Liebe Svenja, ich muss dir leider dringend davon abraten, sich weiterhin Gedanken über diese Projektidee zu machen. Filmemachen ist kein Zuckerschlecken und selbst ambitionierten Amateurfilmern treibt es bei 3-Minuten-Filmen immer wieder den Schweiß auf die Stirn. Filmemachen benötigt viel Erfahrung, Erfahrung die du leider noch nicht mitbringst.
Um deine Idee zu einem Film mit für den Zuschauer zumutbaren Amateurfilmniveau zu drehen, braucht es nicht nur immens viel Geld, sondern auch immens viel Arbeitszeit, wie viele Beitragende hier schon geschrieben haben. Sicherlich gibt es Menschen, welche für einen Amateurfilm ihre Arbeitszeit und ihr Taschengeld für solch ein Projekt aufopfern. Aber warum machen Amateurfilmer so etwas? Sie opfern sich nicht nur für den Film, um während der Arbeit Praxiserfahrung zu sammeln, auch nicht, um sich am Ende über ein gelungenes Endergebnis zu freuen, auch nicht immer, um direkt mit dem Film direkt Geld zu verdienen. Nein, was Beteiligte eines Filmes wollen ist - eine Referenz zu haben. Das betrifft besonders Produktion, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller, Nebendarsteller, Kamera, Filmmusik, Schnitt. Sie wollen zeigen, was sie geleistet haben, um in Zukunft in ihrer Karriere auch aufsteigen zu können. Außerdem lohnt sich die ganze wertvolle und kostenintensive Arbeit auch nur, wenn ihr Ergebnis einem großen Publikum geteilt wird.
Wer so viel Arbeit in einen Film hineinsteckt, wünscht sich, dass dieser auch mal auf Filmfestivals, im Programmkino, in den Wohnzimmern auf verkauften DVDs oder auch auf YouTube läuft. Niemand wird ernsthaft dutzende, hunderte Stunden Arbeit und hunderte, tausende Euros opfern, wenn der Film am Ende nur von 40, 50 Menschen im privaten Kreis der Beteiligten mit ihren Angehörigen angeschaut wird.
Und eben weil du die Rechte für Tribute von Panem nicht bekommen wirst, kann es, wenn überhaupt, nicht mehr als eine YouTube-Veröffentlichung werden, die sich dann aber auf rechtlich dünnem Eis bewegt. An Kino-Aufführungen, Filmwettbewerbe- und Festivals ist nicht zu denken.
Abgesehen davon sind die Tribute von Panem aufgrund ihrer Handlung auch eine gigantische Herrausforderung für das Szenenbild. Um der Geschicht treu zu werden, braucht es gewaltig viel Arbeit in Kulissenbau, Kostüm, Requisite, Komparsen und Spezialeffekte. Es bräuchte doch mindesten einen hohen fünfstelligen Eurobetrag, um diese ganzen Sachen zu finanzieren - Geld, das eben nicht da ist, solange ein sehr wohlhabender Fan, der den gleichen Wunsch einer Neuverfilmung wie du, nicht eine großzügige Spende für dieses Projekt abgibt.
Selbst wenn du begeisterte Menschen für den Film zusammenbringen würdest - je länger die Dreharbeiten dauern (und diese werden bei solch ein Film wird seeeehr lange dauern), desto mehr verlieren die Beteiligten ihre Geduld. Und es werden mit zunehmender Zeit die Beteiligten garantiert ihre Teilnahme an dem Projekt beenden. Und das können sie auch, denn ihre Teilnahme ist rein freiwillig, solange du sie nicht an Knebelverträge bindest. Einen Kameramann kann man noch ersetzen, springt eine Hauptrolle ab, dann kann man das Projekt eigentlich komplett fallen lassen.
Allein schon wegen zu langer Drehzeiten trauen sich nur wenige Filmemacher an einen Langspielfilm, der Aufwand ist meist zu hoch.
Bei all diesen Einschränkungen und Risiken wird kein halbwegs erfahrener Filmmensch Energie investieren, solange alle Beteiligten keine Ultra-Fans von Tributen von Panem sind. Dieser Realität musst du ins Auge sehen.
Nun, das ganze soll aber nicht abschrecken, überhaupt Filme zu machen. Wie schon mehrfach empfohlen: Beginne klein, fang mit einem Kurzfilm an. Bist du begabt im Geschichtenschreiben? Dann verfasse doch ein Drehbuch. Du könntest ja etwas schreiben, dass den Tributen von Panem ähnlich ist. Versuche dabei aber nicht auffällig zu kopieren. Plagiate sind nicht besonders originell. Bei eigener Kreativität wird man die Arbeit auch mehr wertschätzen. Und du persönlich kannst dann auch auf stolz auf dein eigenes Werk sein.
Vielleicht findest du ja aber auch eine schöne alte Geschichte mit abgelaufenen Urheberrechten, die man umsetzen könnte. Oder du kennst bzw. findest jemanden, der eine selbstgeschriebene Geschichte in einen Film umsetzen möchte.
Mit einem eigentständigen Kurzfilm gehst du weniger Risiken ein. Erst mal wirst du damit eher Filmschaffende anlocken, als bei einem wackligen Mammutprojekt. Du musst weniger Geld, weniger Arbeit, weniger Zeit investieren. Du kannst den Film überall veröffentlichen wo du magst, mit ihm ohne große rechtliche Bedenken einem breiten Publikum vorführen, im Kino, im Internet, auf Filmfestivals, und wenn sehr gelungen sogar Filmpreise absahnen. Bist du dann mal so weit gekommen, werden ambitioniertere Filmschaffende schon von allein neugierig auf dich und ihr habt dann die Möglichkeit etwas größeres umzusetzen, vielleicht irgendwann mal auch ein Remake von Tribute von Panem.
Und was die Tribute von Panem angeht - Ein Buch bleibt ein Buch und der Film der bleibt ein Film. Und wenn der Film nicht dem Buch gerecht geworden ist - probier's mit Kopfkino