Vielen Neulingen kommen Halogenscheinwerfer anfangs fast zu stark vor - wenn man dann mehr Erfahrung hat, sind sie immer zu schwach...
Sobald Du mal versuchst dunkle Holwände, größere Räume, ganze Hallen oder im Freien bei Sonnenschein damit auszuleuchten, wirst Du mir zustimmen.
In einem typischen modernen Zimmer sind die Wände weiß gestrichen - alles andere als ideal zum Arbeiten mit Licht beim Filmen.
Direkte Möglichkeiten die Helligkeit einer Lichtquelle zu beeinflussen:
1) Einsatz eines Dimmers - der Dimmer muss unbedingt für die Leistung des Scheinwerfers zugelassen sein (auch wenn hier Forum gleich wieder erzählt werden wird, man kann auch mit Billigdimmern vom Baumarkt arbeiten - Strom ist kein Spielzeug und ein Zimmerbrand kann tödlich enden!). Nachteil des Dimmers: es kommt zu einem hörbaren Brummen beim Dimmen
2) Vergrößerung der Distanz zwischen Scheinwerfer und Objekt
Die Beleuchtungsstärke [Lux], die eine punktförmige Lichtquelle auf einer Fläche hervorruft, nimmt quadratisch zur Entfernung ab.
Eine Lichtquelle erzeugt eine bestimmte Gesamtmenge an Licht - der Lichtstrom [lumen] - dieser wird gleichmäßig in allen Richtungen abgestrahlt. Durch den Einsatz von Reflektoren lässt sich der Abstrahlwinkel verkleinern und somit die Lichtausbeute innerhalb des Abstrahlwinkels verbessern.
Man kann sich das wie bei einem Gartenschlauch vorstellen: vergrößere ich den Fließwinkel, so begieße ich eine größere Fläche gleichzeitig, aber mit weniger Wasser pro Zeiteinheit pro Fläche. Zudem ist der Druck beim Auftreffen geringer (analog zur Helligkeit). Stelle ich den Gartenschlauch auf einen Strahl, so erhalte ich einen starken Druck und eine entsprechend große Wassermenge auf kleiner Fläche beim Auftreffen.
Nehmen wir mal an, wir haben eine 100 W Glühbirne mit 45°-Spotfunktion. Diese schafft einen Lichtstrom von ca. 1500 lumen.
Stellen wir diesen Spot nun 1 m entfernt direkt auf die Wand gerichtet auf, so wird dort eine Fläche von 0,48 m² mit 3136 Lux (im theoretischen Idealfall mit einem Superreflektor) erhellt.
Verändern wir nun die Distanz auf den doppelten Abstand so erhöht sich die Fläche auf 1,91 m² bei 784 Lux (also einem Viertel der vorherigen Beleuchtungsstärke)
Erhöhen wir die Distanz auf 4 m, so bleiben uns sogar nur mehr 196 Lux.
Das heißt also, will man seine Objekte weniger stark beleuchtet haben, so kann man das Licht einfach weiter weg stellen.
Und um eine große Fläche gleichmäßig mit viel Licht auszuleuchten braucht man schon sehr, sehr starke Lichtquellen.
Dazu gibt es dieses nette Webapplet zum Herumprobieren:
http://www.stromsparlampen.eu/fotometrie_applet.html
Zur Veranschaulichung ein paar Vergleichsgrößen der Beleuchtungsstärke:
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Quellcode
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Mittagssonnenlicht im Sommer: 100.000 Lux
Bedeckter Himmel im Sommer: 10.000 Lux
Regenwetter, dunkle Gewitterwolken: 1000 Lux
Bürobeleuchtung: 500 Lux
Wohnzimmerbeleuchtung: 200 Lux
Treppenhausbeleuchtung: 100 Lux
Straßenbeleuchtung: 10 Lux
Dämmerlicht nach Sonnenuntergang: 1 Lux
Mitternacht bei Vollmond: 0,2 Lux
Mondloser Sternenhimmel bei Nacht: 0,0005 Lux
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3) Verringern des austretenden Lichtstroms durch Einsatz von Diffusor- oder ND-Folien. Diese Folien bekommt man zB online bei Thomann:
http://www.thomann.de/de/lee_farbfolie_n…e_diffusion.htm
http://www.thomann.de/de/lee_farbfoliefarb_nr_29912_n.htm
ND Folien verhalten sich gegenüber der Lichtfarbe neutral und streuen nicht - im Gegensatz zur Diffusor- /Frostfolie.
Es gibt sie in 4 Stärken:
ND3 = -1 Blendenstufe (Lichtreduktion)
ND6 = -2 Blendenstufen
ND9 = -3 Blendenstufen
ND12 = -4 Blendenstufen
Eine extreme Variante wäre sog. AstroSolar Folie (= ND38 bzw. ND50) ->
http://www.baader-planetarium.de/sektion/s46/s46.htm
Vorteil: man muss den Scheinwerfer nicht weiter wegstellen. Die Folie muss aber unbedingt für den Einsatz an Scheinwerfer geeignet sein, sonst besteht Brandgefahr!
Ähnliches ginge auch über eine Softbox die auf das Licht montiert wird zB von Chimera.
4) Indirektes Licht über einen Reflektor - zB ein Stück Styropor, oder eine weiße Wand. Das ergibt durch die vergrößerte Abstrahlfläche auch weicheres Licht.
5) Schließen der Torklappen (sofern vorhanden) - damit lässt sich ganz gut die austretende Lichtmenge reduzieren. Achtung heiß! Alternativ zu Torklappen gibt es sog. Black Wrap (geschwärztes Alu), aus welchem man sich behelfsmäßig Torklappen basteln kann. Gibt es zb im Online-Shop von mbf.de
6) Mit schwarzem Molton (schwerer, brandhemmender Bühnenstoff) kann man eine weiße Wand abhängen, sodass weniger Licht reflektiert wird.
Indirekte Möglichkeiten:
1) Blende an der Kamera schließen - dadurch gelangt weniger Licht auf den Sensor, allerdings wird auch der Schärfebereich vergrößert - was beim Filmen nicht immer gewollt ist.
2) ND-Filter an der Kamera zuschalten - dadurch kommt ebenfalls weniger Licht zum Sensor, die Blende kann dafür weiter geöffnet werden.