Bei der Frage nach dem Sinn von Intros würde ich unterscheiden zwischen Amateurfilmen, Produktionsgesellschaften die unterschiedliche Formate produzieren, Produktionsgesellschaften die oft nur für einen Film bestehen, und den großen Studios (damals hauptsächlich 6).
Im Amateurbereich gerade bei Erstlingswerken erschließt sich mir bei vielen Intros nicht wirklich der Sinn (außer vielleicht mal etwas mit AE auzuprobieren). Es läuft aber wohl in allen Fällen auf eine Art "corporate identity" hinaus, deren Ursprünge im Zeitalter von Wochenschauen und vor dem Aufkommen der TV Geräte zu suchen sind. Somit beschränke ich mich auf die historischen Aspekte:
Einige der Studios besaßen eigne Filmtheater, womit das Intro auch übergeordnete Marktinteressen verkörperte und im Kontext mit sichtbaren Logos innerhalb der einzelnen Kinos verbunden war. Heutzutage wäre es vielleicht vergleichbar mit "UCI-Kinowelt" plus "UFA" vereint in einer Gesellschaft.
Vor dem Fernsehzeitalter war die Besucherfrequenz in den Kinos deutlich höher, wozu die Wochenschauen beitrugen z.B. FOX Movietone News (tönende Wochensschau). Das Intro ist zu dieser Zeit also auch als eine Art von heutigem "Senderlogo" zu verstehen. Somit wird das Intro auch zum Qualitätssymbol für z.B. journalistische Tätigkeit, Wahrheits- und Informationsgehalt.
Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt waren die Vertragsschauspieler (teilweise über Jahre mit einem Studio "verheiratet"). Wer also Marilyn Monroe Filme sah, wurde erstmal mit der Fox Fanfare "zugetrötet", wobei die Studios sicherlich mehr von dieser "Zwangssybiose" im Hinblick auf ihr Renomee profitierten, als die Stars (die waren genauso populär wenn sie die Studios wechselten).
Die Symbole (und auch teilweise Musik) die man auswählte z.B die "Columbia" oder der "Paramount" sind nichts anderes als "Mercedesstern" und "Rolls Royce Emily". Markenzeichen mit hohem Widererkennungswert für bewegte Bilder, die den eignen Anspruch der Studios wiederspiegeln sollten und eine globale/nationale Überlegenheit darstellen, die teilweise sogar in Richtung "(kriegs)Propaganda" interpretierbar ist.
Hier einige Beispiele für Intros, wie man sie interpretieren kann oder soll, was sie verkörpern und wie man sie auch unterhaltsam einsetzen kann...
Universal's Die Erdkugel dreht sich während des Intros auf das (Film)Zentrum der Welt - die USA.
Warner Bros. geht heutzutage soweit, sich selber in den Fokus zu rücken und zelebriert sich mit Aufnahmen der eignen Studios, musikalisch untermalt mit "As Time goes by" aus "Casablanca". Eine wie ich finde logischere Sichtweise als bei Universal.
20th Century Fox Intro, ein Art-deco-Gebäude angestrahlt von Scheinwerfern ??? - möglicherweise "Flakscheinwerfer" ??? Martialische Musik ??? Immerhin enstanden die Fanfare und das Intro kurz nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland. Möglicherweise wurde aber auch nur einfach der "Metropolis-Look" aufgegriffen. Der Widererkennungswert für die ältere Generation resultiert sicherlich aus der Movietone Wochenschau, für die jüngere Generation ist eher Star Wars der markante Widererkennungswert (Fanfare wurde neu eingespielt und war sogar Bestandteil des in Deutschland veröffentlichten Soundtracks).
MGM war seit 1904 ein Tochterunternehmen einer Kinokette (Loew's Inc.) somit ist das Leo Löwenintro in gewisser Weise mehr als Werbesymbol für ein ganze Unternehmensgruppe zu verstehen. Sehr empfehlenswert ist der
Artikel auf Wiki über den "MGM-Look", der sicherlich auch über das Intro mit transportiert werden soll (Anspruch der Studios an sich selbst) - Inschrift um Leo den Löwen "Ars gratia Artis" = "Die Kunst um der Kunst willen" sagt eigentlich alles über den Anspruch aus.
"Columbia Pictures", die übrigens keine eignen Filmtheater hatten, führte in den 30 Jahren die sogennaten "Serials" (to be continued...) ein und lockte so wöchentlich Zuschauer in die Kinos. Umso wichtiger wurde das Intro, damit die Zuchauer in einem studiounabhängigen Kino auch ganz genau wußten, wer sie da wöchentlich unterhielt.
Für das Intro wählte man eine Ikone, ähnlich wie "Uncle Sam" nur mit viel mehr sexappel. Da das Land mit seiner kurzer Geschichte und mangelnden "Heldensagen" keine "echten" Gottheiten anzubieten hatte, wurde die erfundene "Columbia" (aka "Torch Lady" später "Lady Liberty"), die weibliche (poetische) Personifizierung der USA, vergleichbar mit "Germania","Viktoria","Berolina", als Symbol von Reihnheit (damit auch Wahrheit), Großzügigkeit, Patriotismus ausgewählt. Diese Atribute sollte der Zuschauer mit dem Studio in Verbindung bringen.
Sympathischerweise nahm "Columbia Pictures" sich damit selbst nicht so bierernst, und noch vor anderen Studios, nahm man ab Mitte der 50er Jahre das eigne Intro (und die "Columbia") immer wieder auf die Schippe. Was natürlich nur Sinn, bei einem bereits etablierten Intro (oder Symbol) mit hohem Bekanntheitsgrad macht.
siehe
"The Mouse that roared" (einfach nur großartig)
siehe
"ZOTZ"
siehe
Cat Ballou
siehe
"2009 Banana"
Diese Form der "Veralberung" des eignen Intros, setzte man später bewußt und teilweise erfolgreich ein, um wieder die Verknüpfung Studio->Intro->Film herzustellen (bsp.
Smokey and the Bandit,
Canonball Run)
Ab Mitte der 60er Jahre haben meiner Ansicht nach Intros stetig an Bedeutung verloren, da deren Aufkommen quasi inflationär anstieg. Eine sinnvolle Verknüpfung Studio->Intro->Film wurde in den Zuschauerköpfen immer unwahrscheinlicher. Lediglich ganz große Filme (z.B. Star Wars) und noch stärker Fortsetzungs-Filme wie z.B. James Bond hatten gute Chancen sich über die Jahre festzusetzen (in dem Fall mit dem UA Symbol).
Soviel für Heute zum Thema.