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Mittwoch, 17. August 2011, 01:21

Tipps und Hinweise für größere Drehs

Hallo zusammen,
ich befinde mich im Moment in der Preproduktion meines ersten großen Films. Das Drehbuch ist innerhalb des letzten Jahres
entstanden. Wir haben zwei ausgebildete Schauspieler, ein motiviertes und teilweise auch professionelles Team und werden uns
ganz ordentlich was an Equipment leihen. Die Drehgenehmigung für den Außendreh hole ich gerade ein. Ich werde Regie führe und kümmere mich halt um einen Großteil der Organisation. Obwohl ich viel Zeit damit verbringe und auch das Gefühl habe, dass alles gut läuft bzw. durchdacht ist, kann ich natürlich aus keiner Erfahrung
schöpfen. Deswegen meine Bitte: Schreibt doch einfach mal hin, was in euren Augen bei für Amateuerverhältnisse größeren Produktionen
(d.h. Crew > 10 Leute, viel Equipment und Logistik usw. in euren Augen wichtig ist.) Ich denke, dass da jeder aus seinem Erfahrungsschatz schöpfen kann
und auch kleine Hinweise schon sehr hilfreich sind :) Sobald das Projekt abgeschlossen ist, kann ich mich natürlich auch ausführlich an der Liste beteiligen. ;)
lg

rick1000

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Mittwoch, 17. August 2011, 08:35

Weise jedem einen klaren Posten zu. Suche Dir jemanden der am Drehtag allein für die Logistik verantwortlich ist oder suche Dir einen Regisseur und kümmere Dich dann selber um die Logistic. Beides zusammen gibt chaos, Du wirst ständig wegen jeder Kleinigkeit am Rennen sein, weil sich jeder an Dich wenden wird.

Mache eine Transport-Liste für Mensch & Material, lege dort klar fest, wer holt wen um wieviel Uhr, an welchem Ort ab und wer bringt wen zu welcher Zeit wieder nach Hause.
Sorge dafür, daß genug Essen und Trinken Cola/Kaffee/Wasser am Set ist. Bei langen Drehtagen wollen die Leute zweimal essen und das sollten nicht unbedingt nur Schokoriegel sein.

Bleibe mit allen Leuten in Kontakt und melde Dich spätestens alle 5-7 Tagen um sicher zu gehen, daß niemand den Termin vergißt oder abspringt. Stell den Transportplan und Drehbuchänderungen sowie Storyboard online damit sich die Leute auf Änderungen rechtzeitig vorbereiten können. Schreib alle wichtigen Telefonnummern in ein Büchlein und trage es ständig bei Dir.

Mache Dir Gedanken um Zweitbesetzungen für die Hauptdarsteller. Bei Outdoor Drehs plane eine alternativ Location oder einen alternativen Drehplanoder einen Ausweich Termin ein und schau Dir 10 Tage vor Drehbeginn jeden Tag die Wettervorhersagen auf www.wetter.com/www.wetter.de/www.donnerwetter.com etc... an.

SR-Pictures

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Mittwoch, 17. August 2011, 08:36

Wichtig ist eine gute zeitliche Planung. Die Technik braucht seine Zeit um jede Einstellung einzurichten. Die Schauspieler warten nicht gerne. Wenn die Schauspieler nicht bei Laune sind, ist das sehr schlecht für dich. Aber es ist auch schlimm, wenn der Lichtaufbau vernachlässigt wird, weil die Darstellerriege zu schnellerer Arbeit antreibt. Da musst du als Regisseur einen Mittelweg finden. Jedes Department stellt sich selbst natürich in den Vordergrund ( klar beim Film ist ja nichts wichtiger als die Kamera ;) ), das ist normal. Trotzdem schadet es dem Endresultat, wenn irgendwo wem die Zeit genommen wird (vorausgesetzt man arbeitet auch wirklich effizient, aber es ist schneller nicht machbar).





rick1000

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Mittwoch, 17. August 2011, 09:50

SR-Pictures hat einen ganz wichtigen Punkt gesagt "Faktor Zeit". Wenn ihr mit Leihequipment arbeitet gilt dies umso mehr. Fangt mit dem einfachsten/kürzesten Drehtag an und rechnet 2 Stunden Aufbau 2 Stunden Abbau und 1 Stunde Pause plus Nettodrehzeit plus Transport. Erfahrungsgemäß braucht es 2-4 Drehtage, bis sich ein Team zusammenfindet und effizent arbeitet. Die Zeit am Set geht doppelt so schnell rum als man denkt, d.h. Du mußt Phasenweise immer mal wieder den Leuten sagen wie ihr im Zeitplan liegt und Notfalls die Bremse treten wenn nach 2 Stunden das Licht immer noch nicht perfekt eingerichtet ist.

Du sagst ihr habt professionelle Schauspieler, da denke ich nicht das sie sich groß langweilen werden, sie werden sich zwischen den Drehs ausruhen und wenn sie richtig gut sind bereits die nächsten Szenen untereinander üben/besprechen. Aber auch Profis wollen Lob hören. Wenn die Crew gut arbeitet und die Schauspieler eine Szene gut gespielt haben, dann bedank Dich bei ihnen. Wenn Du mit etwas richtig zufrieden bist, dann verkünde das auch. Nichts ist motivierender als ein "Das war Phänomenal". Kritik solltest Du auf ein absolutes Minimum reduzieren und nur anbringen wenn etwas den Dreh gefährdet oder völlig daneben ist. Alles was schief läuft solltet ihr in einer Nachbesprechung klären. Motiviere das Team wo es nur geht - wenn die Drehpahse begonnen hat, bist Du auf sie angewiesen und es liegt in Deinem Interesse, daß jeder mit Freude und Motivation auch an den folgenden Drehtagen erscheint.

Fang möglichst schon nach dem ersten Drehtag mit dem Rohschnitt an, dann wirst Du rechtzeitig merken ob ihr beim nächsten Dreh z.B. mehr Schnittbilder/Closeups aufnehmen müßt oder ob irgendwelche Kameraeinstellungen für die Zukunft geändert werden müssen oder ob der Ton optimiert werden muß.

Ich wünsche Euch ganz viel Erfolg und bin schon auf das Ergebniss gespannt.

Nachtrag:

Wenn ihr mit Filmklappe arbeitet (wozu ich dringend rate), dann bestimme rechtzeitg jemanden der das konsequent macht (ist ein ungeliebter Job), dann haben die ausgewählten Leute genug Zeit frühzeitig zu sagen, daß sie darauf keinen Bock haben. Das gleiche gilt für den Best-Boy (genauso unbeliebt - steigert aber die Effizenz und entlastet Dich). Gerade bei teurem Equipment ist es nötig ein Auge drauf zu haben und dafür zu sorgen das alle Teile möglichst frühzeitig wieder eingesammelt werden. Objektive die ausversehen auf der Wiese liegen bleiben oder Aufnahmegeräte über die jemand drüber latscht braucht keiner. Kläre mit dem Verleih wie das Equipment versichert ist (bei fahrlässigen Schäden bei regulären Schäden und bei Diebstahl) und ob es da eine Selbstbeteiligung gibt.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »rick1000« (17. August 2011, 10:05)


tomatentheo

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5

Mittwoch, 17. August 2011, 10:50

Es gibt ein paar gute Making Ofs auf Hackermovies. Dort kriegst du Infos aus erster Hand:
"Kampfansage", "Auf bösem Boden" und auch wenig von "BREAK"
Alles von Leuten aus der Community geschrieben.

  • »Rolf Höhne« ist männlich

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6

Donnerstag, 18. August 2011, 21:30

Meine Erfahrung ist es, dass man immer schnell mal improvisieren muss. Das Wetter spielt nicht mit (wohl noch das kleinste Übel), ein wichtiger Darsteller sagt noch am selben Tag wegen Krankheit (oder so) ab, der Drehort sieht plötzlich nicht mehr so aus wie noch letzte Woche.
Darauf muss man cool reagieren. Im schlimmsten Fall den Dreh abblasen oder komplett umkrämpeln. Man bekommt sofort das Gefühl, dass es nicht mehr der Film ist den man machen will aber wenn man seine Kreativität voll ausschöpft bekommt man vieleicht sogar was besseres raus als man geplant hatte.

7

Samstag, 1. Oktober 2011, 01:30

Als kleines Dankeschön für die Tipps gibt's von mir einen kleinen Erfahrungsbericht des letzten Wochenendes. Für einen schon lange geplanten
Science-Fiction/Liebesfilm stand letzte Woche der Außendreh an. Wir hatten eine Verfolgungsjagd, sowie ca. 5 weitere ruhigere Szenen zu drehen. Drehort war eine Parkanlage in Köln. Hier komme ich direkt zum ersten Punkt:

1.: Drehgenehmigung einholen
Sobald man mit etwas mehr als nur mit Stativ und Camcorder dreht, ist eine Drehgenehmigung unumgänglich. Die zuständigen Sachbearbeiter der Stadt Köln waren in unserem Fall sehr freundlich und haben uns für 70 Euro (normalerweise mehrere hundert) die Genehmigung erteilt. Wir konnten uns also ohne Sorgen am Drehort breitmachen. Zu der Genehmigung gehörte auch, dass wir mit unseren Autos in die Grünanlage reinfahren durften. Ansonsten hätte das logistisch auch nicht geklappt.
Ein guter Übergang zum zweiten Punkt:

2. Logistik planen
Schon ein paar Tage vorher hatten wir begonnen, die Setutensilien und das Equipment an die Crew zu verteilen, so dass wir am Drehtag die Sachen geordnet in den Autos hatten. Ein Kombi war voll mit Stühlen, Tischen, Grill sowie Essen und Trinken, in einem kleinen Lieferwagen war das ganze Equipment. Das fand' ich besonders wichtig, weil man so Setbedarf und Technik getrennt hatte.

3. Wetter checken und Ausweichtermin
Außendrehs sind bei Regen/Sturm extrem schwierig wenn nicht sogar unmöglich. Checkt deswegen ab 10 Tagen vorher immer den Wetterbericht und habt auf jeden Fall einen Ausweichtermin bereit, den ALLE vorgemerkt haben und an dem auch eventuelles Leihequipment schon reserviert ist. Auch in der Drehgenehmigung sollte dieser Termin zur Sicherheit drinstehen. Wenn man merkt (und das ist meistens schon eine Woche vorher absehbar), dass das Wetter SEHR schlecht zu werden droht, sollte man lieber verschieben. Dann macht es sich nämlich bezahlt, einen zweiten Termin in petto zu haben.

4. Dispo
Verschickt an alle Teammitglieder eine Dispo, in der eine genaue Anfahrtsbeschreibung, Equipmentliste, Fahrliste, Handynummern und alles was irgendwie wichtig sind könnte drinsteht.

5. Essen und Trinken, Toiletten
Diese drei Dinge sind für einen erfolgreichen Außendreh besonders wichtig. Kümmert euch VORHER darum, wo vor allem die weiblichen Teammitglieder zur Toilette gehen können. In unserem Fall hat uns eine nahegelegene Gastronomie geholfen. Ruft einfach mal da an, wenn ihr nicht gerade mit 50 Leuten anrückt, sollte sowas kein Problem sein. Das Essen gehört auf jeden Fall geplant wie alles Andere. Wir hatten einen in der Crew, der sich schon am Tag vorher um das Essen gekümmert hat (Salate gemacht, Hähnchen eingelegt :D usw.). Außerdem hatten wir dann einen Elektrogrill und einen kleinen Ofen dabei, die wir in den Pausen an den Generator gehängt haben. Das kam bei den (professionellen) Darstellern sehr gut an und hat auf jeden Fall für eine angenehme Atmosphäre gesorgt. Dazu gabs dann noch Cola/Fanta/Wasser und morgens natürlich heißen Kaffee. Wie gesagt, spart auf keinen Fall am Essen! Wenn man zwei Tage hintereinander im Wald verbringt, sollte das Essen nicht nur satt machen.

6. Ablauf am Set und nochmal Allgemeines
JEDER, der dabei ist, sollte wissen, wo seine Aufgaben liegen und auf welches Equipment er zu achten hat. Auch Auf- und Abbau müssen geplant sein, sodass man möglichst wenig Zeit damit vergeudet. Außerdem sollte die ganze Crew über die Abläufe am Set, die Logistik usw. informiert sein. Vor dem Dreh hat man Wochen um alles zu planen und durchzugehen, wenn man das aber nicht macht, bleiben am Drehtag meistens nicht mal zwei Stunden.

Meiner Meinung nach ist eine gute und langfristige Planung das A und O und man schafft die meisten Sorgen aus dem Weg. Wir sind so ganz gut gefahren und hatten zwei wirklich angenehme Drehtage!

Alex

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