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Boyzie

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Mittwoch, 13. Februar 2019, 08:16

Ton: wie Atmo bei verschieden Einstellungen auf einem Level halten?

Wie angelt man den Ton neben einer ständig vorhandenen Geräuschquelle (vermutlich genau so wie bei "normaler" Atmo?), etwa Verkehrslärm, Springbrunnen, Bauarbeiten etc. bzw. wie schafft man es die Atmo später im Film bei verschiedenen Einstellungen / Szenen immer gleich laut zu haben. Also nicht etwa sie in verschiedenen Einstellungen unterschiedlich laut klingen zu lassen?
Und we macht man es, gerade in Räumen mit besonders starkem Hall und Einstellungen, die (einen sehr großen) unterschiedlichen Abstand des Mirkros zum Mund erfordern, im Film nicht unterschiedlich starken Hall zu hörbar zu haben, also etwa stärkerer Hall bei weiterer Entfernung des Mikros vom Mund, weniger verhallt bei näherer Entfernung des Mikros?

joey23

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Mittwoch, 13. Februar 2019, 09:18

Kommt immer auf die Situation an. Ideal ist es, wenn man alle Einstellungen mit möglichst wenig Atmo aufnimmt und im Schnitt eine gleichlaute Atmo wieder drüber legt. Geht aber natürlich nicht immer, dann muss man Kompromisse machen.
Mit dem Hall ist es genau das gleiche. Möglichst vermeiden. Halte das Mic möglichst immer im gleichen Abstand. Im Zweifel lieber auch mal weiter weg als möglich. Wobei man Hall ja auch nachträglich wieder einfügen kann. Ist aber nicht ganz leicht das realistisch hinzubekommen.
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Boyzie

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Mittwoch, 13. Februar 2019, 12:18

Zitat

Ideal ist es, wenn man alle Einstellungen mit möglichst wenig Atmo aufnimmt und im Schnitt eine gleichlaute Atmo wieder drüber legt.

Ja, ja, aber wenn die Bedingungen eben nicht ideal dazu sind, ist möglichst wenig Atmo vielleicht immer noch (zu) viel. Wenn vor allem auch die Geräusche innerhalb der Atmo zu bestimmten Geschehnissen in der Einstellung im Hintergrund gehören, die synchron laufen müßten / sollten mit dem Ton / der Atmo, etwa ein anfahrendes Auto, sichtbare Tätigkeiten im Hintergrund, die Geräusche verursachen, wie würde man dann einen einheitlich Klang hinkriegen können? Wie macht man so etwas?

Und was passiert mit der Atmo, die über das Mikrophon an der Angel aufgenommen wurde, wenn man eine Atmo, die extra einzeln aufgenommen wurde, verwenden will. Wie verhindert man, daß beide Atmos einander beeinträchtigen? Bzw. wie mischt man die zusammen? Oder macht man so was gar nicht?

Zitat

Halte das Mic möglichst immer im gleichen Abstand.

Ja, ja, aber wenn das nicht geht, dann gibt es als einzige Möglichkeit, in der Nachbearbeitung Hall zuzufügen oder zu entfernen, ihn anzupassen?

EvilMonkey

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Mittwoch, 13. Februar 2019, 14:25

Naja, auch Tonmenschen sind keine Zauberer. An Filmsets wird sich meist seeehr viel Mühe gegeben um genau solche "unpassenden aber echten" Geräusche zu vermeiden. Filz unter hohen Absätzen, ausgeschaltete Kühlschränke etc.

In den von dir erwähnten etwas weniger kontrollierbaren Außensituationen wird meist ein Ansteckmikro am Schauspielerkragen versteckt, das reduziert die Atmo auf der Aufnahme schonmal erheblich. Dann ist es auch völlig üblich dass bei einem Bildschnitt kein Tonschnitt erfolgt, der Dialogton aus der letzten Einstellung also weiterläuft während man z.b. auf eine Reaktion schneidet oder so. Das macht die Gleichmäßigkeit einfacher.

Es gibt da aber keine perfekte Lösung für, ist schließlich ein anspruchsvoller Beruf. Wenn im Hintergrund ein Krankenwagen vorbeifährt oder im Raum gegenüber ein Glas runterfällt schreit jeder noch so gute Tonmann "Stopp, nochmal bitte".

Boyzie

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Mittwoch, 13. Februar 2019, 14:54

Zitat

In den von dir erwähnten etwas weniger kontrollierbaren Außensituationen wird meist ein Ansteckmikro am Schauspielerkragen versteckt, das reduziert die Atmo auf der Aufnahme schonmal erheblich

Aber auch da änderen sich ja vermutlich die Intensitäten der Atmo bei verschiedenen Einstellungen (etwa Abstand zur Geräuschquelle größer / geringer). Würde man da am besten die Atmo getrennt aufnehmen und dann den Einstellungen hinzufügen beim Schnitt? Oder könnte man die Tonspur einer Einstellung kopieren und ebenfalls den anderen Einstellungen beim Schnitt hinzufügen, wäre dann ja als einheitlich Atmo zu hören, könnte ich mir vorstellen, falls die Anschlüsse nicht gehört würden.

joey23

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Mittwoch, 13. Februar 2019, 18:09

So kann man es jedenfalls machen, ja. Man nimmt dann einmal die Atmo getrennt auf und legt die dann im Schnitt drunter. Je nachdem wie viel Atmo in deinem eigentlichen Ton eh schon drin ist mischt du dann für jede Einstellung unterschiedlich viel Atmo dazu, so dass du nachher einen einheitlichen Eindruck hast.

Erfahrungsgemäß ist sowas eigentlich IMMER ein Kompromiss. Und selbst bei großen Produktionen kann man Atmounterschiede hören, wenn man drauf achtet. Manches fällt auch gar nicht auf. Ist zB der Schauspieler weiter von der Kamera weg kann es auch sehr unnatürlich wirken, wenn seine Stimme so wenig Hall hat als wäre man direkt vor seiner Nase.
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Tiger

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Mittwoch, 13. Februar 2019, 20:49

Bei ganz großen Produktionen wird der Ton vom Set oft eh nur als Referenz verwendet und vieles noch einmal nachvertont. Das können Dialoge sein, die nachsynchronisiert werden (ADR) aber auch Atmos aus dem Archiv, Sounds vom Sound Designer und Foley für Umgebungsgeräusche etc. und natürlich die Filmmusik falls vorhanden. Die ganzen Spuren landen dann beim Re-Recording Mixer, der alle vorhandenen Quellen (O-Töne und nachträglich produzierte Spuren) ggf. bereinigt, aneinaner angleicht (EQ, Hall, Dynamik, Spills unterdrücken usw.) und daraus die finale Tonspur mixt. Je sauberer die am Set aufgenommenen Audiospuren sind, desto weniger Nacharbeit ist nötig, aber auch Hollywood kann nicht zaubern, daher ist das o.g. Prozedere entstanden. Wie viel man davon in eine Amateur-Produktion mitnehmen will, kann oder möglicherweise muss, ist natürlich sehr projektabhängig.

Boyzie

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8

Mittwoch, 13. Februar 2019, 22:11

Zitat

Erfahrungsgemäß ist sowas eigentlich IMMER ein Kompromiss.

Draußen den Ton aufzunehmen? Oder sogar auch drinnen?

Man sollte also ausnahmslos immer mindestens beim Außendreh (vielleicht auch beim Innendreh) die Atmo getrennt und lange genug aufnehmen?

Zitat

Je sauberer die am Set aufgenommenen Audiospuren sind, desto weniger Nacharbeit ist nötig

Was / wie wäre denn grundsätzlich am Set aufzunehmen? Die Sprache bei allen Einstellungen mit dem Mikrofon so nah wie möglich am Mund und jeweils eine Atmo für die Einstellungen, die die selbe Atmo brauchen / haben? Dazu genügt ein extra Aufnahmegerät, Mirko mit Angel und / oder Ansteckmikros?

Selon Fischer

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Donnerstag, 14. Februar 2019, 07:57

Dem Atmo-Ton ist es egal, wie nah du mit der Kamera am Mund bist ;) Ich kenn es so, dass nach Abschluss der Dreharbeiten an einem Motiv der/die Tonmann/frau für 1-2 Minuten um Ruhe bittet und nur Atmo aufzeichnet. Vorher hat er meistens noch von allen Handlungen, die relevante Geräusche produzieren, extra Ton aufgenommen. Die kommen nicht immer zum Einsatz, ist aber immer gut, sowas zur Sicherheit dabei zu haben, um es später nicht noch nachbauen zu müssen.

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Vordhosbn, Andreas S

joey23

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10

Donnerstag, 14. Februar 2019, 08:22

Zitat

Draußen den Ton aufzunehmen? Oder sogar auch drinnen?
Das kann auch drinnen nicht ganz einfach sein. Stell dir mal vor du drehst in einer stark hallenden Kirche und hast sowohl eine Totale aus der du Dialog brauchst als auch eine Naheinstellung aufs Gesicht. Schon hast du eine Situation in der du Kompromisse machen musst.

Zitat

Was / wie wäre denn grundsätzlich am Set aufzunehmen? Die Sprache bei allen Einstellungen mit dem Mikrofon so nah wie möglich am Mund und jeweils eine Atmo für die Einstellungen, die die selbe Atmo brauchen / haben?
In meinem Kirchenbeispiel würde ich eben mit dem Mikro auch in der Nahaufnahme nicht so ganz dicht drangehen. Dann bleibt da noch etwas vom natürlichen Hall der Kirche erhalten. Das passt dann auch besser zur Totale. Oder vielleicht ist der Text in der Totalen auch so kurz, dass man den Schauspieler den Dialog zweimal spielen lassen kann und eine Aufnahme macht in der das Mikro halt im Bild ist, deren Bild man verwirft und nur die Audiospur nutzt.
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Boyzie

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Donnerstag, 14. Februar 2019, 08:40

Zitat

Dem Atmo-Ton ist es egal, wie nah du mit der Kamera am Mund bist ;)

Ich dachte, gerade nicht, je weiter entfernt vom Mund, desto ungünster das Verhältnis der Lautstärke / die Mischung von Atmo und Sprache. Das stimmt nicht?

Also drei verschiedene Töne, die der Tonmann am Set grundsätzlich aufzeichnen sollte: Sprache, so nah wie möglich am Mund abgenommen, Atmo und Geräusche / Audiosignale, die bei der Nachbearbeitung gebraucht werden (könnten).

Zitat

In meinem Kirchenbeispiel würde ich eben mit dem Mikro auch in der Nahaufnahme nicht so ganz dicht drangehen.

Ja, also der Abstand zum Mund angepaßt an die Kameraentfernung, je weiter weg die Kamera mit Weitwinkel, desto weiter das Mikro vom Mund um den Hall, die Atmo in der Kirche angepaßt an die Weite / den Raum mit in den Ton zu kriegen.

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joey23

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12

Donnerstag, 14. Februar 2019, 10:09

Zitat

Ich dachte, gerade nicht, je weiter entfernt vom Mund, desto ungünster das Verhältnis der Lautstärke / die Mischung von Atmo und Sprache. Das stimmt nicht?


Der Atmo ist das egal, die bleibt gleich laut. Der Schauspieler wird natürlich leiser, wenn du weiter weg gehst. Entsprechend verschiebt sich das Verhältnis zwischen Atmo und Sprecherton, genau.
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Tiger

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Donnerstag, 14. Februar 2019, 20:06

Was / wie wäre denn grundsätzlich am Set aufzunehmen? Die Sprache bei allen Einstellungen mit dem Mikrofon so nah wie möglich am Mund und jeweils eine Atmo für die Einstellungen, die die selbe Atmo brauchen / haben?

Neben der Entfernung des Mikros zur Person spielen noch andere Faktoren eine Rolle. Wenn der Tonmann ein gutes Richtmikrofon verwendet, muss auch die Ausrichtung stimmen. Lieber die Angel etwas vor dem Schauspieler und dann das Mikro in Richtung Mund drehen als senkrecht von oben aufzunehmen. Bei einem Mikro mit Kugelcharakteristik ist die Ausrichtung natürlich egal. Auch die Mikro-Position im Raum kann verschiedene Hall-Ergebnisse liefern, insbesondere im Bass-Bereich. Wenn man einen dröhnenden Hall hat, hilft es oft, das Mikro ein Stück zu bewegen. Dazu kann man ggf. den Raum noch etwas optimieren, z.B. einen Teppich auf den Boden legen oder Möbel umstellen. Und es hilft natürlich, ein empfindliches Mikrofon mit großem Signal-Rauschabstand zu verwenden. Viele Kondensatormikrofone performen besser mit externer Phantomspeisung als mit interner Bakterie. Gerade die weit verbreiteten Rode Videomics sind nicht der Bringer, was Empfindlichkeit angeht, gerade wenn sie mit interner Spannung laufen.

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14

Donnerstag, 14. Februar 2019, 23:47

Zitat

Der Atmo ist das egal, die bleibt gleich laut. Der Schauspieler wird natürlich leiser, wenn du weiter weg gehst.

Ja, aber der Aufnahmepegel würde / müßte doch (unbedingt) an die neue, weitere Entfernung angepaßt werden, oder nicht, sonst wäre doch die Aufnahme zu schwach ausgesteuert, oder täusche ich mich. So daß damit die Atmo lauter zu hören sein müßte.

Zitat

Wenn der Tonmann ein gutes Richtmikrofon verwendet, muss auch die Ausrichtung stimmen.

Also exakt auf die Schalquellen, etwa den Mund gerichtet. Wieviel Toleranz hat man da denn? Das kann ja, vor allem bei schnellen, spontanen (vor allem unbekannten, schwer einzuschätzenden) Bewegungen, vor allem auch beim Neuausrichten auf die jeweilig Sprechenden zum Beispiel bei Gegenschüssen auch mal ungenau sein, etwa am Satzanfang, solange bis das Mirko richtig ausgerichtet ist.

Zitat

Lieber die Angel etwas vor dem Schauspieler und dann das Mikro in Richtung Mund drehen als senkrecht von oben aufzunehmen.

Ist eigentlich, solange das Mirkro direkt auf den Mund zeigt, also nicht etwa bei lotrechter Ausrichtung von oben, der Winkel - also zum Beispiel 10° zur Körperlänge / zur Lotrechten oder 45° - egal oder beeinflußt der den Ton (wenn nicht Umgebungsräusche in der jeweiligen Richtung wären, die ungewollt aufgenommen würden oder Hall sich unterschiedlich auswirkte, die Atmo also gleich bliebe)? Müßte man also immer darauf achten (was wohl nicht oder nur eingeschränkt möglich wäre) in einer Einstellung / Szene den Ton desselben Schauspielers immer im ähnlichen Winkel aufzunehmen?

Zitat

Dazu kann man ggf. den Raum noch etwas optimieren, z.B. einen Teppich auf den Boden legen oder Möbel umstellen.

In dessen ungefähre Richtung das Mikro dann ausgerichtet wäre, wenn es auf den Mund gerichtet wäre?

Zitat

Und es hilft natürlich, ein empfindliches Mikrofon mit großem Signal-Rauschabstand zu verwenden. Viele Kondensatormikrofone performen besser mit externer Phantomspeisung als mit interner Bakterie. Gerade die weit verbreiteten Rode Videomics sind nicht der Bringer, was Empfindlichkeit angeht, gerade wenn sie mit interner Spannung laufen.

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Selon Fischer

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Freitag, 15. Februar 2019, 08:26

Ja, aber der Aufnahmepegel würde / müßte doch (unbedingt) an die neue, weitere Entfernung angepaßt werden, oder nicht, sonst wäre doch die Aufnahme zu schwach ausgesteuert, oder täusche ich mich. So daß damit die Atmo lauter zu hören sein müßte.

Nein. Die Atmo ist die Atmo. Die ist immer da und immer gleich. Im besten Fall hört man sie auf Zuschauendenseite gar nicht, sondern nimmt sie als natürliche Geräuschkulisse der Szene wahr. Die Atmo ist dazu da, um die Szene als kohärentes Ganzes zu verkaufen und nicht als Folge von Einstellungen mit unterschiedlichen Entfernungen.

Boyzie

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Freitag, 15. Februar 2019, 08:43

Das verstehe ich nicht bzw. kommt mir unplausibel vor (weil ich es nicht verstehe).

Selon Fischer

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17

Freitag, 15. Februar 2019, 15:44

Die Soundkulisse einer Szene besteht aus vier Bereichen: 1) Sprache, 2) Geräusche, 3) Atmo und 4) Musik.

1) Sprache
Sprache wird entweder so trocken wie möglich aufgenommen (also Mikro so nah wie möglich an den Mund) oder eben so, dass bestimmte charakteristische Eigenschaften des Motivs erhalten bleiben (z.B. der Hall in der Kirche). Beides hat Vor- und Nachteile und ermöglicht/erfordert unterschiedliche Nachbearbeitungsschritte.

2) Geräusche
Geräusche bestimmter (sichtbarer) Handlungen werden entweder a) vor Ort aufgenommen oder b) später in der Post hinzugefügt.
a) vor Ort aufgenommen: je nachdem, wie nah oder weit das Mikro die Sprache aufnimmt, zeichnet das Mikro bestimmte Geräusche schon mit auf (z.B. Kleiderrascheln). Andere, wie z.B. das Anzünden einer Streichholzes, nimmt man vor Ort nach Abschluss der visuellen Dreharbeiten auf, um diese Soundschnipsel später unter das Bildmaterial legen zu können.
b) Geräusche in der Post: Geräusche, die man vor Ort nicht aufgenommen hat/nicht aufnehmen konnte, sucht man sich entweder aus Soundbibliotheken zusammen oder erzeugt sich im eigenen Studio neu. Problem: diese Geräusche tragen logischerweise keine akustischen Gemeinsamkeiten mit den vor Ort aufgenommenen Geräuschen. Man braucht hier also etwas, mit dem man diese Sounds mischen kann. Das wäre dann die...

3) Atmo
...die Atmo. Die besteht meist aus wenigen, vor Ort aufgenommenen, langen Tonaufnahmen. Auf ihr sind keine Sprache, keine Geräusche und keine Musik. Dafür alle Hintergrundgeräusche, die den Klang voll machen, aber nicht separat wahrnehmbar sind: z.B. ferner Autoverkehr, Vogelzwitschern, Blätterrauschen, Glockenschlagen, Uhrenticken...Dadurch, dass die Atmo da ist, können Sprache und Geräusche zu einem ganzheitlichen Klangeindruck gemischt werden. Die Kunst ist es, die Atmo so zu mischen, dass sie vorhandene Hintergrundgeräusche auf den anderen Aufnahmen (von Sprache und Geräuschen) ausgleichen kann. Die haben nämlich entweder zu wenig Atmo (z.B. bei trockenen Sprachaufnahmen oder nachträglich erzeugten Studiosounds) oder bringen selber zu viel Atmo mit (z.B. bei Sprache mit akustischen Informationen des Motivs). Hier eine gute Mischung zu finden, ist von zentraler Wichtigkeit.

4) Musik
Musik kann vor Ort aufgenommen werden oder (was fast immer passiert) später hinzugefügt werden. Ist Musik für die Protagonisten wahrnehmbar, wird sie mit der Atmo gemischt. Ist sie nur für die Zuschauenden wahrnehmbar, passiert dies nicht.

Tiger

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18

Freitag, 15. Februar 2019, 18:52

Also exakt auf die Schalquellen, etwa den Mund gerichtet. Wieviel Toleranz hat man da denn?

Die Toleranz hängt von der Richtcharakteristik des Mikrofons ab. Normalerweise liefern die Hersteller ein Diagramm mit. Bei sich schnell bewegenden Schallquellen sollte man dann vielleicht nicht das extremste Shotgun Mic nehmen. Ist vergleichbar mit der Brennweite beim Objektiv.

Zitat

Müßte man also immer darauf achten (was wohl nicht oder nur eingeschränkt möglich wäre) in einer Einstellung / Szene den Ton desselben Schauspielers immer im ähnlichen Winkel aufzunehmen?

Ich glaube nicht, daß man eine große Abweichung hört, wenn sich der Winkel etwas ändert, käme auf einen Versuch an. Wenn man eine Solo-Geige abnimmt, hört man tatsächlich jeden Millimeter, das ist aber eine ganz andere Situation. Was man bei Sprachaufnahmen hört, ist wenn die Schallquelle aus dem Sweet Spot wandert, dann wird sie deutlich leiser.

Zitat

In dessen ungefähre Richtung das Mikro dann ausgerichtet wäre, wenn es auf den Mund gerichtet wäre?

Nein, es geht weniger um direkte Reflexionen sondern um den gesamten Hallanteil. Den bekommst du reduziert, in dem du große Flächen im Raum blockst, relativ unabhängig von der Position der Schauspieler. D.h. Sofa oder Regal an die Wand, möglichst großen Teppich auf den Boden usw. Bei Dröhnen im Tieftonbereich hilft es oft, die Raumecken zu dämpfen, also Sessel in die Ecke oder ähnliches.

Zitat

Welche Modelle wären denn zu empfehlen?

Ich verwende Sennheiser MKE 600, meiner Meinung nach mit die besten Mikros, die man zum Filmen zu einem akzeptablen Preis bekommen kann. Eine Preisklasse drüber wären die Shure VP 89 M/L noch eine Alternative, waren mir bisher aber zu teuer. Das "L" hat eine extreme Richtcharakteristik (30° Öffnungswinkel), damit kann man auch aus der Distanz noch Dialoge gut einfangen, muss aber gut zielen, fürs Filmset eingetlich schon wieder zu krass. Und das Shure braucht zwingend Phantomspeisung und hat eine schlechtere Basswiedergabe als das Sennheiser. Empfindlichkeit ist in etwa identisch.

Boyzie

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19

Samstag, 16. Februar 2019, 09:53

Vielen Dank!

Zitat

Andere, wie z.B. das Anzünden einer Streichholzes, nimmt man vor Ort nach Abschluss der visuellen Dreharbeiten auf, um diese Soundschnipsel später unter das Bildmaterial legen zu können.

Nach Abschluß, weil die Aufnahme, das Mikro dann einzig auf die Geräuschquelle, das Streichholz, ausgerichtet werden können, anstatt daß sie auf das Streichholz nicht optimal ausgerichtet es nur zusätzlich zur Sprache aufnähmen? Dieser Ton wird ja bestimmt ohnehin beim Aufnehmen des Schauspielers automatisch mit aufgenommen beim Dreh, vielleicht zusammen mit einem zeitgleich gesagten Wort. Man würde also in der Nachbearbeiung den zusammen mit dem Bild getrennt aufgenommenen Originalton des Streichholzes durch einem extra am Drehort aufgenommenen ersetzen. Und der Original-Streichholzton ließe sich tatsächlich so trennen von der Sprache oder mischen mit dem Extra-Ton, daß er mit gutem Ergebnis verwendbar wäre?

Zitat

b) Geräusche in der Post: Geräusche, die man vor Ort nicht aufgenommen hat/nicht aufnehmen konnte, sucht man sich entweder aus Soundbibliotheken zusammen oder erzeugt sich im eigenen Studio neu. Problem: diese Geräusche tragen logischerweise keine akustischen Gemeinsamkeiten mit den vor Ort aufgenommenen Geräuschen. Man braucht hier also etwas, mit dem man diese Sounds mischen kann. Das wäre dann die...

Also unbedingt alle Geräusche versuchen am Set durch dort vorhandene Gegenstände getrennt (noch einmal) extra aufnehmen, weil das die wohl schnellste / einfachste / sicherste Möglichkeit ist.

Zitat

Die haben nämlich entweder zu wenig Atmo (z.B. bei trockenen Sprachaufnahmen oder nachträglich erzeugten Studiosounds) oder bringen selber zu viel Atmo mit (z.B. bei Sprache mit akustischen Informationen des Motivs). Hier eine gute Mischung zu finden, ist von zentraler Wichtigkeit.

Ja, verständlich. Ich glaube, der Zuschauer nähme grundsätzlich aber selbst größere "Fehler" bzw. "ungünstige" Mischungen / "weniger gute" gar nicht als solche war, jedenfalls nicht bewußt.
Ton - wie Beleuchtung wohl auch, obwohl da vielleicht weniger (selbst wenn über die Atmosphäre eines Filmes gesprochen würde), fällt ja - nach meinem Eindruck jedenfalls - immer nur (bewußt) auf, wenn er gar nicht gut oder schlecht ist. Anders als etwa bei der Kamera, die, wenn sie als besonders gut empfunden wird, Thema auch bei nicht Filmschaffenden werden kann.

Zitat

Ist Musik für die Protagonisten wahrnehmbar, wird sie mit der Atmo gemischt.

Wie geht man vor, wenn sich Schauspieler zur Musik bewegen sollen, etwa tanzen, da sah ich schon öfter, daß die sich auffällig den möglicherweise vorhandenen Filmgenuß bisweilen sogar trübend außerhalb des Taktes bewegen, also völlig gegenläufig zur Musik? Wie kann man also die Schauspieler synchron zur Musik kriegen, wenn sie am Set nicht vorhanden ist / sein kann?

Zitat

Die Toleranz hängt von der Richtcharakteristik des Mikrofons ab. Normalerweise liefern die Hersteller ein Diagramm mit. Bei sich schnell bewegenden Schallquellen sollte man dann vielleicht nicht das extremste Shotgun Mic nehmen. Ist vergleichbar mit der Brennweite beim Objektiv.

Je nach den Gegebenheiten beim Dreh, brauchte man also ein zweites Mikro. Oder könnte vielleicht die Nachteile der für die jweiligen Einstellungen ungeeigneten / nicht idealen Richtcharakteristik dadurch (etwas) aufheben, daß man optimalen Abstand des Mirkos zur Klanquelle mit den damit einhergehenden akkustischen Nachteilen vergrößert, somit also wohl einen größeren Bereich hätte, in dem die Sprache noch gut aufgenommen würde.

Zitat

Nein, es geht weniger um direkte Reflexionen sondern um den gesamten Hallanteil. Den bekommst du reduziert, in dem du große Flächen im Raum blockst, relativ unabhängig von der Position der Schauspieler. D.h. Sofa oder Regal an die Wand, möglichst großen Teppich auf den Boden usw. Bei Dröhnen im Tieftonbereich hilft es oft, die Raumecken zu dämpfen, also Sessel in die Ecke oder ähnliches.

Also (teilweise) nur möglich, wenn das die Ausstattung / Requisiten zuließen und nur vor dem Anfang einer Sequenz (Anschlußfehler).

Zitat

Ich verwende Sennheiser MKE 600, meiner Meinung nach mit die besten Mikros, die man zum Filmen zu einem akzeptablen Preis bekommen kann

Neu wohl für ca. 260 €. Aber gerade Mikros wird man / sollte man wohl gebraucht kaufen, die können ja wohl nicht verscheißen, sind wohl weniger für (nicht sichtbare) Defekte anfällig (als etwa eine Kamera oder so was).

Zitat

Eine Preisklasse drüber wären die Shure VP 89 M/L noch eine Alternative, waren mir bisher aber zu teuer.

Ganz schön großer Abstand zur nächsten Preisklasse wohl, die sind ja offenbar über dreifach so teuer wie ersteres, das aber doch bestimmt ebenfalls "professionell" einsetzbar ist, schätze ich.

Zitat

Und das Shure braucht zwingend Phantomspeisung und hat eine schlechtere Basswiedergabe als das Sennheiser.

Ist also im Klang gar nicht besser als das Sennheiser? Oder nur im Bass nicht? Ist es einzig die Richtcharkteristik, die den Preis rechtfertigen könnte?

Hat Phantomspeisung (in der Handhung) des Mikros Nachteile?

Welchen Field Recorder könnte man empfehlen?

Den Ton beim Dreh vernünftig / wie es sein soll, aufzunehmen, ist das für einen, der das noch nie gemacht hat, vielleicht spätestens nach einigen Drehs zu schaffen, jedenfalls ohne fatale Fehler?

Selon Fischer

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Samstag, 16. Februar 2019, 17:25

Ein Streichholz anzuzünden ist deutlich leiser als Sprache. Zumal das Streichholz auch in den meisten fällen eher weiter weg vom Mund angezündet wird. Will sagen: Wenn auf Sprache geangelt und gepegelt wird, hättest du in diesem fiktiven Beispiel das Streichholz nicht ordentlich drauf. Die nachträgliche Aufnahme ordentlich über den O-Ton zu legen, ist vergleichsweise einfach.

In einem optimalen Dreh würde man nachher alle Geräusche noch mal aufnehmen, ja. Aus Zeitgründen oder auch ganz praktischen Überlegungen heraus, macht man das aber so gut wie nie.

Film besteht aus 50% aus Bild und 50% aus Ton. Zuschauer verzeihen eher schlechtes Bild als schlechten Ton - Soundlücken, verhallte oder zu leise Passagen hört jeder Laie, weil wir als Menschen darauf trainiert sind, unsere Umgebung akustisch wahrzunehmen.

Zu deiner Musik-Mischungsfrage: Wir haben sowas in einem (sonst eher weniger gelungenen) Film gemacht. Da gibt's einen Dialog, während im Hintergrund Leute Salsa tanzen.
Schau mal ab 7:20 rein: Vogelfrauen (Road Movie | 22 Minuten)
Das Making Of zur Szene gibt's hier:

Da siehst du, dass wir zwei unterschiedliche Techniken angewendet haben, um Tanz und Dialog sauber hinzubekommen. 1) Dialog ohne Musik, also mit trocken tanzenden Pärchen im Hintergrund und 2) Tanzende mit on Set Musik für die Schnittbilder. Beides zusammen funktioniert ganz gut :)

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