Ich stelle euch nun mein neues Projekt vor.
Mit drei weiteren Personen habe ich Winter 2012 bei
"klappe gegen rechts" (Webseite hier) teilgenommen, ein Film-Ideen-Wettbewerb für Vielfalt, Demokratie und Zivilcourage in Mecklenburg-Vorpommern. Aufgabe war es, eine Film-Idee mit Exposé, groben Handlungsverlauf, Beispielszene etc. zu den Themen Vielfalt, Rechtsextremismus, Toleranz, Demokratie u.ä. zu entwickeln.
Dieser Aufgabe sind wir nachgeganen, denn der Preis war folgender: Aus allen Einsendungen werden die besten 10 Ideen mit professioneller Unterstützung von Medienwerkstätten verfilmt und später möglichst weit veröffentlicht.
Wir konnten uns von angeblich 39 Einsendungen zu den letzten 21 Ideen qualifizieren, über die die Jury sehr ausgiebig debattierte. Leider gehören wir nicht zu den 10 Gewinnern, wie uns am 22. Februar 2012 mitgeteilt wurde.
So und nun zu folgender Idee, welche wir so eingereicht haben und ich hier schon einmal präsentiere:
Team-Name: S.A.N.D. (Sabrina, Anastasia, Nils, Daniel)
Vorläufiger Titel des Films: MARIA - MARYAM
Genre des Films: Kurzfilm
vorraussichtliche Länge: 15 Minuten
Unser Ziel: Der Film soll zu Toleranz zum Islam aufrufen und Vorurteile gegenüber der Religion aus dem Weg räumen, weil gerade hier in MV die kleine Zahl an Muslimen durch diese Vorurteile Intoleranz ausgesetzt sind.
Unsere Zielgruppe: Alle Menschen unserer Gesellschaft mit Vorurteilen gegen den Islam.
Exposé: Maria, eine Schülerin aus konservativ-christlicher Familie, wendet sich vom Christentum ab und findet einen Weg zum Islam. Als sie eines Tages zu dieser Religion konvertiert, stößt sie dadurch auf großen Widerstand, sowohl im Freundeskreis, in der Schule als auch in der Familie. Die Situation eskaliert in eine Katastrophe, als sie von allen ausgegrenzt wird.
grobes Skript:
Maria: Protagonistin, selbstbewusste, beliebte Schülerin, christlich erzogen
Familie: Mutter, Vater, konservative Christen, Vorurteile gegenüber anderen Religionen
* Kirche [durch kleinen, kurzen Bildausschnitt reichen wenige Statisten im Hintergrund. Bänke müssen also nicht alle voll besetzt sein]. Maria und Familie. Pfarrer rezitiert aus der Bibel. Maria: gelangweilte Mine
* Maria betritt ihr Schlafzimmer. Denkt über die Worte des Pfarrers nach, bekommt Zweifel über die Inhalte der Bibel. Recherchiert ein wenig, stößt dabei auf den Islam.
* Klassenraum [Lehrer u. Schüler als Nebendarsteller inkl. Standard-Schulmaterial, mindestens 10 Statisten.] Religionsunterricht, Thema - Islam. Lehrer, Schüler äußern sich abwertend gegenüber der Religion. Maria diskutiert eifrig mit, hinterfragt Urteilsfindungen der anderen. Klasse ändert ihre Position nicht.
* M. kommt genervt von der Diskussion nach Hause. Recherchiert intensiv im Internet und Bücherei [Drehort].
* In vielen kurzen abwechselnden Zwischenbildern mit der Recherche diskutiert M. mit Mitschülern [Klassenraum, Schulhof], Freunden [unterwegs in der Öffentlichkeit], Eltern, Pfarrer über Islam.
* Schlafzimmer. M. konvertiert nach religiösen Richtlinien zum Islam.
* Schule. M. kommt mit Kopftuch zur Schule, wird begafft, diffamiert.
* Klassenraum. Lehrer, Schüler machen abwertende Bemerkungen über ihr Kopftuch. M. verunsichert, eingeschüchtert.
*Schulhof. Freundin lädt M. behütet zu einer spontanen Hausparty ein, gibt ihr den Rat dort das Kopftuch abzulegen. M. enthält sich noch mürrisch der Einladung.
* Haus/Wohnung. Jugendliche [mehrere Statisten inkl. Partyrequisiten nötig] im Partyrausch. M. mit Kopftuch trifft spät und schüchtern ein. Finstere Blicke werden ihr zugeworfen. Sie zieht sich nach kurzer Zeit in einen leeren Raum zurück und betet. Gäste entdecken sie plötzlich, beleidigen M. zutiefst, drehen durch, füllen sie gewaltsam mit Alkohol ab, sind über die Situation belustigt. M. flüchtet nach Hause.
* M. öffnet die Heimtür und findet ihre Eltern vor, die sich wegen der späten Stunde Sorgen gemacht haben. Sie merken die starke Trunkenheit und das zersauste Aussehen M., werden sehr zornig. Ihr Kopftuch und überraschendes Outing zum Islam erschüttert die Eltern. M. sucht bei ihnen Trost, sie werden aber sehr verletzend, erkennen sie nicht mehr als ihre Tochter an. M. flüchtet traumatisiert auf die dunkle Straße.
*Durch die Zerstreutheit übersieht M. ein Auto, das sie überfährt. Ausgang: offen.
Beispielszene:
Religionsunterricht, Klassenraum, Thema Islam
Lehrer steht vor der Tafel und spricht vor aufmerksam zuhörender Klasse: […] Der Islam stellt andererseits eine große Gefahr für unsere westliche Gesellschaft dar. Denken wir nur einmal an die Anschläge vom 11. September. Und das ist nicht der einzige terroristische Anschlag, den Al-Qaida verübt hatte. Und Deutschland könnte eventuell das nächste Ziel von Attentaten sein, wenn wir mal an die Sauerland-Gruppe zurückdenken. Und das alles, weil sie sich auf Koranverse berufen, die zum Heiligen Krieg aufrufen. Zum Glück -
Maria unterbricht leicht entzürnt und unaufgefordert: Aber was kann die Religion an sich dafür, wenn einige militante Irre den Koran nicht richtig verstanden haben?
Lehrer: Das mag sein, dass die Fundamentalisten von Al-Qaida nicht ganz bei Verstand sind. Aber in der Bibel beispielsweise wird jedenfalls nicht explizit zum Krieg aufgefordert.
(Christliche/r) Schüler/in A: Richtig! Laut Bibel sagte Jesus: „Liebt eure Feinde!“.
Maria: Exakt. Aber wusstest du nicht, dass Jesus auch im Koran eine bedeutende Rolle einnimmt? Sind dir die sämtlichen Parallelen zwischen Islam und Christentum nicht bekannt?
(Christliche/r) Schüler/in schweigt.
Lehrer unterbricht die Stille: Was haltet ihr davon, dass Frauen im Islam unterdrückt werden? Kennt jemand ein Beispiel?
Schüler/in B: Ja, im Islam werden die Frauen gezwungen Kopftücher zu tragen.
Maria wütend: Frauenfeindlich sind diejenigen, die Frauen dazu zwingen wollen, die Kopftücher abzulegen. Billiges Vorurteil! Sie tragen es aus Überzeugung, um sich vor den Blicken der Männer zu schützen. Jungs, gebt’s doch zu, dass ihr uns ständig hinter herschaut. [Maria wendet sich zu den Mädchen]: Wollt ihr etwa als Sexualobjekte gelten?
Lehrer genervt: Wir melden uns erst, wenn wir etwas sagen wollen, Maria.
Schüler/in C meldet sich: Besser als ein Kopftuch tragen zu müssen. Ist doch voll hässlich.
Schüler D: Außerdem gehen viele Muslime gar nicht arbeiten, weil sie viel zu faul dafür sind. Sie wollen nur auf unsere Kosten leben.
Einige Schüler nicken zustimmend.
Maria aufbrausend: Jetzt lenkt mal nicht vom Thema ab. Was soll diese Pauschalisierung? Welche Quellen belegen solch einen Unfug? Auch unter Nichtmuslimen findet man Faulheit, da braucht man sich nur mal hier im Raum umzuschauen. Diese Diskussion ist mir echt zu platt. […]
Jury:
Christian Schwochow (Vorsitzender)
Regisseur und Drehbuchautor
"Die Unsichtbare" (2010): nominiert bei dem 46. Internationalen Filmfestival Karlovy Vary
"Novemberkind" (2008): zweimal für den Deutschen Filmpreis 2009 nominiert
Tayfun Bademsoy
Schauspieler
Katharina Bluhm
Ehrenamtliche Mitarbeiterin des Jugendmedienverbandes MV e.V.
Vorstandsmitglied des Landesjugendring M-V e.V.
Studentin in Erziehungswissenschaften bei der Universität Rostock
Sören Köhn
Leiter des Rostocker Offenen Kanals „rok-tv“
Ralph Kretschmar
Schauspieler
Hinnerk Schönemann
Schauspieler
Susanne Theilmann
Beraterin im Regionalzentrum für demokratische Kultur
Wilke Ziemann
Bereichsleiter "Perspektiven schaffen" der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung
Die Idee wurde wieder aufgegriffen. Am 7. Mai 2012 hat mich ein Amateurfilmer aus Mannheim kontaktiert und wünscht sich mit mir die Idee zu realisieren. Vorraussetzung ist ein ausgearbeitetes Drehbuch. Ich arbeite nun eifrig die Tage daran.
Vorraussichtlicher Termin ist für Juni 2012 angesetzt. Die Veröffentlichung dürfte wenige Wochen darauf ermöglicht.
Weitere Informationen bis zur Fertigstellung folgen...