Hab mir den Film und das Making Of angesehen und werde nun versuchen, dir eine konstruktive Kritik zu geben:
Was ich gut finde:
Die Lichtstimmung und die Bildqualität im Brunnen. Gefällt mir, dass du dir Zeit lässt mit den Kameraeinstellungen und nicht so viele Schnitte machst. Das ist etwas, das heutzutage nur noch wenige machen, dass man so lange auf einer Einstellung bleibt. Ein paar Schnitte auf Details wären in machen Situationen vielleicht besser gewesen, aber man kann sich von deinen Totalen aus immer vorstellen, was gerade los ist. Den Ton habt ihr auch ganz gut hinbekommen. Man hört die Stimmen deutlich. Einzig bei ein paar Schnitten fehlen besser Übergänge. Schauspielerisch hat mir (entschuldige, ich weiß den Namen nicht mehr, also sag ich jetzt einfach) der dickere Typ am besten gefallen. Der spielt natürlich und nicht zu übertrieben.
Was mir nicht so gefallen hat (das überwiegt nun leider): Achtung Spoiler!
- Ich verstehe die Geschichte, die du erzählen willst (glaub ich halt), aber diese ist nicht ganz logisch bzw. gut erzählt. Wovon die Menschen davonlaufen ist die Frau und evtl. das Kind. Warum? Die Gruppe ist viel stärker als eine Frau. Mit ihren Waffen könnten sie die locker töten. Vor allem in so einem weitläufen Gebiet wie ein Wald. Warum verharren die alle in einem Brunnen. Sind die irgendwo mitten im Urwald, wo kilometerweit keine Zivilisation ist? Was macht die Frau so schrecklich? Vorgeschichte? Es fehlt der Handlungsstrang der am Ende alles miteinander verknüpft. So sind es einfach nur ein paar Leute, die sich vor einer Frau verstecken, die grundlos tötet. Ist die Frau vielleicht nicht der Hauptgrund, vor dem alle Angst haben, sondern will sie nur die Vorräte von der Gruppe?
- Der Typ, der am Anfang umgebracht wird, darauf hätten die anderen mal reden können, um einen Bezug herzustellen (oder haben sie das? Weiß nicht mehr)
- Die Schnitte sind, je nach Situation, mal gut, mal nicht so gut. Vor allem am Ende, wo die Tochter die Mutter ersticht. Da hätte man mit ein paar Detailaufnahmen wie zum Beispiel vom Messer was ausbessern können. Auch draußen bei der Flucht schneidest du auf zwei gleiche Perspektiven. Da wäre Schuss und Gegenschuss besser. Vor allem im Brunnen wären manche Detailaufnahmen ganz gut, um ein Gefühl der Enge hervorzuheben.
- Schauspielerisch hat mir die Blonde am wenigsten gefallen. Ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll, aber die redet wie ein Roboter. Ich merke da von Emotion und Stimmlage keine Veränderungen.
- Im Brunnen gibt es mal einen Kameraschwenk von rechts nach links und wieder zurück. Da merkt man, dass ein Stativ verwendet wurde, da die Bewegungen manchmal ruckeln. In dieser Situation hätte ich gar kein Stativ verwendet, das wäre als handheld camera für die Stimmung viel besser gewesen.
- Ich würde es vielleicht sogar besser finden, wenn du die Anfangsszene mit dem Mann im Wald ganz weglässt. Das macht die Geschichte spannender. Außerdem, ein Mann im Wald mit einer Frau mit einem Messer. Da würde ich mir einen größeren Ast schnappen und ihr den Schädel einhauen. Das Gebiet ist ja groß genug um Abstand zu haben.
Ich hoffe, das hilft dir weiter. Ich weiß ganz genau, wie es dir geht. Eine Geschichte zu erzählen, ist nicht so einfach. Du musst dir selber beim Drehbuchschreiben immer die Frage an den Kopf hauen, warum? Wenn jemand etwas macht oder etwas passiert, warum? Was würdest du machen? Die Geschichte hat einen guten Ansatz, hat aber zu viele Lücken und könnte so nie geschehen.
Du musst auch mit deinen Längen aufpassen. Wie zum Beispiel im Making Of. Das ist vielleicht etwas, das ihr als die Macher gerne in Erinnerung behaltet, mit diesem Inhalt für die Öffentlichkeit solltest du es aber auf 5 Minuten kürzen.
Film ist nicht Perfektion, sondern die Illusion, unwirkliches perfekt erscheinen zu lassen.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Silerofilms« (31. März 2016, 12:07)