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Biff

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Samstag, 6. Februar 2016, 18:58

Warum gekrümmte Linien in ("Hollywood"-)Filmen?

Habe gerade fast bis zu Ende den unglaublich langweiligen Film "Kingsman", 2015, gesehen. Wie bei so vielen sogenannten (teuren) Hollywood-Produktionen waren auch in diesem Film zeitweise (mitunter deutlich) gekrümmte Linien, die in der Realität gerade sind, zu sehen (wohl als tonnenförmige Verzeichnungen bezeichenbar), offenbar bei Weitwinkelaufnahmen, bzw. Aufnahmen mit Objektiven bis zu einer gewissen Brennweite. Was hat es mit derartigen Aufnahmen auf sich, weshalb macht man das?

*Topic verschoben*

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2

Samstag, 6. Februar 2016, 19:28

Meinst du die Aufnahmen mit Fisheye-Objektiven? Die werden gemeinhin als künstlerisches Mittel eingesetzt, um einen bestimmten Look zu erzeugen. Es gibt zum Beispiel massenhaft viele Fisheye-Fotos, die ein stinknormales Gebäude schwindelerregend hoch (oder einen Abgrund besonders tief) erscheinen lassen. Populär ist auch die Kameraeinstellung mit Fisheye-Linse, um den Blick durch einen Türspion oder eine Überwachungskamera zu simulieren, oder um eine Figur als lächerlich darzustellen (übergroße Proportionen der Körperteile im Vordergrund).

Biff

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3

Samstag, 6. Februar 2016, 19:48

Zitat

Meinst du die Aufnahmen mit Fisheye-Objektiven?

Nein, nein, die sollen ja gerade diesen benannten Effekt erzeugen. Das, was ich meine, ist eher (jedenfalls käme es ihm ziemlich nahe) der Effekt, der sich (vor allem) bei Brennweiten / Weitwinkel besonders unter vielleicht 35 mm (analog) ergeben kann, daß Linien tonnenförmig verzeichnet werden (bei diesen Brennweiten weitaus nicht so extrem wie bei einem Fischauge; ab 15, 10 mm hat man dann vielleicht ein Fischauge, weiß nicht, ob ein Fischauge nur entsteht durch die geringe Brennweite), also je näher das Objektiv an das Motiv kommt, desto stärker verzeichnet (krummer) werden die Linien, das sieht man auch in "Kingsman" (und anderen Filmen) bei Zufahrten mit der Kamera.

Ah, gerade mal im Trailer geguckt, so was meine ich:
http://i.imgur.com/BP069Xu.jpg
http://i.imgur.com/gWwfYLj.jpg

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Rockstar2

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Samstag, 6. Februar 2016, 20:04

Tolles Thema. Mich würden die Namen der Objektive interessieren, die diesen Effekt erzeugen. Da mich zum Beispiel die Weitwinkelaufnhamen meines Tokina 11-16mm nicht immer optisch überzeugen.

LG Rockstar

5

Samstag, 6. Februar 2016, 21:18

Mich würden die Namen der Objektive interessieren, die diesen Effekt erzeugen

Also laut shotonwhat haben sie bei dem Film Hawk V-Lite Primes und Angenieux Optimo Zooms verwendet, wobei nicht gesagt wird, welche genau...

Edit: Na gut, Imdb gibt eine noch viel längere und ungenauere Liste mit Objektiven an, das könnte also alles sein: imdb

joey23

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Sonntag, 7. Februar 2016, 10:10

Bei den beiden Screenshots glaube ich nicht, dass das Absicht ist. Das wird einfach ein sehr extremes Weitwinkel sein, was eben so verzeichnet.
Nordisch bei Nature!

Biff

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7

Sonntag, 7. Februar 2016, 11:14

Zitat


Bei den beiden Screenshots glaube ich nicht, dass das Absicht ist. Das wird einfach ein sehr extremes Weitwinkel sein, was eben so verzeichnet.


Verzeihung, ich verstehe nicht ganz.

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Sonntag, 7. Februar 2016, 11:26

Das hat was mit den optischen Gesetzen zu tun ( auch wenn da schon viel geleistet ist um so etwas zu vermeiden).

Für eine sehr kurze Brennweite ist der Abstand zur mittleren Türkante ein anderer, kürzerer als ein unterer oder oberer Teil. Das ist bezogen auf den Ort der Linse.

Deswegen ist der untere/obere Bereich "kleiner" in der Abbildung und geht deswegen mehr in die Bildmitte - ergo Tonne....

Je weiter alles weg von der Linse ist umso weniger fällt dieser Unterschied ins Gewicht

Biff

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9

Sonntag, 7. Februar 2016, 12:09

Zitat

Das hat was mit den optischen Gesetzen zu tun ( auch wenn da schon viel geleistet ist um so etwas zu vermeiden).

Ja, diese "alten", "klassischen", optischen Gesetze und ihre Wirkung auf die Darstellung hinsichtlich der Verzeichnungen verstehe ich (also, treffender ausgedrückt, ich verstehe diese Gesetzte überhaupt nicht, habe überhaupt keine Ahnung, ich weiß eben nur, daß Linsen / Objektive durch "technische Einschränkungen" Abbildungen verzeichnen können). Ich dachte, es gibt (mittlerweile) aber auch (Weitwinkel-)Objektive, die nur maximal geringe oder keine Verzeichnung erzeugen. Und mich wundert, daß derartig - nach meinem Empfinden - schlecht dargestellte Bilder in (solchen) Filmen überhaupt verwendet werden.

ToXic pictures

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Sonntag, 7. Februar 2016, 13:52

Das hat was mit den optischen Gesetzen zu tun ( auch wenn da schon viel geleistet ist um so etwas zu vermeiden).
Ja, diese "alten", "klassischen", optischen Gesetze und ihre Wirkung auf die Darstellung hinsichtlich der Verzeichnungen verstehe ich (also, treffender ausgedrückt, ich verstehe diese Gesetzte überhaupt nicht, habe überhaupt keine Ahnung, ich weiß eben nur, daß Linsen / Objektive durch "technische Einschränkungen" Abbildungen verzeichnen können). Ich dachte, es gibt (mittlerweile) aber auch (Weitwinkel-)Objektive, die nur maximal geringe oder keine Verzeichnung erzeugen. Und mich wundert, daß derartig - nach meinem Empfinden - schlecht dargestellte Bilder in (solchen) Filmen überhaupt verwendet werden.
Also die ganze Sache ist noch ein klein wenig komplexer als bisher beschrieben.

Vorab ganz kurz etwas, was ihr natürlich richtig erkannt habt, was aber im professionellen Bereich absolut anders herum verstanden wird. Dabei geht es um die Frage, optische Qualität von Linsen zu verbessern um gewissen optische Fehler zu vermeiden. Natürlich gibt es zahlreiche Optiken aus den vergangenen Jahren (ich nenne da besonders und allen voran die Zeiss Master Primes), die quasi überhaupt keine Fehler mehr sichtbar werden lassen. Die sind bis in das starke Weitwinkel verzeichnungsfrei, es gibt faktisch keine Lensflares mehr und wenn man will sieht man in 4K jede kleinste Hautunreinheit bei den Darstellern. ABER genau das ist ja das, was man als Kameramann eben NICHT will. Die Tendenz geht viel stärker zu älteren Optiken um eben genau diese ganzen Abbildungsfehler wieder ins Bild hinein zu holen, weil oft viel besser zur Geschichte passt und weil man ein technisch einwandfreies Bild überhaupt nicht schön findet, weil es viel mehr Charakter hat.

Aber um die Frage nach den Linien etwas präziser zu beantworten...
Wenn man einen Blick auf die imdb-Liste wirft fällt auf, dass sowohl anamorphotisch als auch sphärisch gedreht wurde und das macht das beantworten der Frage etwas komplizierter, weil Anamorphoten anders abbilden als "klassische" Objektive.
Fest steht auf jeden Fall, dass es erstmal ein Effekt ist, der von einem weitwinkligeren Objektiv stammt, aber ich vermute sehr sicher, dass der Effekt durch eine anamorphe Linse deutlicher hervortritt... die Linien sehen sehr nach einem Anamorphoten aus, ich tippe auf eine Brennweite von vielleicht 32mm (2x anamorph) Tendenz kürzer.

Biff

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Sonntag, 7. Februar 2016, 21:04

Zitat

Vorab ganz kurz etwas, was ihr natürlich richtig erkannt habt, was aber im professionellen Bereich absolut anders herum verstanden wird.

Ich bin mir vielleicht nicht ganz sicher, wie ist das gemeint?

Zitat

ABER genau das ist ja das, was man als Kameramann eben NICHT will. Die Tendenz geht viel stärker zu älteren Optiken um eben genau diese ganzen Abbildungsfehler wieder ins Bild hinein zu holen,

Man will also - so abwegig es für mich auch klingen mag - tatsächlich bewußt etwa gekrümmte Linien statt gerade, wie sie in der abgebildeten Realität sind?

Zitat

weil oft viel besser zur Geschichte passt und weil man ein technisch einwandfreies Bild überhaupt nicht schön findet, weil es viel mehr Charakter hat.

Also, das technisch schlechtere Bild hat mehr Charakter? Könntest Du mal - damit ich mal eine Vorstellung, die ich überhaupt nicht habe, kriegen kann - Beispiele nennen, bei denen Abbildungsfeher, etwa gekrümmte Linien (welche Fehler kämen da noch in Betracht?) und / oder andere Fehler ("technische Schwächen", besser zur Geschichte passen?

Zitat

Wenn man einen Blick auf die imdb-Liste wirft fällt auf, dass sowohl anamorphotisch als auch sphärisch gedreht wurde und das macht das beantworten der Frage etwas komplizierter, weil Anamorphoten anders abbilden als "klassische" Objektive.
Fest steht auf jeden Fall, dass es erstmal ein Effekt ist, der von einem weitwinkligeren Objektiv stammt, aber ich vermute sehr sicher, dass der Effekt durch eine anamorphe Linse deutlicher hervortritt... die Linien sehen sehr nach einem Anamorphoten aus, ich tippe auf eine Brennweite von vielleicht 32mm (2x anamorph) Tendenz kürzer.

Das verstehe ich, der ich überhaupt keine Ahnung habe, überhaupt nicht; aber auf jeden Fall, bzw. mit größter Sicherheit - falls ich recht verstehe - verwendete man für besagten Film ältere / technisch weniger gute Objektive als vermutlich zur Verfügung gestanden hätten, auf jeden Fall auf dem Markt erhältlich gewesen wären, um (stellenweise oder gänzlich im Film) mit schlechteren Objektiven einen gewissen, wohl gewünschten Charakter des Bildes / Filmes zu erhalten?

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Sonntag, 7. Februar 2016, 21:49

Zitat

Vorab ganz kurz etwas, was ihr natürlich richtig erkannt habt, was aber im professionellen Bereich absolut anders herum verstanden wird.
Ich bin mir vielleicht nicht ganz sicher, wie ist das gemeint?

Zitat

ABER genau das ist ja das, was man als Kameramann eben NICHT will. Die Tendenz geht viel stärker zu älteren Optiken um eben genau diese ganzen Abbildungsfehler wieder ins Bild hinein zu holen,
Man will also - so abwegig es für mich auch klingen mag - tatsächlich bewußt etwa gekrümmte Linien statt gerade, wie sie in der abgebildeten Realität sind?

Zitat

weil oft viel besser zur Geschichte passt und weil man ein technisch einwandfreies Bild überhaupt nicht schön findet, weil es viel mehr Charakter hat.
Also, das technisch schlechtere Bild hat mehr Charakter? Könntest Du mal - damit ich mal eine Vorstellung, die ich überhaupt nicht habe, kriegen kann - Beispiele nennen, bei denen Abbildungsfeher, etwa gekrümmte Linien (welche Fehler kämen da noch in Betracht?) und / oder andere Fehler ("technische Schwächen", besser zur Geschichte passen?
Okay, also fangen wir mal ganz von Anfang an...

Wir haben einen Stand der technischen Entwicklung erreicht, wo wir es mehr oder weniger Dauerhaft mit Digitalkameras zu tun haben, die mit einer Auflösung von 2,8K / 3K / 4K / 5K daherkommen. Ich spreche hier nicht von irgendwelchen missbrauchten Fotokameras und auch nicht von irgendwelchen Plastikspielzeugen, sondern von Kameras, die für das Kino und damit für eine große Leinwand gedacht sind.
Das heißt erstmal, dass dir diese Kameras ein technisch einwandfreies cleanes Bild liefern, was gestochen scharf und sehr brilliant ist.

Nun kommt das nächste, was da Sehgewohnheit heißt. Ein Publikum weiß, wie Kino aussieht und ein großer Teil der Kinobesucher ist (Gott sei dank) nach wie vor, von dem Look des klassischen Kinos geprägt, heißt einer Projektion auf 35mm Vorführkopie und gedreht auf 35mm Cinefilm.
Was nun durch die technische Entwicklung hin zum digitalen Kino geschehen ist, ist, dass es einen Unterschied gibt, zwischen dem, was ein Zuschauer erwartet und dem was die Technik liefern könnte.

Soviel erstmal als Grundlage.

Was hat das mit den gekrümmten Linien zu tun? Warum will ich als Kameramann lieber mit Objektiven aus den 60ern drehen als mit neuen Linsen?
Das erste Argument für ältere Linsen ist, dass sie weicher sind. Das heißt sie haben bei weitem nicht diese brutale Schärfe wie neue Objektive. Das wirkt sich auf ein Bild meist schmeichelhafter aus, ist etwas schöner, etwas mehr beauty. Ich will keine Nah-Einstellung von einem älteren Schauspieler sehen und jede Hautpore und jedes Pickel auf der Leinwand erkennen können, ich will ihn auch nicht bloßstellen. Schärfe ist etwas sehr Wichtiges - ein Bild soll scharf sein, aber eben nicht so scharf, dass es aussieht wie ein Videobild oder ein Computerspiel.
Zweites Argument sind Lensflares und überhaupt die Frage, wie geht ein Objektiv mir einfallendem Licht um. LensFlares passen nicht zu jeder Geschichte, aber in fast jedem Film gibt es den Moment, wo der Regisseur sagt "oh man jetzt wäre ein LensFlare schön". Mit neuen Objektiven ist das kaum noch hinzubekommen und die LensFlares sehen einfach scheiße aus. Grund, die Oberflächen der Gläser sind so gut vergütet, dass es kaum noch Lichtbrechungen gibt - also auch keine schönen Flares. Nun muss man sich von Optik zu Optik anschauen, was bei Gegenlicht passiert, das kann gut und schlecht sein, das ist natürlich aber etwas, was oft bei neueren Optiken besser ist.
Nächste Sache, und da kommen die Linien, die stark verzeichnet ein Objektiv. Wie gesagt auch da kann man sagen, ältere Objektive verzeichnen wesentlich stärker als Neue. Wenn ich zB. einen Film drehe, wo es darum geht eine unangenehme Atmosphäre zu erzeugen, dann kommt mir das sehr entgegen, wenn das Objektiv einen Raum verkrümmt. Das ist erstmal etwas ungewohntes unangenehmes, was zur Stimmung passt. Oder wenn ich einen Charaktär habe, der seltsam wirken soll, dann kann ich den mit einer verzeichnenden Linse nah aufnehmen und schon wirkt er ganz anders.
Es geht bei all dem um sehr subjektive Wahrnehmung, die auch nur sehr subtil im Film wirkt. Noch hinzu kommt, wenn man einen Film ganz klar in einer Zeit verortet, ich nehme da wieder die 60er, und man will den Look dieser Zeit nachahmen. Das ist auch etwas, was sehr stark von Optiken abhängt.


Zitat

Wenn man einen Blick auf die imdb-Liste wirft fällt auf, dass sowohl anamorphotisch als auch sphärisch gedreht wurde und das macht das beantworten der Frage etwas komplizierter, weil Anamorphoten anders abbilden als "klassische" Objektive.
Fest steht auf jeden Fall, dass es erstmal ein Effekt ist, der von einem weitwinkligeren Objektiv stammt, aber ich vermute sehr sicher, dass der Effekt durch eine anamorphe Linse deutlicher hervortritt... die Linien sehen sehr nach einem Anamorphoten aus, ich tippe auf eine Brennweite von vielleicht 32mm (2x anamorph) Tendenz kürzer.
Das verstehe ich, der ich überhaupt keine Ahnung habe, überhaupt nicht; aber auf jeden Fall, bzw. mit größter Sicherheit - falls ich recht verstehe - verwendete man für besagten Film ältere / technisch weniger gute Objektive als vermutlich zur Verfügung gestanden hätten, auf jeden Fall auf dem Markt erhältlich gewesen wären, um (stellenweise oder gänzlich im Film) mit schlechteren Objektiven einen gewissen, wohl gewünschten Charakter des Bildes / Filmes zu erhalten?
Also die Objektive, die für den Film, den du da genannt hast verwendet wurden, waren eher neuere Optiken. Aber ja du hast das richtig verstanden. Man verwendet sehr gern und sehr oft Objektive ganz bewusst um einen gewissen Look zu kreieren.

Es gibt ja auch absolut keinen Grund - und für mich ist eher etwas was ich nicht verstehe - zu sagen ich verwende nur das allerbeste und das aller neuste. Ich muss mich bei allem, was ich als Kameramann tue immer fragen, was will ich erzählen, welche Geschichte erzähle ich und was für einen Look will ich erschaffen. Das ist ja meine Aufgabe als Kameramann - etwas zu erzählen, eine Stimmung zu erzeugen. Und in 90% aller Fälle würde ich bei meinen Drehs eher auf Objektive zurückgreifen, die gewissen Abbildungsfehler haben, auch deswegen um dem Film nicht gänzlich alle Mystik zu rauben, die er durch die Digitalkamera ohnehin schon verloren hat.

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Birkholz

Biff

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Montag, 8. Februar 2016, 00:21

Tja, also, äußerst umfangreich das alles, ganz schön kompliziert, was mir ja schon vorher bewußt war. Da Du schon von "mißbrauchten Fotokameras" sprichst am Anfang, muß ich bei dieser Gelegenheit tatsächlich mal nachfragen, was es damit auf sich hat, habe ja schon öfter gehört, daß gewissen Digital-Fotoapparate bessere Qualität beim Filmen (wofür sie ja erstrangig gar nicht zu gedacht sind) machen sollen / besser sein sollen - und auch oft bei vielen (Kurzfilm-)Drehs offenbar verwendet werden - als gleich oder ähnlich teure Filmkameras.

Zitat

Wir haben einen Stand der technischen Entwicklung erreicht, wo wir es mehr oder weniger Dauerhaft mit Digitalkameras zu tun haben, die mit einer Auflösung von 2,8K / 3K / 4K / 5K daherkommen. Ich spreche hier nicht von irgendwelchen missbrauchten Fotokameras und auch nicht von irgendwelchen Plastikspielzeugen, sondern von Kameras, die für das Kino und damit für eine große Leinwand gedacht sind.
Das heißt erstmal, dass dir diese Kameras ein technisch einwandfreies cleanes Bild liefern, was gestochen scharf und sehr brilliant ist.

Nun kommt das nächste, was da Sehgewohnheit heißt. Ein Publikum weiß, wie Kino aussieht und ein großer Teil der Kinobesucher ist (Gott sei dank) nach wie vor, von dem Look des klassischen Kinos geprägt, heißt einer Projektion auf 35mm Vorführkopie und gedreht auf 35mm Cinefilm.
Was nun durch die technische Entwicklung hin zum digitalen Kino geschehen ist, ist, dass es einen Unterschied gibt, zwischen dem, was ein Zuschauer erwartet und dem was die Technik liefern könnte.

Soviel erstmal als Grundlage.

Ja, das kann ich völlig verstehen von den Auflösungen abgesehen (kenne mich da ja nicht aus). Ich war leider (oder gottseidank) schon lange nicht mehr im Kino, zuletzt ungefähr 2000 in einem Kleinstadtkino, daher habe ich nicht die geringste Vorstellung, wie es auf der Leinwand aussehen sollte / kann (leider auch nicht, wie es sich anhören kann). Aber hinsichtlich der Farben, Beschaffenheit, des Lichtes, der Atmosphäre etc., die Bilder durch Einsatz gewisser Technik, der Objektive, haben können, steht natürlich der Einsatz gewisser alter / älterer Objketive, einer bestimmten Art von Objektiven, technisch weniger anspruchsvollen, bzw. Abbildungsfehler erzeugender Objektive (das könnte man natürlich als Widerstpruch ansehen in Bezug auf die gegebenenfalls schöneren Bilder) überhaupt nicht in Frage.

Zitat

Schärfe ist etwas sehr Wichtiges - ein Bild soll scharf sein, aber eben nicht so scharf, dass es aussieht wie ein Videobild oder ein Computerspiel.

Ich hätte gedacht, das liegt nicht (nur) an der Schärfe, sondern an anderen Faktoren, hätte gedacht, so ein scharfes Bild könnte man in der Nachberabeitung (mehr oder weniger) so hinkriegen, daß es vernünftig wird, bzw. (fast) wie gewünscht.

Zitat

Also die Objektive, die für den Film, den du da genannt hast verwendet wurden, waren eher neuere Optiken. Aber ja du hast das richtig verstanden. Man verwendet sehr gern und sehr oft Objektive ganz bewusst um einen gewissen Look zu kreieren.

Ja, das hätte ich so auch gar nicht ausdrücken sollen, eigentlich ist das ja nicht nur naheliegend, sondern völlig klar, man verwendet eben bestimmte Gegenstände, Vorgehensweisen, um damit etwas bestimmtes zu erreichen, so eben auch gewisse Objektive für erwähntes. Für die Art / das Aussehen des Bildes ist mir das völlig plausibel. Ich glaube, die krummen Linien kann man, bzw. ich im Verhältnis so sehen, wie ich Schwenk- und Wackelkamera sehe oder diese sogenannten Jump Cuts.

Zitat

Es gibt ja auch absolut keinen Grund - und für mich ist eher etwas was ich nicht verstehe - zu sagen ich verwende nur das allerbeste und das aller neuste. Ich muss mich bei allem, was ich als Kameramann tue immer fragen, was will ich erzählen, welche Geschichte erzähle ich und was für einen Look will ich erschaffen. Das ist ja meine Aufgabe als Kameramann - etwas zu erzählen, eine Stimmung zu erzeugen. Und in 90% aller Fälle würde ich bei meinen Drehs eher auf Objektive zurückgreifen, die gewissen Abbildungsfehler haben, auch deswegen um dem Film nicht gänzlich alle Mystik zu rauben, die er durch die Digitalkamera ohnehin schon verloren hat.

Ja, natürlich, kann ich völlig einsehen. Was kann man denn noch zu Abbildungsfehlern zählen, bzw. sind gewisse, gewünschte Eigenschaften von Objektiven welche, die man zu Abbildungsfehlern zählen könnte (wie ja offenbar Verzeichnungen, tonnenförmig, kissenförmig sind glaube ich gängig, gewisse Unschärfe wohl auch)?

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Montag, 8. Februar 2016, 01:08

@Biff

Zitat

Tja, also, äußerst umfangreich das alles, ganz schön kompliziert, was mir ja schon vorher bewußt war.
Könntest du vielleicht ein bisschen ausführen, welchen Hintergrund du filmisch hast? Also was du bisher so gemacht hast und wie es dich hierher verschlagen hat? Ich glaube, das würde helfen, dir genauer weiterzuhelfen bei Verständnisfragen. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin an dem Punkt, wo ich deine Frage nicht mehr verstehe. ToXic hat sie eigentlich hervorragend und ausführlich beantwortet.

In wenigen Sätzen: Bei einem Film solcher Größenordnung "rutscht" sowas nicht "aus Versehen" durch. In diesem Fall ist die Wahl der Optik und Brennweite eine bewusste gestalterische Entscheidung eines gestandenen Kameramannes. Er wird der Meinung gewesen sein, dass es dem Look und Feel der Geschichte dient. Kann man mögen, muss man aber nicht. Ist halt wie vieles in der Kunst Geschmacksache. Es ist auf jeden Fall kein "Fehler".

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Montag, 8. Februar 2016, 10:38

Ist halt wie vieles in der Kunst Geschmacksache. Es ist auf jeden Fall kein "Fehler".

Den Punkt würde ich auch noch mal ganz stark machen wollen. "Abbildungsfehler" klingt danach, als ob Film die Realität darstellen würde. Bis auf wenige Versuche in eine eher dokumentarische Richtung ist Film (auch Dokumentationen) aber immer Kunst. Und Kunst darf einfach viel :)

Biff

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Montag, 8. Februar 2016, 11:11

Zitat

Könntest du vielleicht ein bisschen ausführen, welchen Hintergrund du filmisch hast?

Ja, natürlich; überhaupt keinen leider, habe von Film / Kunst leider überhaupt keine Ahnung. Mich interessiert gelegentlich einfach mal intensiver der Hintergrund, aus dem gewisse Filme / Teile davon so gemacht sind, wie sie sind.

Zitat

Also was du bisher so gemacht hast und wie es dich hierher verschlagen hat?

Habe noch nie einen Film gemacht. Wie ich hierher gekommen bin, wonach ich da gesucht habe, weiß ich leider gar nicht mehr, tut mir leid, wohl irgendwie hatte ich etwas im Zusammenhang "Film" wissen wollen, schätze ich. Und wer sollte derartige Fragen besser beantworten können als Filmschaffende.

Zitat

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin an dem Punkt, wo ich deine Frage nicht mehr verstehe.

Verzeihung. In wie fern (nicht mehr, was hat sich geändert)? Was verstehst Du nicht (mehr)?

Zitat

In wenigen Sätzen: Bei einem Film solcher Größenordnung "rutscht" sowas nicht "aus Versehen" durch. In diesem Fall ist die Wahl der Optik und Brennweite eine bewusste gestalterische Entscheidung eines gestandenen Kameramannes. Er wird der Meinung gewesen sein, dass es dem Look und Feel der Geschichte dient. Kann man mögen, muss man aber nicht. Ist halt wie vieles in der Kunst Geschmacksache. Es ist auf jeden Fall kein "Fehler".


Zitat

Den Punkt würde ich auch noch mal ganz stark machen wollen. "Abbildungsfehler" klingt danach, als ob Film die Realität darstellen würde. Bis auf wenige Versuche in eine eher dokumentarische Richtung ist Film (auch Dokumentationen) aber immer Kunst. Und Kunst darf einfach viel :)

Ja, völlig verständlich, nach diesen Darstellungen und der von ToXic pictures ist meine Frage sozusagen vollständig beantwortet. Ist also (eigentlich) ganz einfach zu verstehen.

Vielen Dank.

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