Nachdem ich mir das Wochenende Filme aus den 1920er-30er Jahren angesehen habe, wie
Nosferatu,
Das Cabinet des Dr. Caligari und
M - eine Stadt sucht einen Mörder, kam mir folgender Gedanke:
Sowohl in der Stummfilmzeit als auch heute wurden die meisten Filme auf 35mm gedreht. Die Bildqualität war vor 90 Jahren jedoch erheblich schlechter* - und ließ so mehr kreativen Spielraum für analoge Spezialeffekte und die Fantasie des Zuschauers**. Soweit die Ausgangsthese.
Idee: Die schlechte Bildqualität imiteren, um diesen kreativen Freiraum wieder zu schaffen.
Ich stelle mir da Filme in Super8 vor, oder sogar auf Kodak No. 1 - Nachbauten gedreht. Aber auch eine starke Kompression bei Digital ( -> verpixelt) wäre möglich. Das ist letztendlich eine Geschmacksfrage.
* Warum, weiß ich nicht, Ich habe Vermutungen: 1. Schlechtere Produktionsbedingungen in der Herstellung der Kameras, was zu Unschärfe, Vignettierung usw. führt. 2. Diese Kameras wurden noch komplett händisch bedient, einschließlich dem Drehen der Filmrolle. 3. Fehlende Expertise der Personen, die Kameras bedient haben. Ich halte es auch für möglich - da ich einen dieser Filme leider nie im Original, sondern nur im Internet gesehen habe - dass gerade bei deutschen Filmen nur auf die Kopie einer Kopie einer Kopie us. zurückgegriffen werden konnte und so die Bildqualität sich immer weiter verschlechterte. Durch die Nachkriegswirren 1918-1933, die anschließende Zensur der Nazis und die Emigration vieler Filmschaffenden, und durch Zerstörungen im Bombenkrieg ist ein Teil des ursprünglichen Filmmaterials ja verschollen oder zerstört worden.
** Sicher spielt die Effekthascherei moderner Filme durch bessere Bildqualität und CGI eine Rolle. Aber auch heute gilt in vielen Horrorfilmen, dass das, was Angst hervorruft, nicht oder nur schemenhaft gezeigt wird. Maximal im Höhepunkt kann es voll gezeigt werden, aber bloß nicht zu lange. Es darf gerade einen kurzen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen. Mein persönliches Lieblingsbeispiel ist
Signs - Zeichen - achtet hier darauf, wie die Aliens gezeigt werden:
In
Mulholland Drive hat sich David Lynch nicht ganz daran gehalten, aber ein interessanter Effekt tritt zutage: Das Gesicht des Mannes hinter Winkie's ist so schrecklich, dass die meisten es sich nicht ansehen können, obwohl es nur kurz gezeigt wird. (Einen Link erspare ich euch mal.)
Beides sind keine Horrorfilme im engeren Sinne, sondern Filme, die Horrorelemente beinhalten, um Angst und extreme Beklemmung beim Zuschauer hervorzurufen. Darum spreche ich von Soft Horror.
Was sagt ihr dazu?