Bücher zu Drehbuch sind zwar gut und wichtig, führen aber nicht zu eigenen Ideen.
Was ich gerne mache, ist folgendes: Ich setze mir eine Zeit (z.B. zwei Wochen) und lege fest, dass ich an jedem Tag eine Story-Idee entwickeln werde. Oft muss man nur länger nachdenken, auch wenn es 1-2 Stunden am Stück sind, aber dann kommt man auch auf gute Ideen. An diesen Tagen sollte man alles für die eigenen Kreativität nutzen, was einem in den Weg kommt. Also wenn man die Straße entlang geht, sich zu allen Gegenständen, Personen, Ereignissen, etc. fragen: Wie könnte das in einer Story funktionieren? Und wenn man eine Idee hat, sollte man nicht da aufhören. Klar kann es eine tolle Idee sein, aber das heißt nicht, dass es nicht bessere gibt. Daher am nächsten Tag eine weitere Idee entwickeln. Lieber die Qual der Wahl haben, als gar keine Wahl zu haben. Und nimm auch schlechte Ideen auf. Sehr oft kommt es vor, dass sie sich doch als eine gute Ideen entpuppen, wenn man sie in einem anderen Licht sieht.
Eine andere Möglichkeit als nur Beobachtung ist, wenn man sich klar darüber wird, was einen derzeit beschäftigt, über das man etwas sagen möchte. Das kann eine verlorene Liebe sein, ein Streit mit seinem Vater, die Angst vor benachbarten Schlägertypen, oder auch nur Gedankenexperiment, von dem man gelesen hat. Wenn man dieses Gefühl hat, kann man sich fragen: Wie kann ich das dramatisieren?
Was ich außerdem gerne mache, ist, dass ich mir irgendeine banale Sache als feststehenden Ausgangspunkt für eine Story nehme. Das kann ein Gegenstand, ein Charakterzug, ein Ereignis, etc. sein. Also nehmen wir wahllos mal den Gegenstand "Kopfhörer". Besonders interessant wird es, wenn man andere Elemente als fixe Elemente hinzunimmt. Also zum Beispiel "Laterne" und "Straßenbahn". Wenn man sich sagt, diese drei Elemente MÜSSEN in der Story vorkommen, entstehen die kreativsten Ideen, denn Kreativität ist oft das Verbinden von scheinbar nicht zu verbindenden Sachen.
Wenn man schließlich einige Ideen zusammen hat, geht es weiter damit, in die Tiefe zu steigen und das Gebiet zu durchstreifen, das einem diese Idee eröffnet. Dann sollte man sich fragen: Welche Konflikte könnte diese Idee hervor rufen? Welchen Antagonisten kann es geben? Wie müsste also der Protagonist aussehen? Konflikt ist der absolut essentielle Teil einer Story. Ohne Konflikt keine Story. Wenn es keinen Konflikt in der Idee gibt, muss er geschaffen werden.
Wenn man schließlich so weit ist, einen groben Konflikt definiert hat und der Antagonist und Protagonist halbwegs klar ist, wende ich gerne (zunächst als Inspiration) das 3-Akte-Schema und versuche drei große Wendepunkte für die Story zu finden, am Ende des ersten, zweiten und dritten Aktes. Für Kurz-Geschichten variiert sowas natürlich, da müssen es nicht immer drei Akte sein. Wobei ein in drei geteiltes Schema in der Regel immer sehr gut funktioniert und Storys dadurch sehr rund wirken (man kann die drei Akte auch als Anfang, Mitte und Ende sehen).
EDIT: Achso, ganz vergessen. Was ich auch noch gerne mache, ist, verschiedene Plots zu einer Idee entwerfen. Selbst wenn der erste Plot schon gut ist, heißt es nicht, dass es nicht bessere gibt. Das gleiche gilt auch für das Entwerfen von einzelnen Szenen oder Elementen innerhalb des Films. Am besten jedes Mal eine Liste mit drei bis zehn Möglichkeiten aufschreiben. Zum Beispiel zehn Möglichkeiten dafür, wie die Story enden kann, oder zehn Möglichkeiten, wie der Protagonist seiner großen Liebe die eigene Zuneigung zeigen kann, oder zehn Möglichkeiten, wie der Antagonist dem Protagonisten eine Falle stellen kann, etc. Man kann diese Technik auf prinzipiell alles in der Story anwenden. Durch diese "Zwang" über die erste Intuition hinauszugehen, entstehen oft ganz spannende Dinge.
EDIT 2: Eine neue Technik, die ich letztens gelernt habe, auf neue Ideen zu kommen: Ich nehme mir eine Zeitung, stelle mir einen Wecker auf 30 Minuten und sage mir, dass ich in dieser Zeit 3 verschiedene Ideen entwickeln werde. Die Zeitung nutze ich dann dafür, durch Zufall jeweils 3 Begriffe für jede Story herauszusuchen. Man kann die Artikel der Zeitung aber natürlich auch als Inspiration verwenden. Das Geniale an dieser Technik ist, dass man sich zwar immer wieder neue Begriffe oder Artikel suchen könnte, weil sie einem nicht passen, aber gerade durch die Zeitbeschränkung quasi dazu gezwungen wird, ab einem bestimmten Punkt die Begriffe anzunehmen und etwas aus ihnen zu machen.
Als ich diese Übung das erste Mal gemacht hatte, war ich erstaunt, was für tolle Ideen in einer halben Stunde entstehen, während ich vorher für eine einzige gute Idee immer mindestens einen ganzen Tag gebraucht habe. Das lag einfach daran, dass ich bestimmte Dinge immer zu früh verworfen habe. Im Schnitt sind, wie ich finde, immer 1-2 Ideen der 3 Ideen nutzbar, die in dieser halben Stunde entstehen. Am wichtigsten ist einfach, nicht aufzugeben, wenn einem die Begriffe-Kombination nicht passt. Selbst die absurdesten Begriffe kann man irgendwie verbinden. Und wenn das nicht klappen will, einfach Assoziationen zu den Begriffen bilden, allein durch Synonyme, ähnliche Wörter oder Gegenteile bekommt man oft einen ganz neuen Blick auf das ganze. Und nicht scheuen, auch absurde Assoziationen hinzuschreiben.
Das witzige ist, dass bei der Übung die coolsten Ideen immer erst in den letzten 5-10 Minuten kommen, wahrscheinlich durch den Zeitdruck (ist zumindest bei mir so). Also keine Panik, wenn man nach 20 Minuten noch keine feste Idee hat (oder besser doch Panik, denn dann entsteht auch Gutes
). Vielleicht hilft das ja jemandem...