Amateurfilm-Forum

Ab ca. 3 Minuten bin ich ausgestiegen. Habs zwar noch bis zum Schluss geschaut, aber die Story war für mich ab da zu Ende. Kein Mensch lässt sich von einem anderen aus einer Bar und die Straße entlang zerren, ohne Gegenwehr zu leisten. Und dann sitzt er auch noch lässig im Auto und meint, dass sie schon längst hätten losfahren können. Zudem hätte der echte Rainer ja wohl eindeutig bemerkt, wenn jemand in die Bar stürmt, vor allem wenn es jemand in so einem Aufzug ist, der sich lautstark bemerkbar macht. Ihr hättet Rainer ja wenigstens aufs Klo gehen lassen können, auch wenn das schon wieder sehr klischeehaft gewesen wäre. Plot convenience und suspension of disbelief in allen Ehren, aber das ist schlichtweg unrealistischer Unsinn.

Das mit dem gleichen Koffermodell ist auch arg konstruiert.

Wieso schreibt der Boss ihm überhaupt einen BRIEF? Ist belastendes Beweismaterial.
Und warum dieser Umweg mit dem Motorradhelmtyp? Wenn man einen Auftragskiller engagiert, bringt man doch nicht jemanden ins Spiel, an den sich mögliche Zeugen hinterher auf jeden Fall erinnern werden. Auch wenns ja zumindest rauskommt, dass der Aufzug seine eigene Initiative war, hätte sich der Boss doch nicht jemanden rausgesucht, der solche Alleingänge durchzieht.
Der Radiobeitrag war auch unrealistisch.

Kurzum: Die Story ist total unausgereift.

Technisch war der Film ganz in Ordnung, obwohl man da sicher auch wieder hätte etwas kürzen können. Bei dem Gespräch des Pärchens ist ein Achsensprung drin, da hättet ihr über die andere Schulter der Frau kommen sollen. Am Anfang hätte ich Rainer den Rest des Briefs vorlesen lassen, sobald auf ihn geschnitten wurde (vorausgesetzt, ich hätte so was Unsinniges wie den Brief dringelassen).

Das Schauspiel war im Gegensatz zu "Plötzlich aus" ziemlich solide.

Zitat von »UhlFilms«

Allerdings könnte man ja wenn man einen Film anschaut sich darauf einlassen, dass es hier eben schon passiert, und sich nicht schon nach drei minuten nur mehr darüber ärgern dass so etwas nicht in echt passiert oder?

Ja, nennt sich suspension of disbelief. Das darf man aber nicht als Freifahrtschein benutzen.

Zitat

Gerade das macht erfundene Geschichten doch so interessant: sie werden frei erfunden, da darf so etwas wie das mit dem Koffer eben passieren. Dass es "konstruiert" ist sehe ich also nicht umbedingt als "schlecht" oder so.

Das mit dem Koffer darf ruhig passieren. Das alleine hätte ich auch gerne durchgewunken. Aber den Rest kannst du einfach nicht schönreden.

Zitat von »UhlFilms«

PS: Nicht dass ich mich jetzt damit vergleichen will, aber mich würde interessieren was du dann von Filmen wie "Airplane!" oder ähnlichen hältst? Ist das für dich auch sofort schlecht nur weil es einfach unlogisch ist?

Gut, dass du gleich klarstellst, dass du keinen Vergleich suchst. Ich kenn das meist aus der Literatur, wenn jemand irgendeinen Unsinn schreibt und dann "Ja, aber Kafka!!!" brüllt.
Ich finde Airplane! super und in sich konsequent. Natürlich gibts da viele Szenen, bei denen man sagen müsste: "In echt würde niemand so reagieren", aber der große Unterschied ist, dass genau dieses 'Fehlverhalten' dann zum Lachen führt. Der ganze Filme klatscht dir in jeder Sekunde ins Gesicht "Ich bin eine Komödie". Bei dir ist der Aufbau ein ganz anderer, man erkennt den Film nicht als Komödie. Wenn einer in die Bar stürmt und jemanden rauszerrt, der das ohne Widerstand mit sich machen lässt und der eigentliche Typ nicht mal aufschaut, dann ist das nicht lustig, daher kann man die Unlogik auch nicht verzeihen.

okay ich sag dann auch mal was zu dem Film, ist ja sonst nicht fair. Immerhin hast Du Dir viel Mühe damit gemacht.


Im Prinzip hat L Lawliet alles wichtige angesprochen. Leider fällt es extrem schwer den Film komplett von vorne bis hinten anzuschauen, ich denke das ist ein Hauptgrund weswegen bisher so wenige etwas dazu geschrieben haben. 17 Minuten ist ja schon nicht wenig, wenn man das mit den Filmen vergleicht, die hier sonst so präsentiert werden. Das wäre aber nicht das Problem, wenn es eine Story geben würde die den Zuschauer in den Bann zieht.

Die Hauptfrage die ich mir stelle ist: Wessen Geschichte wird in dem Film eigentlich erzählt? Die des Koffers? Dann hätte der nicht erst nach 1/3 des Films in Erscheinung treten sollen.
Du hast viele kleine interessante Dinge in dem Film, die aber leider nur Randnotizen sind und den Film nicht retten. Du versuchst den verschiedenen Figuren Leben einzuhauchen, der Helm-Typ ist beispielsweise recht interessant und auch gut gespielt. Das ist prinzipiell zu begrüßen, leider verwendest du zuviel Zeit dafür. Möglicherweise auch ein Grund wieso der Film so lang geworden ist.

Was mir noch negativ aufgefallen ist, dass einige Einstellungen ziemlich langweilig, zu lang und unnötig sind. Die Szene in der der Typ mit dem Koffer aus dem Auto steigt z.B. dauert ewig, auch wieder ein Grund wieso der Film so lang geworden ist.

Technisch ist der Film wirklich ordentlich. Das Schauspiel fand ich solide, besonders der "Helmtyp" und der "Deutschlehrer" waren echt gut. Wie schon gesagt, wirkt einiges (zu) konstruiert. Ich muss aber dazusagen, ich empfand den Film schon als eine Komödie. Jedoch hat der Film als waschechte Komödie nicht wirklich funktioniert, die Gründe hat L Lawliet ja schon beschrieben. Man muss aber erwähnen, dass die Komödie ein schwieriges Genre ist.