Also ich finde es super, dass du dir Gedanken über die Kameraperspektiven und spezielle Techniken machen willst, dass trifft man nicht gerade oft bei Leuten, die in den Hobby-Film einsteigen wollen (und dabei einen StarWars-Film machen wollen, dass schien echt der Einstiegsfilm Nr.1 zu sein)...
Hier mal ein paar Anhaltspunkte:
1. Wichtigste Regel, wenn man mit dem Filmen anfängt: Nicht zu lang!
Siehst du dir 45 Minuten reines Lichtschwertgefuchtel an?
Es ist sicherlich schwer für euch, dass umzusetzen, aber versucht die Filmlänge erst mal so bei 10 bis maximal 15min zu belassen. Wenn der Film zu lang wird, kommt bei Erstlingswerken normalerweise Langeweile (beim Zuschauer) auf, weil man einfach noch nicht die ausreichende Erfahrung im Storyaufbau hatte.
2. Regel: Ruhige Kamera
Keiner schaut sich einen Film an, bei dem ihm nach drei Minuten Schwindelig ist.
Versucht die Kamera möglichst ruhig zu halten. Bei stehenden Aufnahmen (nur Drehbewegung etc.) braucht ihr ein Stativ. Wenn ihr mal Freihandfilmen wollt, hilft es normalerweise, die Kamera am Stativ zu befestigen, und dieses dann kurz unter der Kamera zu halten. Der Rest des Stativs wirkt dann als Stabilisator. Generell sollte der Kameramann das ruhige Filmen mit der Kamera erst mal üben, denn eine ruhige Aufnahme aus der Hand ist zum großen Teil einfach nur Übungssache. Und seht euch das Testmaterial nachher auch mal am Pc an, denn da werden die Wackler erst richtig sichtbar...
3. Regel: Wo bin ich?
Der Zuschauer muss sich orientieren können
Wer sich euren Film später anschaut, soll nicht völlig orientierungslos durch die Gegend geschickt werden. Wenn ihr euch ein paar Filme angeschaut habt, ist euch vielleicht aufgefallen, dass neue Orte im Film oft ersteinmal aus großer Entfernung gezeigt werden (Perspektive: "Totale", so dass man den Ort (z.B. Ein Fabrikgelände oder den Marktplatz) komplett erfassen kann und ungefähr weiß, wo man sich befindet. Das muss nicht unbedingt die erste Perspektive sein, die man im Film sieht, aber sie sollte recht früh auftauchen.
4. Regel: Wer ist denn dass?
Wer was wie wo wann?
Die Personen des Films sollten vorgestellt werden, dass aber eher indirekt. Beispiel: Zwei Freunde trefffen sich nach einiger Zeit und erzählen von ihren Erlebnissen (nicht zu lang, macht es so wie ihr es erzählen würdet), dabei bekommt man natürlich einiges mit ("Letztends hab ich den ABC getroffen, der hatte..."). Alternativ kann dass natürlich auch die Stimme aus dem Off übernehmen... Die Personen werden erstmal halbnah (mehr als Gesicht und Hals, aber nicht unbedingt vo Kopf bis Fuß, dass hatten wir ja schon in der Totale) gezeigt, dann vielleicht ihre Gesichter nochmal aus der Nähe, so dass man sich die Hauptcharaktere gut einprägen kann...
5. Regel: Zooms sind (fast) verboten
Wer hat im Auge bitte einen Zoom?
Der Kamerazoom ist eine tolle Sache, aber für den Film mehr oder weniger unbrauchbar. Absolut verboten ist dauerndes Herumzoomen! Wenn ihr näher an die Darsteller heranmüsst, macht ihr einen Schnitt und geht hin, oder ihr geht einfach nur hin, oder ihr macht einen Schnitt, Zoomt in die passende Perspektive und filmt erst dann weiter. Natürlich werden auch in Hollywoodfilmen Zooms verwendet, aber für Anfänger ist eigentlich nur der sehr langsame Zoom machbar, der lediglich das Bild in Bewegung halten soll.
6. Regel: Wechsel der Perspektiven
Was empfindet der Protagonist, was macht er, was passiert sonst so?
Zeigt bei emotionalen Szenen immer mal wieder die Gesichter der Personen, damit man ihre Emotionen erkennen kann. Dabei aber nie vergessen, dass auch sonst noch etwas passiert: Bei einem Kampf sollte man z.B. zwischendrin immer mal wieder eine Übersicht gewähren, dann wieder einen besonderen Angriff von nahem zeigen, dann wieder das Gesicht des Gegners und so weiter... Wichtige Handlungen müssen klar erkennbar sein!
7. Regel: Schnittgeschwindigkeit
Ein Kampf ist keine Trauerszene
Bei Actionreichen Szenen schneidet man oft, denn das Schnittempo ruft beim Zuschauer ebenfalls das Gefühl von zusätzlicher Geschwindigkeit hervor. Dabei darf es dann auch mal ein paar schnelle Schwenks geben, der Zuschauer muss aber (mehr oder weinger) den Überblick behalten...
In sehr Emotionalen Szenen schneidet man sehr langsam. Liebesszenen sind häufig ganz aus der Nähe gefilmt (Closeup), bei Trauerszenen kann man auch mal eine Einzelne Person von ganz weitem Zeigen, um ihre Einsamkeit zu verdeutlichen.
8. Es gibt noch tausend Regeln mehr
Aber die passen hier nicht hin, und keiner kennt alle
Wenn du die ganzen Kamera-Perspektiven suchst hilft Google dir gerne dabei. Versuchs mal mit "Totale Halbtotale Closeup Erklärung", da lässt sich eingiges finden...
Wichtiger Tipp für euren Film: Befolgt vor allem die Regeln 1. und 2., sonst schaut sich euren Film nachher keiner an. Und ihr wollt auch nicht wirklich die Lichtschwerter eines 60 oder gar 90-Minuten-Films Rotoscopen.
Ansonsten schließe ich mich den anderen an:
Übung Übung Übung und natürlich Filme gucken!