ich glaube nicht, dass es eine art crash-kurs in sachen schauspielerei gibt.
grundvoraussetzung ist talent. untalentierte schauspieler werden das auch bleiben und wenn sie noch so viel unterricht nehmen und sprech- bzw. bühnentechnik pauken.
noch viel wichtiger als die basis talent ist aber erfahrung. ein schauspieler wächst mit seiner praxis und den jahren, in denen er seine tätigkeit ausübt.
ich bin selbst schauspieler und mit meinen 37 lenzen jetzt fast zwanzig jahre lang im geschäft. da ich selbst meine wurzeln im amateurfilm habe (das war noch lange vor meine ausbildung), weiss ich auch einigermassen, wovon ich spreche.
wäre ich an deiner stelle, würde ich mit einem selektiven casting beginnen. auch wenn man nicht das perfekteste auge für talent besitzt, so merkt man doch gefühlsmässig recht gut, wer mit der kamera notorisch auf kriegsfuss steht.
leute, die ganz offensichtlich probleme damit haben, sich vor laufender kamera wohl zu fühlen und zumindest ein bisschen natürlich aufzutreten, sollte man beinhart raus nehmen. auch wenns der beste freund ist. es wäre dem film nicht dienlich, jemandem mit einem eichenholzstock im hintern die hauptrolle mimen zu lassen, nur weil ich gerne am wochenende mit ihm auf das eine oder andere bier gehe.
ob jetzt mitglieder einer laientheatergruppe oder studenten bzw. schüler, die via aushang auf dem schwarzen brett zum casting kommen: versierte schauspieler oder auch ungeschliffene rohdiamanten findet man immer wieder, wenn man geduldig danach sucht.
ich hab erst vor kurzem mit einem befreundeten professionellem theaterregisseur, dem ich ab und an amateurfilme auch von dieser seite zeige, darüber diskutiert: technisch ist der amateurfilm professionellen projekten mitunter equivalent. wodurch er sich jedoch sehr häufig negativ von tv- oder kinoreifen hochglanzproduktionen , ist die nicht selten sehr durchwachsene leistung der schauspieler.
es verlangt ja niemand von einem einmann independent-filmstudio, dass es sich hochdotierte profischauspieler leistet. aber es ist schade um jede sekunde film, in den ein unmass an zeit, geld, liebe und schweiss investiert wurde, um beleuchtung, kameraführung, schnitt und compositing möglichst perfekt wirken zu lassen, der aber dann dadurch in die unterste regionalliga abfällt, weil man die hauptrollen an leute verteilt, die ihren text so emotions- uns ausdruckslos runter ratschen, wie klein mäxchen das kindergarten allerweltsgedicht an muttertag.
nimm dir die zeit, die spreu vom weizen zu trennen. du wirst aus einer bühnentechnischen nullnummer keinen max reinhardt machen. höchstwahrscheinlich nicht mal einen oli p. aus gute zeiten - schlechte zeiten. da helfen die besten tipps nix.
was du machen kannst ist, dir zumindest talente zu suchen. und die kannst du dann dazu motivieren, ruhig und locker zu sein und das ganze als grosses spiel zu betrachten. zeig ihnen, dass es nix zu verlieren oder zu gewinnen gibt. was zählt, ist der spass an der gemeinsamen arbeit an einem projekt. jeder muss sich gleich wichtig und ernst genommen fühlen. vergiss dabei aber nicht darauf, deine schauspieler zu führen. lass es nicht zur anarchie kommen. du musst wissen, wo es lang geht und wer, wann, was, wo zu tun hat. und das beste wäre es, wenn du das nicht nur für dich selbst weisst, sondern dieses wissen auch vermittelst.
so holst du das optimum nicht nur aus deinen schauspielern, sondern aus dem gesamten team.
im grund würde es schon genügen, wenn du einen sehr guten schauspieler findest. dieser eine "leithammel" führt dann den rest deiner spielenden crew. das ist ein phänomen, das sich immer wieder bewahrheitet. hast du einen miserablen akteur als hauptdarsteller, ist der rest des ensembles um keinen deut besser. auch wenn du es mit grossen namen besetzt.
nimmt aber ein charismatischer, technisch einwandfreier und hochtalentierter schauspieler den hauptpart ein, eifert ihm der rest des gefüges unbewusst nach.
so, wie du deine hauptdarsteller castest (und damit meine ich jetzt auch charakter und wesen), so castest du im prinzip deine ganze schauspielerriege.
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