1.Nach ca. 2 min und 50 sec das erste Wort
Genau das fand ich am beeindruckensten. Worte spielen im Film nur dann eine Rolle, wenn es darum geht, aus dem Bild raus zu wachsen.
Zuerst will ich mal sagen, dass ich es sehr gut finde, wie ihr die Sache anpackt. Man spürt die Ernsthaftigkeit mit der ihr, obwohl ihr noch so jung seid, an die Sache ran geht.
So genug der Lobeshymnen. Ich will hier keine Kritik zu eurem Film äußern, da ich sie für dieses Stadium noch unangebrahct finde. Ich möchte eher eine kleine Hilfeleiter stellen, der ihr euch als Anfänger bedienen könnt, wenn ihr wollt.
Der Film im fiktionalen Bereich, ist eine Form der Geschichtserzählung. Das bedeutet, dass du mit deinem Film eine Geschichte deinem Publikum erzählst. Hört sich einfach und logisch an, aber ist schwerer als man glaubt und selbst nach 5 Jahren Erfahrung, kommt es fast tag täglich vor, dass man sagt >>ACH SO GEHT DAS!<<
Warum ist es schwer mit dem Medium Film eine Geschichte zu erzählen? Ganz einfach. Wir sind mehr oder weniger geschädigt von den Filmen die wir mögen und gleichzeitig auch trainiert von ihnen. Denn das was wir wollen und mit unserem Unterbewusstsein aufgenommen haben, erkennen wir nicht und wenn wir einen Film machen, bedienen wir uns lediglich den einfachen visuellen eindrücken, von denen wir annehmen, dass sie wegen ihrer Schönheit in der Kameraperspektive und ihrer hohen Videoauflösung ihre große Wirkung erzielt haben.
Wie du dir gedacht hast ist das falsch, denn die Filme, die uns beeindrucken erzählen in jeder Einstellung, nach jedem Schnitt etwas neues oder vielmehr, sie erzählen die Geschichte weiter. Die Einstellungen sind gezielt so ausgesucht, dass sie etwas ganz spezielles erzählen.
Das bedeutet im Klartext für dich, dass du immer daran denken musst, dass wenn eine Einstellung seine Info gegeben hat sie weiter in die nächste schneiden musst. Dabei musst du nicht darauf achten, was schön aussieht, sondern, was eher deiner Geschichte entspricht und die Worte, die du dir ausgedacht hattest, nun als Film wieder gibt.
Wenn deine Geschichte aufgeschrieben so aussieht : Er klettert den Berg hoch.
Nun musst du darauf achten, wenn der Zuschauer kapiert hat, dass dein Held ein Berg hochklettert, dass die Info nun gegessen und nicht mehr benötigt wird. Also schneiden.
Wenn du deinen Helden 4 Minuten beim erklimmen des Berges zeigst, müsste deine Geschichte aufgeschrieben so aussehen : Er klettert den Berg hoch. Er klettert den Berg hoch. Er klettert den Berg hoch. Er klettert den Berg hoch. Er klettert den Berg hoch. Er klettert den Berg hoch. Er klettert den Berg hoch.
Denn im Grunde zeigst du nichts anderes. Du erzählst eine kleine Info immer und immer wieder von vorne, ohne etwas neues hinzuzufügen. Das nennt man eine Bremse in der Geschichte.
Anders ist es dann, wenn beim Erklimmen etwas spezielles passiert. : Er klettert den Berg hoch. Er erkennt das Tuch, das seinem Freund gehört hat, was an einem Ast hängt und blutig mit dem Wind sich bewegt. Er nimmt es, sieht es kurz an und reagiert leicht demotiviert, als hätte er gerade einen Großteil seines Optimismus verloren. Nun steckt er es ein und geht weiter.
Drehen könnte man das so :
1 Einstellunge: er klettert den Berg hoch.
2 Einstellung : wir sehen das Tüchlein.
3 Einstellung : Wir sehen das Gesicht des Helden, wie er es nun auch bemerkt.
4 Einstellung : wir sehen wieder das Tüchlein, und wie der Held näher kommt und es aufhebt.
5 Einstellung : wir sehen es in seiner Hand und das Blut, das da dran ist.
6 Einstellung : wir sehen das Gesicht des Helden und seine Reaktion darauf.
7 Einstellung : Hier würde ich entweder kurz noch zeigen, wie er es einpackt oder schon in die nächste Szene, wo er bereits fast an seinem Zielort angekommen ist umschneiden.
Ich denke, diese Hilfestellung sollte für den Anfang reichen.
Das Zauberwort lautet : die Geschichte immer weiter erzählen.
Epi