkungen auf Filmfestivals mit einberechnet werden muss.

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Mittwoch, 15. Juli 2009, 18:54

[...] in wie weit kann man das Budget bei einem Amateurfilm eigentlich berechnen? Bei professionellen Produktionen ist ja auch immer die Arbeitszeit der einzelnen Mitwirkenden mit berechnet mit dem entsprechenden Stundenlohn. Bei Amateuren ist das eher selten der Fall. Wenn also monate- oder jahrelang an einem Film gebastelt wird, ist ja da schonmal eine immense Summe an Arbeitskraft-Kosten vertreten.

Interessant wäre es dann zu wissen, ob sowas dann auch bei den Beschränkungen auf Filmfestivals mit einberechnet werden muss.
Die aktuellen Teilnahmebedingungen für die Independent Days 10 wären jetzt raus; vielleicht wird das dort ja unter "Infrastuktur" berücksichtigt. Da Amateur-Arbeitszeiten aber nirgendwo erfasst werden, könnten solche Kosten im höchsten Falle geschätzt werden. Ich hätte allerdings auch keine Ahnung, was für einen Satz man für welche Arbeiten (Location-Scouting, PR, Visuelle Effekte, um nur mal drei zu nennen, die schwierig einzuschätzen sind) veranschlagen müsste...

Zitat

Es können sowohl Kurz- als auch Langfilme eingereicht werden. Der Schwerpunkt des Festivals liegt auf narrativen Inhalten. [...]

Die Produktionskosten dürfen 2.500 Euro pro Minute Laufzeit nicht überschreiben. Im „No Budget-Wettbewerb“ dürfen die Kosten pro Minute Laufzeit 250 Euro nicht überschreiten werden. Neben den de facto-Produktionskosten werden hierbei auch Faktoren wie Drehmaterial, Infrastruktur bei der Kategorisierung mit berücksichtigt.
[...]
Quelle Teilnahmebedingungen ID10

Hier also die korrigierten "Vergleichszahlen":

Low Budget:

Laufzeit: 03 Minuten --> 7.500 Euro Budget möglich
Laufzeit: 20 Minuten --> 50.000 Euro Budget möglich
Laufzeit: 90 Minuten --> 225.000 Euro Budget möglich

No Budget:

Laufzeit: 03 Minuten --> 750 Euro Budget möglich
Laufzeit: 20 Minuten --> 5.000 Euro Budget möglich
Laufzeit: 90 Minuten --> 22.500 Euro Budget möglich

Womit vermutlich immer noch alle Independent-Filmer im AFF im No Budget-Bereich liegen dürften... ;)

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Dienstag, 21. Juni 2011, 10:09

Amateur für mich

amateur ist der, wer Filme liebt, macht, aber nicht als Beruf. bezieht nicht auf Budget, sondern Mainstream oder nicht...

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